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Gefühlswelt verloren, Paralyse, Identitätsproblem

D
Hallo.

Ich schreibe dies, weil ich auf Ratschläge hoffe und mich gerade schlecht fühle. Außerdem scheint ihr als Community sehr viel Erfahrung zu haben.

Die Vorgeschichte:
Vor einem halben Jahr gab es eine unschöne Trennung. Zuerst dachte/hoffte ich, Alles wäre schaffbar, ich habe mich geirrt. Ich war naiv und habe an das Ideal der Liebe geglaubt, ich wurde eines Besseren belehrt. Nach all den Jahren, gab es Jemanden, eine Person, der ich mich öffnen konnte, mit der ich über alles sprechen konnte, dieser Jemand ist weg. Ohne ein Gespräch anzubieten, ohne daran arbeiten zu wollen, kein Kontakt, nie wieder. Ich wurde verlassen, nach etlichen Jahren Beziehung. Das hat mich sehr getroffen.

Meine Probleme:
Bevor die Beziehung ein Ende fand, war ich feinfühlig und hatte Mitgefühl für meine Mitmenschen. Nun hat sich das verändert, Menschen stören mich. Wenn ich mit Ihnen rede, lüge ich, hinter meinem Lachen verstecke ich mich, tief in mir, möchte weinen, mir wehtun und schaue wie der Fluss der Zeit mich mit sich nimmt. Bilder, Farben, Geräusche, sie verfolgen mich, wenn ich die Augen schließe, wenn ich schlafen möchte. Alles ist dumpf, meine Bewegungen, mein Gesichtsausdruck verändere ich nachdem was man von mir erwartet. Niemand benötigt einen Menschen mit Gefühlen. Innerlich zerbreche ich daran, aber nach außen sieht es niemand. Freunde habe ich keine, da ich von denen die ich einmal so nannte enttäuscht wurde. Denn für mich bedeutet Freundschaft füreinander da zu sein, sich zu helfen, keine Gegenleistungen zu erwarten, den Anderen nicht zu verurteilen. Meine Interessen sind zudem für die meisten uninteressant. Das Lesen von Büchern und das Zeichnen. Desinteresse habe ich vor Allem an: Party, Alk., Dro.. Normales Desinteresse: Shoppen, Sport anschauen, meinen Körper Anderen zu präsentieren. Ich bin weder am männlichen noch am weiblichen Geschlecht interessiert.

Paralyse (seit einer Woche auftretend):Ein Gefühl der Schwäche breitet sich in mir aus. Ich habe dann noch ungefähr eine halbe Minute und kann mich danach nicht mehr bewegen. So sitze oder stehe ich eine Zeit da. Nicht verkrampft, sondern locker, aber bewegungsunfähig. Alle Gedanken scheinen hinter einer Nebelwand zu liegen. Ich weiß nicht was passiert , alles geschieht wie einprogrammiert. Irgendwann realisiere ich, dass ich mich wieder bewegen kann .

Das mag für den Einen oder Anderen verwirrend sein:
Ich weiß nicht mehr wer ich bin, was meine Prioritäten sind, was ich erreichen möchte, warum ich tue was ich tue. Ich möchte mich nicht mehr belügen, mir keine falsche Hoffnung machen. Mein Verhalten ist wechselhaft, genau wie meine Gefühle. Es ist, als ob ich jederzeit, die Maske die ich trage wechseln kann. Mein Gesicht zeige ich dabei nicht. Lache ich zum Beispiel, so freue ich mich nicht, ich lache weil Andere lachen. Drehe ich mich weg, benötige ich maximal zwei Schritte und meine Miene wird ausdruckslos, alles wird kühl und berechnend. Nun stelle ich mir die Frage: Warum? Ich kann nicht ich selbst sein. Ich weiß nicht einmal wer ich bin oder was ich aus mir machen soll, wenn ich etwas aus mir machen möchte. Ich erinnere mich an Alles, doch die Person die früher gelebt hat ist weg. Es ist sehr schwer zu beschreiben.

Ärztliche Hilfe:
Da viele Menschen Hilfe benötigen, gibt es Wartezeiten bei allen Psychotherapeuten. Rückfragen haben nach monatelangen Wartezeiten dazu geführt, dass mir nun eröffnet wurde, ich müsse einen wahrscheinlich noch längeren unbestimmten Zeitraum auf eine Behandlung warten. Ein Aufenthalt in einer Einrichtung zur Behandlung psychischer Probleme kommt nicht in Frage.

Mein Verlangen nach Jemandem, der einfach da ist, den ich ankuscheln kann und vollweinen, ist das einzige Verlangen, dass mich konstant begleitet.

