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Getrennt wegen meiner Verlustangst

F
Zitat von Honigbiene1:
Was mir in letzter Zeit ganz stark aufgefallen ist: Ich kann mich bei jedem Menschen absolut zusammenreißen, nur nicht bei meinem Partner. Niemand kann nachvollziehen, dass ich so eine Furie sein kann, weil mich niemand so kennt – außer mein Partner.


Da klingelt es bei mir auch ordentlich.... Dein geschildertes Beispiel hätte auch so mit meiner Ex stattfinden können. Wenn man derjenige ist, der das immer wieder abbekommt hält man das irgendwann nicht mehr aus. Man kann machen was man will, es ist immer falsch oder nicht genug. Das zermürbt einen innerlich und man weiß, daß man so niemals glücklich sein kann. Egal wie sehr man sich eine Zukunft mit der Frau wünscht. Das es mit euch nicht funktioniert, tut ihm mit Sicherheit genauso weh wie dir.
Aber du hast einen großen und wichtigen Schritt gemacht. Dir ist (vielleicht zum ersten Mal) bewusst, daß du ein Problem hast. Für diese Partnerschaft vermutlich zu spät, aber du kannst es beim nächsten Mal besser machen. Das du dich bei ihm so gezeigt hast wie du bist, ist auf eine krude Art und Weise eigentlich auch ein Beweis, daß du ihn wirklich mochtest. Du hast gemerkt, daß die Gefahr besteht, daß du dich wirklich an ihn bindest und darauf halt leider sehr häßlich und für ihn schmerzhaft reagiert. Ich habe keine Ahnung wie es ihm geht, aber ich bin in einer ähnlichen Situation. Ich würde mir an seiner Stelle wünschen, daß mir die Last und die Schuld von den Schultern genommen wird. Indem du mitteilst, daß dir dein Anteil bewusst ist. Das du ihn immer geschätzt hast und es dir Leid tut. Ich wünsche dir wirklich alles Gute auf deinem Weg zur Lösung deines Problems.

12.07.2024 11:37 • x 3 #16


H
Zitat von Frie:
Für diese Partnerschaft vermutlich zu spät, aber du kannst es beim nächsten Mal besser machen.

Das hat mein Therapeut auch gestern gesagt.

FYI: Meine Mutter ist übrigens genau so eine Furie und nur wir Kinder kennen sie so. Großes Problem ...... ich arbeite an dem Thema in meiner Therapie.

Zitat von Frie:
Dein geschildertes Beispiel hätte auch so mit meiner Ex stattfinden können.

Das tut mir sehr leid! Ich habe mir deine eigenen Beiträge durchgelesen und konnte auch einige Parallelen erkennen.

Zitat von Frie:
tut ihm mit Sicherheit genauso weh wie dir.

Das tut irgendwie gut, zu lesen, aber tut parallel fast noch am meisten weh. Ihm soll es ja gut gehen – gerade nach der stressigen Zeit mit mir.

Zitat von Frie:
auch ein Beweis, daß du ihn wirklich mochtest

Ja, mit ihm war wirklich alles anders. Mein Therapeut ist auch total begeistert, wie weit ich (und diese Beziehung ist/war der Beweis dafür) schon gekommen bin. Ich sehe aber gerade nur den Scherbenhaufen ... naja.

Zitat von Frie:
Ich würde mir an seiner Stelle wünschen ...

Am Ende des Trennungsgesprächs habe ich noch eine letzte Sache erzählt, die er unbedingt wissen sollte (ich hatte früher an dem Tag endlich eine Lösung für ein Problem mit meinem Fahrrad gefunden, wobei er mir nicht helfen konnte). Da war er plötzlich nicht mehr der eiskalte Beziehungsbeender, sondern wieder mein Mensch. Und er meinte, dass ich mich immer melden darf, wenn ich seine Hilfe brauche und ich für immer seine Maus bleiben werde. Ich habe aber das Gefühl, dass ich mich am besten niemals mehr bei ihm melden sollte. Meintest du das ernst, dass ich ihm das aktiv mitteilen soll?

