Hallo Zusammen,
ich habe ein kleines großes Problem und da niemand aus meinem Freundeskreis ähnliche Erfahrungen gemacht hat, möchte ich es hier gerne kurz schildern.
Ich kann das Geschehe nicht in 3 Sätzen zusammenfassen und hoffe, dass es sich jemand durchliest, der ähnliche Erfahrungen gemacht hat, vielleicht sogar Handlungsempfehlungen hat oder zeigen kann, wie er/sie damit umgegangen ist. Vielen Dank schon mal für Eure Geduld und Feedback.
Vor gut 1 Woche haben mein Ex-Freund (damals 28, heute 31, keine Beziehung vor mir) und ich (damals 25, heute 28, 2 Beziehungen) beschlossen, getrennte Wege zu gehen nachdem der Zweitversuch leider in die Hose gegangen ist. Wir waren knapp 3 Jahre zusammen (Fernbeziehung).
Ich kenne meinen Ex von der von der Arbeit, fand ihn schon immer unheimlich attraktiv und da wir ein paar Mal miteinander zu tun hatten, habe ich - als Corona angefangen hat - meinen Mut gefasst und ihn angeschrieben, Smalltalk begonnen, um überhaupt herauszufinden, ob er single/vergeben ist. Wir haben beide schnell gemerkt, dass wir uns näher kennenlernen möchten, woraufhin wir uns 2 Wochen später getroffen haben. Beim vierten Date hat er mich schließlich gefragt, ob ich mit ihm zusammen sein möchte, ohne dass wir uns überhaupt davor geküsst haben. Ich fand das so mutig, endlich einer, der genau weiß was er möchte. Seit dem waren wir unzertrennlich und sehr verliebt. Wir führten zwar eine Fernbeziehung, aber schafften es täglich viel zu telefonieren und haben mehr Zeit am Telefon verbracht als face2face. Die ersten 2 Jahre war die Fernbeziehung für mich kein Problem, ich zeigte Verständnis für seine Situation, er sagte mir nämlich von Anfang an, dass er ein Naturmensch ist und nur im Wald runterkommen kann, ich dagegen bin in der Stadt aufgewachsen und er frisch meine Wohnung bezogen, habe aber immer die Bereitschaft gezeigt, zu ihm zu ziehen, auch wenn das eine Umstellung für mich wäre - natürlich unter der Voraussetzung dass wir beide einen guten Job dort finden.
Nach 2 Jahren unserer Beziehung habe ich ein Angebot bekommen, für drei Monate in Schweden zu arbeiten und tolle Erfahrungen zu sammeln. Wir haben darüber gesprochen, er fand das super und hat mich vollkommen darin unterstützt, sodass ich 1 Monat später schon in Schweden war. In Schweden hatte ich viel Zeit für mich, ich war viel arbeiten, abends im Sport, am Wochenende manchmal Sightseeing gemacht und hatte viel Zeit zum nachdenken. Ich habe gemerkt, dass mir etwas in der Beziehung fehlt, konnte es aber nicht verbalisieren, ich wusste einfach nicht, was mich dieses Gefühl ist. Zwei Wochen später kam er mich besuchen und ich hatte so ein schlechtes Gewissen, weil ich nicht mehr so fühlte wie davor, aber ich wusste nicht genau was das war. Ich sagte ihm, dass ich gerade nicht mehr glücklich bin und ich nicht weiß, ob ich die Beziehung so weiterführen kann. Meinem Ex-Freund hat das merklich den Boden unter den Füßen weggerissen und ich war auch komplett überfordert, sodass ich meinen Auslandsaufenthalt am selben Tag abgebrochen habe und mit dem nächsten Flieger nach Deutschland geflogen bin, weil ich mich reflektieren musste und herausfinden musste, was los ist, damit wir beide Gewissheit haben. . Mir bricht es das Herz, wenn ich daran denke, wie traurig er war. Ich habe das nie wieder in dieser Form.
In Deutschland angekommen bin ich sofort zu meinen Eltern und wir haben Tage und Nächte gesprochen, was passiert sein könnte, dass ich so plötzlich nicht mehr fühlte wie davor. Ich habe erkannt, dass mir die Fernbeziehung nicht gut tat. Ich mag es gerne, meinen Partner um mich zu haben, Konflikte lieber f2f auszudiskutieren und Alltag miteinander zu haben. Da wir während Corona nicht ins Büro mussten und er die Stadt nicht mag, haben wir uns sehr oft alle 2 Wochen gesehen, dann zwar für ein paar Tage hintereinander, aber es ist wirklich nicht so viel, wenn man bedenkt, dass man den Abend lediglich miteinander verbringen kann. Selbstverständlich habe ich ihn auch am Wochenende besucht, wenn ich konnte, aber alles in allem war es mir zu wenig.
