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Gefühlstagebuch - Ein Notausstieg

T
02.01.2019:
Was für ein furchtbarer Tag.
Ich hasse mich gerade.
- Für diese unfassbare Intensität meiner Gefühle. Ich empfinde es als unfair, dass ich immer doppelt und dreifach so stark empfinde, im Vergleich zu anderen Personen.
- Dafür, dass ich einer Person nachtrauere, von der mein Kopf ganz genau weiß, dass sie mir langfristig gesehen nur unendlichen Kummer bereiten würde.
- Dafür, dass ich mich von deinem Aussehen und deiner Zuneigung zu mir so blenden lasse.
- Dafür, dass du so unendlich viel Platz in meinen Gedanken einnimmt.
- Dafür, was ich in dir sehe.
- Für diese riesengroße Angst, dass ich dich jetzt für immer verloren hab.
- Dafür, dass sich Kopf und Herz ständig und so dermaßen widersprechen und ich nicht weiß, worauf ich hören soll.
- Dafür, dass ich mir eine Nachricht von dir erhoffe, obwohl ich genau weiß, dass dadurch nur alles schlimmer und schwerer wird.
- Dafür, dass ich freie Tage wie diese nicht mehr genießen kann, sondern mich buchstäblich durchquäle . I'm not living I'm just killing time
- Dafür, dass ich mich so extrem einsam fühle.
- Für meine Hilflosigkeit und diese unvorstellbare Abhängigkeit von anderen Menschen.
- Für diesen extremen Tunnelblick, der es mir beinahe unmöglich mich in der Situation von diesem Schmerz zu befreien und rational darüber zu denken.

Ich war und bin so motiviert mein Leben auf die Reihe zu bekommen. Ich bin so erfolgreich in so vielen Dinge, die ich angehe, aber warum versage ich so dermaßen, wenn es darum geht meine Gefühle und Emotionen in den Griff zu bekommen?
Ich fühle mich so schwach, weil ich Gefahr laufe schon bei leichtem Wellengang zu kentern. Ich möchte stärker sein und das innerlich fühlen, was ich oftmals nach außen gegenüber Fremden ausstrahle.
Aber ich bin genau das Gegenteil. Es frisst mich innerlich auf und weiß nicht, was ich dagegen machen soll.

Frage ich Freunde um Rat, fühle ich mich missverstanden und jämmerlich. Schluck ich es runter, tötet es mich von innen heraus.
Tage wie diese, machen es mir schwer. Schwer Dinge zu erledigen, ein Lächeln aufzusetzen, zu funktionieren.
Trotz aller Freunde, Bekannte, Kollegen usw. fühle ich mich alleine und allein gelassen.

Allein in einem Kampf mit mir selbst, mit meinem Fühlen, meinem Denken, meinem Handeln. Ein Kampf, den ich nicht gewinnen kann.

Die letzten Jahre waren so turbulent. Ein ständiges Auf und Ab. Es gibt so Tage, wie gestern, da fühle ich mich einfach nur taub. Egal wie viel Gutes mit passiert, ich empfinde dabei nichts. Und es gibt Tage wie heute, da brenne ich innerlich, weil ich die Intensität nicht mehr ertragen kann.
Ersteres macht mir Angst, das Zweite vergeht meistens am nächsten Tag wieder, tut dafür umso mehr weh. Außerdem ist es wiederkehrend.

Ich wäre so gern stärker. Ich würde so gern diese Situationen und Phasen besser durchstehen, ohne dabei mein Gesicht zu verlieren.
Warum tut es grundlos so dermaßen weh?

03.01.2020 00:45 • x 4 #1


F
Möchte in deinem Tagebuch nicht ausführlich schreiben.
Fühle dich einfach mal umarmt. Du bist nicht alleine mit solchen Schmerzen.

03.01.2020 00:56 • x 4 #2


A


Gefühlstagebuch - Ein Notausstieg

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L
Wollte ich auch gerade sagen und tun.
Fühl dich gedrückt!

03.01.2020 01:01 • x 2 #3


T
Vielen lieben Dank euch beiden!

