Erstmal vielen Dank für die tollen, wenn auch teils kontroversen Rückmeldungen und auch die Mühe, die viele von euch sich machen, um sich da reinzudenken und reinzulesen.
Meine (gleichaltrige) Ex war immer schon ein impulsiver und
bedürfnisgesteuerter Mensch. Diagnostiziertes AD(H)S mit
Anfang 20, mag seinen erheblichen Teil dazu beigetragen haben.
Ich weiß noch, was mich damals mit 26 dazu geritten hat, mir die
Zukunft mit einer alleinerziehenden Mutter vorzustellen. Ich war
seinerzeit der festen Überzeugung kein eigenes Kind haben zu wollen
und dachte, dass ein bereits vorhandenes Kind den Druck einer Partnerin
mindern würde, auch noch Mutter meines Kindes werden zu müssen. Hilfreich
war auch noch ihre Aussage Du musst kein Ersatzpapa sein! Das Kind hat einen
Vater!
Ich kommunizierte von Anfang an, dass Themen wie Heirat und eigene Kinder eher
nicht so mein Lebensziel waren.
Nun, meine Angebetete wiederum, machte mir von Anfang an verständlich, dass
sie gern einmal in ihrem Leben Prinzessin sein wollte (Hochzeit) und sich
eigentlich mit mir durchaus irgendwann nochmal ein gemeinsames Kind vor-
stellen könne (du wärst bestimmt ein ganz toller Vater) Natürlich hätte all
dies noch ein paar Jahre Zeit...
Zunächst sah es gut für uns aus. Ihre Tochter (damals 3 Jahre alt), mit der
ich recht gut auskam, war bis zur Einschulung kaum präsent. (KITA und geregelte
frühe Schlafenszeiten wechselten sich mit wochenendlichen Familienausflügen ab).
Es gelang mir bald einen vernünftigen Job zu finden (bin nach 6 Monaten Beziehung
400km weit zu ihr in ihre 2 Zimmerwohnung gezogen). Da die Betreuungssituation
zu zweit gelöst war, nahm sie eines ihrer großen Ziele in Angriff (reguläre Ausbildung
zusätzlich zu ihrer Helferausbildung). Im Prinzip waren es rosige Zeiten für uns, die
nur dann und wann von besorgniserregenden, extremen Wutausbrüchen ihrer Tochter und
Einmischungen ihres EX, der sein Kind an 2 Wochenenden im Monat und zu privaten
Vorzeigeanlässen abholte, sich aber ansonsten nicht um sie scherte, überschattet
wurden.
Streckenweise lief es so gut, dass ich anfing, meine anfängliche Einstellung zum Thema
eigenes Kind grundlegend (leider auch laut) zu hinterfragen. Auch eine Hochzeit
erschien mir nicht mehr ganz so furchteinflößend. Dies wiederum wurde in Abständen
von Auseinandersetzungen zwischen mir und meiner Partnerin gedämpft. Das Problem bei diesen
Streits war eigentlich nicht der jeweilige, oft banale, Inhalt des Streits, sondern
die Art und Weise, wie diese Meinungsverschiedenheiten zwischen uns geklärt wurden.
Ich selbst bin eher ruhig und übe Feedback grundsätzlich sachlich und ohne emotional,
oder laut zu werden. Sie hingegen hat die Tendenz jegliche Kritik oder gut gemeinte
Hinweise als unberechtigten Angriff auf sich als Person zu missdeuten. Anfangs brach
sie dadurch immer mal wieder überraschend in Tränen aus, was sich jedoch später, mit
zunehmendem Selbstbewusstsein (inzwischen war die Lehre abgeschlossen und sie verdiente
mit Kindergeld, Unterhalt und 30h Job genauso viel wie ich), verstärkt in wütendem
Schreien, bis hin zu verbalen Angriffen mit haltlosen Unterstellungen mir gegenüber
äußerte. Zunehmend war eine regelrechte Arroganz mir gegenüber auszumachen.
