Gescheiterte Kennenlernphasen

Hallo Milchkrone,
den ganzen langen Thread habe ich nicht gelesen, aber Anfang und Ende. Und die Frage ist doch, wohin mit den Gefühlen, wenn sie da sind? So in freier Wildbahn, vor den Dating-Apps, ging es mir so: Ich war verliebt, habe mich um sie bemüht und wenn's gefunkt hat, war es beiderseitig, und es war klar: Man war zusammen. So habe ich zwei große Beziehungen erlebt - die eine über 15, die andere über 20 Jahre. Mit Ups and Downs and In-Betweens. Heute bin ich knapp über 60 und wenn ich verliebt bin, immer noch wie ein Teenager - verspielt und wenig taktisch. Ich öffne mein Herz und will geben und empfangen. Deswegen, liebe Milchkrone, kann ich dich sehr gut verstehen, und nach einigen schmerzhaften Erfahrungen mit Dating-Apps nicht mehr so sicher. Im Gegensatz zum Treffen im realen Leben signalisieren die Frauen über Dating-Plattformen ja sehr direkt, dass sie an einer Beziehung interessiert sind. Wenn es dann bei den ersten Dates schon richtig schön ist, dann noch sehr schön körperlich harmoniert, dann möchte ich auf Dauer mehr. Ich kann auch S. und Liebe nicht voneinander trennen. Freundschaft + kriege ich nicht hin. Es sind immer Gefühle da. Im Moment surfe ich durchs Netz, um gute Ratschläge zu finden. Und ich finde sie regelmäßig bei Freundin, Brigitte und allen möglichen Portalen von Frauen für Frauen. Aber nicht bei Men's Health ... Schreiben Männer nicht über ihren Herzschmerz? Darf man das nicht, weil man sonst in der Frauenwelt gleich als unattraktives Weichei gilt? Aber ihr sehnt euch doch nach Einfühlsamkeit, Innigkeit? Bei meiner letzten Erfahrung waren die Rollen vertauscht: Wir hatten großartigen S., aber sie konnte das super trennen - und ich war verknallt über beide Ohren. Jetzt haben wir uns sehr freundschaftlich und liebevoll getrennt. Wir hatten guten S., uns täglich über Facetime lange unterhalten, uns auf allen Ebenen gut verstanden. Aber vielleicht habe ich ihr zu viele Gefühle gestanden und wollte mehr Verbindlichkeit und habe sie damit überfordert ... Was meint ihr? Vielleicht muss einfach nur die Person kommen, die ein offenes Herz und Hingabe zu schätzen weiß. Und da gibt es sicher auch genug Männer, die so ticken. Irgendwo. Menschen sind jedenfalls keine Säbelzahntiger ...

@justaman Ich danke dir für deine Sicht. Mich würdest du nicht überfordern mit Gefühlsbekenntnissen( kommt natürlich auf den Zeitpunkt und das Maß an- Stichwort zu frühes „Lovebombing). Ich denke bei der Begegnung, die du beschreibst, war sie leider nicht verliebt in dich. War von Anfang an klar, dass sie nichts Festes will? Ich habe sowohl Kennenlernen im RL als auch OD und kenne Fälle im Freundeskreis, die über tinder etc eine Beziehung gefunden haben. Also pauschalisieren kann man nichts.
Und „Weicheier“ sind mMn Männer, die keine Gefühle zulassen (außer negativen) oder nicht dazu stehen, die sich stark fühlen, wenn sie weniger empfinden als der andere, den anderen als bedürftig abstempeln. Ich schau manchmal, wie die Männer in Pick up Foren ticken und da gibt es auch sehr unterschiedliche Meinungen. Da werden schon so Fälle diskutiert, wo der Mann mehr will als die Frau usw.

