In sehr kleinen Schritten.
Das erste war eine vage Zielbestimmung. In meinem Falle - Ich will, dass dieses Elend ein Ende nimmt . Ich will ein möglichst schönes, vitales Leben . Eine Idee, wie ich das mache oder wie das konkret aussieht, hatte ich da noch nicht. Aber immerhin, die Bereitschaft , dafür zu gehen war da.
So landete ich bei meiner Therapeutin . Die kam recht früh zu dem Schluss, dass ich viel zu verarbeiten habe und meinte, dass ich für diese emotionale Arbeit Energie brauchen werde . Die müsse ja irgendwo herkommen. Dann hat sie mich nach meiner Ernährung gefragt (war sehr schlecht) und zu einer Ärztin mit Schwerpunkt Ernährungsberatung/ Vitalstoffe geschickt.
Danach drehte es sich erstmal darum, dass ich hier ein paar Verbesserungen auf die Reihe bekomme. Also keine totale Umstellung, aber eben Sachen finden, die klein genug sind, dass ich trotz aller Probleme eine Chance habe, das erfolgreich umzusetzen. Vor dem Hintergrund auch mein Tipp mit dem D3.
Als weiterer Baustein haben mir geführte Meditationen geholfen (Kombination aus Entspannung und positiven Suggestionen).
Ich bin noch lange nicht am Ziel. Gemessen an früher würde ich sagen, dass ich vielleicht 20 bis 30% meiner alten Leistungsfähigkeit aufbringen kann. Gegenüber dem tief depressiven Zustand vorher ist das jedoch eine gewaltige Verbesserung meiner Lebensqualität.
Die innere Trotzpille ist nicht weg . Wie auch . Doch die innere Erwachsene (Kopf/Vernunft) hat erste Ideen mit ihr besser umzugehen . Ich lenke gelegentlich ihre Aufmerksamkeit vom Gedanken-Kreiseln weg, indem ich ein paar Buntstifte in die Hand nehme und mir Wochenkalender male und verziere . Die werden dann im Laufe der Woche mit allerlei Notizen gefüllt . Gefühle , Ernährung und was mir sonst noch einfällt . Zwanglos. Gewollt Unperfekt . Manche Tage bleiben leer .
Wenn lästiger Erwachsenenkram gemacht werden muss, hat meine Trotzpille keine Lust und versucht, mich auf dem Sofa festzunageln. Ich erkläre ihr dann, dass sie mich beschützt, wenn sie diese oder jene Sache erledigt . Ich erkläre ihr, vor welchem Ärger, welcher Scham, welcher Katastrophe sie mich beschützt. Ich appelliere daran, dass sie eine Große und wichtig ist . Das zieht - mal mehr, mal weniger ....
Ich lasse sie an meiner Genesung mitwirken, indem ich sie um ihre Kreativität bitte. Ich hasse ToDo-Listen . Doch da ich stark mit meinen Kräften haushalten muss, brauche ich etwas in der Art . Um orientiert zu sein , was gerade für mich wirklich wichtig ist .
Sie hat für mich eine Mischung aus Spielzeug und Werkzeug geschaffen. Aus Kram, der in der Wohnung war . Es besteht aus bunten Zetteln für die Aufgaben. Die ich nach Belieben neu sortieren kann . Einem Briefbeschwerer, damit der Wind sie nicht verweht. Einem Spieß. Und jetzt setze ich mich also abends gelegentlich dahin, um zu gucken, welche Zettel ich als erledigt aufspießen kann. So wie früher die Revolverhelden sich eine Kerbe gemacht haben .
Ein hübsches kleines Spiel. Ich darf jederzeit neue Zettel schreiben, wenn mir dabei noch etwas einfällt, was ich sonst noch so gemacht habe . Das tut mir gut .
Ich will sagen - mein Weg nach draußen besteht aus vielen kleinen Bausteinen . Der Schmerz ist nicht verschwunden . Doch er tritt nach und nach in den Hintergrund - ist weniger dominierend . Das ist viel . Denn die quälende Frage nach Sinn tritt damit ebenfalls zurück . Ich glaube , auf diese Frage gibt es sowie keine rationale Antwort . Sinnhaftigkeit oder Sinnlosigkeit - das sind einfach Gefühle .
31.07.2018 19:21 •
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