Gleich blieb immer, dass sie nachdem sie sich ausgetobt hatte aprupt den Raum verließ
und mich ohne Gelegenheit für Widerworte oder Erklärungen sitzen oder stehen ließ.
Eine Klärung war stets weder in der Situation, noch (weit) danach möglich.
Meine aufkeimenden Pläne für unsere gemeinsame Zukunft rückten u.a. aufgrund dieses
erheblichen Mangels in unserer Paarbeziehung in immer weitere Ferne, da die zunehmende
Notwendigkeit, Konflikte totzuschweigen, anstatt sie zu lösen, mich an dem stabilen
Fundament einer dauerhaften Partnerschaft zweifeln ließ. Dennoch wollte ich nicht
aufgeben. Schließlich hatte ich mit dem Umzug Freunden, Familie und meinem damaligen
guten Job in meiner Heimat ja wegen der Partnerschaft den Rücken gekehrt und hoffte
(naiver Weise), dass das gegenseitige Verständnis mit der Zeit noch wachsen und sich alles
zum Guten wenden könne.
Mit dem Schulbeginn rückte nach 3 Jahren zunehmend die Tochter meiner Partnerin in den Mittelpunkt.
Diese fing naturgemäß an, immer mehr Zeit zu beanspruchen. Dies zum Einen, indem sie
länger wach blieb, zum anderen, weil täglich teils stundenlange Kämpfe bzgl. Routineaufgaben
ausgetragen werden mussten (Zähneputzen, Hausaufgaben, Essen, Schlafen etc.) Wer an dieser
Stelle schmunzelt, dem sei hier nochmal abgeholfen: Die Debatten gingen 60 bis durchaus 180
min. Es wurde geschrieen, getobt, gestampft, Dinge wurden beschädigt, meine Ex tätlich angegriffen etc.
Nie hätte ich mir vorstellen können, dass ein Kind mit 6 bis 9 Jahren in der Lage sein könnte,
derart über Stunden jegliche Kontrolle zu verlieren, nur weil man etwas banales wie Hausaufgaben
o.ä. von ihm verlangte. Allein die Ausdauer bei Widerstand und Wutanfällen erschien mir unvorstellbar,
hätte ich es nicht mit eigenen Augen gesehen.
Die akute Problematik (da ablenkend), als auch die Tatsache, dass ich begann allgemein nachsichtiger zu
werden (eher resignierte), führten zunächst zu einer Verbesserung der Partnerschaft.
Anstatt über ihre herumliegenden Socken zu klagen fing ich an, sie einzusammeln.
Verschüttete Getränke kommentierte ich nicht mehr so oft, sondern wischte sie nur noch auf.
Dass der Wohnungsschlüssel oft genug die ganze Nacht von außen steckte nachdem sie von
der Spätschicht kam, führte nach anfänglicher Panik (bei mir) nun wiederholt zur Schlussfolgerung
wieder Glück gehabt, nichts passiert.
Während Sie jeden Abend nach ihrer Spätschicht frisch gekochtes Essen in unserer wohnlich eingerichteten
Küche, sowie Laptop und ggf. auch mal einen kleinen Sekt vorfand, begnügte ich mich mit meinem Knäckebrot.
Irgendwann empfand ich die Situation als einseitiges Geben meinerseits und Nehmen ihrerseits. Dank und Anerkennung
erwartete ich jedenfalls vergeblich. Vielmehr schien nichts von dem was ich für uns oder sie tat aufzufallen.
Auf fiel tatsächlich nur, wenn ich bei der Betreuung ihrer Tochter (welche ich in etwa zu gleichen Teilen leistete,
wie die beiden Omas, der Vater und sie selbst ZUSAMMEN!) mal wieder versagt hatte. Dies äußerte sich z.B.
in unfertigen Hausaufgaben oder, dass das Baden oder Haarewaschen mal ausfallen musste, weil es für mich zu spät
geworden wäre (03:40 Uhr aufstehen zur Frühschicht) Gründe hierfür waren die o.g. Probleme sobald das Kind etwas tun muss,
als auch, dass ich mich ihrer Meinung nach nicht genügend informieren würde, was schulmäßig zu tun wäre.
