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Gewollte Trennung und trotzdem geht es mir nicht gut

L
Hi zusammen,

ich habe mich nach fast 8 Jahren mit 29 Jahren von meinem Freund getrennt. Die Gründe waren vielseitig. Er hat mich oft respektlos behandelt, konnte keine Gefühle zeigen (z.B. hat er mir nicht ein Mal gesagt, dass er mich liebt), er wollte sich mir emotional nicht öffnen und hatte auch kein Interesse, dass ich mich öffne. Er war nie ein Ansprechpartner für mich, wenn es um Probleme ging, die man nicht mit einen Schraubenzieher lösen kann. Und es gab eigentlich nichts,kein Thema, abgesehen von alltäglichen Dingen, über die wir reden konnten. Ihm war das Außenbild immer deutlich wichtiger, als wie es mir geht. S., oder gar Küsse waren rar.
Nach einem langen Prozess über viele Monate, in denen das Thema der Trennung oft auf den Tisch kam habe ich mich vor 4 Wochen getrennt. Ich hab alles gegeben und hatte einfach nichts mehr. Er hat fast immer einfach abgeblockt, wollte keine Paarberatung, kein Buch lesen, nicht mit mir reden. für ihn wäre die Beziehung so in Ordnung gewesen.
Die Trennung war notwendig für meinen Selbstwert. Und am Anfang ging es mir auch relativ gut damit.
Jetzt allerdings hab ich so langsam das Gefühl, ich stoße an meine Grenzen. Ich kann das alles nicht allein. Wohnung, Auto,.
Er redet nicht mehr mit mir (was sich übel anfühlt. ) und lässt mir durch meine Familie Sachen ausrichten. Und die machen das mit. Über Monate hat er sich gewehrt, mit mir über Gefühle zu reden - und jetzt bin ich weg und er quatscht über eine Stunde mit meinem Schwager! Ich bin so sauer. und meine Familie erzählt mir, ich solle nochmal mit ihm reden. Da hätte es ja nur so viele Missverständnisse gegeben und ich muss mich dann wieder rechtfertigen, warum ich gehen wollte. Gemeinsame Freunde melden sich kaum bei mir. Das hatte ich befürchtet und mir ist dann bestätigt worden, dass das nicht passieren wird weil ich dazu gehöre usw. Nun ist es aber anders. Alle halten gefühlt zu ihm. Mein Team ist klein geworden und das reißt alte Wunden auf.
Mir wurde gesagt, er begreife wohl erst jetzt, dass ich echt weg bin und dachte bis zum Schluss, dass ich das nicht durchziehe.
Naja, und mir macht es jetzt eine wahnsinnige Angst. Mir geht es an die Substanz. Es gibt Momente, da denke ich, ich muss zu ihm zurück weil ich es einfach nicht aushalte, so verstoßen zu werden und er recht hatte, dass ich das alles alleine nicht auf die Reihe bekomme. Es fühlt sich nicht richtig an, wenn ich mit gemeinsamen Freunden rede und keine Ahnung habe, was er erzählt hat. ich bin knapp vor dem Zusammenbruch. Das tut mir alles überhaupt nicht gut und ich würde am liebsten davonlaufen und alle hinter mir lassen.
Ich vermisse ihn eigentlich nicht wirklich, vielleicht wie er früher einmal war. aber nicht mehr. Es wirft mich nur völlig aus der Bahn, dass man mir so wenig Verständnis entgegenbringt. Und ihm so viel.
Vielleicht reagiere ich auch über, aber es fühlt sich grade alles echt einsam an.
Kann mir bitte jemand sagen, dass das normal ist und aufhört. ?

Danke!
Liebe Grüße.

14.08.2020 11:40 • #1


R
Zitat von Live-today:
Kann mir bitte jemand sagen, dass das normal ist und aufhört. ?


Das ist meines Erachtens vollkommen normal.
Auch wenn deine Beziehung nicht sehr harmonisch klingt treffen hier die Macht der Gewohnheit und der Bammel vor der ungewissen Zukunft aufeinander.

14.08.2020 11:43 • #2


A


Gewollte Trennung und trotzdem geht es mir nicht gut

x 3


DieSeherin
kann es sein, dass deine familie und deine freunde sich dem vermeintlich schwächeren zugewandt haben und dabei komplett übersehen, dass du zwar stark genug warst, die trennung (begründet!) durchzuziehen, aber jetzt durchaus auch mal unterstützung gebrauchen könntest?

hast du das mal klar kommuniziert?

