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Gibt es die zweite große Liebe?

W
Liebe MalOhneScherz,

deine Gedanken und Ängste hatte ich auch und kann ich bestens nachvollziehen. Ab und zu erwischt es mich nochmal an einem schlechten Tag aber im Großen und Ganzen kann ich dir sagen, dass diese Ängste und Gedanken weniger werden, wenn du dir selbst Zeit gibst.

Ich war und bin auch immer wahnsinnig ungeduldig mit mir selbst, konnte nicht fassen, dass ich ihm nach Monaten immernoch nachtrauere, immernoch denke, ich habe meine große Liebe verloren, mich leer und einsam fühle.
Aber ich habe irgendwann angefangen, mal etwas mehr Verständnis für mich selbst aufzubringen. Kannst du akzeptieren, dass es dir noch weh tut, dass du nach einem Jahr eben noch nicht über ihn weg bist? Kannst du dich selbst verstehen, dass du einfach noch Zeit brauchst, weil du diesen Menschen intensiv geliebt hast und eine Zukunft mit ihm geplant hast? Kannst du das annehmen, dass es vielleicht noch 6 oder auch 12 Monate dauert, bis dein Herz wieder frei ist?
Ich habe mir diese Fragen irgendwann, als ich mal wieder in so einem Loch war gestellt und habe erkannt, dass ich es eben nicht akzeptiert habe, dass ich so schnell wie möglich über ihn weg kommen wollte (natürlich) und keine Lust mehr auf diese Grübeleien, Stiche ins Herz und Angstanfälle hatte.

Schau, wenn ein geliebter Mensch stirbt, erwartet auch niemand (auch man selbst nicht), dass man sofort darüber hinweg kommt. Und ich denke, irgendwo ist das vergleichbar, denn der Mensch, den du geliebt hast, ist für dich nicht mehr da. Es dauert, bis das der Verstand begriffen hat und es dauert noch länger, bis es das Herz begriffen hat.
Wir wünschen uns alle, dass es so schnell wie möglich wieder gut ist aber solche Wunden heilen eben nicht von heute auf morgen und das ist auch in Ordnung. Es zeigt doch nur, dass du ein Mensch bist, der tiefe und intensive Gefühle empfinden kann und auch, wenn es jetzt weh tut, so ist es doch etwas sehr schönes. Und irgendwann wird auch wieder jemand kommen, der dir das zurückgibt und du wirst wieder lieben können, bestimmt!

Lass dir ein bisschen Zeit, du bist halt noch nicht so weit (ich war es nach einem Jahr auch noch nicht). Sei geduldig mit dir. Akzeptiere dich und deine Trauer und auch deine Angst, wenn es dir schlecht geht.
Aber versuche an anderen Tagen, an denen du wieder etwas besser drauf bist, auch schöne Dinge zu erleben.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass das langfristig mit am wirksamsten ist. Denn durch schöne Erlebnisse bekommt man neuen Input, von dem man zehren kann. Man hat wieder etwas zu erzählen, man wird wieder ein eigener Mensch, mit Interessen. Ich weiß, manchmal ist es so schwer, sich auzuraffen und man denkt sich: macht doch eh alles keinen Sinn. Aber es macht Sinn! Und manchmal merkt man das auch erst im Nachhinein.

Zitat:
Ich hatte so ein Vertrauen in mich und die Welt... und nun fühle ich davon nichts mehr, als wäre ich zurückgefallen, als wäre ich wieder auf der Suche, dabei hatte ich doch schon gefunden, was ich suche, ich hatte *mich* gefunden, wo bin *ich*? wieso fühle *ich* mich nicht mehr? Ich verstehe es nicht, als hätte jemand das Licht ausgeknipst

Es ging mir ganz genauso! Aber es ist ein Trugschluss, denke ich, dass man sich selbst durch einen Partner gefunden hat. Vielmehr hast du JETZT ohne Partner das Potenzial, dich selbst zu finden.
Ich hab mich auch lange zeit nicht mehr gespürt, wusste nicht, wer ich bin, wie ich bin, wie ich auf andere wirke. Ich wusste gar nichts mehr, eben weil er mir keine Bestätigung mehr gegeben hat. Aber kann man denn wirklich behaupten, man hätte sich selbst gefunden, weil man Bestätigung von jemand anderen bekommen hat?
Wie gesagt, ich kann deine Gedanken so gut nachvollziehen aber ich denke inzwischen, dass es genau das Gegenteil von sich-selbst-finden ist. Du hattest jemanden gefunden, der dich annimmt (zumindest während der Beziehung), wie du bist und das hat dein Ego gespusht. Aber hättest du dich selbst gefunden, so hättest du diese Anerkennung gar nicht gebraucht, weil du sie dir selbst hättest geben können. Jetzt merkst du, wie schlecht es dir ohne diese Anerkennung geht (kenn ich auch bestens ). Aber da ist genau der Punkt, an dem du für dich JETZT und HEUTE anknüpfen kannst.
Finde dich selbst, unabhängig von einer anderen Person und dann, denke ich, wirst du auch wieder offen für andere Menschen und die Liebe sein können. Denn dann liebst du dich (wieder) selbst.

Ein erster Schritt in diese Richtung wäre vielleicht, zu akzeptieren, dass du noch Zeit brauchst und dass das auch vollkommen ok so ist! Das gehört m.E. auch zur Selbstliebe dazu.

Ich wünsche dir alles Gute.

Wintercrown

07.11.2015 17:54 • x 1 #136


W
Hallo!