Ich danke euch dafür, dass ihr euch die Zeit genommen habt dies zu lesen.
Falls jemand einen Rat hat ... bitte gib ihn mir.

Disturbia

23.10.2015 22:15 • #1


L
Es gibt Kuschelgruppen in größeren Städten. Wenn du das Bedürfnis nach Nähe Hast, dann kannst du dich dort anmelden. Das soll kein Witz sein, sondern ist Ernst gemeint.
Manchmal hat man das Verlangen zu schmusen und man hat aber niemanden, der da ist. Besonders auch, wenn man keinen S. möchte. Denn dann ist es oft noch einfach jemanden zu finden. Dann wird vorher und hinterher Geschmust und jeder kommt auf seine Kosten. Das verstehen aber einige nicht, dass man nur Kuscheln möchte.
Ein Freund oder Freundin geht auch, nur wollen die Meisten nicht vollgeheult werden und nehmen eher reiß aus. Dafür haben die wenigsten Verständnis.
Schade, dass du keine Menschen mehr magst. Das würde die Sache für dich wesentlich vereinfachen.
Sieh zu, dass du das wieder für dich zurückholen kannst. Ein ehrliches Lächeln und eine ehrliche herzliche Umarmung sind Gold wert.
Ich weiß auch nicht, ob du diese in einer Kuschelgruppen bekommst. Aber vielleicht ja doch. Einen Versuch wäre das zu mindestens Wert.
Es tut mir leid für dich, dass du so auf den Hund gekommen bist.
Hör doch mal auf zu lachen, wenn dir danach nicht zu Mute ist. Dann kommst du vielleicht deiner Gefühlswelt wieder Näher und kannst dich austarieren und evtl. Dein Gleichgewicht finden.
Vor allem, gehe unter Menschen und isoliere dich nicht, damit du dass jetzt nicht zementierst, was du gerade durch machst. Du brauchst neue schöne, wohlwollende Momente im Umgang mit den Leuten. Es gibt auch liebe, warmherzliche, ehrliche Menschen. Durch die kannst du wieder Vertrauen ins Universum finden und Zuversicht bekommen.

23.10.2015 23:35 • #2


A


Gefühlswelt verloren, Paralyse, Identitätsproblem

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Waldfee47
LIebe Disturbia,
ging es dir schon einmal so?
Kennst du diese Symptome?
Hast du einen Hausarzt deines Vertrauens? Dem könntest du erzählen, was du hier geschildert hast, er könnte die Therapeutenfrage beschleunigen.
Er könnte dich auch zum Neurologen überweisen, der wiederum auch die Therapie beschleunigen kann.
Ich hatte nach einem Beziehungsende auch einmal Identitätsprobleme, sie haben sich wieder gegeben.
Hast du Freunde, mit denen du darüber reden kannst?
Wenn es dir ganz schlecht geht kannst du auch die telefonseelsorge oder den Kriseninterventionsdienst anrufen. Lass dich nicht vertrösten, hole dir Hilfe, mach es dringend. Ich wünsche dir Gottes Segen und alle Kraft der Welt, alles Liebe

23.10.2015 23:37 • #3


D
@Leserin
Danke für Deinen Ratschlag, von solchen Gruppen habe ich tatsächlich noch nie gehört. Werde mich aber informieren, ob es so etwas in meiner Nähe gibt.


@Waldfee47
Leider muss ich alle deine Fragen mit nein beantworten. Das mit dem Neurologen ist eine gut Idee, werde mal schauen was sich da machen lässt. Auch Dir danke ich für Deine Hilfe.

24.10.2015 09:20 • #4


Sashimi
Zitat von Waldfee47:
Hast du einen Hausarzt deines Vertrauens? Dem könntest du erzählen, was du hier geschildert hast, er könnte die Therapeutenfrage beschleunigen.
Er könnte dich auch zum Neurologen überweisen, der wiederum auch die Therapie beschleunigen kann.


Exakt. Es ist nicht selten, dass man einige Tage/Wochen warten muss und teilweise mehrmals bei einem Therapeuten/Psychologen anrufen muss. Aber wie Waldfee schon schreibt: Ruhig dem Hausarzt auf die Füße treten. Tendenziell klingt es schon so, als hättest Du eine ausgeprägte -temporäre- Depression.

24.10.2015 09:23 • #5


D
Zitat von Disturbia:
Hallo.

Ich schreibe dies, weil ich auf Ratschläge hoffe und mich gerade schlecht fühle. Außerdem scheint ihr als Community sehr viel Erfahrung zu haben.

