Sei mutig und gestehe Dir zu, dass Du Deine hohen und ehrenswerten Ansprüche an Deine Rolle als Ehemann nicht mehr erfüllen kannst. Und nach meiner Wahrnehmung auch nicht mehr erfüllen willst.
Ich lese nach einer Trennung seit längerem im Forum mit. Das ist mein erster Post überhaupt, weil ich Dich aufrütteln möchte. Vielleicht liege ich mit meiner Wahrnehmung aber auch total daneben. Wir kennen uns hier im Forum ja alle nicht und können daher nur zu dem etwas sagen, was gepostet wird. Einschätzungen müssen also nicht zutreffend sein.
Deine Geschichte nehme ich so wahr, dass Du über viele Jahre den Familienladen sehr erfolgreich am Laufen gehalten hast. Deine Frau ist psychisch erkrankt und konnte oder wollte bzw. will sich trotz wiederholter Angebote nicht therapeutisch helfen lassen. Die Krankheitsphasen und ihre Auswirkungen auf die Familie - und vor allem auf die Partnerschaft - haben Dich heftig runtergezogen und im Laufe der Jahre sind dabei die Gefühle auf der Strecke geblieben. Die ero. Liebe zu Deiner Frau ist weg, Du bist ihr aber weiterhin freundschaftlich verbunden. Eine Trennung war Dir bislang nicht möglich, weil ihre guten Phasen und Eigenschaften Dich immer wieder zurück in die Rolle treusorgender Ehemann gezogen haben. In Deinem Kopfkino läuft dann in Endlosschleife: Man verlässt seine kranke Frau doch nicht! Ich habe ein Eheversprechen gegeben! Scheidung wäre ein Scheitern! Wie wird es mein Sohn aufnehmen? Was sollen meine Eltern, die weitere Familie, die Freunde, die Nachbarn, die Kollegen denken? Wieso habe ich nicht früher gemerkt, dass mich (auch) ein ganz anderer Typ Frau anspricht?
Und vor allem: Darf ich das? Darf ich mir diese Gefühle für Tanja erlauben? Darf ich dazu stehen, dass ich eine andere Frau so extrem begehrenswert finde und dass sie mir guttut? Darf ich das sogar ausleben?
Wir können Dir im Forum immer wieder sagen: Ja, Du darfst! Du kommst dafür nicht in die Hölle. Und Du musst Dich auch nicht für Deine Gefühle und Entscheidungen rechtfertigen.
Wir können Dir aber nicht die vermutlich von Dir erwünschte Absolution erteilen. Die kannst Du Dir nur selbst geben: indem Du akzeptierst, dass das Kapitel Ehe und damit auch die Rolle treusorgender Ehemann jetzt für Dich zu Ende ist. Gesteh Dir zu, dass ein wichtiges Lebensziel (bis dass der Tod uns scheidet) nicht mehr erreichbar ist.
Besprich Dich mit einer Person Deines Vertrauens von der Du weißt, dass sie mit dem Thema sachlich und vorurteilsfrei umgehen kann und die Dich beraten, bestärken und gegebenfalls auch auffangen kann.
Danach sprich mit Deiner Frau. Mach Ihr keine Vorwürfe wegen ihrer Behandlungsweigerung. Stell heraus, dass Du sie noch immer sehr schätzt, sie Dir wichtig ist und dass Du für die gemeinsame Zeit sehr dankbar bist. Das wird kein Spaziergang werden, Deine Frau wird sehr verletzt und von der Trennung überrascht sein. Sie wird Dir keine Absolution erteilen, das musst Du aushalten.
Such Dir dann möglichst schnell eine vorübergehende Bleibe und dann versuche die rechtlichen Dinge mit Haus und Co. zu klären. Ich wünsche Dir alles Gute für diesen Weg.
Das Kapitel Tanja kannst Du vorsichtig wieder aufschlagen, wenn Du Dich gefangen
hast. Nicht als Warmwechsler sondern als freier Mann. Vielleicht hast Du Glück, sie ist noch Single und Du hast damals bei ihr ähnlich eingeschlagen wie sie bei Dir. Dann kann sie Dir die Körbe vielleicht verzeihen. Auch dafür alles Gute.
12.02.2021 01:53 •
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