@ Sternenträne

Das ist wirklich ein Problem, wenn Du Deinem Ex unausweichlich gelegentlich über den Weg läufst.
Aber da das nicht zu verhindern ist, wäre sicher eine Konfrontationstherapie besser als immer wieder nach Möglichkeiten zu suchen, ihm nicht zu begegnen (wenn das eben so gut wie nicht möglich ist und immer wieder einmal überraschend passieren kann).
Vielleicht hilft es Dir, wenn Du Dir solche zufälligen Begegnungen immer wieder einmal vorstellst, möglichst bildlich, und auch die entsprechenden Emotionen zuläßt. Das führt zu einer Art Abstumpfungseffekt, und wenn Du ihm dann real begegnest, wirst Du gefaßter sein und kannst es leichter verkraften.
Wenn Du Dich damit konfrontierst, dann wird auch die Spannung weniger werden, die Du jetzt bei solchen Begegnungen spürst.

Ja, natürlich würde er es anders sehen, und er würde sicher nicht sagen, daß die Probleme bei ihm liegen (die hohe Kränkbarkeit, das Ansammeln, das Über-nichts-Hinwegkommen, das Schuldzuschieben usw.). Denn diese Einsicht wäre für ihn die ultimative Kränkung. Es wird ja auch nicht das erste Mal sein, daß es in seinem Leben, zumindest, was Beziehungen betrifft, nicht so läuft - sondern das wird ja das übliche Muster sein. Und für ihn werden auch immer die Frauen schuld sein. Diese Unfähigkeit, eigene Mängel und problematische Muster zu sehen und für das eigene Verhalten auch die Verantworung zu übernehmen, ist ja ein ganz wesentlicher Teil des ganzen Problems.

Ich muß Dir leider auch sagen - auch wenn ich Deine Gedanken durchaus verstehe -: selbst wenn Du noch mehr auf ihn eingehst, noch mehr Rücksicht nimmst, noch mehr darauf achtest, ihn nicht zu verletzen - das wird nichts ändern. Dieses Verletzt- und Gekränktsein, dieses Gefühl, zu wenig Beachtung zu bekommen, unter seiner Würde, ungerecht, unbedankt usw. behandelt zu werden - das gehört bei ihm dazu, auch das bestätigt ihm etwas. Und das braucht er ebenso oder vielleicht sogar mehr als Liebe und Zuwendung, und daher wird ihm alles mögliche zur Kränkung, zur Ungerechtigkeit gegen sich.
Wenn er meinetwegen am allerliebsten immer nur Hühnchen essen würde, und Du machst halt auch etwas anderes, dann wäre er darüber gekränkt, daß Du ihm nicht immer Hühnchen servierst. Gehst Du darauf ein und servierst ihm immer nur Hühnchen, dann wäre er gekränkt, weil einmal die Haut zu braun oder zu wenig braun ist, das Hühnchen zu zäh, zu knochig, zu trocken, zu fett ... Wer gekränkt und verletzt und ungerecht und lieblos behandelt sein will, der ist es auch. Der findet immer etwas, das in kränkt und verletzt. Da kannst Du machen, was Du willst. Weil es im Grunde eben gar nicht darum geht, was Du tust oder läßt, was Du sagst oder nicht sagst, sondern es geht um die Verletztheit, um die Kränkung an sich - die dann auch das Ventil öffnen zu der tiefen Wut, die irgendwo in ihm sitzt und die dann wieder heraussprudeln kann. Und oft geht es eben auch gerade darum, daß die anderen schuld sind, daß die anderen degradiert werden müssen, daß sie die Verletzer und die Bösen sind.

Was Du verstehen solltest, ist, daß das mit Dir und Deinem Verhalten gar nichts zu tun hat und Du daran auch nichts ändern kannst, sondern daß dieses Problem in ihm gleichsam eingeschrieben ist (es ist nicht, wenn man so will, exogen, sondern endogen). Das ist das Drehbuch für sein Leben. Er ist das verletzte, gekränkte Kind, das in Wut gerät, er muß es sein, das ist wie ein Zwang. Und dagegen kommst Du mit aller Rücksicht und mit allem Entgegenkommen nicht an.

@ MalOhneScherz

Wenn man das alles einmal psychologisch sehen will, so ist es ja so, daß jeder Mensch bestimmte Defizite und bestimmte Überschüsse hat, man kann auch sagen: Schwächen und Stärken (obwohl es das nicht so ganz trifft), und dies wiederum führt zu entsprechenden Bedürfnissen.
Und wenn sich nun zwei Menschen begegnen, bei denen diese Defizite und Überschüsse quasi spiegelverkehrt übereinstimmen, dann bringt das sehr tiefe Gefühle mit sich, eben auch dieses Gefühl, erst durch diesen anderen Menschen ganz zu sein. Und in gewisser Weise stimmt das ja sogar, weil dann beide ihre Potenziale viel stärker spüren (und auch verwirklichen können), weil einer den anderen tragen kann, wo dieser nicht selbst gehen kann. Es ist tatsächlich so, daß die Kräfte einschießen und alles aufblüht. Und je stärker dieser Übereinstimmung (bzw. um so größer die stimmigen Defizite bzw. Überschüsse), um so intensiver die Gefühle, auch jenes der Ganzheit.
Wie gesagt, dieses Gefühl ist durchaus nicht unrealistisch. Weil beide dadurch tatsächlich erfüllt werden, positive Anlagen sich verwirklichen können, defizitäre Anlagen ausgeglichen und kompensiert werden.
Das Problem ist im Grunde nur, daß das zumeist auch mit großen Verlustängsten verbunden ist, es auch zu Machtkämpfen oder Ernüchterungen usw. kommen kann. Das ist dann das, wovon ich gesagt habe: der Liebe nicht gewachsen sein. Je mehr man das Gefühl hat, einen anderen zu brauchen und zu lieben, um so unsicherer und ängstlicher wird man - und diese destruktiven Gefühle können irgendwann so übermächtig werden, daß man genau das tut, was man am meisten fürchtet, nämlich sich zu trennen. Man stürzt sich gleichsam in die Angst hinein, um sie endlich loszuwerden.

