Hallo MalOhneScherz!
Also wenn die Liebe verpufft ist, weil Du, nachdem er sich getrennt hatte, keine Hoffnung mehr hattest, dann ist sie vermutlich nicht wirklich verpufft, sondern eher etwas wie eingefroren. Wie gesagt, das ist eine Art Schockstarre, ein Selbstschutz, weil man das sonst nicht verkraften würde.
Daß es bei Dir mehr um dieses Einfrieren gegangen ist, zeigt ja auch, daß Du auch für andere derzeit keine Gefühle entwickeln kannst. Es ist ja nicht nur so, daß die Liebe für ihn weg ist, sondern die Liebe und vermutlich auch jede Liebessehnsucht überhaupt.
Und das, was Du schreibst wegen der Potentiale und daß Ihr gegenseitigt die beste Version von Euch und durch Euch gesehen habt - das ist eben gerade das, worum es bei dieser großen Liebe geht. Das ist ein ganz entscheidender Punkt. (So wie dieses Sich-vollständig-Fühlen und gleichsam bis in den letzten Winkel erhellt zu sein.)
Nur kann es eben sein, daß das auch enorme Angst macht, weil es oft ein mühsamer Weg ist von der gegenwärtigen und gewohnten Version zu besten. Das kann bedeuten, vieles aufgeben zu müssen, andere Wege einschlagen zu müssen, so manches Beschwerliche bewältigen zu müssen.
Ich habe es schon einmal irgendwo anders geschrieben: aber einer solchen Liebe muß man auch gewachsen sein. Denn das ist eben kein gemütlicher Spaziergang im Sonnenschein, sondern eine Expedition, eine echte Herausforderung. Und wenn sich dieser jemand nicht gewachsen fühlt, springt er ab.
Eine solche Liebe auch tatsächlich leben zu können, ist eine große Aufgabe und durchaus kein Honiglecken.
Das ist so, wie wenn Du bisher gemütlich auf kleinere Hügel gewandert bist und plötzlich schwebt Dir vor, den Mount Everest zu besteigen. Und wenn Du Dich dem nicht gewachsen fühlst, dann läßt Du es gleich sein, ohne es überhaupt zu versuchen. Das ist natürlich auch der weitaus bequemere Weg - nur kommt man auf diesem eben nie auf den höchsten Gipfel.
Dieser Weg würde letztlich ganz zu einem selber führen, aber es gibt keinen schwereren Weg als jenen zu sich selbst. Denn das kann viele Umbrüche bedeuten, auch viele Verluste, viele Veränderungen, es verursacht viele Ängste usw. - auf der andere Seite kann man aber nur auf diesem Weg zu sich selber finden.
Wagen tun ihn aber nur die wenigsten.
Und ich könnte mir denken, daß Dein Ex eben daran gescheitert ist, daß er sich deshalb zurückgezogen hat. Weil er vielleicht zu viel Angst und zu wenig Mut hatte. Überhaupt, wenn er gesagt hat, er glaube nicht an die große Liebe.
Wieso der Zauber von ihm und von Dir und überhaupt von der Welt abgefallen ist, liegt einfach daran, das gleichsam das Licht erloschen ist. Dann wird aller Zauber unsichtbar.
Ich glaube nicht, daß das alles nur an den Hormonen liegt. Ich kenne zwar diese Vorstellungen und Erklärungen natürlich auch, aber diese sind einfach lächerlich. Bis zu einem gewissen Grad ist es dann richtig, wenn es allein um die s....elle Anziehung geht, um die körperliche Begierde. Aber Liebe im eigentlichen Sinn entsteht und besteht zwischen Wesen in ihrer Gesamtheit, zwischen Seelen, wie immer man es nennen mag. Man berührt und empfindet sich jedenfalls auf einer viel tieferen Ebene als auf der rein körperlichen.
Wäre es lediglich um Hormone gegangen, dann hättet Ihr mit Sicherheit nicht Eure besten Versionen wahrgenommen.
Ich glaube aber, am besten wäre es derzeit für Dich, wenn Du Dich nicht zu sehr mit all diesen Fragen beschäftigst, sondern einfach versuchst zu leben. Das ist das Sinnvollste, was Du gegenwärtig machen kannst.
Wenn gemeinsame Träume platzen, muß man eigene entwickeln und, so es möglich ist, auch verwirklichen.
Du bist noch jung, und ich bin mir sicher, daß auch wieder gemeinsame Träume auftauchen werden.
Liebe Grüße
14.09.2015 02:17 •
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