14.08.2020 12:16 • x 1 #3


Nela-Mary
Ich denke, dass es bei Trennungen relativ normal ist, dass die Leute sich eher denen zuwenden, die verlassen worden sind.
Es gibt natürlich immer Ausnahmen (z.B. Trennung, weil der andere fremdgegangen ist), aber das Mitgefühl ist eben oft bei dem, der sich die Situation nicht ausgesucht hat, weil es ihn unvorbereitet trifft und der Schmerz meist größer ist. Da muss man als Verlasser leider ein bisschen durch.

Ich verstehe, dass das für dich gerade unschön ist. Dazu kommt natürlich auch nach 8 Jahren Beziehung, dass die gewohnte Sicherheit wegbricht und man merkt, dass man jetzt irgendwie alles alleine regeln muss. Das ist aber kein Grund, zurück in eine Beziehung zu gehen, in der man nicht mehr glücklich war.
Vielleicht kannst du mit deiner Familie reden, dass sie dir keine Informationen mehr überbringen sollen. Auch du brauchst erst mal Abstand um zu Ruhe zu kommen. Die Entscheidung hast du dir ja auch nicht leicht gemacht.
Das gleiche gilt für gemeinsame Freunde. Triff dich ruhig mit ihnen, aber dein Exfreund darf erst mal ein Thema sein, dass ihr nicht besprecht, eben weil man nicht weiß, wie deine Worte weitergegeben werden und umgekehrt.
Wende dich da lieber an Menschen, die ihn nicht so gut kennen, die also eher deine Freunde sind.

14.08.2020 12:46 • #4


K
Hallo du,
ich habe das Gefühl, dass du gerade alles, was mit der Trennung zusammen hängt und durch die Trennung ausgelöst wurde, in einen großen Kübel packst und den dann noch selber über dich ausgießt. Mein erster Vorschlag wäre also, so zu differenzieren, dass die einzelnen Bereiche überschaubar werden, einzeln gelöst und bewältigt werden können und du wieder eine Übersicht über dein Leben zurück bekommst.
Fangen wir mit den FREUNDEN an. Die sind in aller Regel mit einer solchen Trennung zunächst mal ÜBERFORDERT. Sie haben keine Ahnung, was da abgeht, wer Schuld sein könnte und wem sie nun freundlicher begegnen sollten. Wer zuerst kommt, wird zuerst Sympathien erzeugen wollen. Das scheint deinem Ex bei einigen Menschen aus eurem Netzwerk gelungen zu sein. Und wenn die dann noch schlicht genug gestrickt sind um zu glauben: Wenn ich einen Schuldigen finden, ist das Problem gelöst, dann sind diese Menschen dir gegenüber zurückhaltend oder schlimmstenfalls auch abweisend. Und JA. Das ist normal, das haben wir alle erlebt, als wir unsere Trennungen hatten.
Lösungsansatz: Nicht jeden einzelnen davon überzeugen wollen, dass sie falsch liegen. Kurz deine Position erklären und sie dann mit dem Wissen alleine lassen. Alles andere kostet enorm viel Kraft, und damit solltest du im Moment haushalten.

Problem ANGST:
Zitat:
Naja, und mir macht es jetzt eine wahnsinnige Angst. Mir geht es an die Substanz. Es gibt Momente, da denke ich, ich muss zu ihm zurück weil ich es einfach nicht aushalte, so verstoßen zu werden und er recht hatte, dass ich das alles alleine nicht auf die Reihe bekomme.

Ich rate dazu, dir diese ANGST, die dir da gerade begegnet, genau anzuschauen. Solche Ängste sind alte Ängste. Sie stammen aus anderen Zusammenhängen. Vielleicht wurdest du mal alleine gelassen oder hast dich alleine gefühlt, weil Menschen, von denen du dir Hilfe versprochen hattest, nicht da waren, als du sie brauchtest. Und es kann viele Gründe geben, dass solche alten Ängste reaktiviert werden und plötzlich stark nach Aufmerksamkeit suchen. Sie gehören aber nicht ins JETZT, sie wurden nur jetzt ausgelöst, sie stammen aus anderen Erfahrungen und Erlebnissen und können jetzt wieder gehen. Sie sind überflüssig.

Mein Rat:
Denke darüber nach, was du in deinem bisherigen Leben alles schon alleine bewältigt hast. Auch dein Partner hat dich ja mit allen wichtigen Dingen alleine gelassen, wenn es nicht mit einem Schraubenzieher zu lösen war. Beziehen sich deine Ängste denn auf Probleme, die man mit einem Schraubenzieher lösen kann? Dafür findest du jemanden oder du probierst es selber. Bei allem anderen warst du eh alleine.