Ich kann nur wieder sagen: eine solche große Liebe ist kein reines Honiglecken. Dazu braucht es viel an Mut und Durchhaltevermögen, auch an Verständigkeit, Einsichtigkeit und Toleranz. Sonst kann das schnell und bitter enden, weil die Erwartungen entsprechend groß sind, ganz anders als bei einer normalen Verliebtheit, wo sich alles doch meist etwas in Grenzen hält.

Egal muß einem niemand werden, um sich lösen zu können. Nur müssen die Emotionen wieder auf einen verträglichen Level herunterkommen. Denn sonst ist jeder Umgang, jeder Gedanke schon schmerzlich. Es geht also darum, daß das Verlangen, mit diesem Menschen zusammenzusein und den Weg gemeinsam zu gehen, wieder schwindet. Das also muß einem egal werden, nicht der andere Mensch.

Liebe Grüße

07.11.2015 20:08 • #137


A


Gibt es die zweite große Liebe?

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Sternenträne
Whynot ich liebe Dich dafür, die Dinge so benennen zu können und dass du dir die Zeit nimmst für unseren Kummer

Mehr dazu die Tage.....schlaft gut !

08.11.2015 22:29 • #138


W
Oh! Danke!
Es freut mich, wenn es hilft!

Liebe Grüße

09.11.2015 01:18 • #139


Sternenträne
Ja...es hilft sehr. Du kannst dich wunderbar in Situationen eindenken und hast einen klaren Ansatz.

Und es hört sich psychologisch fundiert an ....ist das Erfahrung, Hobby oder hast du tatsächlich ine psychologische Ausbildung?

Hab dir übrigens noch eine pn geschickt. Würde mich über ne kurzfristige Antwort freuen!

Heute Abend dann mehr von mir....tollen Tag wünsche ich!

11.11.2015 06:59 • #140


Sternenträne
So, da bin ich wieder, hallo zusammen!

@wintercrown
Das sind ermutigende Worte und machen Hoffnung. Ich glaube auch, dass wir oft in dieser Zeit zu ungeduldig sind und mehr annehmen sollten, was gerad da ist, und die Trauer als Phase nutzen und nicht abtun sollten. Sie hilft uns Raum zu schaffen für uns, abzuschließen und in Ruhe wieder zu unserem Kern zu finden, der sich dahinter verbirgt.
Es ist nur manchmal so schwierig....Freunde und Bekannte können das nicht nachfühlen und für die geht das Leben meist normal weiter und dann merkt man schnell, dass man nicht mehr zu häufig vom Kummer erzählen sollte, weil das belastet ja und die Freunde wollen einen schon stützen , aber eben auch möglichst schnell sehen, dass es uns wieder gut geht....
Deshalb bin ich froh, Bücher über Trennung gelesen zu haben, die mir klar gemacht haben, durch welche Phasen man durch muss und wie lang das so dauern kann und vor allem froh über die Möglichkeit mich hier mit euch und anderen Leidensgenossen austauschen zu können und sich nicht zu langsam , zu gefühlsduselig oder falsch bei vorzukommen!
Ja, es braucht eben alles seine Zeit mit dem Ende und Abschied einer Beziehung. ..und genau gemommen ist der Anfang einr Beziehung ja auch oft nicht auf Knopfdruck da, sondern entwickelt sich, braucht Zeit, Kennenlernen, sich öffnen, Anpassung , Vertrauen....das wächst auch nicht in ein, zwei Monaten ...nur fühlt es sich aufgrund der Verliebtheit viel bessr und leichter an.
Und ich stimme dir zu, dass jetzt ohne Partner die Chance sich selbst zu finden und zu stärken, an der Krise zu wachsen größer ist als je zuvor. Macht es dennoch nicht immer easy
Aber wer hat schon behauptet, das Leben und die Liebe wären leicht

@MalOhneScherz
Da magst du wirklich recht haben, dass es schon allein zuviel Energie verschwendet, sich vor der Pause mit dem Thema auseinandersetzen und an ihn zu denken und zu planen...momentan hab ich überlegt, mich vorher möglichst wenig Gedanken zu machen und zu gehen, wie es mir passt , aber vielleicht halt doch mal den anderen Weg zu bevorzugen, und sollte er mir dennoch begegnen , bieg ich in n Geschäft ab, wenn ich es früh genug seh oder wenn unausweichlich, werd ich versuchen, dran zu üben....hoffe, es gelingt mir so positiv zu bleiben, wie es sich heut anfühlt.
Ja genau, du sagst es, dieses Gefühl der, der einem so lange am nächsten stand ist plötzlich wie ein Fremder...das ist unglaublich übel!
Und in allen Erinnerungen und im Kopf und Herz ist alle Vertrautheit dagegen noch so unglaublich lebendig!