Dies gab natürlich keinen Anlass darüber nachzudenken, dass meine Partnerin sich als leibliche Mutter in irgendeiner
Form verstärkt bei der Aufzucht ihrer Tochter einbringen könnte. Vorschläge meinerseits in diese Richtung wurden sofort
dahingehend umgedeutet, ich solle doch gleich sagen, wenn ich mit ihrer Tochter nichts mehr zu tun haben wolle...
Ich wurde zunehmend unzufriedener, was sich irgendwann auch darin zu äußern begann, dass ich immer weniger Interesse
an gemeinsamen Familienausflügen hatte, sondern stattdessen lieber allein zu Hause blieb, um die Wohnung aufzuräumen,
für uns einzukaufen und mich dann wohlverdient und in Ruhe mit ein paar B. an den Rechner oder vor den Fernseher zu
setzen um mich zu zerstreuen.
Zunehmend wurde ich von ihr zum Sündenbock für alles gemacht, was in ihrem Leben nicht passte. Sei es der vollgestellte
unaufgeräumte Dachboden, das Verhalten ihrer Tochter, dass sie mit Anfang 30 immernoch kein zweites Kind hätte, nicht
verheiratet sei etc. Ich erhielt selten bis garnicht die Gelegenheit dagegen zu argumentieren, weil sie nach jedem
Vorwurf den Raum verließ, um kurze Zeit später mit dem nächsten zu kommen usw. Bei jeder Auseinandersetzung gelang
es ihr lautstark ihren Dampf abzulassen, während ich überhaupt nichts losgeworden bin. Meine Meinung und meine Ansichten
dienten ihrer Auffassung nach ohnehin nur dem Zweck sie gezielt mit ihren Schwächen zu konfrontieren und sie fertig zu
machen, was sich natürlich niemand freiwillig antut.
Es hatte dann im Frühling 2019 nur noch wenige aufeinanderfolgende Eskalationen benötigt, bis ich dann tatsächlich
mal deutlich anbringen musste, dass es keinen Sinn für sie und für mich macht, die Beziehung weiterzuführen.
Als die Katze aus dem Sack war. nahm sie natürlich sofort die Opferrolle für sich und ihre Tochter in Anspruch.
Sie könne ja eh nichts an meiner Entscheidung ändern. Wir einigten uns nach einigem hin und her dann darauf,
eine Paartherapie zu versuchen, mit der Trennung als einzige Alternative. Hierzu kam es allerdings nichtmehr, weil von
ihrer Seite keine Bemühungen stattfanden (Termin- und Therapeutensuche) Ein paar Monate hielt noch ein gewisser
Status quo während dem Sie immer seltener zu Hause war und ich auch ihre Tochter immer seltener zu Gesicht bekam.
Gelegentlich blitzten erkennbare Bemühungen ihrerseits auf, die Situation verbessern zu wollen, nur um Tags darauf
wieder wörtlich als gute Mine zum bösen Spiel revidiert zu werden. Den Schlussstrich zog ich dann final im August
2019 woraufhin ich 5 Wochen Zeit bekam mir eine Wohnung zu suchen (ich stand nie im Mietvertrag).
Tja Glück gehabt... hab es hinbekommen und den Rest hab ich ja geschrieben.
Man kann also festhalten die Trennung ging aus meiner Sicht zu 60% von mir aus.
40% gebe ich ihr, weil Sie mir schlicht keine Wahl lies mit ihrem Verhalten,
aber die magischen Worte nie aussprechen konnte oder wollte.
Und vor allem.... die Trennung kam keineswegs überraschend.
Ich hoffe das alles bringt etwas Licht ins dunkel....
18.10.2020 10:59 •
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