Die Vorgeschichte:
Vor einem halben Jahr gab es eine unschöne Trennung. Zuerst dachte/hoffte ich, Alles wäre schaffbar, ich habe mich geirrt. Ich war naiv und habe an das Ideal der Liebe geglaubt, ich wurde eines Besseren belehrt. Nach all den Jahren, gab es Jemanden, eine Person, der ich mich öffnen konnte, mit der ich über alles sprechen konnte, dieser Jemand ist weg. Ohne ein Gespräch anzubieten, ohne daran arbeiten zu wollen, kein Kontakt, nie wieder. Ich wurde verlassen, nach etlichen Jahren Beziehung. Das hat mich sehr getroffen.
...


Hallo Disturbia,

ich denke Deine erster Absatz ist eine Aussage genug. Du hast wohl sehr stark geliebt. Wie es daraus zu lesen ist wurdest Du wohl brutal abserviert. Und hast wohl mit so einer ablehnender Art nicht gerechnet.

Das ist für Dich ein Schock, Du kannst den Vorgang nicht in Deiner Welt einordnen, weil es so etwas in Deiner Welt nicht gegeben hat. Nicht geben dürfte. Es gab / gibt keine Schublade für so ein Verhalten der Gegenseite.

Nach so einer Trennung fühlt man sich in das jetztige Leben hineingezwängt und denkt sich dabei: das ist ja gar nicht meins. Was mache ich den hier? Gerade eben hast Du noch Entscheidungen in einem partnerschaftlichen Leben getroffen die womöglich auch zukunftsorientiert waren.
Dein Verstand und Herz ist noch in dem alten Leben verankert.
Es ist wie mit dem Huhn, den man geköpft hat - es läuft weiter...

Die Entscheidung für dieses Leben hat Dir auch jemand anders abgenommen und ich vermute, dass Du nicht ein bisschen was davon geahnt hast...Du warst sich womöglich ganz sicher, dass es von der Gegenseite die Liebe vorhanden war und dann kam die böse Überraschung.

Die von Dir genannten Nebeneffekte erlebt der Eine, der Andere eben nicht.

Die einen werden hyperaktiv und besteigen nackig den Mont Blanc, verpassen keine Party, arbeiten bis sie umfallen. Die anderen erstarren, werden tatsächlich bewegungsunfähig. Meiden die Gesellschaft, weil sie sie nicht ertragen können. Sie analysieren stundenlang die Beziehung, suchen nach Antworten.
Das Selbstbewusstein wird in Frage gestellt. Die Beziehung wird hinterfragt.

Und die Identität wird auch in Frage gestellt: war ich ich in der Beziehung? Bin ich jetzt ich? Wie soll das Ich in einem Jahr sein? Bleibe ich so wie ich war oder muss das Ich komplett ausgetauscht werden, weil es nicht zu dem gewünschten Erfolg führte? Weil es doch nicht richtig war so zu sein wie man war - man wurde abgelehnt.
Im klassischem Sinne ausgedrückt: muss ich jetzt ein A....loch werden? Empathieloses Etwas? Wozu führt den meine Sensibiltät und das Mitgefühl?

Und tatsächlich steht auch die Frage nach den Prioritäten im Raum da. Wo liegen sie denn nun? Sicher mit sich selbst glücklich zu sein. Aber durch was oder wen?

Ärztliche Hilfe:
Da viele Menschen Hilfe benötigen, gibt es Wartezeiten bei allen Psychotherapeuten. Rückfragen haben nach monatelangen Wartezeiten dazu geführt, dass mir nun eröffnet wurde, ich müsse einen wahrscheinlich noch längeren unbestimmten Zeitraum auf eine Behandlung warten. Ein Aufenthalt in einer Einrichtung zur Behandlung psychischer Probleme kommt nicht in Frage.


Wegen diesen Wartezeiten habe ich auf diese Veranstaltung verzichtet. Muss aber jeder selbst entscheiden.
Anfangs war ich in so einer Einrichtung.
Weder Yoga noch Korbflechten sind hier wenig hilfreich. Somit war ich ganz schnell draussen.

Hier zu lesen, zu schreiben ist nach wie vor eine große Hilfe. Das private Umfeld ist wenig belastbar und schmückt den Trost meistens nur mit Floskeln aus, auch wenn sie gut gemeint sind.

24.10.2015 11:41 • #6


A
Zitat von Disturbia:
Nach all den Jahren, gab es Jemanden, eine Person, der ich mich öffnen konnte, mit der ich über alles sprechen konnte, dieser Jemand ist weg.