Hallo Milchkrone, du triffst es auf den Punkt. Ich dachte, mit der Zeit wird sich die Verliebtheit schon einstellen. Wir haben uns gleich gut verstanden, viel gelacht, umarmt, angestrahlt. Es lief so schön, dass ich dachte, sie wolle es sich nur noch nicht eingestehen, dass sie auch verliebt ist. Immerhin lief es vier Monate. Aber es ist so: entweder es funkt oder nicht. Und das muss wohl auch ziemlich schnell klar sein, oder?
Es tröstet mich, dass eine Frau sensible Männer zu schätzen weiß. Mit 60 wird man ja auch kein anderer Mensch mehr - und verstellen und taktieren bringt es nicht. Weil man das auch nicht ewig durchhält und unglücklich wird, wenn die eigenen Bedürfnisse nach Nähe und Zärtlichkeit nicht erfüllt werden. Ich dachte, ich bin stark genug für eine Freundschaft +, aber da tue ich mir nur Gewalt an. Ich hatte übrigens bisher immer mit starken, intelligenten Frauen zu tun und sehe, dass jede Frau - und jeder Mensch - die Sehnsucht nach Innigkeit, Geborgenheit und Sich-Fallenlassen-Können hat, wie stark sie auch sein mag. Mir würde schon viel fehlen, wenn ich mich mich meiner Partnerin nicht über Musik, Literatur und so austauschen könnte.

@ Milchkrone PS: Bist du denn in alle Männer verliebt, von denen du schreibst?

Zitat von Justaman:

@ Milchkrone PS: Bist du denn in alle Männer verliebt, von denen du schreibst?

Ja, je nach Dauer des Kennenlernens verknallt oder verliebt. Auf jeden Fall sehr interessiert.

Zitat von Justaman:

entweder es funkt oder nicht. Und das muss wohl auch ziemlich schnell klar sein, oder

Ja, das denke ich mir auch, deswegen finde ich sehr unfair, wenn das dann -wie bei dir- Monate lang läuft und schlussendlich ins Leere. Mich ärgert dann die investierte Zeit und auch jene, die es braucht um sich wieder aufzurappeln. Aber that’s life!

Zitat von Milchkrone:

Ja, das denke ich mir auch, deswegen finde ich sehr unfair, wenn das dann -wie bei dir- Monate lang läuft und schlussendlich ins Leere. Mich ärgert ...

Nein, das kann auch nach 4 Monaten erst klar sein. Beiden. Das ist erlaubt.
Aber an Tag 1 Pläne schmieden und Tag 2 weg sein ist irgendwie...hmm.zumindest unreif?

Zitat von kata_smiles:

Nein, das kann auch nach 4 Monaten erst klar sein. Beiden. Das ist erlaubt.

Da bin ich jetzt mal nicht deiner Meinung.
Monatelang wird future faking betrieben, und dann passt es auf einmal nicht mehr?
Da ist doch besser einmal Treffen, und dann ist er/sie weg, oder?
Welches Verhalten ist da jetzt unreif?

Zitat:

Ja, je nach Dauer des Kennenlernens verknallt oder verliebt.

Das ist ja dann jedes Mal sehr schmerzhaft. Wie hältst du das aus?
Mir passiert das jetzt das zweite Mal hintereinander und im Moment denke ich: I'll never fall in love again. In beiden Fällen übrigens handelte es sich um Frauen, die vor längerem eine Beziehung mit einem erfolgreichen Business-Typen hatten, die für sie sehr unschön beendet wurde, und danach entweder Singles oder in schwierigen kurzlebigen Beziehungen waren. Mein letztes Date sagte mir, sie habe sich nach ihrer damaligen Erfahrung nie wieder richtig verlieben können. Ich dagegen kenne das Auf und Ab von langjährigen Beziehungen und bin auch ziemlich erfahren mit Kompromissen, Beziehungsgesprächen etc. Vielleicht sollte ich in Zukunft eher nach Frauen suchen, die ähnliche Beziehungserfahrungen haben? Aber da scheint es ein Beuteschema zu geben, ich bin übrigens nicht gerade der Business-Typ ...

Zitat von Emily:

Da bin ich jetzt mal nicht deiner Meinung. Monatelang wird future faking betrieben, und dann passt es auf einmal nicht mehr? Da ist doch besser ...

