Liebe Hildegard,
Danke für deinen Beitrag, ich glaube allerdings, dass du mit deiner Vermutung falsch liegst. Über die Verliebtheitsphase sind wir schon lange hinaus. Während dieser Zeit war es durchaus so, dass alle Probleme ausgeblendet waren.
Die Ehefesseln wie du es genannt hast, hat er wegen mir, und nur wegen mir abgestreift. Weil er dachte, er kann und will nur noch mit mir zusammen sein.
Ich finde auch nicht, dass er mich am ausgetreckten Arm verhungern lässt. Er ist ehrlich zu mir und hätte es einfacher und bequemer haben können, wenn er nicht so ehrlich wäre. Er kann mich nicht loslassen, aber sein altes Leben auch nicht, obwohl er bereits ausgezogen ist. Mittlerweile habe ich mit vielen Frauen gesprochen, die ähnliches erlebt haben. Die meisten Männer denken und fühlen anders als wir Frauen. Und sie verlassen sich nicht gerne auf ihre Gefühle, sondern auf das, was sich bewährt hat im Leben über viele Jahre. Nicht alle, aber viele. Dass es am Ende nicht mehr das Leben war, dass er wirklich haben wollte, hat er ausgeblendet. Aber vielleicht sieht er dieses Leben jetzt auch aus einer ganz anderen Sicht. Es gibt durchaus Menschen, die lieber ein bequemes und sicheres Leben führen und für die Liebe nicht ganz so wichtig ist, wenn eine Beziehung auch anders funktioniert, vor allem wenn die Basis dieser Beziehung nie die Liebe war. Wir waren über viele Jahre ein gutes Team und ich schätze meine Frau, das hört sich zwar ein bisschen an wie die Beschreibung eines Arbeitsverhältnisses im Büro, aber du musst zugeben, es hört sich nach etwas an, was funktionieren kann. Wenn man etwas nicht mehr hat, weiß man es auf einmal wieder zu schätzen und das ist für ihn sein Teampartner, der ihn über viele Jahre begleitet hat, unkompliziert, bequem und er konnte sich immer darauf verlassen. Er hasst seine Frau nicht, er mag sie als Mensch, es gab nie viel Streit bei den beiden. Er hat mal eine Reportage im Fernsehen über Helmut Schmidt gesehen, in der der gute Mann im Zusammenhang mit seiner Frau Loki den Satz gesagt hat Das große Glück ist von kurzer Dauer, Zufriedenheit kann jedoch sehr lange andauern. Das hat damals fast ein Drama bei uns ausgelöst, weil ihn das in seiner Denkweise bestätigt hat. Ich, das kurzweilige, wenn auch wunderbare, zauberhafte Glück und auf der anderen Seite die (vermeintliche) Zufriedenheit in seiner Ehe. Natürlich hat ihm was gefehlt, sonst hätten wir nicht zueinander gefunden, aber Männer reden sich das auch gerne mit Midlife Crisis schön.
Ich versuche zu verstehen und ich habe verstanden. Ich kann niemand zu seinem Glück zwingen und zur Liebe schon gar nicht.
Liebe Groupie,
du scheinst deine Erfahrung gemacht zu haben. Es sind sicher nicht alle Männer gleich. Und nicht jeder Mann rudert zurück...ich glaube, ich habe da ein sehr spezielles Exemplar erwischt.
Wir haben uns gestern getroffen, wir hatten viele wunderbare Stunden, fast schöner als das, was in meiner Erinnerung war. Ich wollte dieses Treffen, unbedingt. Der Vorschlag kam ursprünglich von ihm, als sein Herz stark war und einen Tag später fand er es wieder keine so gute Idee, weil es uns zurückwerfen würde. Da war er wieder, der Verstand. Ich habe auf dieses Treffen bestanden und eigentlich wollte er es ja auch, er hatte nur Angst davor, was danach kommt.
Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn liebe, wie ich nie zuvor einen Mann geliebt habe. Aber dass er mir nicht das geben kann, was ich brauche im Leben, dass er nicht der richtige Mann für mich ist. Ich weiß, war seine Antwort. Er hat geweint und hat mich darum gebeten, dass ich die Entscheidung fällen muss keinen Kontakt mehr zueinander zu haben, keine Emails, keine SMS, er würde es nicht schaffen. Er liebt mich nach wie vor und er kann mich nicht loslassen. Manchmal reicht auch eine große Liebe nicht habe ich ihm gesagt.
Ich glaube nicht, dass er zu mir zurückrudern wird. Es ist kein Kämpfer, er fühlt sich in der Opferrolle wohler. Er wird versuchen, über unsere Liebe hinwegzukommen und sich mit dem Gedanken trösten, dass es ihm und mir besser damit geht. Nicht jetzt, aber irgendwann.
Wünscht mir Kraft, das durchzustehen und dieses Spiel, dieses Hin und Her endlich zu unterbrechen. Es ist ein schei. Gefühl gegen so eine große und mächtige Liebe anzukämpfen wo man doch weiß, dass der andere einen selbst auch so sehr liebt. Ich weiß, dass zweifeln jetzt viele hier an. Aber ich kann es fühlen... und gestern konnte ich diese Liebe zwischen uns, dieses Band, diese Magie sehr deutlich spüren. Gestern war er wieder der reine Herzmensch, aber die Vernunft wird bei ihm immer wieder die Oberhand bekommen. Sein Herz ist zu schwach, um die Liebe leben zu können.
11.05.2014 10:18 •
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