Hallo miteinander,
ich bin neu hier und kann selbst noch gar nicht glauben, dass ich einen Beitrag verfasse, weil ich Hilfe brauche. Da ich aber nicht mehr klarkomme, möchte ich Euch mein Herz ausschütten und Euch bitten, mir Eure Ratschläge und Tipps zu nennen. Danke an alle, die meine Geschichte lesen.
Eigentlich bin ich mit meinem Freund noch zusammen. Wobei ich nicht weiß, wie und ob es weitergehen soll.
Wir sind gerade einmal 2 Jahre zusammen, die mir jedoch deutlich länger vorkommen. Das liegt vermutlich daran, dass wir von Anfang an eine Fernbeziehung führen müssen, da uns ca. 160 km trennen. Am Anfang war das auch alles kein Problem: er wohnte zur Miete in einer Wohnung, ich habe eine Eigentumswohnung. An ein Zusammenziehen dachten wir anfangs natürlich noch nicht.
Als wir uns gerade einmal 6 Monate kannten, mussten wir uns wohl oder übel über Kinder Gedanken machen, da ich wegen einer Gebärmutter-OP ins Krankenhaus musste. Ich werde demnächst 42 Jahre alt, so dass uns die Ärzte im Ende 2014 mitteilten, dass es Zeit würde, wenn Kinder für uns in frage kämen. Als ich mit ihm über das Thema „Kind“ gesprochen hatte, war er total dafür. Keine Fluchttendenz oder Angst, nach so einer kurzen Beziehung. Er war glücklich, dass er mich gefunden hatte, denn er wollte auch immer Kinder, nur seine Ex-Frau nicht. Daher hatte er den Wunsch recht schnell begraben und war nun von der Idee, doch noch Vater werden zu können, sehr angetan.
Auf Anraten meiner Gynäkologin hatte er sich untersuchen lassen, und das Ergebnis war niederschmetternd: Er ist so gut wie zeugungsunfähig, so dass uns die künstliche Befruchtung nahegelegt wurde.
Es folgten insgesamt 7 Monate Kinderwunschbehandlung mit 3 Versuchen (ICSI, wer „vom Fach“ ist). Spritzen, Tabletten, Sprays musste ich nehmen, dazu ständig Ultraschall-Termine vereinbaren. Da die Kinderwunschklinik in seiner Wohnort-Nähe war, hatte ich zu dem beruflichen Stress nun auch noch Termin- und Zeitdruck. Es war eine ständige Zerreißprobe, Job und Arzttermine unter einen Hut zu bringen. Da die Punktion immer auf einen Wochentag fiel, habe ich im Betrieb gelogen oder mich krankgemeldet. Ich habe heute noch ein schlechtes Gewissen, wenn ich darüber nachdenke, da ich ein ehrlicher Mensch bin, der es hasst, zu lügen oder angelogen zu werden. Von den körperlichen und seelischen Beschwerden, die eine Kinderwunschbehandlung mit sich bringt, ganz zu schweigen. Und mit einer Krankmeldung kann man ja auch nicht ständig daher kommen…
Alle, die das Procedere kennen, können sicherlich nachempfinden, wie ich mich über die Monate gefühlt habe. Es war nicht viel mit mir los; ich hatte mit den Nebenwirkungen zu kämpfen.
Parallel hatte sich mein Freund in den Kopf gesetzt, in ein Eigenheim zu ziehen. Er wollte bauen oder kaufen. Er hatte gerechnet und gemacht und getan – bis ich ihm nach einem langen Kampf klarmachen konnte, dass wir uns das nicht leisten können. Schon gar nicht, wenn ich mit Kind zu Hause sitze und während der Elternzeit nichts dazuverdienen kann. Er gab sich schließlich damit zufrieden, sich ein Haus zur Miete zu suchen, um sich auch wie ein „Hausherr“ zu fühlen. Nur bezahlbar und ohne große Risiken!
Und so suchten und fanden wir schnell ein Haus, das wir uns liebevoll eingerichtet haben. Zusätzlich suchte ich parallel zur Kinderwunschbehandlung in seiner Gegend nach einem Job und schrieb Bewerbungen. Doch es gab nur wenig Ausbeute, so dass ich bis heute noch bei meinem aktuellen Arbeitgeber beschäftigt bin – 160 km von ihm entfernt. Ihm passt das nicht, da er nun schon länger alleine in dem großen Haus wohnt. Aber was sollte ich tun?
Die Kinderwunschbehandlung war ergebnislos; der 2. Versuch endete im September in einer Fehlgeburt; der dritte und letzte Versuch brachte auch ein negatives Ergebnis. Mein Freund war zwar für mich da und hat mich getröstet, aber ich war unendlich traurig und wusste nicht, wie ich meinem Leben nun einen anderen Sinn geben sollte. Mein Freund sieht das „entspannter“; ich habe nicht das Gefühl, dass er denselben großen Verlust erlitten hat, wie ich. Ich fühle mich mit meiner Trauer allein. Nur wenige Wochen später habe ich bemerkt, dass etwas bei meinem Freund nicht stimmt. Er hat sich mir gegenüber sehr komisch verhalten und ich sagte ihm auf den Kopf zu, dass was nicht okay sei. Nach einigem Nachbohren gab er zu, mit seinem besten Freund über mich geredet zu haben, der ihm zu Trennung geraten hat. Es würde offenbar nicht passen.