Du schreibst auch von Orientierungslosigkeit.....ohja, kann ich gut nachempfinden! Ich hab das Gefühl, vorher gab es einen Plan, ein Ziel, einen Sinn, ....aber nun.?.?....nicht dass alles sinnlos wäre, ich seh durchaus noch die Blume am Straßenrand und freu mich über Sonnenschein, ein nettes wort dr Nachbarin oder den süßen Hund, der um die Ecke kommt...doch so der größere Plan fehlt halt irgendwie noch.
Aber ich denke, da sind wir wohl wieder beim Thema Geduld! Seien wir also geduldig und achtsam mit uns in dieser Zeit! Danach wird sich irgendwann wieder was öffnen! Auch wenn es Tage gibt, an denen man das kaum glauben kann, so hab ich dennoch eine Gewissheit in mir, dass das stimmt. Ich hoffe, du kannst die auch für dich fühlen ab und zu?
Was die Bestätigung angeht...brauchte ich früher auch hin und wieder von außen, langsam hab ich aber das Gefühl, sie mir nach und nach auch durchaus selbst geben zu können. Sicher ist es immr noch schön, von außen Anerkennung zu bekommen und wenn es n ganz mieser Tag ist, lechze ich vielleicht auch mal noch danach...aber du sagst es:du hast das nicht nötig! Du kennst dich am besten und weißt um deine Qualitäten und kannst dich auch selbst mal loben, dir gut zueden, dich anlächeln im Spiegel....kleine Übungen, die helfen können da unabhängiger zu werden.
Dein Ex hat nämlich echt was verloren mit dir!
Das Gefühl zu jemandem gehören zu wollen hab ich auch stark....ist vielleicht einfach auch ein bisschen menschlich. Wir sind nunmal keine Einzelgänger von Natur aus.
Verstehe dich sehr gut....ich war auch bei ihm angekommen. Es ist scher nun zu begreifen, dass der andere das nun nicht mehr so sieht oder will und man nochmal von vorne suchen muss.
Wir sind uns in all diesen Empfindungen wirklich recht ähnlich .
Was mich aber auch glauben lässt, dass wir echt normalsind und eben menschlich. Und somit packen wir das alles auch und bringen es irgendwann hinter uns und haben neue Energie,...genau wie tausende andee Menschen es eben vor uns auch hinbekommen haben!
Sieh dir whynot an, der ist uns einiges voraus und bestes Beispiel ...und auch wintercrown scheint ja das schlimmste hinter sich zu haben Macht doch Hoffnung, oder?

@Whynot
Nochmal zu einem deiner vorherigen Sätze :Jaaaa....glücklich zu sein, einander überhaupt zu haben! Das ist es! Und das war ich größtenteils und er eine ganz lange Zeit auch..... Es ist so einfach, wenn man bescheiden bleibt und nicht diese irren Erwartungen an eine Beziehung stellt, die heutzutage oft vieles erschweren.
Aber wenn einmal der wurm reinkommt....wenn jemand am verletzlichen Punkt erwischt wird, dann scheinen plötzlich alte Muster abzulaufen , denen der ein oder andere nicht mehr Herr wird.

Hmmm...du bist auch eher für die Konfrontation i.S.Begegnung....ich werd es echt probieren und hoffe, dass es besser wird. Die Idee, mit der Visualisierung finde ich prima, das probiere ich aus! Bekanntlich macht das Gehirn bei sowas ja keinen großen Unterschied, ob ich mir es vorstelle o.es tatsächlich passiert, beide Male löst es zumindest gefühlsmäßig etwas aus.....von daher ist das mit dem Abstumpfungsprozess tatsächlich möglich. Danke für den Tipp!

Was seine ultimative Kränkung angeht...also ich bin nicht sicher, ob ds so ist. Jedenfalls kann er gut reden und reflektiert sich durchaus und sagt auch immer , dass beide n Anteil haben usw. Schiebt nicht unbedingt alles auf mich... sagt ich sei für mich genommen i.O., .nur eben in diesen besonderen Themen, wo er sich gekränkt fühlt, ist er abr auch nicht in der Lage, mir nachzuempfinden oder mir entgegen zu kommen. Und dann merkt man, dass plötzlich Dinge wieder rausbechen, die zwischen uns erledigt schienen und dass sie eben doch nicht verziehen sind, allein durch eine Bemerkung o.Erinnrung...
Ich seh irgendwie immer noch (zu?)viel Gutes in ihm.....fällt mir schwer ihn so zu verurteilen und zu sagen, er ist das Hauptproblem mit seinen Kränkungen .
Schließlich haben beide Fehler gemacht.
Was du schreibst, macht jedoch viel Sinn und hört sich für mich schlüssig an....und hört sich teils auch echt nach ihm an (nicht wahrgenommen fühlen, verletzt o gekränkt , ungerecht behandelt,unter seiner Würde....das war selbst im Job im zwischenmenschlichen Bereich oft so bei ihm, dass er sich obwohl es eigentlich was sachliches war, wo n Fehler passierte, sich menschlich gekränkt fühlte vom gegenüber ).... weiß nur trotzdem nicht, ob ich ihm das so anlegen darf oder ihm Unrecht tu damit....Aber das ist vermutlich auch eine meiner Macken, dass ich immer für alle und jeden Verständnis aufbauen kann und dann eher die Fehler bei mir suche
Klar hast du Recht, ich kann nix (recht)machen, er muss da selbst ran und raus!

Diese woche geht es mir ganz gut und ich hab den Eindruck, n Stück loszukommen.....darf gern mehr Momente davon geben!

Wie geht's euch?

Liebe Grüße

11.11.2015 21:12 • #141


W
Hallo Sternenträne!

