Hallo Gast Angst,
als ich in meiner akuten Trennungsphase steckte, haben die Leute um mich herum irgendwann nur noch mit den Augen gerollt. Ich bekam zu hören - Bleib doch mal bei Dir selber ! Du redest schon wieder von ihm ! Die Worte kamen nicht bei mir an. In mir selber fand ich doch nix als Drama. Also dachte ich, ich bleibe doch bei mir selber, wenn ich über das Drama spreche. Also über ihn, die andere, die Trennung. Ich wußte gar nicht mehr, was das ist - bei mir selber bleiben.
Ich habe das Gefühl, bei Dir ist es gerade sehr ähnlich.
Also - lass uns mal schauen, was passiert, wenn wir gemeinsam einen Schritt zurück treten.
Ich habe Deinen Thread von Anfang an mit verfolgt. Ich habe gesehen, daß Du emotional heftig geackert hast in den letzten Wochen und Monaten. Du hast eine weite Strecke zurück gelegt. Du hast Dich von vielen Illusionen getrennt, Dich der Enttäuschung gestellt, dem Schmerz über die Enttäuschung. Du hast für Dich gedanklich eine Klarheit erreicht. Die Klarheit, daß Dir diese Beziehung nicht gut tut. Und daß Du sie beenden möchtest. Du bist sogar soweit gegangen, erste Anläufe zu machen, diese Trennung umzusetzen.
Das alles war eine gute und richtige Entwicklung. Und Du hast Recht - das alles ist nötig für die Heilung.
Doch das alles hat Dich auch eine Menge Kraft gekostet.
Und Du hast darüber das Auftanken vernachlässigt. Es gibt bislang keinen Punkt, wo Du Dir selber gesagt hast - Hey, da habe ich doch tatsächlich was erreicht. Ich bin weiter gekommen ! Keinen Punkt, wo Du Dich selber und diese ganze Arbeit gewürdigt hast.
Im Moment stehst Du vor Hindernissen. Du machst Dich runter, weil Du den vermeintlich krönenden Schritt noch nicht geschafft hast. Du verzettelst Dich in Gedanken über das Wie der Trennung. Und siehst dabei den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr.
Gast Angst -
um eine Trennung umzusetzen und dann ja auch
dauerhaft durchzuhalten brauchst Du Kraft. Dabei hilft
die gelebte Erfahrung, daß mit Dir selber jemand da ist, der sich gut um Dich kümmert. Daher schlage ich Dir vor, Dich jetzt für eine Weile genau darauf zu fokussieren.
Du hast jetzt klar, was Du willst. Das ist schon was. Gönn' Dir eine kleine Pause. Feiere ein kleines Bergfest.Was ich damit meine: Stelle die Auseinandersetzung mit dem genauen Wie der Trennung zurück.
Mach dir einen Eintrag im Kalender, der Dich in zwei, drei oder vier Wochen daran erinnert, daß Du Dir ab dann wieder Gedanken über das Wie der Trennung machst. Nimm Dir vor, die Gedanken über die EF und ihn bis dahin ebenfalls zurück zu stellen.
Dieses Gedanken zurückstellen wird nicht ohne weiteres gelingen. Sie werden immer wieder ankommen. Schiebe sie dann sanft zurück. Sage Ihnen, daß sie wichtig sind, Du auf sie zurück kommen wirst.
Du hast aber im Moment eine noch wichtigere Aufgabe zu lösen. Nämlich Dir selber etwas Gutes zu tun. Das ist ein mentale Übung. Du mußt sie nicht perfekt hinbekommen. Es reicht für erste, sie durchzuführen, Dir einen klitzekleinen Freiraum zu verschaffen. Gerade groß genug, um anzufangen. Dann hast Du schon was geschafft.
Und dann fang tatsächlich an.
Mach die Schritte möglichst klein.
So klein, daß Du sie in kleinen Freiräumen umsetzen kannst.
Stelle Dir eine Hausaufgabe.
Mach eine kleine Liste.
Was machte Dir denn früher Freude ?
Vielleicht als Kind ?
Erinnere Dich !
Hefte Dir die Liste an die Wand.
Lobe Dich dafür, wenn Du es geschafft hast, sie zu erstellen.
Und dann gehe es an. Irgendetwas davon. Auch hier: Kleine Schritte. Jeder zählt.
Wenn Du magst, lass uns daran teilhaben, was Du vorhast,
Wie Du es umsetzt.
Und danach siehst Du dann weiter. Wenn das alles gar nicht klappen will, würde ich Dir ernsthaft vorschlagen, Dir eine professionelle Untersützung zu suchen. Vielleicht Verhaltenstherapie mit jemandem, der Dir dabei hilft, Dein Selbstwertgefühl wieder einwenig aufzubauen. Damit Du Schritt für Schritt fit wirst für die ABSTINENZ vom Drama (@Honeysky - herrliche Wortschöpfung !)
Lg und ein schönes Wochenende Dir