12.07.2024 11:48 • #17


A


Getrennt wegen meiner Verlustangst

x 3


M
Zitat von Honigbiene1:
Die letzten Wochen gab es nur noch Trennungsgespräche und ich habe immer wieder gesagt, dass ich mir um meinen Bindungsstil nun bewusst bin und das doch gut sei, um daran zu arbeiten. Anfangs war er noch dabei, aber schlussendlich sagt er, dass es nicht funktioniert und zu spät ist.

Ich weiß nicht mehr weiter. Die Therapie wird gerade nochmal etwas verlängert (eigentlich wäre sie demnächst vorbei), aber ich wollte mich ja gar nicht trennen. Ich habe meinen Partner geliebt und wir wollten im nächsten Jahr zusammenziehen und hatten große Zukunftspläne. Ich habe mir solche Mühe gegeben (für meine Verhältnisse und Schwierigkeiten) und dass es ihm zu viel wurde, kann ich absolut nachvollziehen. Trotzdem bin ich einfach nur schockiert und unendlich traurig. Ich funktioniere alleine zu gut. Das ist nicht das Problem. Ich will aber nicht alleine sein, sondern mit ihm.

Es ist Dir bewusst, dass es mit Dir sehr schwierig und hochkompliziert ist. Denn Nähe erdrückt Dich, sie macht Dir Angst und dann entwickelst Du Mechanismen um den Partner von Dir fern zu halten.

Ein Bindungsvermeider hat viele Strategien um emotionale Nähe zu verhindern.
1. z.B. Flucht in die Arbeit die einen enormen Stellenwert einnimmt. Denn dort fühlt er sich sicher und wer könnte gegen einen arbeitsamen und fließigen Menschen auch etwas sagenn?
2. Der Bindungsvermeider ist physisch anwesend, aber gedanklich weit weg.
3. Er verbringt jede Menge Zeit mit seinem Handy oder einem zeitaufwändigen Hobby, das der Partner nicht teilt.
4. Er entscheidet viel für sich allein ohne den Partner einzubinden.
5. Er hat vielleicht viele Kontakte, für die er viel Zeit aufwendet.
6. Er ist ständig müde von der Arbeit, von der Belastung oder sonst was ....
7. Er bricht Streit vom Zaun und schafft dadurch Distanz, bringt vielleicht immer wieder alte Kamellen auf wie, damals hast Du ....
8. Er geht fremd, auch ein probates Mittel um eine als zu eng empfundene Bindung zu torpedieren.
9. Fernbeziehung sind sehr beliebt, denn dann kann der Partner einen nicht so vereinnahmen und sich ins Leben einmischen.
10. Er nimmt wenig Rüciksicht auf den Partner, kann dessen Bedürfnisse nicht nachvollziehen und kann sie daher auch nicht erfüllen, nicht mal ansatzweise.
11. Er verliert den Respekt vor dem - meist klammerndem Partner - und fängt an ihn zu kritisieren und abzuwerten. Das ist dann meist die Endstufe, denn der unterlegene Partner kann nichts mehr richtig machen.

Hauptsache, er hält den Partner auf Abstand. Du kommst mir weniger als passiver Bindungsvermeider vor, sondern eher als aktiver, aber das ist erst Mal egal. Der Effekt ist immer der gleiche. Du hättest vielleicht gerne eine Beziehung, kannst sie aber nicht aushalten. Der Partner spürt das alles, nimmt es wahr und steht dem meist machtlos gegenüber. Solche Beziehungen sind hochstressig, belastend und rauben unglaublich viel Energie. Und wohl darin fühlt sich trotz anfänglicher Liebe keiner mehr richtig.