Ja, es ist leider wirklich so - wenn jemand im Verlauf einer Beziehung an einem wirklich wunden Punkt getroffen wird und somit der Wurm in der Beziehung ist, kann das oft zu einem Selbstläufer werden, der die Beziehung immer mehr zerstört.
Dennoch glaube ich, daß es immer besser ist, sich mit solchen wunden Punkten auseinanderzusetzen und nicht einfach stur auf eine Berechtigtheit zu pochen. Denn damit kommt man natürlich nicht weiter. (Außer es geht um etwas wirklich Krasses wie körperliche Attacken, dauernde Demütigungen usw., gegen die man sich tatsächlich schützen muß; aber in diesem Fall wird ohnehin nichts übrigbleiben als sich zu trennen.)
Es kommt letztlich immer darauf an, ob man eine Liebesbeziehung als eine Art Schönwetterperiode sieht, als etwas rein Erfreuliches, oder ob man ernst macht mit der Liebe. Denn in diesem Fall wird man auch die Bereitschaft brauchen, sich mit den Dingen auch auf einer tieferen Ebene auseinanderzusetzen und manches auch durchzustehen. Denn jeder Mensch hat wunde Punkte in sich, in jeder Beziehung gibt es Probleme - und wenn man diese Hürden nicht schafft, dann bleibt man gewissermaßen vor ihnen stehen, und die Beziehung verkümmert und verhungert nach und nach.
(Wobei es aber auch solche Fälle gibt, bei denen zwei Menschen mehr oder weniger extra deshalb zusammenbleiben, um sich weiter verletzen zu können - das ist natürlich auch nicht ratsam; sondern es muß schon konstruktiv mit den Problemen umgegangen werden.)

Auch wenn er dieses und jenes sagt, sich in Worten einsichtig zeigt, auch von eigenen Anteilen spricht - das alles sind Dinge, die auch so gefühlt werden müssen. Worte allein bringen so gut wie gar nichts.
Aber das ist ja auch oft das Problem, daß anders geredet als gefühlt wird, selbst wenn das Gesagte vielleicht durchaus auch selber gewünscht wird. Und das ist dann, als würde man auf zwei Gleisen gleichzeitg fahren.
Rein verstandesmäßige Einsichten, selbst wenn sie tatsächlich gemacht werden, verändern nicht die Gefühle und die seelischen Muster.
Natürlich muß man über die Dinge reden, aber noch wichtiger ist es, sie zu fühlen. Jemandem z. B. zu sagen: Ich verzeihe dir, bringt gar nichts, wenn das nicht auch zum Gefühl wird. Dann ist in Wahrheit nichts verziehen, und die entsprechenden Emotionen werden immer aus dem Untergrund heraus wirken.

Verurteilen sollst Du ihn ja auch nicht! Es geht hier lediglich um Erkenntnisse, nicht um Schuld und Unschuld. Unter solchen wertenden Gesichtspunkten sollte man die Dinge nicht sehen, damit würde man es sich auch zu einfach machen.
Wenn Du sagst, Ihr habt beide Fehler gemacht - ich glaube, das ist auch immer problematisch, nach Fehlern Ausschau zu halten. Das trübt und verschleiert die Wahrnehmung der Realität. Besser wäre es, man sieht die Dinge schlicht als Ereignisse (die dann eben diese und jene Wirkungen haben können) - dann kann man wesentlich besser damit umgehen. Wenn man etwas als eigenen Fehler sieht, bekommt man Schuldgefühle; sieht man es als Fehler des anderen, bekommt man vielleicht Wut, ärgert sich usw. So menschlich das zwar ist, muß einem doch auch klar sein, daß das zu nichts anderem führt, als sich noch mehr in solche negativen Emotionen hineinzugraben. Wenn es um kleinere Zwistigkeiten geht, spielt das natürlich keine Rolle. Sich auch einmal zu ärgern, wütend zu sein, sich schuldig zu fühlen - das alles gehört dazu. Aber wenn es um wirklich fundamentale Probleme geht, die zumindest potentiell eine Beziehung schwer beeinträchtigen oder gar zerstören können, dann sollte man sich nicht damit begnügen, emotional damit umzugehen. Weil man so das Problem nie lösen kann, sondern es im Gegenteil immer noch weiter verschlimmert.

Jedenfalls freut es mich, daß es Dir diese Woche etwas besser geht!
Und diese besseren Momente werden sicher mehr und mehr werden, wenn man erst wieder etwas Oberwasser bekommen hat.

Wie gesagt, wenn es sich ohnehin nicht verhindern läßt, würde ich einer Konfrontation nicht ausweichen. Denn das erzeugt nur Ängste und Besorgnisse und man sitzt wie das Kaninchen vor der Schlange und beschäftigt sich dauernd damit, wie man einer solchen gefürchteten Konfrontation ausweichen könnte.
Wenn Du das mit den Visualisierungen versuchst, dann wird Dir das im Fall der Fälle ganz sicher nützlich sein. Im Grunde nämlich unterscheidet das Unbewußte so gut wie gar nicht zwischen Realität und Vorstellung (vorausgesetzt, diese ist eindrücklich genug) - und wenn Du Dir eine Begegnung oft und eindrücklich genug vorgestellt hast, dann wirft Dich eine reale Begegnung ganz sicher nicht aus der Bahn. Es ist dann - emotional gesehen - nicht viel anders, als wärst Du ihm tatsächlich schon öfter wieder begegnet.

Liebe Grüße

12.11.2015 03:55 • #142


Sternenträne
Ja, den wunden Punkt muss nur leider jeder selbst für sich erkennen und erkennen, dass man auch nur SELBST was dran ändern kann und ihn heilen lassen kann, indem man ihn annimmt, anschaut, vielleicht schaut, wo er herkommt und mit alten Dinge versucht Frieden zu schließen. Habe ihm sowas schon oft gesteckt aber das geht ihm teils zu weit. Von mir nimmt er dahingehend nichts mehr an, naja jetzt eh nicht mehr.

Ich weiß aber im Grunde, dass das unsere einzige chance wäre und wir die letzten Male beim Versöhnen keine wirkliche Chance hatten, auch wenn letztes mal WIRKLICH anfangs alles happy und gut SCHIEN.
Ich selbst arbeite an meinen Themen, werde sicher da auch nie perfekt und frei von allen wunden Punkten,
aber er müsste es eben auch tun , damit wir aufeinander zu gehen könnten und eine echte Chance hätten.

