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Geschichte einer Trennung

M
Hallo,

ich bin männlich, 42 Jahre alt und wurde vor ein paar Monaten verlassen. Ich bin damals an einer starken Depression mit einer kombinierten Angststörung erkrankt und war in dieser Zeit ein anderer Mensch. Meine Ex-Freundin hat versucht mir so gut es geht zu helfen, ist jedoch daran gescheitert, was auch schlussendlich zur Trennung geführt hat. Sie sagte mir, dass sie einen stärkeren Mann an ihrer Seite braucht, da sie in ihrer dysfunktional-toxischen, langjährigen Ehe vor unserer Beziehung immer diejenige war, die stark sein musste und dies jetzt einfach nicht mehr leisten kann und möchte.

Ich verstehe ihre Entscheidung und hege keinerlei Groll gegen sie deswegen. Sie hat viel Verantwortung im Job und in der Familie (drei Kinder) und ist daher einfach mit mir und meiner Krankheit an ihre Grenzen gestoßen. Auch hat sie mir immer ehrlich kommuniziert, was sie fühlt und wo sie steht.

Nachdem es mir wieder besser ging, sind wir dann nochmals zusammen verreist. Es war ein bereits lange vorher geplanter Urlaub. Ich hatte gehofft, dass uns diese Reise wieder zusammenbringen wird, wurde jedoch enttäuscht. Ihre Sicht auf die Trennungsentscheidung schien mir trotzdem ambivalent. Auf der einen Seite hat sie Zweifel daran geäußert, ob ihre Entscheidung richtig war, auf der anderen Seite wirkte sie jedoch sehr entschieden. Alles in allem war es dennoch ein sehr schöner Urlaub. Wir hatten gute und ehrliche Gespräche, haben gekuschelt, uns geküsst und miteinander geschlafen. Es war wie in den Hochzeiten unserer Beziehung.

Während dieses Urlaubs habe ich trotzdem um eine Kontaktsperre für die Zeit danach gebeten. Diese wurde jedoch von ihr nicht eingehalten. Sie schrieb mir vereinzelt WhatsApp-Nachrichten mit Impressionen aus ihrem Alltag oder fragte wie es mir ginge. Vor einer Woche haben wir dann sogar nochmals miteinander telefoniert. Auch hier hat sie auf meine Frage wie es ihr ginge, fast weinend geantwortet, dass sie mich vermisse, um dann im nächsten Nebensatz hinzuzufügen, dass sie mir keine Hoffnungen machen möchte.

Ich habe sie nun vor ein paar Tagen nochmals angerufen, mit der Bitte, die Kontaktsperre konsequent aufrecht zu erhalten, da ich einfach Abstand und Distanz brauche und mich die Übergänge von Hoffnung und Enttäuschung bedingt durch ihre ambivalente Kommunikation verwirren und emotional belasten.

Nun sind bereits ein paar Tage seit unserem letzten Telefongespräch vergangen. Ich weiß auf der einen Seite, dass meine Bitte nach einer konsequenten Kontaktsperre richtig war und ist. Auf der anderen Seite habe ich jedoch auch die Befürchtung, dass sie diese Bitte von mir weg und potentiell in die Hände eines anderen Mannes stoßen wird. Letzter Gedanke zeugt natürlich davon, dass ich noch Hoffnung auf einen Neuanfang der Beziehung habe und mir einbilde, dass ich in der jetzigen Situation irgendetwas kontrollieren könnte.

Die größten Baustellen sind daher für mich nun meine Depression/Angststörung in den Griff zu bekommen bzw. so gut es geht Prophylaxe zu betreiben. Bin in psychiatrischer und psychologischer Behandlung und habe auch wieder angefangen Sport zu treiben. Außerdem möchte und muss ich akzeptieren lernen, dass nichts in meiner Hand liegt. Vielleicht wird es nochmals etwas mit uns, vielleicht auch nicht. Beides ist O.K!