Ohne ein Gespräch anzubieten, ohne daran arbeiten zu wollen, kein Kontakt, nie wieder. Ich wurde verlassen, nach etlichen Jahren Beziehung. Das hat mich sehr getroffen.

Alles ist dumpf, meine Bewegungen, mein Gesichtsausdruck verändere ich nachdem was man von mir erwartet. Niemand benötigt einen Menschen mit Gefühlen. Innerlich zerbreche ich daran, aber nach außen sieht es niemand. Freunde habe ich keine, da ich von denen die ich einmal so nannte enttäuscht wurde.

Paralyse (seit einer Woche auftretend):Ein Gefühl der Schwäche breitet sich in mir aus. Ich habe dann noch ungefähr eine halbe Minute und kann mich danach nicht mehr bewegen. So sitze oder stehe ich eine Zeit da. Nicht verkrampft, sondern locker, aber bewegungsunfähig. Alle Gedanken scheinen hinter einer Nebelwand zu liegen. Ich weiß nicht was passiert , alles geschieht wie einprogrammiert.
Hallo Disturbia

es kann dich niemand sehen weil du dich hinter Masken versteckst und wir alle brauchen Menschen mit Gefühlen weil es sonst an Mitgefühl fehlt und wir ohne mit der Wimper zu zucken Menschen umbringen könnten.

Ja, es sieht so aus, als würde da ein falsches Programm in Hintergrund laufen, du kannst es aber überschrieben. Manche kämpfen zu lange, machen flüchten und wiederum andere fallen in eine Art Schockstarre und finden nur schwer wieder da heraus.

Einen Neurologen aufzusuchen ist ein erster Schritt, er kann abklären ob ein organisches Problem vorliegt, der zweite Schritt könnte sein, dass du dich einer Selbsthilfegruppe anschliesst oder dir, bis du einen Therapieplatz bekommst, Hilfe z.B. über eine kirchliche Einrichtung holst, diese bieten auch Lebensberatung an und habe meist taffe Sozialarbeiter/Psychologen im Backround.

Wahrscheinlich hast du dich über deinen Partner identifiziert ? und jetzt ist er plötzlich nicht mehr da und es zieht dir erstmal den Boden unter den Füssen weg. Da kann es helfen sich zu erden, z.B. durch Spaziergänge, gutes Essen, falls du Handarbeiten, Basteln magst, wobei möglichst beide Hände gleichzeitig zu Einsatz kommen, können diese den Hirnhälftenausgleich unterstützen, so können sich Verstand und Gefühl sich wieder die Waage halten.

Gehe raus, schreie deinen Schmerz in den Wind, sprich mit einem Baum, einem Tier und/oder schreibe alles von deiner Seele, damit du etwas Druck loswerden und deiner Leere oder Lähmung Ausdruck verleihen kannst, prügel oder weine in Kissen wenn dir danach ist.

Nach so langer Beziehung von jetzt auf gleich -ohne Aussprache- verlassen zu werden, ist eine harte Nummer, dass du dir erstmal -unbewusst- wattehafte Dumpfheit und Lähmung ausgesucht hast, statt all deine Gefühle aufeinmal spüren zu müssen, kann zu deinem Selbstschutzmechanismus gehören, der behutsam und verständnisvoll gelöst werden kann.

Ich wünsche dir viel Kraft und alles Gute!

24.10.2015 12:42 • #7


D
@Dramaking

Du hast Recht, mit Allem was du gesagt hast. Es war nie vorstellbar, mein Leben wurde auf eine Person ausgerichtet. Ich zog meine ganze Kraft aus meiner Beziehung, ich habe alles für sie aufgegeben, egal was im Weg war. Denn das Band zweier Menschen, welches die Herzen vereint, ist es wert. Die richtigen Fragen hast du gestellte. Wer will ich sein? Irgendwie frage ich mich aber auch, was kann ich sein? Es tut weh und zu wissen, dass da Andere sind, die diesen Schmerz auch ertragen müssen macht, dass ich mich nicht ganz so einsam fühle. Danke für Deine Worte, sie haben mir geholfen mich ein Stück weiter zu verstehen.