Beziehen sich diese Ängste aber auf die emotionale Einsamkeit, dann kannst du dich damit trösten, dass die schlimmsten Zeiten der emotionalen Einsamkeit für dich jetzt erst einmal vorbei sind. Denn man fühlt sich viel einsamer, wenn der Partner, von dem man sich Unterstützung und Mitgefühl erhofft, sich verweigert, als man es sich fühlt, wenn es diesen Partner gar nicht mehr gibt.

Ich glaube auch nicht, dass du tatsächlich VERSTOSSEN wirst, sondern ich glaube, dass du das Verhalten einiger Menschen, die unsicher sind, falsch interpretierst und durch deine depressive Stimmung dazu neigst, ihr Verhalten auch negativ zu bewerten.

Zitat:
Es fühlt sich nicht richtig an, wenn ich mit gemeinsamen Freunden rede und keine Ahnung habe, was er erzählt hat. ich bin knapp vor dem Zusammenbruch. Das tut mir alles überhaupt nicht gut und ich würde am liebsten davonlaufen und alle hinter mir lassen.

Auch da kann Differenzierung helfen. Denn wenn du sie ALLE hinter dir lässt, hast du wirklich keinen mehr. Lass doch einfach die hinter dir, deren Verhalten tatsächlich abweisend ist. Aber projiziere ihr Verhalten nicht auf die anderen, die einfach nur unsicher sind, wie sie mit dir umgehen sollen. Es ist auch hilfreich, wenn du diesen Menschen gegenüebr nicht in eine Rechfertigungsorgie ausbrichst, sondern einfach sagst: Du ich hatte sehr wichtige Gründe dafür, es musste jetzt sein. Ich hoffe, du kannst trotzdem ganz normal mit mir reden, es würde mich freuen! Dann ist der andere an der Reihe.

Zitat:
Ich vermisse ihn eigentlich nicht wirklich, vielleicht wie er früher einmal war. aber nicht mehr. Es wirft mich nur völlig aus der Bahn, dass man mir so wenig Verständnis entgegenbringt. Und ihm so viel.

Letzteres vermutest du oder unterstellst das. Ich würde das nicht auswiegen. Sondern ich würde den Kontakt mit denjenigen suchen und verstärken, die dich mögen. Und die müssen ja nun nicht alle aus eurem gemeinsamen Umfeld stammen, sondern waren vielleicht sowieso mehr zu dir orientiert als zu ihm.

Die Trennung:

Zitat:
ich habe mich nach fast 8 Jahren mit 29 Jahren von meinem Freund getrennt. Die Gründe waren vielseitig. Er hat mich oft respektlos behandelt, konnte keine Gefühle zeigen (z.B. hat er mir nicht ein Mal gesagt, dass er mich liebt), er wollte sich mir emotional nicht öffnen und hatte auch kein Interesse, dass ich mich öffne. Er war nie ein Ansprechpartner für mich, wenn es um Probleme ging, die man nicht mit einen Schraubenzieher lösen kann. Und es gab eigentlich nichts,kein Thema, abgesehen von alltäglichen Dingen, über die wir reden konnten. Ihm war das Außenbild immer deutlich wichtiger, als wie es mir geht. S., oder gar Küsse waren rar.

Du bist also emotional neben ihm verhungert. Und das hat dich nicht zerstört, sondern es hat dazu geführt, dass du deine eigenen Kräfte wieder gefunden hast und eine Trennung ausgesprochen hast, die nicht nur ihn trifft, sondern die auch dir viele Unsicherheiten und Herausforderungen bringt. Ich gratuliere dir dazu. Ich wünsche dir Glück. Nicht das große Lebensglück, das kommt später wieder an die Reihe ich wünsche dir, dass du die kleinen Glücksmomente jetzt wieder finden kannst, auf die dein Blick durch eine emotional ausgehungerte Beziehung verstellt war. Jetzt bist du wieder frei und kannst diese kleinen Glücksmomente entdecken, sie genau anschauen und in dich hinein atmen. Und wenn es nur die Tasse Kaffee auf dem Balkon ist bei untergehender Sonne. Konnte er ein solches Kleines Glück mitempfinden? Wenn nicht, hast du jetzt die große Chance, vieler solcher kleiner Momente aufzuspüren und du musst niemanden davon überzeugen, nur dich.

Zitat:
Die Trennung war notwendig für meinen Selbstwert. Und am Anfang ging es mir auch relativ gut damit.

Am Anfang? Wie lange ist das denn her? Ich denke, du BIST noch ganz am Anfang, denn die unterschiedlichen Aspekte des Alleinlebens kommen jetzt nach und nach auf dich zu. Die sollen dir aber nicht ANGST machen, sondern du könntest sie als HERAUSFORDERUNG ansehen. Schön einzeln dosiert, jeder Herausforderung separat betrachte, bewertet und gelöst. Löse den Knoten, versuche nicht das dicke Seil zu zerreißen, sondern nimm die einzelnen Fäden. Das fühlt sich dann ganz anders an und ist Faden für Faden lösbar.