Vielen Dank fürs Lesen, M.

16.10.2024 12:50 • x 1 #1


OneLady
Hallo Mtths

Vorab auf jeden Fall grossen Respekt das du dich deiner Depression und Angststörung stehlst und dir dort professionelle Hilfe gesucht hast. Das braucht sehr viel Mut.

Natürlich aber nicht schön wenn ein Partner damit nicht umgehen kann und dies sogar als schwach iniziert, was ich aus meiner Sicht als sehr Stark halte und ihr zeigen sollte das du dich deinen Schwächen stellst.

Was hält denn dich noch an der Beziehung? Also wieso möchtest du Sie denn zurück?

Hast du die Trennungsthematik auch schon mit deinen Therapeuten angeschaut?

16.10.2024 13:12 • x 2 #2


A


Geschichte einer Trennung

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G
Oh nein, was für eine verzwickte Situation.

Schau auf DICH, ganz wichtig.

Zitat von mtths:
dann im nächsten Nebensatz hinzuzufügen, dass sie mir keine Hoffnungen machen möchte.


Sie hat es deutlich gesagt. Jeder Kontakt mit ihr wird dich tiefer in die Abwärtsspirale drängen.
Brich den Kontakt für mindestens 3 Monate ab, komplett. Danach evtl nochmal für 3 Monate.

Und arbeite heraus, was an ihr nicht so toll und passend war.

Mein Gefühl ist, sie weiß dass du immer wieder einknickst und deshalb meldet sie sich auch immer wieder (für ihre Bestätigung). Das hat nichts mit Liebe zu tun.

Auch mit psychischen Themen bist du ein vollwertiger Mann. Ich denke mit ihr hat es einfach nicht gepasst.

16.10.2024 13:12 • x 3 #3


HeikoA13
Dieser kalt/warm - Wechsel bringt keinen von Euch weiter.

Ich rate, die Kontaktsperre auch zeitlich fest zu legen, z.B. 3 oder 6 Monate.

Dann kann in dieser Zeit jeder für sich prüfen, wo er selber steht und die Gefühle dem Gegenüberg heraus arbeiten.

Getrennt wohnt ihr ja, oder ?
Wie lange ging Eure Beziehung eigentlich ?

16.10.2024 13:26 • x 2 #4


M
Hallo OneLady,

vielen Dank für Deine Antwort.

Zitat von OneLady:
Natürlich aber nicht schön wenn ein Partner damit nicht umgehen kann und dies sogar als schwach iniziert, was ich aus meiner Sicht als sehr Stark halte und ihr zeigen sollte das du dich deinen Schwächen stellst.

Wie gesagt, der eigentliche Trennungsgrund macht mir nicht zu schaffen. Auch wenn ich direkt/indirekt als schwach bezeichnet wurde, ging es doch eher darum, dass sie mit meiner Depression/Angststörung aus verständlichen Gründen nicht umgehen konnte. Um ganz ehrlich zu sein, hat mir diese Trennung bzgl. meiner Krankheit auch einen Spiegel vorgehalten und mir gezeigt, dass ich mich jetzt unbedingt um mich selbst kümmern muss, damit mir soetwas nicht nocheinmal passiert.

Zitat von OneLady:
Was hält denn dich noch an der Beziehung? Also wieso möchtest du Sie denn zurück?

Wir kommunizieren sehr gut miteinander (ehrlich, konstruktiv, emphatisch), die körperliche Nähe und S. waren sehr schön. Ich habe mich bei ihr zu Hause gefühlt und liebe sie immer noch.

Zitat von OneLady:
Hast du die Trennungsthematik auch schon mit deinen Therapeuten angeschaut?

Ja, da sind wir dran.

16.10.2024 13:50 • #5


M
Ciao HeikoA13,

danke für Deine Antwort.

Zitat von HeikoA13:
Getrennt wohnt ihr ja, oder ?
Wie lange ging Eure Beziehung eigentlich ?