Meine innere Stimme sagt mir,dass war es nun endgültig.
Denke es ist ihm mittlerweile auch einfach zu anstrengend, dass ich so bohre bei solchen Themen....er will einfach seine Ruhe und flüchtet dann eben lieber aus der Beziehung....früher kam er nach 2Monaten etwa zurück....diesmal ist es tatsächlich endgültig. Vielleicht sollte ich froh darübr sein, dass es endlich weiter geht und nicht im kreis, aber das fällt mir echt noch schwer.

Und wenn er sich in dem Punkt nicht entwickeln würde, würde sich das immer wiede r so wiederholen nach gewisser Zeit. Das ist derGrund, warum ich nach vorn schauen und ihn hinter mir lassen sollte....ist mir sowas von klar! Nur meinem Herz oft noch nicht.
Immerhin bin ich ihm diese Woche nicht begegnet und fühle mich noch immer deutlich besser i.M.
Hab das Gefühl, langsam doch ein bisschen loszulassen, auch wenn er und unsere Themen mich natürlich noch arg beschäftigen. Fürchte nur, auch das nächste Down/Loch kommt bestimmt nochmal.....

Das mit der Schönetterpriode in Beziehungen, ja, gute Frage, es gibt glaub einige,die das naturlich gern so hätten! Ist aber eben sowas von Wunschdenken und oberflächlich. ...

So, nun visualisiere ich noch ein bisschen und härte mich ab

Schönes Wochenende allen!

Ps.um mich herum haben irgendwie alle Singlefreundinnen Liebeskummer ...und ich kenne nur eine einzige richtig gute Beziehung bei den andern...ist das nicht furchtbar!.
Bräuchte mal mehr positive Energie um mich herum!

14.11.2015 16:29 • #143


W
Hallo!

Ich möchte dazu noch etwas sagen, über das ich kürzlich nachgedacht habe.

Ich glaube, ein grundsätzliches Problem ist auch, daß wir insgesamt immer gefühlsärmer werden und Beziehungen konsumiert werden wie alles andere auch, hastig und bedenkenlos.
Die meisten sind ja nur noch mit dem Kopf beschäftigt, mit zahllosen Problemen und Zielsetzungen, und Gefühle sind eher etwas für zwischendurch, ein mehr oder weniger kurzer Rausch, den man hin und wieder genießt.
Und das kann man natürlich auch ohne weiteres wieder aufgeben, sobald es ungemütlich wird oder Herausforderungen anstehen.
Gefühle sind, habe ich den starken Eindruck, insgesamt nach und nach immer wertloser geworden und bedeuten lange nicht mehr das, was sie früher einmal bedeutet haben. Das Einzige, was heutzutage noch stark empfunden wird, ist die eigene Verletzlichkeit. Aber gerade diese frißt die Liebe erst recht auf.

Jedenfalls glaube ich, daß diese tiefe und ernste Ergriffenheit von Gefühlen und die Verfeinerung des Gefühls wohl nur noch etwas sehr Seltenes sind, weil heute ganz andere Prioritäten ins Zentrum des Lebens gerückt sind - im Windschatten des außer Rand und Band geratenen Rationalismus, wie man annehmen muß.
Es wundert also kaum, daß heute im Grunde zwei Modelle vorherrschen: die mehr oder weniger kurze Verliebtheit und die rationale Beziehung.

Die Liebe im eigentlichen Sinne hat wohl mit der Romantik ihren Höhe- und zugleich Endpunkt erreicht. Zu diesen wirklich tiefen Gefühlen und verfeinerten Empfindungen, scheint mir, ist heute kaum noch jemand überhaupt fähig - und so schwindet das Nachglühen davon oft schneller als es kommen ist.

Das ist wohl etwas wie ein menscheninterner Klimawandel ...

Liebe Grüße

28.11.2015 01:03 • #144


Maria Magdalena
Hallo ihr Lieben,

in den vergangenen Wochen hatte ich nicht die Ruhe zum Schreiben, doch habe ich eure Beiträge mitverfolgt. Sternenträne, ich kann deine Empfindungen und die Stimmungsschwankungen total nachvollziehen. Geht mir ganz genauso. Doch scheint mir, die Abstände zwischen den Downgefühlen werden größer. Und mir scheint auch, die Intensität wird weniger. Zumindest habe ich momentan das Gefühl, dass es so ist. Und hoffe sehr, dass sich die Tendenz so weiterentwickelt. Doch gibt es trotz allem auch immer wieder Tage, wo mich eine solche Wehmut packt, dass meine Stimmung egal was ich auch mache, von Traurigkeit begleitet ist. Doch ist es ja so, wie du schriebst und hier ja auch schon öfters angedeutet und auch von Wintercrown sehr schön erläutert wurde, dass es wichtig ist, diese Traurigkeit und eben auch die Zeit dafür anzunehmen. Auch wenn wir es noch so gerne hätten, dass dies möglichst rasch vorüber ist, es dauert eben seine Zeit. Und die Lösung liegt letztlich darin, diese Traurigkeit als Teil von uns anzunehmen und zuzulassen. Und ja, MalOhneSchmerz, das mit der Bestätigung durch den Partner macht uns natürlich „ganzer“. Whynot hat das wieder mal auf eine sehr einfühlsame und kompetente Weise sehr schön beschrieben.
Whynot, dein jüngster Beitrag hat mich sehr nachdenklich und auch ein wenig traurig gestimmt. Traurig deshalb, weil du wahrscheinlich Recht mit deiner Vermutung hast. Wie sonst wäre es zu erklären, dass Menschen so oft und auch so schnell von einem Partner zum anderen wechseln? Das war ja auch in meiner Beziehung u,a. ein Thema. Und diese Austauschbarkeit hat mich damals emotional völlig verstört und zudem zutiefst verletzt. Und da geht es nicht mehr alleine um „Verzeihen“ (was ich zwar versucht habe, doch das Vertrauen extrem erschüttert war, und es einiges an anderem Verhalten seinerseits bedurft hätte, das dies wieder wachsen hätte können) sondern um die grundlegende Frage, was mein Partner unter „Liebe“ versteht und wirkliche Liebe überhaupt empfinden und auch leben kann. Und die Erkenntnis für mich, dass, wenn ein Mensch Partner so rasch (und oft) austauscht, es keine wirkliche Liebe seinerseits sein kann, sondern eben allem voran Bedürfnisbefriedigung. Und auch wenn ich da sicher noch eine Zeit brauche, wenn es wirklich so ist wie du meinst, lieber Whynot, befürchte ich, dass es dahingehend immer schwieriger werden dürfte (abgesehen von meinen Lebensjahren, da es eben mit zunehmendem Alter nicht gerade einfacher wird), einen potentiellen Partner mit Tiefgang (und das eben auch in der Liebe) zu begegnen.