Ich kann deinen Partner verstehen, dass er sich das nicht länger antun wird. Denn seine Worte sprechen Bände: feuerspeiender Drache, der Macht ausüben will und ihn runter zieht und dann wieder handzahm wird. Je nach Befindlichkeit.

Bindungsängste werden meist in der Kindheit angelegt. Wenig liebevolle Eltern, die das Kind eher in die Ecke stellen als einfühlsam mit ihm umzugehen. Frühe Trennungserlebnisse, die ein Kind verstören und nachhaltig prägen können. Elternliche Liebe gegen Vorleistung des Kinder (sei so, wie ich Dich haben will), all das sind ein guter Nährboden, um als Erwachsener unter Bindungsstörungen zu leiden.
Und später gibt es Beziehungen die nicht funktionieren und die Bindungsänste nochmals manifestieren.

Ich war mal mit einem aktiven Bindungsvermeider zusammen und rückblickend war es die Hölle. Er entschied alles allein und ich war nur der traurige Zaungast in seinem tollen Leben. Wir machten keine einzige Urlaubsreise zusammen, denn 24-h-Dauerbetrieb hält er schon gar nicht aus. Das sagte er zwar nicht, aber ich wusste es auch so.
Er kaufte eine Konzertkarte, die ich traurig liegen sah. Nicht mein Musikgeschmack, aber ich wäre doch mit hingegangen, einfach um mit ihm zusammen zu sein, aber ich war nicht vorgesehen. Er war gerne allein, brauchte niemanden außer einigen losen Freunden, die er ab und zu mal sah. Er kannte eine Famile, die er sehr bewunderte und wo er gern ein und aus ging und sich ein Quentchen Nestwärme holte, das ihn aber zu nichts verpflichtete.
Überhaupt, alles was mit Verantwortung in einer Beziehung zu tun hatte, lehnte er ab. Er wollte nur sein Ding machen und ich war eine Randfigur, für die dann Zeit war, wenn sonst nichts geboten war.
Wir gingen selten aus, denn er trat nicht gerne als Paarhufer in der Öffentlichkeit auf. Es war ihm sogar ein Gräuel, also vermieden wir Lokalitäten, wo wir gemeinsam hätten gesehen werden können.

Es war frustrierend für mich und ich fühlte mich unterlegen. Selbst Schuld, weil ich ihn auf das Podest gestellt hatte, von dem er nicht mehr runterging. Gehen konnte nich nicht, denn lieber nahm ich alles in Kauf, um nicht auf diesen einzigartigen Menschen verzichten zu müssen. Glücklich war ich auch nicht mehr, schon lange nicht mehr, aber da war ja immer das Quentchen Hoffnung, dass es besser werden würde. Irgendwann würde er meinen Wert erkennen und mich belohnen, aber irgendwann kam nie. Stattdessen trennte er sich zu einer Zeit, als ich mir einbildete, wir seien nun auf einem guten Weg. Per Mail, das ist einfacher als persönlich, außerdem hatten wir sowieso eine Fernbeziehung.

ich war am Boden zerstört, meine Hoffnungen auf ein eingebildetes Happy-End zerplatzt. ich fiel wieder in mein ödes Schmalspurleben, dem ich schon während der Beziehung nicht mehr viel abgewinnen könnte. Was interessiertem mich Freundinnen oder meine Schwester, wenn meine Gedanken doch nur ständig um ihn und die schwierige Beziehung kreisten? Ich hatte mich verloren, spürte das auch, verdrängte es und war vor allem handlungsunfähig.
Rückblickend war es die beste Entscheidung auch für mich, die er treffen konnte. Er war es leid, dieses treudoofe Anhängsel zu haben, das was wollte von ihm, das er nicht geben konnte und wollte. Die Olle, die ihm alles nachsieht, ihn vermeintlich versteht, ihn aber doch nur umprogrammieren will zu einem treusorgenden Partner. Nein, das war nicht seine Welt, aber meine Wunschwelt wäre es gewesen.

