Hallo in die Runde,
ich bin eben auf diese Seite gestossen und habe bisher schon einiges nützliches gelesen. Im Moment herrscht bei mir Gefühlschaos pur, deshalb wäre ich sehr dankbar, wenn ich Eure Meinung dazu hören könnte:
Meine Freundin und ich, (gleichgeschlechtliche Beziehung, beide Ende 30) haben uns vor zwei Wochen getrennt, insgesamt waren wir fast drei Jahre zusammen, wovon wir das letzte Jahr auch zusammen gewohnt haben.
Als wir uns kennenlernten, war es Liebe auf den ersten Blick (ich hätte nie gedacht, dass mir so etwas tatsächlich mal passieren könnte) und wir waren eine ganze Zeit lang superglücklich. Zunächst führten wir eine Fernbeziehung, zwischen uns lagen räumlich gesehen zwar nur knapp 100 Kilometer, die Umstände habe es aber dennoch nur ermöglicht, sich am Wochenende zu sehen. Als wir zusammenzogen, hatte das für mich den Nachteil, dass ich etwa dreimal wöchentlich ziemlich lange pendeln muss (etwa 6 Stunden hin und zurück) aber auch Vorteile, ich verdiene aufgrund einer Fortbildung sehr wenig, sie ist alleinerziehend und als sich ihre berufliche Situation verändert hat, brauchte sie jemanden, der, wenn sie arbeiten muss, ihr Kind versorgt. Auch wenn das pragmatisch klingt, wir sind aus Liebe zusammengezogen, für uns war es die Liebe unseres Lebens und wir hätten nie gedacht, dass wir uns einmal trennen würden.
Die äußeren Umstände liefen nie besonders gut, unsere Beziehung konnten wir nie öffentlich leben, da sie sich nicht vor ihrer Familie outen kann und in einem kleinen Ort wohnt, wo jeder jeden kennt.
Das erste Jahr lief wunderbar, wir hatten gemeinsame Ziele und Pläne, wenn wir uns nicht sehen konnten, waren wir traurig, konnten uns über alles unterhalten und immer war ein tiefes Vertrauen zwischen uns. Irgendwann begann unsere Beziehung dann zu bröckeln, weil sie sich immer mehr gehen ließ, nicht mehr vorm Fernseher wegzubekommen war, zu keinerlei Unternehmungen Lust hatte. Eine Kommunikation war nicht möglich, sie hat immer alles verdrängt und wir konnten - ohne Übertreibung - noch keine 10 Minuten über irgend etwas reden, ohne dass sie dicht gemacht hat. In der Folge habe ich dann auch Fehler gemacht, habe ständig über die Situation gemeckert, wurde fordernder, habe sie wohl auch hinsichtlich des Gesprächbedarfs gedrängt. Das waren leider nur einige Baustellen, aber alles andere wäre jetzt zu viel.
Das letzte halbe Jahr lief bei uns gar nichts mehr, wir haben nur noch nebeneinander her gelebt, sämtliche Versuche meinerseits, über Probleme zu reden und die Beziehung damit wieder ins Gleichgewicht zu bringen, sind gescheitert. In alltäglichen Dingen haben wir aber immer zusammengehalten und konnten uns absolut aufeinander verlassen. Auch herrscht immer noch absolutes Vertrauen zwischen uns.
Vor zwei Wochen nun war ich an dem Punkt, dass ich, obwohl ich sie noch liebe, einfach nicht mehr so weiter leben konnte und auch eine Beendigung der Beziehung in Betracht gezogen habe, sollte sich nicht grundlegend etwas ändern. Sie ist mir zuvorgekommen und hat gemeint, dass sie über alles während ihrer letzten Arbeitsschicht nachgedacht hätte und die Beziehung nicht mehr wolle. Wir haben uns also getrennt und obwohl auch ich innerlich schon längst resigniert hatte, wurde ich angesichts dieser Endgültigkeit doch sehr traurig. Sie hingegen saß neben mir, beschäftigte sich nebenbei mit anderen Dingen und war einfach nur froh, dass damit alles vorbei war.
Gleichzeitig ist es ihr aber sehr wichtig, dass wir als Freunde zusammen wohnen bleiben, sie mag mich immer noch total gerne, genießt das vertraute Verhältnis mit mir, nur eine Beziehung möchte sie halt nicht mehr. Ich fand das in dem Moment auch eine sehr schöne Idee, mit der ich auch klar gekommen wäre, wenn wir uns die Zeit gelassen hätten, uns auf die neue Situation einzustellen.
Etwa eine Woche nach der Trennung fing sie dann plötzlich an, mit einer Frau zu chatten, lief den ganzen Tag grinsend und mit rotem Kopf durch die Gegend, telefonierte und simste stundenlang - sie hat sich neu verliebt.
Dies hat in mir die unterschiedlichsten Gefühle hervorgerufen - tiefe Verletztheit, sich so schnell in etwas Neues zu stürzen, Verzweiflung, mir das Geplänkel ansehen zu müssen bis hin zu der Überzeugung, dass die Liebe zwischen uns so groß nicht gewesen sein kann.
Obwohl ich eine Beziehung in der Form, wie wir sie zuletzt hatten, nicht mehr will, tut es mir aber weh, wenn sie mir tagtäglich vorlebt, wie es zwischen uns einmal war, plötzlich achtet sie wieder auf sich, wird aktiver, ich sehe, wie aufgeregt sie das Handy im Auge behält, wie sich ihre Stimme verändert, wenn sie abnimmt usw.
Wir reden ganz offen über die Situation, ihr ist es wichtig, keine Geheimnisse vor mir zu haben und sie sagt auch, dass es ihr leid tut und es nicht geplant war, sich wieder so schnell zu verlieben. Als ich ihr dann sagte, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass ein Zusammenleben unter diesen Umständen funktionieren kann und ich erwäge, eine eigene Wohnung zu suchen, fing sie fast an zu weinen und beteuert mir seither immer wieder, dass sie es sich sehr wünscht, dass wir zusammen wohnen bleiben. Im Moment geht es mir einfach nur elend, wir können zwar über alles reden und sie fragt mich auch immer, wie es mir geht, aber ich kann und will ihr auch nicht täglich zeigen, wie schlecht ich mich fühle, zumal ich denke, dass sie dies mit der Neuen auch bespricht.
Mich würde jetzt einfach mal Eure Meinung zu dem oben geschriebenen interessieren, insbesondere, wie Ihr das mit der neuen Beziehung seht und warum ihr denkt, weshalb sie mit mir weiter zusammenleben will, obwohl es für sie anders ja auch einfacher wäre.
Herzlichen Dank und liebe Grüße
28.03.2012 12:30 •
#1