@Anne55
Ja ich habe mich über meinen Partner identifiziert. Ich will mich nicht zurückziehen, dieser Selbstschutz hat sich automatisiert. Wenn ich könnte, würde ich den ganzen Schmerz leben. Das würde mir zeigen, was ich wirklich will. Wenn ich ganz ehrlich sein soll, habe ich Angst. Ich bin wie ein unbeschriebenes Blatt Papier. Jeder in meinem Umfeld könnte mich nach seinem Willen formen. Deshalb fühle ich mich ausgeliefert. Ich will niemandem Macht über mich geben, aber alleine scheine ich keinen Weg zu finden. Im Moment ist es so wie Dramaking es geschrieben hat. Muss ich falsch sein, um in dieser Welt überlebensfähig zu sein? (falsch im Sinne von das Gegenteil von jetzt) Ich will das nicht. Mein Gefühl sagt mir, dass Andere ihre Position ausnutzen sobald sie sie erkennen. Bevor ich zu dem werde was ich nicht mag, will ich lieber gar nicht mehr leben. Solche Gedanken habe ich ständig. Die Hoffnung bringt mich jedoch immer wieder zurück. Ein weiteres Problem ist, dass ich Schuldgefühle habe, die mein Selbstbewusstsein stark reduzieren. Jeder hat Macken. Jeder kann Fehler machen. Ich kann den Ex-Partner nicht als schlecht sehen, ich dachte ich kenne ihn. Also muss ich das Problem sein, ich kann nicht aus Dingen Freude schöpfen, wie es Andere tun. Also wer ist nun der Fehler? Die Person, die nicht kann, was so viele Andere tun oder eine ganze Gesellschaft? Das Individuum und somit ich. Das macht meine Existenz bedeutungslos, weil ich kein Teil der Gesellschaft sein kann. Deshalb will mich niemand in seinem Freundeskreis. Ich bin Anders. Meine Beweggründe sind einfach, aber für normale Menschen nicht nachvollziehbar. Bedingungslose Liebe, echte Freundschaft ... all diese Dinge scheint es nicht zu geben, egal wie sehr ich suche. Wo gehöre ich nun hin? Ich weiß nicht einmal was ich will, was ich mit mir anfangen soll. Leben um des Lebens Willen, ist für mich keine Option. Alles kommt mir so sinnlos vor. Ich werde versuchen die Automatik abzustellen. Also das Lachen, die Masken. Da ist zwar wieder die Angst, mein Umfeld könnte mich nicht wollen ... aber lieber das, als so weiterzuleben. Danke auch Dir für deine Antwort und deine Hilfe.

25.10.2015 01:28 • #8


Waldfee47
Liebe Disturbia,
hast du dich schon einmal mit dem Thema Hochsensibilität beschäftigt?
Es könnte evt. interessant sein für dich.
Im Internet gibt es gute Seiten zum Thema.
Hochsensible ticken anders als nicht so Sensible.
In einem Bekanntenkreis ohne ebenfalls Hochsensible fühlt man sich alleine.
Ich habe mit 47 erstmals ein Umfeld, wo ich mich mit meinem Etwas-Anders-Ticken wohl fühle. Vielleicht ist das auch bei dir ein Thema. Mir hilft ein gutes soziales Netz in dem ich so sein kann, wie ich bin.
Nur so ein Gedanken.
Ansonsten: Stehe zu dir, du bist einzigartig. Ich wünsche dir, dass du den Schmerz anschauen und durchleben kannst und dass du gestärkt daraus hervorgehst.
Liebe Grüße

25.10.2015 07:35 • #9


D
Zitat von Disturbia:
Muss ich falsch sein, um in dieser Welt überlebensfähig zu sein? (falsch im Sinne von das Gegenteil von jetzt) Ich will das nicht.


Hallo Disturbia,

wie die Waldfee schon geschrieben hat, bleib so wie Du bist. Besser gesagt so wie Du warst. Ändere Dich nicht und stehe auch weiterhin zur Deiner Lebenseinstellung. Es ist im Moment schwer, das ist verständlich

Akzeptiere Deine Macken, die hat jeder von uns. Und Du bist wie jeder hier ein Teil dieser Gesellschaft. Auch wenn Du anders bist und Gleichgesinnte rar sind. Aber es gibt sie.
Du schreibst, Deine Interessen sind Lesen und Zeichnen. Setze Dich einfach in eine Buchhandlung hin und beobachte wieviele Menschen Bücher kaufen. Es kann natürlich sein, dass die Menschen aus Deinem Bekanntenkreis nicht daran Interesse haben und das frustriert Dich.
Daran könntest was ändern, ohne auf die Einstellung Bedingungslose Liebe, echte Freundschaft zu verzichten.

Die Gesellschaft ist nicht mehr so homogen, es haben sich tausende Gruppen gebildet mit eigenem Lebensstil und extrem unterschidlichen Interessen. Heute scheitern Beziehung allein wegen des Speisseplan. Der Eine ist fe., der Andere möchte einen halben Büffel zum Frühstück.
Du musst nur versuchen für Dich die passende Gruppe zu finden. Wie die Menschen dort im Herzen ticken, ist natürlich andere Sache.