Liebe Grüße

Maria Magdalena

30.11.2015 16:49 • #145


Sternenträne
Maria Magdalena, ja...es gibt Tage, sogar Wochen gab es schon, da denkt man, es geht voran und man hat das ärgste gepackt und dann wieder hauen einen plötzlich unverhoffte Begegnungen, durchkreuzte Wochenendpläne oder einfach nur der Beginn der rührseligen Adventszeit aus den Latschen!

Aber prima, wenn du schon mal für dich den Eindruck hast, dass es längere Abstände werden oder weniger schlimm als zu Beginn. Bei mir kann ich das noch nicht so ganz einordnen,es ist noch ziemlich durcheinander und kann auch leider noch sehr intensiv reinhauen wie die letzten Tage Schiebe es aber tatsächlich ein bisschen mit auf jahreszeitlich bedingte Melancholie ...

Menscheninterner Klimawandel ....meine Güte,why not, wo nimmst du manchmal deine Worte her

Dein Beitrag hört sich grade sehr ernüchtert an.....und macht nachdenklich und traurig. Ja, ich gebe dir recht und befürchte auch wie ihr zwei, dass es nicht mehr viele Menschen gibt, die Gefühle intensiv spüren(wollen), zulassen,sich einlassen und ihre Bedeutung zu schätzen wissen. Und dass es nicht gerade einfacher wird...mit zunehmendem klimawandel ebenso wenig wie mit zunehmenden eigenen Alter.

Doch so ganz möchte ich das nicht glauben und die Hoffnung aufgeben....denn seht euch nur mal hier im Forum, allein in diesem thread um: es gibt sie zumindest noch, die Menschen mit Tiefgang, die nicht von a nach b wechseln ohne sich Gedanken um sich UND ihr Gegenüber, ihre Mitmenschen zu machen!

In diesem Sinne: schön, euch hier zu treffen

30.11.2015 21:28 • #146


W
Hallo!

Also ernüchtern wollte ich nicht unbedingt und traurig machen schon gar nicht.

Aber ich habe ja bisweilen mit Menschen zu tun, die Beziehungsprobleme haben, und mir ist aufgefallen (und das kennt ja auch jeder aus eigener Erfahrung oder seinem Umfeld), daß es ja so gut wie nie um irgendwelche fundamentalen Probleme geht, also daß einer von beiden meinetwegen unbedingt in der Sahara, der andere ebenso unbedingt auf Grönland leben wollte, sondern in aller Regel um Kleinigkeiten, um Lächerlichkeiten. Und das zeigt deutlich, daß es hier nicht um Liebe im eigentlichen Sinn gehen kann. Und ich fürchte eben, wie gesagt, daß viele Menschen in der heutigen Zeit gar nicht mehr fähig sind zu wirklich tiefen Gefühlen und im Grunde auch nicht mehr wissen, was Liebe eigentlich bedeutet. Es geht oft lediglich um bestimmte egoistische Zwecke, Bedürfnisbefriedigungen, gesellschaftliche Normen, soziales Ansehen usw. - und all das hat mit Liebe nichts oder nicht sehr viel zu tun. Sobald dann irgendwelche Schwierigkeiten auftreten oder es langweilig wird, wird zum nächsten Partner gewechselt - so, wie man halt auch die Kleidung wechselt.
Und das hat meiner Meinung eben damit zu tun, daß allgemein einfach nur konsumiert wird, alles, was nur geht, und Gefühle nur noch Randerscheinungen, Nebeneffekte in einer durchrationalisierten Welt sind, und keine wirklich Kraft mehr haben. Das betrifft ja nicht nur die Liebe, sondern alles, was an sich mit Gefühlen verknüpft ist. Man hat gar keine Zeit mehr für Gefühle, für Vertiefung, nichts hat mehr diesen Zauber des Besonderen, alles ist nur noch Ware.
Eine Gefühlshochblüte wie zur Zeit der Romantik wäre heute vollkommen undenkbar und würde geradezu als Narretei angesehen werden.

