Hallo Gucci,
ich weiß, ich war lange nicht mehr hier, aber als ich gesehen habe, daß dich etwas bedrückt, mußte ich doch zurückkommen und versuchen, dir zu helfen.
Als erstes: ich würde es nicht als Vorzeichen einer Krise bezeichnen, wenn dein Freund vorerst seine eigene Wohnung behalten möchte. Das hat ja nicht unbedingt was mit dich nicht lieben zu tun. Ich kann es sehr gut verstehen, daß er seine eigenen vier Wände haben möchte, in die er sich zurückziehen kann, vor allem, wenn eine kleine Tochter im Spiel ist, der er vielleicht auch Sicherheit und ein Zuhause vermitteln möchte.
Ich kann ihn sehr gut verstehen, daß er zwar so viel Zeit wie möglich mit dir verbringen möchte, im Hinterkopf aber gleichzeitig die Sicherheit einer eigenen Wohnung haben möchte. Ich habe selbst festgestellt, wie sehr einen eine eigene Wohnung erfüllen kann, obwohl man sehr viel Zeit in der Wohnung des anderen verbringt. Mal für sich sein, seinen Freiraum haben, vier Wände, in denen man tun und lassen kann, was man möchte. Das ist mit der eigenen Wohnung gewährleistet. Und selbst, wenn man diese Freiheit nicht auslebt, es ist immer gut zu wissen, daß man es theoretisch machen könnte.
Des weiteren ist es natürlich ungerecht, daß du von ihm etwas verlangst, nämlich die eigene Wohnung aufzugeben, was du nicht tun möchtest. Eigentlich müßtest du das doch gut verstehen, was ihn bewegt, oder? Wie lange seid ihr denn schon zusammen? Vielleicht sollte man einfach etwas mehr Zeit verstreichen lassen, bis auch bei ihm das Gefühl aufkommt, daß Zusammenwohnen der nächste notwendige Schritt ist.
Ich würde sein Verhalten nicht überbewerten und schon gar nicht als Vorbote eines Auseinanderlebens verstehen. Ich glaube, eine solche Entwicklung ist ganz normal. Und ich würde nicht den Fehler machen und ihn mit der Wohnsituation unter Druck setzen. Das habe ich in meiner letzten Beziehung getan, konnte es kaum abwarten und das Ende vom Lied war, daß wir beide total überfordert damit waren, obwohl wir vorher auch fast jede freie Minute zusammen verbracht haben. Aber es macht einen Unterschied, ob man sich bei schlechter Laune oder ähnlichem in sein eigenes Reich zurückziehen kann, ob man sich bewußt machen kann, etwas eigenes auf die Beine gestellt zu haben, oder ob man entweder seines mit jemandem teilt (was nachgewiesenermaßen in den meisten Fällen zu unbewußten Verlustängsten führt) oder die Besitztümer eines anderen mitbenutzen muß (was nachgewiesenermaßen in den meisten Fällen zu unbewußten Schuldgefühlen führt). Also laß ihm Zeit und versuch auch für dich selbst einen Weg zu finden, mit dieser Situation klarzukommen.
Ich wünsche dir nur das beste...
Liebe Grüße
Dein Fussel
15.12.2004 10:48 •
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