Mein Freund beklagte sich, dass ich kaum noch aktiv wäre, keine Lust auf Wanderungen hätte etc. Er stellte seine Bedürfnisse deutlich klar, fragte aber nicht – und das wird mir erst jetzt klar – nach meinen Bedürfnissen. Und selbst wenn ich die mal äußere, wird darüber hinweg gegangen.
Ich hatte noch immer körperliche Beschwerden und war zu nichts wirklich mehr in der Lage. Mein Hausarzt hatte mehr Verständnis für mich, als ich ihn aufsuchte. Er hatte sich alles ganz genau schildern lassen, was ich habe über mich ergehen lassen müssen und riet mir sogar zur Schonung. Er wunderte sich, dass mein Partner kein Verständnis und keine Geduld für mich aufbrachte.
Seit dem Gespräch mit meinem Freund (November) ging es bergab. Ich versuchte, aktiver zu werden, schlug Unternehmungen vor, über die er sich auch freute, aber ich spürte, dass er mir entglitt. Seit er mit seinem besten Freund gesprochen hatte (der mich nicht einmal persönlich kennt!), komme ich nicht mehr an ihn heran.
Wir feierten Weihnachten gemeinsam und besuchten seine Familie (auf seinen Wunsch hin, ich wäre lieber zu Hause geblieben), die im östlichen Bundesgebiet recht verteilt wohnt. Wir mussten somit etliche Kilometer hinter uns lassen, um alle sehen zu können. Im Anschluss blieb er noch wenige Tage bei mir und arbeitet von der Wohnung aus – ich fuhr zur Arbeit.
An einem Abend tat ich etwas, worauf ich nicht gerade stolz bin. Mich beschlich ein Gefühl, dass er etwas zu verbergen hatte – obwohl ich ihm bis dahin immer vertraut hatte. Er tat die ganze Zeit so, als ob alles okay wäre, doch man konnte spüren, dass dem nicht so wahr. Ich „schnüffelte“ ihm hinterher und bekam prompt heraus, dass er sich Anfang Januar bei einer Partnerbörse angemeldet hatte. Ich habe nie jemandem nachspioniert und ich hasse mich dafür – aber ich hatte den richtigen Riecher und dachte, gleich in Ohnmacht zu fallen.
Ich bat ihn um ein Gespräch – ohne ihm von meiner Entdeckung zu berichten. Es war ein sehr gutes Gespräch, das sehr lange dauerte und friedlich verlaufen ist. Er machte mir wieder klar, welche „Erwartungen“ er hätte, und ich sehe natürlich ein, dass auch ich meinen Beitrag leisten muss. Allerdings fällt mir jetzt im Nachgang auf, dass er mir „den schwarzen Peter“ alleine zugeschoben hat, von wegen ich sei ja nicht mehr aktiv gewesen und daher hätte er das Interesse verloren usw. Er sieht seine „Schuld“ und sein Verhalten mir gegenüber nicht. Ich wurde an seiner Seite immer kleiner. Er ist ein sehr dominanter Typ, der zwar bei anderen das Fehlverhalten merkt, aber sich nicht an die eigene Nase fassen kann. Von Anfang an musste ich mir immer mal wieder takt- und respektlose Sprüche anhören, für die er sich nie entschuldigt hat.
Manchmal glaube ich, dass ich es ihm sowieso nicht recht machen kann. Und reden tut er ja auch nicht wirklich.
Macht es Sinn, an dieser Beziehung festzuhalten? Selbst seine Freunde und seine Familie sagen mir, dass er schon immer so ein unangenehmer Typ war, der an sich arbeiten muss. Keiner sagt ihm etwas und hält ihm einen Spiegel vor, weil alle Angst vor seiner Reaktion haben. Er ist dann beleidigt und wird sauer. Lohnt es sich dennoch, dran zu bleiben und zu hoffen, dass er sein Fehlverhalten einmal einsieht? Oder muss ich davon ausgehen, dass er immer so bleibt?
Ich könnte bestimmt noch seitenweise weiter berichten, weil so vieles passiert ist, doch dann liest von Euch keiner mehr weiter…
Lieben Dank Euch allen, die bis hierin gelesen haben. Ich freue mich auf Eure Rückmeldungen – egal, wie sie aussehen. Ich weiß, dass ich was tun muss, da es mir körperlich und seelisch hundeelend geht. Essen und Schlafen habe ich quasi abgeschafft…
Herzliche Grüße
Zauberkönigin
21.01.2016 16:48 •
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