Ich wollte Dich mit meiner Frage nicht auf den falschen Weg lenken, es war nur eine Annahme. Was wäre wenn ich mich ändern würde? Kann man das?
Eine rabiat und respektlos durchgezogene Trennung trägt aber schon dazu bei, dass man sich Fragen stellt. Kann ich wirklich so in der Zukunft weiter machen wie bisher? Möchte ich und kann ich mein Herz wieder so weit öffnen wie bisher?
Wie weit lasse ich Menschen an mich ran? Du kannst hier oft lesen, dass viele nach der Trennung auch Freude und Bekannte ausortieren. Man ist wirklich überempfindlich.

Aber sei so wie Du bist und rede auch darüber - vielleicht hört Dir einer zufällig zu und sagt: hey, das ist auch meine Lebenseinstellung und das sind auch meine Hobbies.

Ein kleines Beispiel: ich lerne gerade eine eher sehr seltene Fremdsprache. Mein Umfeld fragt mich was ich damit will. Lerne doch das oder dies, sonst kannst die Sprache nicht nutzen.
Zugegeben, ich kenne auch bis jetzt niemanden persönlich, der diese Sprache lernt geschweige den spricht - obwohl es sicherlich diese Menschen gibt. Trotz des Mangels an Gleichgesinnten möchte ich sie lernen.

P.S: Vergesse nicht in die Buchhandlung oder Stadtbücherei zu gehen.

25.10.2015 10:50 • #10


D
@Waldfee47

Ich denke Du hast Recht. Als ich mir die Eigenschaften angeschaut habe, habe ich äußerst viele Übereinstimmungen gefunden. Ein soziales Netz wäre schön, ich werde versuchen mir eines aufzubauen und ich selbst zu sein. Es ist ein interessanter Vorsatz niemandem etwas vorzuspielen, doch auch wenn ich es für ein Risiko halte, dass Andere mich dann seltsam finden werde ich es tun. Ich danke Dir für deine Wünsche und Ideen.

@Dramaking

Diese Frage, ob ich falsch sein muss, habe ich mir schon vorher gestellt, vor 8 Jahren ungefähr. Ich lag weinend in meinem Bett, habe die Tapete zerkratzt und mich gefragt, warum Alles so sein muss wie es ist. Eine Gruppe zu finden ist eine gut Idee. Das mit der Bücherei oder der Buchhandlung ebenfalls. Ich werde schauen, dass ich mir nächste Woche Zeit dafür nehme. Ich habe noch eine Idee wo ich Menschen treffen kann, die meine Interessen teilen. Allerdings fällt es mir schwer auf Menschen zu zugehen, wenn ich sie nicht vorher beobachtet oder eingeschätzt habe. Es ist eine seltsame Vorstellung
, sich neben Jemanden zu stellen und einfach mit ihm zu sprechen. Das ist für mein Gegenüber bestimmt gruselig. Danke auch Dir für die Unterstützung und die Anregungen.

25.10.2015 19:37 • #11


Waldfee47
LIebe Disturbia,
ich wünsche dir alles Gute für deine Vorhaben.
War das bei dir schon immer so, mit dem sozialen Verhalten oder ist das erst seit der Trennung so?
Alles Liebe von der Waldfee

25.10.2015 19:43 • #12


D
Zitat von Disturbia:
Allerdings fällt es mir schwer auf Menschen zu zugehen, wenn ich sie nicht vorher beobachtet oder eingeschätzt habe. Es ist eine seltsame Vorstellung
, sich neben Jemanden zu stellen und einfach mit ihm zu sprechen. Das ist für mein Gegenüber bestimmt gruselig.


Das kann auch nicht jeder. Es bedarf einfach einen passenden Moment und dann finden sich die Worte wie von ganz alleine. Es gibt Menschen, die direkt auf einen losmaschieren und irgendwas einfach fragen. Du bist anders, aber deshalb nicht schlecht.
Mache das auf Deine Art.

Du kannst Dich auch hier anmelden und mit den Leuten sich über die PN austauschen. Nicht jeder möchte hier offen einfach quatschen. Es gibt aber hier sicherlich jede Menge Leute, die Deine Interessen teilen. Garantiert. Vielleicht könnt ihr Bilder von den Zeichnungen tauschen. Über die Bücher quatschen. Versuche auch hier Dir eine Tür zu öffnen.
Die Frankfurter haben auch schon ein Treffen hinter sich. Und sie waren sicherlich nicht die Ersten. Einige berichten hier von netten Bekanntschaften. Das gilt auch für mich.