Es ist ja bezeichnend, was Du, Maria Magdalena, sagst: Jemand redet zwar von Liebe, hat dann aber gleich den nächsten Partner ... Und ich kann Dir nur zustimmen - hier kann man gewiß nicht von Liebe reden, bestenfalls von einem Rausch, der vielleicht mit Liebe verwechselt wird. Wenn jemand tatsächlich tief liebt (oder geliebt hat), dann ist es ihm unmöglich, für jemand anderen ernsthafte Gefühle zu entwickeln bzw. nach einer Trennung dauert es lange Zeit, bis er dazu wieder in der Lage ist (das ist ja geradezu ein Maßstab für die Tiefe der Liebe, für die Bedeutung, die sei hatte).
Ich glaube, es fehlt heutzutage vielfach schon einfach das Verständnis, was Liebe überhaupt ist und meint. (Eben, wie schon gesagt, nicht lediglich ein sonnenscheiniges Vergnügen, das mit rosa Zöpfchen über die Wiese springt und da und dort einen O...mus hinterläßt.) Und auch der Wille, sich überhaupt wirklich auf einen anderen Menschen einzulassen, ihn wirklich erkennen und verstehen zu wollen, samt seinen Schattenseiten und Abgründen und Eigenheiten. Sondern wie etwas nicht gefällt, wie man ein Fehlerchen entdeckt, wie man sich anstößt an einer Ecke, wird weggeworfen und ausgetauscht. Nur glaube ich, daß das eben überhaupt nur möglich ist, weil die Gefühle eben so oberflächlich und nur rauschhaft sind, aber keine Tiefe und keine Verwurzelung haben. Sie sind eher Wolken als Sonne, wenn man so will.
Zudem fehlt es oft auch an der Kommunikationsfähigkeit und der Bereitschaft, den anderen verstehen zu wollen. Es wird zwar geredet, aber nichts gesagt und noch weniger gehört und schon gar nichts verstanden. Es ist bezeichnenderweise ja auch von einer Streitkultur die Rede, aber nicht von einer Verstehenskultur ...

So, wie uns weitgehend die Verbundenheit mit der Natur verlorenen gegangen ist, so ist uns auch die tiefe Verbundenheit mit einem anderen Menschen verloren gegangen, allein schon der Wille und die Fähigkeit dazu. Wir nehmen uns, was uns gerade gefällt, und werfen es wieder weg, wenn es uns nicht mehr gefällt, und wissen nichts mehr wirklich zu schätzen, haben kein tieferes Gefühl mehr dafür.

Ich bin durchaus nicht der Meinung, daß man an einer Beziehung mit allen Mitteln festhalten sollte (denn diese kann ja durchaus auch schlecht oder gar zerstörerisch sein). Aber wenn es bei beiden tatsächlich um Liebe geht, dann sollte das doch so viel Bedeutung haben, daß man sich darum auch bemüht und sie nicht gleich wegwirft und wegargumentiert. Denn etwas Wertvolleres wird man nicht finden.

Wo ich weniger Bedenken habe als offenbar Ihr, das ist das Alter. Ich bin durchaus der Meinung, daß man mit zunehmendem Alter auch liebesfähiger wird, wenn man aus den Erfahrungen auch gelernt und etwas mehr vom Leben verstanden hat. Denn gerade dann wird man die Liebe eher als das sehen, was sie ist - das größte Glück, das einem widerfahren kann, zugleich aber auch die größte Herausforderung, wenn man damit ernst macht. Bis ans Ende der Welt kommt man nicht ohne Tränen und nur mit einem dauernden Lächeln und Strahlen im Gesicht.
Dieses Konsumverhalten ist ja eben gerade das, was eher der Jugend zuzuordnen ist und man meist auch selber in der Jugend erlebt hat: Verliebtheit, Gekränktheit, einschnappen oder Langeweile, nächste Verliebtheit, aufblühendes Selbstbewußtsein ... Hier ist diese Beliebigkeit durchaus das Übliche, weil es eben vor allem um dieses Verliebtheitsgefühl geht und weniger ernsthaft um einen anderen Menschen, es hat mehr etwas Spielerisches, bisweilen auch Selbstverliebtes, das einen Spiegel braucht, an sich als den Ernst der Liebe.

In diesem Sinne sollte man wegen des Alters durchaus nicht hoffnungslos sein Denn nicht alle werden ja in den Brunnen der ewigen Jugend gefallen sein und über jugendliche Liebesgefühle nicht hinauskommen .

Liebe Grüße

02.12.2015 02:06 • x 1 #147


Y
Amen!

02.12.2015 10:46 • x 1 #148


M
Ist es verrückt wenn ich mir wünsche dass mein Partner mein bester Freund sein soll?
Langsam weiß ich einfach nicht ob ich völlig falsch gewickelt bin und zu viele Erwartungen an eine PArtnerschaft habe
Ich will *vertrauen* zu 100%
ich habe das Gefühl das werde ich nie wieder können. Ich habe meinen besten Freund verloren auf eine ziemlich verletzende Weise..und ich frage mich wirklich warum hat er das gemacht..erst vorhin fielen mir wieder Sätze ein, die fielen, die mein Ego so ganz klein gemacht haben..die wirkten wie eine Bestrafung, sie einfach alles zerstört haben und die mir bewusst gemacht haben dass ich mich zu 100% ausgeliefert hatte, ganz geöffnet war ich damals
und jetzt sagen alle: Vergiss ihn!
ja, ich weiß.. aber ich *verstehe* einfach das alles nicht. wie ich fast schon Angst bekommen konnte vor einem Menschen, der mir so nahe stand
Bin ich so schwac? LIegt das an meinem mangelnden Selbstbewusstsein?

ich musste das noch schnell loswerden...wünsche euch eine gute Nacht

03.12.2015 01:16 • #149


V
und Freundschaft sind für mich das A und O in einer Beziehung. Für mich war der Partner immer der wichtigste Bezugspunkt im Leben, deswegen fallen Trennungen auch immer besonders schwer, aber ich kann mir anders keine Beziehung vorstellen.

Gib dir Zeit und lass eine neue Freundschaft oder Liebe wachsen, oder vielleicht überfällt es dich auch ganz spontan... Vielleicht dauert es ncoh eine Weile... Umgib dich mit guten Menschen, baue wieder Vertrauen auf, in Freunde, Menschen, und das Leben.

Alles Gute für Dich!

03.12.2015 20:08 • #150


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