Ich habe im Laufe der vielen Gespräche mit meinen Eltern herausgefunden, dass ich aus Liebe meine Bedürfnisse zurückgesteckt habe. Seit dem ich ihn kenne, ist er im Dauerstress ohne Pause und meint immer, ihm fehlt sein Ausgleich, er hat keine Zeit für seine Hobbies, die Arbeit strengt ihn an, die Themen Zuhause belasten ihn etc. - ich wollte nicht die stressende Freundin obendrauf sein und habe meine Bedürfnisse unbemerkt nach hinten gestellt. Heute würde ich das anders angehen und defintiv kommunizieren, wenn mir etwas fehlt (der Ton macht die Musik). Darüber hinaus haben mich folgende Themen im Laufe der Beziehung sehr belastet: In fast jedem Telefonat hat er mir sein Herz ausgeschüttet, wie schlecht es seiner Mutter geht, dass sie im Haushalt nichts macht und vermutlich depressiv ist und das alles an ihm hängen bleibt. Ich, lösungsorientiert erzogen, habe mir so viel Mühe gegeben, ihn seelisch zu unterstützen, habe Bücher über Depressionen gekauft und gelesen, habe für sie einen Kochplan erstellt, damit die Aufteilung vielleicht besser läuft, hatte immer ein offenes Ohr für ihn (er aber auch für mich) etc. Ich habe gemerkt, dass mich dieses Thema und das Meckern unfassbar mitnimmt und nach jedem Telefonat hatte ich das Gefühl, ich habe keine Energie mehr, die Leichtigkeit war weg. Irgendwann habe ich ihm leider mit der falschen Wortwahl gesagt, dass ich das schwach von ihm finde, seine Mutter leidet und sie können so viel mehr für sie tun anstatt jeden Abend mich für Psychohygiene zu nutzen (z.B. Gespräch mit Schwestern dass sie unterstützen könnten im Haushalt, evtl. Thema Kur ansprechen), damit sich das Thema einfach löst. Mir ist im nachhinein klar geworden, dass jede Familie eine eigene Dynamik hat. Heute würde ich das Thema Eltern auch anders angehen, indem ich mich klar davon distanziere und dem Partner ermutige, dass sie das schon selber schaffen werden. .
Nach dem Drama in Schweden war sein vertrauen sehr angeknackst, aber wir haben es nochmal miteinander versucht. Ich musste mir oft anhören, dass ich ihn nicht akzeptiere wie er ist, dass er sich für mich verändert etc. Findet ihr nicht, wenn etwas nicht in Ordnung ist (z.B. übermäßige Negativität) und den anderen sehr belastet, dass das einfach abgestellt werden sollte? Er hat danach deutliche Fortschritte gemacht, das war richtig schön und er wurde wieder zur Energiequelle für mich. Ich habe gleichzeitig natürlich an meinen Themen gearbeitet, wie man z.B. Bedürfnisse formuliert ohne den anderen zu erschlagen, dass man sich für wichtige Themen lieber einen ruhigen Zeitpunkt suchen sollte und nicht zwischen Tür und Angel schnell aus der Seele sprechen.
Nächstes Thema war Fernbeziehung. Ich wollte keine Fernbeziehung mehr, da wir das schon 2 Jahre hatten und ich die Beziehung gerne weiter entwickeln wollte. Sollen wir erst in 3 Jahren zusammenziehen und erst dann herausfinden, ob wir miteinander leben können? Er handelte und sprach sehr widersprüchlich, einmal sagte er, wir könnten das probieren, im anderen Moment zögerte er sehr und sagte, er fühlt sich hier nicht wohl und sieht sich dort nicht. Zeigte mir aber keine Alternativen auf, was ich schade fand, ich war sozusagen die treibende Kraft. Ich habe mir daraufhin eine Liste erstellt mit allen Orten hier, die abseits der Stadt liegen und die Natur schnell erreichbar ist und wollte sie mit ihm besuchen, damit ich ein Gefühl kriege, wo er sich wohlfühlen könnte. Daraus wurde nichts, wir haben einen Ort besucht und am Tag darauf fragte ich, wie ihm der Ort gefallen hat, aber es kam nur die Antwort, das ihm der Ort nicht gefallen hat - wieder ohne Alternativen und in mir staute sich immer und immer mehr Unverständnis, Enttäuschung und Ungeduld auf. Ich habe ihm immer gesagt, wenn er das nicht möchte, soll er bitte so ehrlich zu mir sein, und mir das sagen, aber es kam nie eine richtungsweisende Antwort. Uff