Es liegen circa 1.000km zwischen uns. Wir waren circa für 1.5 Jahre ein Paar.

16.10.2024 13:52 • #6


M
Ciao Giraffenmädchen,

danke auch für deine Antwort.

Zitat von Giraffenmädchen:
Sie hat es deutlich gesagt.

Ja genau. Leider tendiert man bzw. ich immer dazu sich auf die Aussagen und Informationen zu zentrieren, welche für die eigene Hoffnung sprechen.

16.10.2024 13:58 • x 1 #7


OneLady
@mtths Ist die Frage in wie Fern sie denn nicht damit hat umgehen können. Ist auch immer eine Frage wie wichtig einem das Gegenüber ist, dann kann man sehr viel ausshalten, oder es hat bei ihr auch einige Triggerpunkte gegeben, dass sie damit nicht umgehen konnte. Aber das sind natürlich alles nur Vermutungen.

Ich finde es sehr gut das du dich auf jeden Fall einmal auf dich Selbst konzentrierst und dich auch mit dem Schmerz der Trennung auseinandersetzt und schöne Dinge für dich tust. Es wird immer Zeiten geben an denen es Besser oder Schlechter geht. Aber das ist völlig Normal.

Finde den Kontaktabbruch auch nicht schlecht auch wenn es hart ist und wenn Sie in der Zeit einen Mann kennenlernt, ja dann ist es nun halt so, dann sollte es wohl nicht sein zwischen euch. (Weiss ist jetzt hart ausgedrückt) Aber vielleicht findest du ja auch jemanden, der dich besser Unterstützt oder mehr Verständnis hat.

Finde ich auch super das du das bei deinen Therapiesitzungen auch thematisierst.

Zitat:
Wir kommunizieren sehr gut miteinander (ehrlich, konstruktiv, emphatisch), die körperliche Nähe und S. waren sehr schön. Ich habe mich bei ihr zu Hause gefühlt und liebe sie immer noch.


Das sind schöne Dinge aber eigentlich das Grundfundamet jeder harmonischen Beziehung und findest du nicht nur bei ihr. Aber was genau speziell du an dieser Person findest? Also vermisst du die Person oder nur das Gefühl das Jemand da ist?

16.10.2024 14:05 • x 1 #8


M
@OneLady

Zitat von OneLady:
Ist auch immer eine Frage wie wichtig einem das Gegenüber ist, dann kann man sehr viel ausshalten, oder es hat bei ihr auch einige Triggerpunkte gegeben, dass sie damit nicht umgehen konnte. Aber das sind natürlich alles nur Vermutungen.

Ich hatte/habe das Gefühl ihr wichtig zu sein. Meine Vermutung ist, dass sie in ihrer vorherigen, langen Ehe einfach sehr viel hat aushalten müssen. Nimmt man dann noch die Anforderungen dazu, die sie im hier und jetzt bewältigen muss, dann hatte sie einfach keine Kapazitäten mehr.

Zitat von OneLady:
Das sind schöne Dinge aber eigentlich das Grundfundamet jeder harmonischen Beziehung und findest du nicht nur bei ihr. Aber was genau speziell du an dieser Person findest? Also vermisst du die Person oder nur das Gefühl das Jemand da ist?

Ich vermisse sie als Person und nicht das Gefühl nicht allein zu sein. Auch finde ich, dass dieses Grundfundament einer harmonischen Beziehung meiner Erfahrung nach gar nicht so selbstverständlich ist, wie man vielleicht denkt. Ganz im Gegenteil, es kommt - wie ich finde - eher seltener als öfter vor. Auch ergeben sich aus so einem Grundfundament ganz viele andere Dinge, wie z.B. in der Lage zu sein ein gesundes Nähe-Distanz-Verhältnis in der Partnerschaft aufzubauen, sowie Interesse am jeweils anderen und der Welt als Ganzes zu zeigen.

16.10.2024 15:46 • #9


A


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