Es kam dann eine Zeit, in der ich viel nachdachte. Und ich war auch zweimal bei einem Therapeuten, aber nur zu einem Beratungsgespräch. Was hatte ich mir davon erhofft? Dass ich über ihn, den untauglichen Ex. dort lamentieren konnte oder berichten konnte von der unbefriedigenden Beziehung, die nicht gedeihen wollte.
Es war in jeder Hinsicht erhellend, was ich dort erfuhr und fühlte. Zunächst war der Therapeut völlig neutral, es gab keinerlei Wertung, ich war weder die Böse noch die Gute und der Ex. auch nicht. Das empfand ich als entlastend. Es gab kein Mitleid, keine Bestätigung (da haben sie ja ordentich daneben gegriffen, z.B.), kein gutes Zureden, aber auch kein abwertendes Wort. Er war so neutral wie eine Wand und ich merkte, dass mir das gut tat. Keinerlei Verurteilungen, nein, es war so, wie es eben war.

Eigentlich wollte ich über ihn reden und das was ich mit ihm erfahren hatte, aber erstaunt bemerkte ich, dass der Ex. nur eine Randfigur war. Er war nicht weiter wichtig, denn es ging um mich. Wie war ihre Kindheit, wie waren ihre Eltern, was haben sie erfahren und erlebt, was ist ihnen im Gedächtnis geblieben usw.? Irritiert, aber doch irgendwie erleichtert stellte ich fest, dass die Beziehung schlichtweg das Symptom für tiefer liegende Mechanismen war.

Der Mensch hat ein Unterbewusstsein, das sehr mächtig ist. Das kann vorteilhaft sein und uns Stärke geben, aber es kann einen auch steuern und verleiten zu Dingen die keinem gut tun. Weder einem selbst noch dem Partner. Denn jeder ist die Summe seiner Erfahrungen. Und hier sitzen auch die Ängste, die Beziehungen oft kaputt machen.
Wächst jemand in einer konfliktbeladenen Elternbeziehung auf, führt er später meist auch solche Beziehungen, denn jeder lebt das nach, was er kennt. Ob es nun gut oder schlecht ist, spielt keine Rolle.

Die Seele leidet, denn sie hat so viel erfahren müssen, was sie überfordert hat. Dann wird sie traurig und verzagt, aber sie hat auch den Wunsch nach Heilung, die ihr endlich zuteil wird. Leider nehmen wir unsere tief liegenden Ängste und Defizite nicht wahr, sondern schieben sie meist beiseite, weil sie störend sind. Dann meldet sich die Seele und führt uns in Situationen, in denen wir genau das nachleben, was uns früher schon gequält und überfordert hat. Und warum? Was hilft uns das, wenn wir doch nur wieder unglücklich werden?
Die Seele kennt nur den Zwang zur Wiederholung. Sie wird uns so oft mit solchen Situationen, Beziehungen konfrontierten, bis wir endlcih bereit sind, dass wir sie wahrnehmen und beachten.
Das geht nicht ohne Leid ab und ohne Tränen, denn auf einmal sehen wir unser Unvermögen. Aber es ist auch sehr lohnend, in eine Beziehung zu sich und die eigene Schwachheit zu gehen. Denn dann merkt die Seele, dass sie beachtet wird, dass wir bereit sind mich mit ihr zu beschätigen, dass wir in eine Beziehung zu ihr treten. Und dann fühlt sie sich besser und lässt uns auch eher in Ruhe.

Es ist das Wichtigste überhaupt, mit sich klar zu kommen, sich selbst wahrzunehmen und auf sich selbst zu achten. Sorgsam mit sich umzugehen, zu lernen, sich selbst anzunehmen trotz aller Blessuren und trotz aller Schwächen. Erst dann ist der Weg frei für ein besseres und freieres Leben. Ein neuer Partner ist auf diesem Weg eher hinderlich, denn der lenkt uns wieder nur ab. Wer achtsam mit sich umgeht, kann auch mit einem Partner achtsam umgehen. Wer sich selbst liebt, kann auch lieben, auch wenn der Partner nicht immer so ist, wie man ihn sich wünscht.

