Hallo du,
ich habe das Gefühl, dass du gerade alles, was mit der Trennung zusammen hängt und durch die Trennung ausgelöst wurde, in einen großen Kübel packst und den dann noch selber über dich ausgießt. Mein erster Vorschlag wäre also, so zu differenzieren, dass die einzelnen Bereiche überschaubar werden, einzeln gelöst und bewältigt werden können und du wieder eine Übersicht über dein Leben zurück bekommst.
Fangen wir mit den
FREUNDEN an. Die sind in aller Regel mit einer solchen Trennung zunächst mal ÜBERFORDERT. Sie haben keine Ahnung, was da abgeht, wer Schuld sein könnte und wem sie nun freundlicher begegnen sollten. Wer zuerst kommt, wird zuerst Sympathien erzeugen wollen. Das scheint deinem Ex bei einigen Menschen aus eurem Netzwerk gelungen zu sein. Und wenn die dann noch schlicht genug gestrickt sind um zu glauben: Wenn ich einen Schuldigen finden, ist das Problem gelöst, dann sind diese Menschen dir gegenüber zurückhaltend oder schlimmstenfalls auch abweisend. Und JA. Das ist normal, das haben wir alle erlebt, als wir unsere Trennungen hatten.
Lösungsansatz: Nicht jeden einzelnen davon überzeugen wollen, dass sie falsch liegen. Kurz deine Position erklären und sie dann mit dem Wissen alleine lassen. Alles andere kostet enorm viel Kraft, und damit solltest du im Moment haushalten.
Problem ANGST:Zitat:Naja, und mir macht es jetzt eine wahnsinnige Angst. Mir geht es an die Substanz. Es gibt Momente, da denke ich, ich muss zu ihm zurück weil ich es einfach nicht aushalte, so verstoßen zu werden und er recht hatte, dass ich das alles alleine nicht auf die Reihe bekomme.
Ich rate dazu, dir diese ANGST, die dir da gerade begegnet, genau anzuschauen. Solche Ängste sind alte Ängste. Sie stammen aus anderen Zusammenhängen. Vielleicht wurdest du mal alleine gelassen oder hast dich alleine gefühlt, weil Menschen, von denen du dir Hilfe versprochen hattest, nicht da waren, als du sie brauchtest. Und es kann viele Gründe geben, dass solche alten Ängste reaktiviert werden und plötzlich stark nach Aufmerksamkeit suchen. Sie gehören aber nicht ins JETZT, sie wurden nur jetzt ausgelöst, sie stammen aus anderen Erfahrungen und Erlebnissen und können jetzt wieder gehen. Sie sind überflüssig.
Mein Rat:Denke darüber nach, was du in deinem bisherigen Leben alles schon alleine bewältigt hast. Auch dein Partner hat dich ja mit allen wichtigen Dingen alleine gelassen, wenn es nicht mit einem Schraubenzieher zu lösen war. Beziehen sich deine Ängste denn auf Probleme, die man mit einem Schraubenzieher lösen kann? Dafür findest du jemanden oder du probierst es selber. Bei allem anderen warst du eh alleine.
Beziehen sich diese Ängste aber auf die emotionale Einsamkeit, dann kannst du dich damit trösten, dass die schlimmsten Zeiten der emotionalen Einsamkeit für dich jetzt erst einmal vorbei sind. Denn man fühlt sich viel einsamer, wenn der Partner, von dem man sich Unterstützung und Mitgefühl erhofft, sich verweigert, als man es sich fühlt, wenn es diesen Partner gar nicht mehr gibt.
Ich glaube auch nicht, dass du tatsächlich VERSTOSSEN wirst, sondern ich glaube, dass du das Verhalten einiger Menschen, die unsicher sind, falsch interpretierst und durch deine depressive Stimmung dazu neigst, ihr Verhalten auch negativ zu bewerten.
Zitat:Es fühlt sich nicht richtig an, wenn ich mit gemeinsamen Freunden rede und keine Ahnung habe, was er erzählt hat. ich bin knapp vor dem Zusammenbruch. Das tut mir alles überhaupt nicht gut und ich würde am liebsten davonlaufen und alle hinter mir lassen.
Auch da kann Differenzierung helfen. Denn wenn du sie ALLE hinter dir lässt, hast du wirklich keinen mehr. Lass doch einfach die hinter dir, deren Verhalten tatsächlich abweisend ist. Aber projiziere ihr Verhalten nicht auf die anderen, die einfach nur unsicher sind, wie sie mit dir umgehen sollen. Es ist auch hilfreich, wenn du diesen Menschen gegenüebr nicht in eine Rechfertigungsorgie ausbrichst, sondern einfach sagst: Du ich hatte sehr wichtige Gründe dafür, es musste jetzt sein. Ich hoffe, du kannst trotzdem ganz normal mit mir reden, es würde mich freuen! Dann ist der andere an der Reihe.
Zitat:Ich vermisse ihn eigentlich nicht wirklich, vielleicht wie er früher einmal war. aber nicht mehr. Es wirft mich nur völlig aus der Bahn, dass man mir so wenig Verständnis entgegenbringt. Und ihm so viel.
