Sehr interessantes Thema.
Vor Kurzem mit dem Ex noch besprochen. Er und ich sind da einer Meinung (beide Mitte der 70er geboren ). Zusätzlich er aus dem Osten, ich aus dem Westen, was das Gespräch noch interessanter machte.
Wie dem auch sei. ..
Ich würde nach der null-Toleranz-Politik erzogen. Ein Nein durfte nicht hinterfragt werden. Alles eher sehr streng. Im Winter mit 15 zu Hause sein, wenn die Straßenleuchten angehen, ungefragt das Haus verlassen war tabu, Disko erst mit 16 bis 22 Uhr, nach der Schule mussten die Butscher-Klamotten angezogen werden. Kein Fernseher auf dem Zimmer bis 14, nur ein Hobby, Schule war Priorität, Widerworte galten als respektlos. Es wurde gegessen was auf dem Tisch kam. Was im Haus passierte, blieb im Haus. Respekt das A und O. Usw usw
OK, meine Mutter hat narzisstische Züge, auf Grund dessen ich vor 4 Jahren den Kontakt, nach einer Eskalation ihrerseits ohne Einsicht, klappte, aber grundlegend fand ich meine Erziehung und die Werte meiner Mutter und auch Oma anders als ich es heute woanders erlebe.
Es wird schnell entsorgt (egal ob Besitztümer, Beziehungen ect.), die Erziehung der heutigen Twens (Alter meiner Kinder) war deutlich lockerer, oder respektlos und desinteressierter, als es bei mir der Fall war. Ich habe öfter den Gedanken bei manchen Paaren, das mir nicht klar ist, warum die Ehe geschlossen wird. Man trennt sich, fightet vor Gerichte und Anwälten, die Kinder bekommen Freifahrtsscheine. Schneller, höher, weiter. Selbstdarstellung ist im Heute deutlich präsenter als im Früher. Jeder ist sich selbst der Nächste. Es wird gemeckert, gelästert und die Probleme anderer sind Gesprächsthema als das jeder mal vor vor der eigenen Haustür kehrt.
Ich bin ganz ehrlich. . . Weniger ist mehr. Ich fand meine Kindheit ohne Handy und mit einem Wählscheibentelefon aufregender,da würde die BF angerufen und es wurde sich verabredet. Statt 1 Euro Saufpartys gab es als junge Erwachsene chillig Runden am See. Mit Baden, Einweggrill und aufgemotzten Golf's. Nächtliche treffen bei Mäcces, SitIns bei Freunden wo in Kolonne ein Film geschaut wurde. Statt Rechner und CsGo gab es Doppelkopf und Skat. Ich musste sogar Tanzkurse besuchen. Familientradition, ohne Widerworte. Das war Gesetz. Einiges fand ich gar nicht schlecht. Vieles habe ich weiter gegeben aus Überzeugung, auch in abgeschwächt Form.
Trotz der Wandlung in der Zeit und den Erziehung der Kinder von heute, ist es mir gelungen, dass meine Mädels meine Werte angenommen haben : Toleranz, Akzeptanz und Respekt.
Ich habe oft den Gedanken, dass ich mich gerne von vielerlei Technik trennen möchte. Ich merke es auch bei dem Auszug meiner Kids. Ich gebe den ultra viel mit, ich will das Zeugs nicht mehr. Social Media Accounts sind alle gelöscht, meine Kontakte auf WhatsApp beschränken sich auf ein Minimum, Gruppen dort verlasse ich regelmäßig und greife lieber zum Hörer. Das hat sich während der Lockdowns so breit gemacht in mir. Back to the roots.
Ich frage mich, ob diese andere ziwt im Vergleich zu meiner Kindheit /Jugend zu viel Einfluß auf meine EX Beziehung genommen hatte. Zu viel Feuer von außen, zu viel Gequatscht, Gerüchte und Co. Unterstützt durch die Möglichkeit der schnellen Verbreitung. Was früher 2 oder 3 Wochen gedauert hat, damit es 5 Personen mitbekommen, ist heute binnen von weniger als 5 Minuten möglich mit einem deutlich größeren Kreis. Stille Post hat ein neues Ausmaß erlangt.
Es gibt viele Beispiele wo ich mich frage, wie es damals gelaufen wäre.
Wen ich Paare treffe (jobbedingt passiert es jedes Mal, wenn ich ein Haus betrete) ist ein Unterschied zu hören in der Kommunikation unter den Paaren. Die älteren Paare sind zwar ruppiger (deutlicher) unterwegs, aber nicht zwangsläufig weniger liebevoll. Jüngere Paare haben einen Ton am Leib, dass mir teils echt schlecht wird. Heute wird Kleinkram ausdiskutiert. In der Regel geht es darum wer nun recht hat und wer was wie wirklich gesagt hat. Bei älteren Paaren wird höchstens diskutiert ob es nun Dienstag oder Mittwoch war wo man Erna getroffen hat. Verkruxte Welt. Die Emanzipation hat auch in den Beziehungen Einzug gehalten. Die Bedürfnisse der Frauen sind, finde ich, die gleichen geblieben (z. B. Verständnis, Sicherheit, Wertschätzung ect.). Allerdings wollen die ohne Kommunikation durchgesetzt werden und zeitgleich werden Bedürfnisse eines Mannes ebenso gelebt (z. B. Anerkennung, Bewunderung, Zustimmung). Die Männer hingegen bleiben bei ihren Bedürfnissen. Es kollidiert immer wieder wie ich es so mitbekomme. Selten treffe ich Frauen in den 30ern, die Mann auch mal Mann sein lassen ohne tiefgehende Gespräche oder besser Diskussionen führen zu wollen. Die Männerhöhlen haben sich nicht groß verändert (von meinem Eindruck her), nur die Akzeptanz der Frau dahingehend hat sich verändert und Ansprüche werden gelten gemacht.
Ach herrje, da könnte ich noch unendlich viel schreiben zu dem Thema. Ich kann deine Gedanken gut verstehen und gebe zu, dass ich selbst viel darüber nachdenke. . .
30.06.2022 10:22 •
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