Und sein persönliches Heil in einer Beziehung zu suchen, ist sowieso grundfalsch. Denn dann gehen wir in eine Erwartungshaltung. Dieser eine Mann soll unser Leben aufwerten und bunt machen und er soll vor allem unser trauriges Herz heiilen. Er soll uns ganz machen, er soll uns lieben, weil wir uns selbst nicht lieben können. Er soll uns respektieren und achten und uns das Gefühl von Wichtigkeit geben, wo wir ihm doch immer nur zeigen, dass wir selbst nicht respektvoll mit uns und dem Partner umgehen. Der Partner wird zur heilmachenden Wunscherfüllungsmaschine degradiert und das wird nicht gut gehen.

Denn das ist Ausnützen in Reinkultur und emotionale Ausbeutung. Es war beschämend, als ich das erkannt hatte, als ich mich emotional von ihm enddich gelöst hatte. Erst dann sah ich meine eigenen Mechanismen und nicht nur seine. Er war nicht der Böse, der schlecht mit mir umgegangen war. Und ich nicht die Gute, die alles ihm zuliebe getan hatte, denn ich wollte was dafür und zwar zu viel.

Ich würde Dir raten, versuche, in eine Beziehung zu Dir zu kommen. Erinnere Dich, durchlebe das nochmals und konzentriere Dich auf Dich. Suche nicht im Außen nach Heilung, denn die wird nicht kommen. Jeder schleppt seine Defizite mit sich rum, aber die sollte man erkennen und sich bewusst machen. Warum das denn? Weil uns alles, was wir auf die bewusste Ebene holen können, weniger steuert als wenn es tief unten liegt und nicht gesehen wird.

Es ist nicht die Zeit für einen neuen Partner. Du rufst noch enem Therapeuten. Ich würde Dir raten, einen zu suchen, der mit Dir Deine Defizite aufarbeitet und an die Wurzeln geht. Das geht schon eher in Richtung Tiefenpsychologie.

Ich fragte meinen Therapeuten damals, ob Bindungsängste heilbar sind. Er mente, es ist schwierig, weil die Betroffenen meist gar nicht bereit sind, sich selbst anzuschauen und wahrzunehmen. Der Leidensdruck muss sehr hoch sein, dass gerade ein aktiver Vermeider zum Therapeuten geht und auch dann wird es eine langwierige Sache. Und die Krankenkassen zahlen halt meist nur ein paar Sitzungen.
Eigentlich sind sie nicht richtig heilbar, aber Betroffene können doch in die Lage kommen, irgendwann eine einigermaßen gute und stabile Beziehung zu führen. Aber eben nur, wenn sie sich selbst anschauen anstatt alles auf den Partner zu projetzieren, der ihnen nicht das erhoffte Glück gibt.

Mit Deinem Ex. solltest Du abschließen, der kommt nicht zurück, denn er hat genug mit sich selbst zu tun. Was für Pläne ihr hattet, interessiert keinen, denn es waren nur Pläne. Ihr wart ja nicht mal in der Lage, eine harmonische Beziehung zu führen. Was sollen denn da Pläne noch retten?
Respektiere seine Entscheidung und sei bereit, Dich mit Dir zu befassen. Das wäre wirklich wichtig für Dich. Du kriegst keine lebenslange psychologische und therapeutische Begleitung, außer Du zahlst sie, aber das ist teuer. Also musst Du bei Dir selbst anfangen und versuchen, Dir selbst zu helfen.

12.07.2024 11:52 • x 8 #18


H
Zitat von Margerite:
Bindungsängste werden meist in der Kindheit angelegt.