25.10.2015 19:57 • #13


A
Zitat von Disturbia:
@Anne55
Ja ich habe mich über meinen Partner identifiziert. Ich will mich nicht zurückziehen, dieser Selbstschutz hat sich automatisiert. Wenn ich könnte, würde ich den ganzen Schmerz leben. Das würde mir zeigen, was ich wirklich will. Wenn ich ganz ehrlich sein soll, habe ich Angst.

Ich bin wie ein unbeschriebenes Blatt Papier.
Jeder in meinem Umfeld könnte mich nach seinem Willen formen.
Deshalb fühle ich mich ausgeliefert.

Ich will niemandem Macht über mich geben, aber alleine scheine ich keinen Weg zu finden. Im Moment ist es so wie Dramaking es geschrieben hat.
Muss ich falsch sein, um in dieser Welt überlebensfähig zu sein? (falsch im Sinne von das Gegenteil von jetzt) Ich will das nicht.

Liebe Disturbia

wenn ich etwas tue, was ich in Wirklichkeit nicht will und was mir selbst schadet hat es immer mit Angst zu tun und diese bringt mich weg von mir selbst, wenn sich das immer wiederholt und ich das nicht ändern kann, verliere ich mich und weiss nicht mehr was ich will oder wer ich wirklich bin und was sich wirklich brauche und ich lebe fremdbestimmt.

Falsch programmiert bist du ja schon, das hat dir wahrscheinlich mal geholfen zu überleben als du noch nicht die Macht und Kraft und das nötige Rüstzeug hattest dich gegen Unrecht, Manipulation oder emotionalen oder körperlichen Missbrauch zu schützen.

Um innerlich lebendig zu sein und zu leben ist es nötig zu dir selbst zurückzufinden, dich von dem zu befreien, was dir Angst macht. Das falsche Programm umschreiben.
Angst ist nur eine Illusion und entsteht im Kopf, sie ist unnötig und etwas anderes als reale Furcht, z.B. die vor Feuer oder Hochwasser. Wenn wir da nicht die Gefahr erkennen und uns retten, sind wir verloren.

Alles, was du brauchst ist schon in dir selbst vorhanden, Angst hat nur eine Mauer darüber gelegt und den Zugang versperrt.
Es gibt viele Möglichkeiten diese Angst zu überwinden, dazu gehört erstmal diese voll und ganz anzunehmen, denn damit nimmst du dich selbst an und eine gehörige Portion Selbstvertrauen, Selbstachtung und Selbstbewusstsein hilft dabei, hier habe ich als erstes angefangen, alles andere zieht dann automatisch hinterher und löst sich oft von allein.

Wenn du glaubst alleine keinen Weg zu finden, suche dir unbedingt Hilfe, die zu dir passt.

Ich wünsche dir viel Kraft und alles Gute!

27.10.2015 00:56 • #14


S
Liebe Disturbia,

ich habe nur deine Beiträge gelesen.Es kann also sein, dass einiges schon gesagt wurde.

Ich möchte dir eigentlich nur etwas Mut zusprechen denn hier schreibst dir eine Frau, die ganz genau die gleichen Gedanken, Empfindungen und Symptome wie Du hatte...Die Parallelen sind erstaunlich.
Nun, es ist bei mir inzwischen einige Jahre her aber gerade deswegen weiß ich, dass es einen Weg dort hinaus gibt. Denn heute geht es mir sehr gut und das, was ich damals für unmöglich hielt, ist eben doch möglich gewesen.

Auch ich sprach damals von einem Identitätsproblem und hatte auch diese Taubheitsgefühle...Es ist ein ernst zu nehmendes Problem und dennoch glaube ich inzwischen nicht mehr dass ich wirklich ein Identitätsproblem hatte, sondern eher eine schwere Identitätskrise, die übrigens gar nicht so selten vorkommt wenn Menschen schwere Lebenseinschnitte erleben.

In so einer Lebensphase stellt man die gesamte Persönlichkeit in Frage und denkt recht fatalistisch. Meiner Erfahrung nach bedeutet das aber nicht, dass Du tiefgreifend Krank bist, sondern dass Du jetzt, in dieser Phase extreme Schmerzen hast, die zu diesen Syptomen führen.
Es ist keine kranke Entwicklung, sondern lediglich eine Lebensphase,- eine so einnehmende, in der wesentliche Thematiken hervor kommen, dass man nur noch diese wahrnimmt. Hat man eine schwere körperliche Verletzung, ist man auch nur noch auf den Schmerz fokussiert bis er verschwindet oder gelindert wird. Vorher aber ist man nicht imstande, seine Umwelt, irgend welche anderen Dinge wahrzunehmen.