Danach begann ich leider sehr, sehr ungemütlich und ungeduldig zu werden. Wir haben uns wegen jeder Kleinigkeit in die Haare bekommen, ich war sehr gereizt weil ich einfach offen kommuniziert haben wollte, was Sache ist und wie es weiter geht, aber es kam immer: ich bin so gestresst im Job, ich bin unausgelastet, ich kann mich nicht aufteilen, ich kann nicht so schnell Entscheidungen treffen wie du, ich fühle mich nicht akzeptiert von dir. Ich habe ihn dann (leider) aus der Impulsivität heraus oft mit mir verglichen und konfrontiert, wie es möglich ist, dass ich auch viel zu tun habe, aber mir immer die Zeit nehme, um Lösungen für uns auszudenken um die Beziehung voranzutreiben. Das hat ihn sehr getriggert, er hasste diese Vergleiche und meinte mal, sein Selbstbewusstsein ist wegen mir im Eimer - so ein Mist, das war ein Schlag ins Gesicht :// Leute, ich war echt am Ende mit den Nerven. Er warf mir vor, dass ich ihn nicht akzeptiere wie er ist, er möchte so geliebt werden wie er ist etc. Ich liebte ihn auch, aber mit einem solchen zögerlichen Verhalten/nicht offen kommunizeren wird man immer Probleme im Leben haben ://
Ich habe mich so sehr hingehalten gefühlt über die Monate und wurde immer mehr zur Stresserin, haben uns oft am Telefon angefaucht, wenn ich ihn mal gefragt habe, ob er sich Gedanken gemacht hat, ist er in die Luft geschossen und meinte, er hat keine Ruhe, er ist gestresst, er hat Magenprobleme und muss einfach erst mal runterkommen! So kann er keine Entscheidung treffen, meinte er. Ich habe ihm oft gesagt, dass ich mir ein klärendes Gespräch wünsche. Bis Fasching war. Es war stockbesoffen und hat mit einer anderen rumgemacht, das er mir ein paar Stunden später unter Tränen am Telefon erzählt hat. Ich war zu dem Zeitpunkt als er mir das beichtete am Flughafen vor der Sicherheitskontrolle, und als ich dran war, erzählte er mir das. Ich habe mit offenem Mund das Handy in den Plastikkasten gelegt und geschockt durch die Kontrolle gedümpelt. Nach der Sicherheitskontrolle habe ich ihn wütend angerufen, der ganze Frust in mir ist rausgeschossen. Ich habe ihm vorgeworfen, eine Flasche wie mein ExEx-Freund zu sein, dass er sich in seinen schei. verkrault anstatt sich endlich Zeit für ein Gespräch mit mir zu nehmen, und sich die nötigen Gedanken zu machen, dass ich nie das Gefühl hatte ich sei seine Prio. Ich habe sehr viel geflucht und geweint am Flughafen. Ich war so stinksauer, schließlich war ich dort mit Kollegen auf dem Weg ins Ausland und wollte mir vor ihnen nicht anmerken lassen, dass ich geweint habe - umso mehr hat er das am Telefon abbekommen. Ich habe ihm gesagt, es wird sich vieles ändern, ich werde nicht mehr so locker sein in Zukunft (das war der Wut und Trauer geschuldet, ich würde natürlich Freiräume lassen. ). UND TROTZDEM haben wir die Tage danach am Telefon gesprochen, er hat sich 1000 mal entschuldigt und ich habe ihm verziehen.
Ich hoffe, ihr könnt mich wenn auch nur bisschen verstehen. Ich war am Ende meines Lateins.
Das alles gipfelte in einer Diskussion am Telefon vor über 1 Woche als ich ihm sagte, dass dieses Schwebegefühl für mich langsam nicht mehr aushaltbar ist. Er wurde lauter, warf mir vor er könnte nicht runterkommen. Ich fühlte mich so schlecht und hatte das Gefühl alles falsch zu machen, sodass ich in dem Moment ohnmächtig wurde. Das war so eklig. Mein Ex-Freund hat den Notarzt gerufen, dann meinen Vater, sodass er den Notarzt doch abbestellt hat. Mein Vater hat ihn bei der Autofahrt zu mir anschließend angerufen um zu fragen, was passiert ist und er hat ihm ans Herz gelegt, sich festzulegen, was er möchte.
Das alles führte dazu, dass wir letzten Donnerstag ein Gespräch hatten, wo er mir sagte, dass ihm das alles zu schnell geht, ich würde am liebsten schon jetzt mit ihm zusammenziehen, wir haben zu große Differenzen, unterschiedliche Vorstellungen von der Zukunft haben und wir einfach viel zu viel gestritten haben. Es tut so weh zu wissen, dass er mir nicht folgen kann (aus seiner Sicht kann ich ihm nicht folgen). Ich habe echt alles gegeben und in Bewegung gesetzt. Ich weiß, die Aktion in Schweden war nicht schön für ihn war, es tut mir so weh, aber ich habe alles abgebrochen um so schnell wie möglich für uns Gewissheit zu haben und ihm das Gefühl zu geben, du bist meine Prio. Wir beide haben Fehler gemacht, und ich habe immer versucht, nicht nach hinten zu schauen, sondern mich auf die Zukunft mit ihm zu konzentrieren. Ich weiß, dass ich fordernd sein kann, manchmal zu streng, manchmal treffe ich die falsche Wortwahl, aber ich habe unheimlich viel Liebe zu geben. Für alles was nicht richtig war, habe ich mich entschuldigt. Jeder von uns müsste an sich arbeiten.
Hattet ihr mal ähnliche Erfahrungen? Könnt ihr mir sagen, was in seinem Kopf vor sich geht? Findet ihr, ich erwarte zu viel von ihm / dass er sich zu viel für mich ändert?
Danke Drückerle!
07.03.2023 13:05 •
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