100%. Darum ging/geht es in meiner Therapie.

Zitat von Margerite:
ich war weder die Böse noch die Gute und der Ex. auch nicht. Das empfand ich als entlastend.

So ist es in meiner Therapie auch und das wertschätze ich sehr. Es ist die eine Stunde in der Woche, wo nicht bewertet wird.

Zitat von Margerite:
dass die Beziehung schlichtweg das Symptom für tiefer liegende Mechanismen war.

Mein Exfreund hat auch irgendwas mit Ablehnung am Hut. Deswegen wollte ich, dass er eine Therapie macht. Gefühlt bin ich sehr gut im Ablehnen und er kommt sehr schlecht mit Ablehnung oder vermeintlicher Ablehnung klar. Nicht so eine tolle Kombination ...

Zitat von Margerite:
Wer sich selbst liebt, kann auch lieben, auch wenn der Partner nicht immer so ist, wie man ihn sich wünscht.

Das sagt sehr viel über meine Situation, glaube ich.

Zitat von Margerite:
Betroffene können doch in die Lage kommen, irgendwann eine einigermaßen gute und stabile Beziehung zu führen. Aber eben nur, wenn sie sich selbst anschauen anstatt alles auf den Partner zu projetzieren, der ihnen nicht das erhoffte Glück gibt.

Gefühlt bin ich momentan genau dazwischen. Ich war quasi in dem Prozess, mich selbst anzuschauen, aber habe dann eben meinen Partner kennengelernt und wurde von dem Prozess abgelenkt. Die Therapie habe ich auch damals angefangen, weil ich unbedingt eine Familie gründen möchte und mir klar wurde, dass ich dies ohne externe Hilfe niemals schaffen werde ... ich also vor der nächsten Beziehung damit anfangen muss. Gottseidank habe ich sehr schnell damals einen Therapeuten gefunden, der zu mir passt.

Zitat von Margerite:
Also musst Du bei Dir selbst anfangen und versuchen, Dir selbst zu helfen.

Ich danke dir.

12.07.2024 12:18 • x 2 #19


H
Danke euch allen für die bisherigen Beiträge.

Ich habe nicht im Ansatz erwartet solch hilfreiche Antworten zu bekommen.

In diesem Moment bin ich sehr gestärkt und motiviert, aber ich weiß, dass das schwer aufrecht zu erhalten sein wird.

Ich gebe mir Mühe und schnappe jetzt erstmal etwas frische Luft.

12.07.2024 12:22 • x 2 #20


F
Zitat von Honigbiene1:
Das tut mir sehr leid! Ich habe mir deine eigenen Beiträge durchgelesen und konnte auch einige Parallelen erkennen.


Zitat von Honigbiene1:
Das tut irgendwie gut, zu lesen, aber tut parallel fast noch am meisten weh. Ihm soll es ja gut gehen – gerade nach der stressigen Zeit mit mir.


Zitat von Honigbiene1:
Ich habe aber das Gefühl, dass ich mich am besten niemals mehr bei ihm melden sollte. Meintest du das ernst, dass ich ihm das aktiv mitteilen soll?


Die Parallelen habe ich auch bereits in den ersten Beiträgen von dir gesehen. Vielleicht bin ich deshalb auch sofort auf das Thema angesprungen. Ich projeziere vielleicht mein eigenes Thema gerade auf dich und bin deshalb möglicherweise nicht der beste Ratgeber in deiner Situation. Ich kann dir nur sagen, was ich mir gewünscht hätte und was es mir definitiv leichter gemacht hätte das zu verarbeiten. Ich hätte mir sehr gewünscht (bzw. tue das noch immer), daß sie mir die Zweifel nimmt nichts richtig gemacht zu haben. Eine aufrichtige Entschuldigung über all die versauten Ausflüge bei denen sie ohne Grund eskaliert ist, die Feiern zu denen wir gemeinsam eingeladen waren und die sie kurzfristig abgesagt hat, die ganzen Vorwürfe die ich geschluckt habe. Die Rücksichtslosigkeit mit der sie mich auf Distanz gehalten hat und die zu massiven Selbstzweifeln bei mir geführt hat. Ob es deinem Ex genauso geht, kann ich nicht sagen. Du kennst ihn am besten und weißt vermutlich auch was er sich wünscht. Ich werde dein Thema nicht weiter verwässern, der Beitrag von @Margerite ist hier eher der Maßstab. Der enthält sehr viele tolle Hinweise.

