Hallo Doro.
Mein Mitgefühl, ich drücke Dir die Daumen, dass Deine OP gut verlaufen wird.
Du scheinst ja einige Baustellen zu haben, ich gehe diese mal Stück für Stück hier durch und schildere mal meinen Eindruck aus der Ferne aus den ersten Informationen, wobei sich möglicherweise im Laufe dieses Themas dieser noch verändern mag:
Zitat von Doro68:er hat vor ca. 15 Jahren aufgehört zu arbeiten, sitzt in seinem Zimmer vor dem Laptop
Was war der Grund für die Beendigung der Arbeit? Kündigung durch den Betrieb oder ihn selbst? Krankheit. Gerade letztes kann bei manchen Menschen zum Beispiel dazu führen, sich zurückzuziehen und sich anderen Dingen wie permanentes TV-Schauen oder Sitzen am PC zu widmen.
Zitat von Doro68:denkt nur an das Internet und Essen
Hat er sonst keine Hobbies und Aktivitäten? Was genau macht er im Internet? Film schauen, Musik hören? Zocken?
Wenn er wirklich nur Essen und Internet (oder in umgekehrter Reihenfolge) macht und hat, wird es einen tieferlegenden Grund geben.
Zitat von Doro68:(wiegt momentan geschätzt um die 160 kg)
Spielt das bei Ursachenforschung eine Rolle? Eher nicht, es ist nur ein Faktor, mehr nicht. Ich kenne Menschen, die sogar noch mehr wiegen aber trotzdem einen aktiven Lebensstil pflegen. Das sind sicher keine Athleten, aber sie machen was mit ihrer Zeit, sind auch berufstätig und haben Freundinnen, Ehefrauen oder leben glücklich alleine.
Zitat von Doro68:Alle Versuche, meinem Mann zu einer Therapie, Kur oder Bewegung zu bringen, sind gescheitert. Im Gegensatz: es gab aggressive Worte, auch den Kindern gegenüber.
Kein Wunder, wer hört das schon gerne? Sein Verhalten zeigt auf, dass er sich verteidigt. Gegen Dich, die Kinder, ihm selbst.
Zitat von Doro68:Vor zwei Wochen ist bei mir ein Tumor im Unterleib entdeckt worden, die OP ist am 07.12. Von alldem hat mein Mann nicht mal eine Notiz vernommen, es interessiert ihn nicht.
Das ist bedenklich. Wenn er bei sich selbst nichts ändern will, so sollte er doch wenigstens seinen partnerschaftlichen Pflichten nachkommen und wenigstens auch mal Ohren und Herz für Dich haben, dass scheint ihm abgegangen zu sein.
Zitat von Doro68:Vielleicht war jemand von euch in solcher Situation und kann mir sagen, was er gemacht hat.
Ich persönlich nicht, aber ein Freund von mir hat eine nicht ganz unähnliche Lebensgeschichte hinter sich, aus der Position Deines Ehemannes betrachtet. Er war immer ein unternehmenslustiger Mann, bis er eines Tages einen Herzinfarkt erlitt, danach war nichts mehr wie vorher. Seine Frau betrog und verließ ihn, er verlor seinen gutdotierten Job und erst aus Frust fraß er sich viel Gewicht an, bis er ca. 140 Kilo wog. Er fing dann mit Sport an, bekam aber das Gewicht nie wieder runter, zumal er auch noch diverse Medikamente seit seinem Herzinfarkt einnehmen musste. Die bremsen seinen Stoffwechsel aus, aber wenn er die absetzen würde, wäre er dem erhöhten Risiko ausgesetzt, erneut einen Herzinfarkt zu bekommen. Daher kümmert ihn sein Gewicht und Aussehen nicht mehr, mit Frauen hat er nie wieder etwas gehabt, er lebt alleine, hat seine sozialen Kontakte auch im Freundeskreis und vermehrt im Internet, wo er auch die meiste Zeit rumhängt. Einen Job kann er nicht mehr ausüben, er ist Frührentner mit Ende 40 geworden und lebt mehr oder weniger in den Tag hinein. Zu seiner Ex und den Kindern, müssten jetzt beide Teenager sein, glaube ich, hat er keinen Kontakt mehr, sie wollen das nicht, er hat es hingenommen, für ihn sind sie tot.
Derartige Schicksalsschläge können destruktiv sein, nicht immer kommt man zurück. Möglicherweise ist es bei Deinem Mann ähnlich, ich denke, da ist die Ursache zu suchen. Ist man dem jemals richtig auf dem Grund gegangen? Vermutlich eher nicht.
Was soll ich Dir raten? Gehen oder nicht gehen, die Frage stellt sich eigentlich eher weniger, die Frage an erster Stelle wäre, ob Du ihn noch liebst? Wenn ja, würde ich mich externe Hilfe suchen. Wenn nein, ist die Antwort im Grunde schon gegeben.
Versuche deinerseits, ihn zu ändern, kannst Du in die Tonne kloppen. Das muss er von sich aus wollen und er hat dazu keine Veranlassung. Möglicherweise könnte eine vorübergehende Trennung das bewirken, vielleicht passiert aber auch genau das Gegenteil, hierzu fehlen mir Erfahrungswerte. Bei mir jedenfalls würde keine Frau vorschreiben, wie ich zu leben habe. Das wäre ja noch schöner. Aber sein Verhalten Dir gegenüber, gerade jetzt- wie war es damals, als er umfiel? Warst Du da, gab es Vorwürfe deinerseits oder hast Du ihm geholfen? Ich denke, der Wurm liegt in der Vergangenheit begraben, da müsstest Du ansetzen.
Ich würde aber momentan eher nach Prioritäten gehen, eine Trennung in Deiner jetzigen Situation kann helfen, könnte aber auch zusätzlich belasten, dass musst Du selbst entscheiden. An Deiner Stelle würde ich erst einmal die eigenen gesundheitlichen Weichen stellen, dann die nächste Baustelle angehen. Zu viele Fronten auf einmal - da hat die Geschichte vieler Menschen und Völker bereits gezeigt, da geht man meistens als zweiter Sieger hervor.
Aber mal sehen, was anderer Foristen dazu noch schreiben, eine solche Situation, wie Du sie derzeit durchlebst, habe ich selbst so nie gehabt.