Letzteres vermutest du oder unterstellst das. Ich würde das nicht auswiegen. Sondern ich würde den Kontakt mit denjenigen suchen und verstärken, die dich mögen. Und die müssen ja nun nicht alle aus eurem gemeinsamen Umfeld stammen, sondern waren vielleicht sowieso mehr zu dir orientiert als zu ihm.
Die Trennung:Zitat:ich habe mich nach fast 8 Jahren mit 29 Jahren von meinem Freund getrennt. Die Gründe waren vielseitig. Er hat mich oft respektlos behandelt, konnte keine Gefühle zeigen (z.B. hat er mir nicht ein Mal gesagt, dass er mich liebt), er wollte sich mir emotional nicht öffnen und hatte auch kein Interesse, dass ich mich öffne. Er war nie ein Ansprechpartner für mich, wenn es um Probleme ging, die man nicht mit einen Schraubenzieher lösen kann. Und es gab eigentlich nichts,kein Thema, abgesehen von alltäglichen Dingen, über die wir reden konnten. Ihm war das Außenbild immer deutlich wichtiger, als wie es mir geht. S., oder gar Küsse waren rar.
Du bist also emotional neben ihm verhungert. Und das hat dich nicht zerstört, sondern es hat dazu geführt, dass du deine eigenen Kräfte wieder gefunden hast und eine Trennung ausgesprochen hast, die nicht nur ihn trifft, sondern die auch dir viele Unsicherheiten und Herausforderungen bringt. Ich gratuliere dir dazu. Ich wünsche dir Glück. Nicht das große Lebensglück, das kommt später wieder an die Reihe ich wünsche dir, dass du die kleinen Glücksmomente jetzt wieder finden kannst, auf die dein Blick durch eine emotional ausgehungerte Beziehung verstellt war. Jetzt bist du wieder frei und kannst diese kleinen Glücksmomente entdecken, sie genau anschauen und in dich hinein atmen. Und wenn es nur die Tasse Kaffee auf dem Balkon ist bei untergehender Sonne. Konnte er ein solches Kleines Glück mitempfinden? Wenn nicht, hast du jetzt die große Chance, vieler solcher kleiner Momente aufzuspüren und du musst niemanden davon überzeugen, nur dich.
Zitat:Die Trennung war notwendig für meinen Selbstwert. Und am Anfang ging es mir auch relativ gut damit.
Am Anfang? Wie lange ist das denn her? Ich denke, du BIST noch ganz am Anfang, denn die unterschiedlichen Aspekte des Alleinlebens kommen jetzt nach und nach auf dich zu. Die sollen dir aber nicht ANGST machen, sondern du könntest sie als HERAUSFORDERUNG ansehen. Schön einzeln dosiert, jeder Herausforderung separat betrachte, bewertet und gelöst. Löse den Knoten, versuche nicht das dicke Seil zu zerreißen, sondern nimm die einzelnen Fäden. Das fühlt sich dann ganz anders an und ist Faden für Faden lösbar.
Du bist am Anfang einer neuen Zeit. Versuche sie als Aufgabe zu betrachten und nicht als Last. Und steh dazu, dass es DEINE Entscheidung war, du hattest offensichtlich viele Gründe dafür.
Zitat:Jetzt allerdings hab ich so langsam das Gefühl, ich stoße an meine Grenzen. Ich kann das alles nicht allein. Wohnung, Auto.
Was du nicht alleine kannst, dazu suchst du dir einen Helfer. Freunde, Familie, Nachbarn. Und immer schön separat betrachten und lösen.
Zitat:Er redet nicht mehr mit mir (was sich übel anfühlt. ) und lässt mir durch meine Familie Sachen ausrichten.
Glaube mir, es wäre nicht leichter, wenn er wütend wie er ist mit dir ständig reden wollte.
Zitat: Ich bin so sauer. und meine Familie erzählt mir, ich solle nochmal mit ihm reden. Da hätte es ja nur so viele Missverständnisse gegeben und ich muss mich dann wieder rechtfertigen, warum ich gehen wollte.
NEIN, das musst du nicht. Du WILLST das nur, damit alles gut von dir denken.
Zitat: Mir wurde gesagt, er begreife wohl erst jetzt, dass ich echt weg bin und dachte bis zum Schluss, dass ich das nicht durchziehe.
Er hat dich also falsch eingeschätzt, er hat deine Gefühle falsch eingeschätzt, deine Verletzungen, deine Einsamkeit. Er wollte einfach, dass du ihn den Rest deines Lebens so nimmst, wie er nun mal ist. Es bestand kein Leidensdruck für ihn. Und ohne Leidensdruck kein Veränderungswille. Also brauchte er sich nicht verändern. Jetzt muss er schlimmstenfalls darüber nachdenken, warum du ihn verlassen hast. Was er dann sieht, gefällt ihm nicht. Da liegt es nahe, Verbündete zu suchen und Mitleid zu bekommen. Das darf er, es ist
SEIN Leben. Und du darfst dich davon lösen, distanzieren, es weniger und weniger an dich heran lassen und dann
DEIN Leben leben.
Viel Erfolg dabei!