12.07.2024 12:47 • x 4 #21


Catalina
Zitat von Margerite:
Es ist Dir bewusst, dass es mit Dir sehr schwierig und hochkompliziert ist. Denn Nähe erdrückt Dich, sie macht Dir Angst und dann entwickelst Du Mechanismen um den Partner von Dir fern zu halten. Ein Bindungsvermeider hat viele Strategien um emotionale Nähe zu verhindern. 1. z.B. Flucht in die Arbeit die einen ...

Wow, Margerite, toller Beitrag! Einer von vielen, die ich von dir hier schon lesen durfte. Danke dafür.

12.07.2024 13:23 • x 1 #22


H
Jetzt ist wieder Abend und ich sollte jetzt (!) eigentlich bei ihm sein (was ich Montag aber abgesagt hab, weil ich dumm bin, weswegen er sich dann Dienstag endgültig getrennt hat) und ich bin einfach nur traurig. Ich will wirklich an mir arbeiten, aber ich will diese Trennung wirklich nicht. Und ich will auch nicht jemand neuen, sondern ihn. Wir waren ein Team.

12.07.2024 20:23 • #23


GarstigeGräte
@Honigbiene1

Vielleicht wäre es für dich zielführender, den Fokus auf Verhaltenstherapie statt auf Tiefenpsychologie zu legen.
Ich komme darauf, weil es auf Grund deiner Schilderung auf mich den Eindruck macht, dass du ein Problem mit deiner Impulskontrolle hast, was möglicherweise den größeren Einfluss auf deine Beziehung hat als deine Bindungsangst. Du sprichst von Ausrastern..
Hast du von deinem Psychologen diesbezüglich Strategien an die Hand bekommen?

Das soll kein Vorwurf sein, mir ist nur aufgefallen, dass du trotz 2,5 Jahre Therapie irgendwie immer noch keinen richtigen..wie soll ich sagen?..Durchblick hast. (Entschuldige bitte, mir fällt gerade aufs Verrecken das Wort nicht ein, das ich eigentlich nutzen möchte. Also bitte nicht falsch verstehen.)
Gerade die Hinweise von @Jalnex18, die neu für dich zu sein scheinen, finde ich für dich besonders wertvoll.
Das war wohl noch nie Thema in deinen Sitzungen?

Falls ich dein Geschiebenes missinterpretiert habe, entschuldige ich mich. Aber deine Ungeduld, mal freundlich ausgedrückt, hat mich aufhorchen lassen.

12.07.2024 21:06 • x 3 #24


H
Zitat von GarstigeGräte:
Das war wohl noch nie Thema in deinen Sitzungen?


Doch, doch. Das ist regelmäßig Thema in meinen Sitzungen. Wenn ich von Ausrastern erzählt habe, habe ich Strategien bekommen. Ich habe ja wöchentlich eine Sitzung und da habe ich auch fast immer erzählt, wenn was in meiner Beziehung passiert ist. Aber irgendwie war jede Situation so verschieden, dass es nicht immer zusammen gepasst hat bzw. kamen diese richtig großen Ausraster erst in diesem Jahr. Ich bin jetzt noch mitten in der Therapie und die werde ich nicht einfach so abbrechen, aber ich habe auch überlegt, ob eine Verhaltenstherapie Sinn macht. Aber so ein Wechsel oder so ist ja nicht mal eben gemacht. Eine Verhaltenstherapie habe ich schon mal mit 16 gemacht, wobei mir es mir damals zwar half, aber nicht tief genug ging. Die Ideen vorhin waren jetzt nicht neu für mich, aber einfach ganz anders als das, was meine Freunde mir die letzten Tage erwidert haben. Und dieser Tage habe ich einfach keinen Durchblick.