Wenn es ehrlich gemeint ist? Man kann nach drei oder 6 oder 12 Monaten merken, dass die Gefühle doch nicht reichen..
Meinen letzten Typen habe ich über 2 Monate gedatet. Dann kam ein Samstag ( das meinte ich mit Tag 1) war er noch am planen, dann Sonntag ( Tag 2, der nächste Tag) begann der Rückzug. Aber in mehrere Dates und Monate des Kontaktes.

Zitat von Justaman:

Das ist ja dann jedes Mal sehr schmerzhaft. Wie hältst du das aus?
Mir passiert das jetzt das zweite Mal hintereinander und im Moment denke ich: I'll never fall in love again

Es ist ein großer Lerneffekt zu erfahren, wieviel man aushält. Ich bin natürlich auch sehr down jedesmal, aber ich habe gelernt, die Fehler erstens nicht mehr nur bei mir zu suchen und auch bei jeden neuen Kennenlernen die Vergangenheit nicht auf einen neuen Menschen zu projizieren und postiv neu reinzugehen. Ich hab natürlich, wenn es dann wieder Anzeichen gibt, dass es ev. mal wieder nicht gut ausgehen könnte, enorme Trigger…
Ich habe zudem einen fantastischen Freundeskreis, der mich sehr auffängt und wenn diese tollen Menschen um mich sind und bleiben, dann kann nicht soviel an mir verkehrt sein

Zitat von kata_smiles:

Wenn es ehrlich gemeint ist? Man kann nach drei oder 6 oder 12 Monaten merken, dass die Gefühle doch nicht reichen.. Meinen letzten Typen habe ich über 2 Monate gedatet. Dann kam ein Samstag ( das meinte ich mit Tag 1) war er noch am planen, dann Sonntag ( Tag 2, der nächste Tag) begann der Rückzug. Aber in ...

Klar. Man kann nach 3 Monaten Dinge am Datingpartner bemerken, die man dann doch befremdlich findet.
Nur - wenn man sich im Frühjahr kennenlernt, muß man nicht gleich zwei Wochen später vom gemeinsamen Weihnachtsfest sprechen.

@ Milchkrone: Wo du das mit den Projektionen erwähnst: Das schmerzt am meisten. Die ganzen Dinge, die ich mir mit ihr vorstellen konnte, weil wir so gut harmoniert haben. Das war wirklich so. Aber ich hatte halt keine Chnace, das wirklich auszuprobieren. Wir haben einen sehr schönen Wochenendausflug gemacht, aber ich wäre gerne mal mit ihr länger weggefahren. Wenn wir dann beide das Gefühl gehabt hätten, dass es das nicht ist, dann wäre eine Trennung in Ordnung gewesen. Aber jetzt sitze ich da mit all den losen Enden und denke daran, was wir alles hätten machen können. Mir ging es ja garnicht um Zusammenziehen oder so. Womöglich hätte ich da erstmal geblockt. Naja hätte, hätte ...
Wie lange gibst du dir Zeit nach so einer Erfahrung bis zum nächsten Date? Ich bin jetzt jedenfalls erstmal erschüttert - es ist aber auch noch ganz frisch.

@justaman du schreibst von den positiven Projektionen. Das verstehe ich, dass das schmerzt, wenn man die nicht mehr erleben kann. Das tut mir leid für dich. Aber es gibt noch andere da draußen und darunter jemanden, der genauso tief für dich empfindet und mit dem du das erleben wirst. Die war’s halt nicht!

Zitat von Justaman:

Wie lange gibst du dir Zeit nach so einer Erfahrung bis zum nächsten Date?

Mhhhh, kommt auf die Länge des Kennenlernens an und die Intensität, die damit einher geht. Mindestens 1-2 Monate „Trauerphase“. Bei einer Sache ( mein anderer Thread) ging es on/off zwei Jahre und ich war sehr verliebt. Nach dem ersten Aus habe ich 4 Monate gelitten und niemanden gedatet, ihn dann wieder getroffen, dann ging das wieder 4 Monate mit ihm und wieder Schluss Anfang letzten Jahres. Ich hab ein halbes Jahr später wieder begonnen, ernsthafter zu Daten.