Glaube also bitte nicht, Du seist irgendwie falsch oder krank. Denn man kann deinen Zeilen entnehmen dass Du absolut beisammen bist um es mal salopp auszudrücken.

Du möchtest authentisch sein, dich nicht verstellen...Diese Gedanken hatte ich auch...Ein wenig spielt man im Alltag natürlich immer. Wenn der Chef fragt, wie es einem geht, antwortet man sicher nicht Sauschlecht. Ich weiß nicht mehr, wer ich bin.
Einem schwer verletzten Menschen, ob körperlich oder seelisch ist es natürlich unerträglich, über irgend welche Oberflächlichkeiten mit anderen zu sprechen. Das ist auch total widernatürlich. Du brauchst wahrscheinlich einfach nur einem Menschen, der dich ganz lange im Arm hält, dich sprechen und weinen lässt. Neurologen können da selten helfen. Die Seele schreit so lange oder verstummt eben, bis ein Mensch einen ganz annimmt. Das ist heilsamer als Du jetzt vielleicht denken magst.

Auch ich hatte damals nicht einen Menschen und jeder Tag war eine Qual...aber ich kämpfte...und im Laufe der Monate kam doch wieder etwas in Bewegung. Ich fand einen Menschen, der mir zuhörte und Spaziergänge mit mir machte....Es tat sehr wohl aber der Schmerz blieb...Es ist eben ein Prozess, ein Wachstum...Auch eine Blume wächst bis sie Blüten trägt...Und zu wachsen kann manchmal unglaublich wehtun.
Ich suchte und suchte nach Hilfe...Hier und dort...Psychiater usw. Ich denke dass sehr viele Menschen in so einer Lebensphase eigentlich nichts anderes als Annahme, Zärtlichkeit und Verständnis bräuchten aber das findet sich eben selten bei Ärzten oder in Kliniken...Zumal der Kontakt zeitlich begrenzt ist.

Es ist wirklich schwer da wieder heraus zu finden...Denn in solch einer Verfassung nimmt man seine Umwelt gar nicht mehr recht wahr...sich selbst auch nicht. Alles ist taub und trostlos. Das strahlt man natürlich auch aus und so ist es zunächst einmal schwierig mit dem Kontaktknüpfen. Fang aber trotzdem damit an- langsam wird wieder Leben in dich kommen. Begegnungen, Gespräche sind ganz wichtig dafür...
Und glaube bitte nicht, es gäbe keine Gleichgesinnten. Auch ich bin keine Partygängerin, sondern verschanze mich am liebsten Daheim mit meinen Büchern. Es kann deine momentane Unbezogenheit sein, die dir alle anderen Menschen anders und fremd erscheinen lässt. Wenn man allein ist, sieht man nur eine Masse an einem vorbei ziehen, die alle so ganz anders zu sein scheinen. Aber zwischen all den Menschen gibt es einige, die dir ähnlich sind. Man muss sie nur finden

Zitat:
Ich kann den Ex-Partner nicht als schlecht sehen, ich dachte ich kenne ihn. Also muss ich das Problem sein, ich kann nicht aus Dingen Freude schöpfen, wie es Andere tun. Also wer ist nun der Fehler? Die Person, die nicht kann, was so viele Andere tun oder eine ganze Gesellschaft?


Auch diese Gedanken hatte ich damals. Das stimmt aber nicht. Das ist zu sehr schwarz-weiss gedacht. Nie ist nur einer für das Scheitern einer Beziehung verantwortlich. Alle Menschen haben Schwachstellen, Fehler, Ängste.
Wenn Du wieder in den Kontakt mit anderen Menschen kommst, dann wirst Du staunen, dass sie alle ihre Kämpfe, Leiden...haben. Gerade siehst Du nur an der Oberfläche: die haben eine glückliche Beziehung...Und die dort hat viele soziale Kontakte usw. Aber die Grundthemen, mit denen jeder einzelne so ringt, kennt jeder einzelne Mensch. Bei dem einen stärker, bei dem anderen schwächer ausgeprägt und natürlich immer abhängig von der jeweiligen Lebensphase. Bei dem einen ist es die Angst vor irgend etwas, bei dem anderen das nicht Alleinsein können und vieles mehr. Und all diese Menschen haben ebenso starke Seiten...

Ich dachte damals auch, nur ich sei irgendwie falsch...Totaler Quatsch. So viele Menschen haben schwere Krisen hinter sich, waren mal eine Zeitlang in einer Klinik usw. Und danach geht das Leben dann nämlich doch weiter

27.10.2015 19:27 • #15


A


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