Das mit dem Durchblick verstehe ich nicht. Für mich fühlt es sich an, als ob ich seit 2,5 Jahren jeden Tag mehr Durchblick habe, aber es nicht zwingend direkt umsetzen kann, sondern dafür etwas mehr Zeit brauche. Theorie in die Praxis umsetzen eben … Deswegen war es auch schwer für mich in den letzten sechs Monaten der Beziehung sofort alles zu ändern, v.a. während die Beziehung mit jedem Treffen schlimmer und der Schuldberg größer wurde (und andere Probleme und der Alltag dazukamen). Dieses Jahr ist bei mir alles sehr v-i-e-l.

12.07.2024 21:23 • #25


GarstigeGräte
@Honigbiene1

Danke für deine Erläuterung.

Mit Durchblick meinte ich, dass du zwar in der Lage bist, die Hintergründe zu verstehen und zu reflektieren, aber keine oder nicht ausreichende Werkzeuge, um eine Verhaltensänderung anzustoßen, an die Hand bekommen hast. Zusammen mit deiner Aussage bezüglich der vorgebrachten Ideen klang es, als wäre das Thema neu für dich.
Das habe ich dann wohl falsch verstanden.

12.07.2024 21:42 • #26


H
@GarstigeGräte

Gefühlt sind es einfach sehr viele Hintergründe in den letzten Jahren gewesen.

Aber mein Therapeut ist definitiv kein Verhaltenstherapeut, das kann ich sagen und finde ich manchmal auch etwas schade.

12.07.2024 21:47 • #27


H
Jetzt fällt es mir wieder an: Das Thema Impulskontrolle bzw. Selbstregulation war wirklich öfter Thema. Ich könnte jetzt auch genau wiedergeben, was mein Therapeut mir dazu gesagt hat, aber verschone mal damit. Es kommt aber natürlich aus der sehr frühen Kindheit und hat bei mir bzw. meiner Mutter nicht so gut geklappt. Und meine Mutter hat damit genauso ein Problem, weswegen ich aktuell – zum wiederholten Male – keinen Kontakt zu ihr habe.

12.07.2024 22:01 • x 1 #28


T
Ich denke, du bist bei der Tiefenpsychologie schon gut angebunden. Solche tiefen und alten Dinge brauchen ihre Zeit. Eine reine Veränderung des Denkens und Handelns reicht da nicht aus. Du kannst durch die Therapie regulierende und neue Beziehungserfahrungen machen (in der Therapie), und das ist wichtig für dich. Die Therapie geht in dem Tempo, welches du (unbewusst) vorgibst.

12.07.2024 23:08 • x 1 #29


H
Ich habe gestern mit ihm ausgemacht, dass ich morgen Abend mein letztes Teil (mein Kopfkissen) bei ihm abhole. Ich meinte ursprünglich, dass er es mir zuschicken soll (damit ich ihn bloß nicht sehen muss. Die letzten Male habe ich bitterlich geweint), worauf er meinte, dass er gar keinen Karton hat (tatsächlich auch keinen Drucker, fiel mir dann ein). Ich fand es dann doch besser, es abzuholen, aber gleichzeitig habe ich panische Angst vor dem Treffen morgen. Ist er dann der Eiskalte, der mir das Kissen in die Hand drückt und Tschüß? Das ertrage ich nicht … Ich ertrage das alles einfach nicht.

14.07.2024 20:28 • #30


A


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