Du bist am Anfang einer neuen Zeit. Versuche sie als Aufgabe zu betrachten und nicht als Last. Und steh dazu, dass es DEINE Entscheidung war, du hattest offensichtlich viele Gründe dafür.

Zitat:
Jetzt allerdings hab ich so langsam das Gefühl, ich stoße an meine Grenzen. Ich kann das alles nicht allein. Wohnung, Auto.

Was du nicht alleine kannst, dazu suchst du dir einen Helfer. Freunde, Familie, Nachbarn. Und immer schön separat betrachten und lösen.
Zitat:
Er redet nicht mehr mit mir (was sich übel anfühlt. ) und lässt mir durch meine Familie Sachen ausrichten.

Glaube mir, es wäre nicht leichter, wenn er wütend wie er ist mit dir ständig reden wollte.

Zitat:
Ich bin so sauer. und meine Familie erzählt mir, ich solle nochmal mit ihm reden. Da hätte es ja nur so viele Missverständnisse gegeben und ich muss mich dann wieder rechtfertigen, warum ich gehen wollte.

NEIN, das musst du nicht. Du WILLST das nur, damit alles gut von dir denken.
Zitat:
Mir wurde gesagt, er begreife wohl erst jetzt, dass ich echt weg bin und dachte bis zum Schluss, dass ich das nicht durchziehe.

Er hat dich also falsch eingeschätzt, er hat deine Gefühle falsch eingeschätzt, deine Verletzungen, deine Einsamkeit. Er wollte einfach, dass du ihn den Rest deines Lebens so nimmst, wie er nun mal ist. Es bestand kein Leidensdruck für ihn. Und ohne Leidensdruck kein Veränderungswille. Also brauchte er sich nicht verändern. Jetzt muss er schlimmstenfalls darüber nachdenken, warum du ihn verlassen hast. Was er dann sieht, gefällt ihm nicht. Da liegt es nahe, Verbündete zu suchen und Mitleid zu bekommen. Das darf er, es ist SEIN Leben. Und du darfst dich davon lösen, distanzieren, es weniger und weniger an dich heran lassen und dann DEIN Leben leben.

Viel Erfolg dabei!

14.08.2020 13:29 • x 6 #5


I
Zitat von Live-today:
Er hat mich oft respektlos behandelt, konnte keine Gefühle zeigen (z.B. hat er mir nicht ein Mal gesagt, dass er mich liebt), er wollte sich mir emotional nicht öffnen und hatte auch kein Interesse, dass ich mich öffne. Er war nie ein Ansprechpartner für mich, wenn es um Probleme ging, die man nicht mit einen Schraubenzieher lösen kann. Und es gab eigentlich nichts,kein Thema, abgesehen von alltäglichen Dingen, über die wir reden konnten.

Zitat von Live-today:
S., oder gar Küsse waren rar.

So wie du das beschreibst ist es mir nicht klar, warum ihr überhaupt zusammen wart. Es fehlt an allem was eine Beziehung ausmacht.

Zitat von Live-today:
Ihm war das Außenbild immer deutlich wichtiger, als wie es mir geht.

Das erklärt, warum sich alle von dir abwenden.
Ihr gabt für Außenstehende ein tolles Paar ab. Ihr wart 8 Jahre zusammen, da geht man davon aus, dass es gut passt. Die Eltern hatten euch vermutlich schon vor dem Traualtar und als zukünftige glückliche Eltern gesehen.
Du hast aus der Sicht der Anderen dieses vermeintliche Idyll zerstört.

Die anderen waren aber nunmal nicht mit ihm zusammen und können sich gar kein Urteil bilden wie es dir gegangen ist. Es ist immer einfach einen als Sündenbock abzustempeln, aber so sind die Menschen.

Dir bleibt jetzt nur, das auszuhalten, evtl. zu erklären. Die Wogen glätten sich erfahrungsgemäß schnell wieder, bald spricht keiner mehr davon.

Das wichtigste ist, dass du weißt warum du diesen Schritt gegangen bist und auch dazu stehst. Du hast versucht alles zu retten, er hat es ignoriert. Du hast deine Konsequenzen gezogen. Es war ein notwendiger und richtiger Schritt. Du kannst nicht mit einem Partner zusammen bleiben, nur weil es deiner Umwelt so passt.

Auf längere Sicht werden auch die anderen zu der Erkenntnis gelangen, dass du deine Gründe gehabt haben musst. Niemand verlässt einen Partner ohne Grund.

14.08.2020 14:05 • x 1 #6




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