03.01.2020 01:03 • x 3 #4


Heat
Dein Beitrag trifft mich direkt, danke fürs teilen. Es ist fast genau was ich schreiben hätte, wenn ich mich überhaupt beredt äußern könnte xD Du siehst aus wie jemand, mit dem ich mich gerade sehr gerne unterhalten würde. Ich drücke dich.

03.01.2020 01:27 • x 2 #5


J
Ich fühle jedes einzelne Wort mit dir... es ist so grausam. Wir wissen dass es irgendwie weiter gehen kann, muss und wird, aber dieser ständig wiederkehrende Schmerz ist einfach nur vernichtend. Glaube mir, du bist damit nicht allein. Du kannst mich auch gerne persönlich anschreiben wenn du magst.

03.01.2020 12:52 • x 1 #6


Icefire
du sprichst mir aus der tiefsten seele

03.01.2020 12:57 • x 1 #7


E
Zitat von tester:
Warum tut es grundlos so dermaßen weh?


... weil Du mit solchen destruktiven Einfällen....

Zitat von tester:
Ich hasse mich gerade


... dein Gehirn portionsweise in den Wahnsinn treibst. Du folterst Dein Bewusstsein und zwar täglich mehrmals mit Licht aus. Dadurch spürst Du unendliche Qualen und Ausweglosigkeit.

Warum? Was ist daran verwunderlich? Hast Du im Ernst etwas anderes erwartet?

Einfach schlimm, was Du da mit Dir machst und so unnötig, denn all das wird nichts daran ändern, dass Du eines Tages die Entscheidung treffen musst, zu akzeptieren. Du kannst nicht auf Pause drücken, Dich festklammern, oder Dich verstecken, es hat keinen Zweck, Du hast keine Kontrolle, die hast Du nie und wirst sie nie bekommen.

Punkt!

All das viele zusätzliche Leid, vollkommen umsonst, warum gibst Du nicht auf? Was macht Dir so unglaubliche Angst, dass Du nicht akzeptieren kannst?

Weißt Du, Glück, Liebe und all das, unsere Fähigkeit, tragfähige Beziehungen zu führen, hängt unter anderem von unserer Fähigkeit zur Toleranz ab. Und zwar in BEIDE Richtungen - also dem Partner gegenüber, aber selbstverständlich auch uns selbst gegenüber.

Du zeigst aber gerade überdeutlich, dass Du dazu Dir selbst gegenüber, gar nicht in der Lage bist.

Du kannst kein anderes Ergebnis erwarten, auch in Zukunft nicht, wenn Du nicht irgendwann den Kopf wieder einschaltet und Deine Probleme angehst.

Aus emotionalen Krisen, kann man nicht durch noch mehr, noch mächtigere, noch destruktivere Emotionen aussteigen. Niemals und überhaupt nicht.

Du kannst natürlich trotzdem damit weitermachen, dann wird es Dir sehr wahrscheinlich bald noch viel schlechter gehen und auch alle anderen Lebensbereiche infizieren.

Oder Du entscheidest Dich für eine Zukunft ohne Leiden. Du hast die Wahl, DU bist Boss.

Alles Gute und pass bitte besser auf Dich auf,

Simply

03.01.2020 14:12 • x 3 #8


T
03.01.2020:
Das gute an Emotionen ist, dass sie nicht von Dauer sind, egal wie intensiv sie sich anfühlen.
Ich habe zwar Gefühle, aber ich bin nicht meine Gefühle, auch wenn ich mich regelmäßig daran erinnern muss.

Du bist weiterhin omnipräsent in meinen Gedanken und trotzdem lässt der Schmerz und seine Intensität spürbar nach. Mir ist es auch heute gelungen zu widerstehen und dir nicht zu schreiben. Ein kleiner Sieg der Vernunft!

Trotzdem wünsche ich mir bei jeder erhaltenen Nachricht, das sie von dir kommt.
Trotzdem kreisen meine Gedanken noch immer ständig um dich.
Trotzdem versetzt es mir einen Stich im Herz, wenn ich glaube dich am Bahnsteig gesehen zu haben.
Trotzdem gibt es immer wieder diesen Moment der Schwäche, in dem ich besonders diszipliniert sein muss.

Gleichzeitig tun sich neue Perspektiven auf. Gespräche mit Freunden helfen wieder etwas Zuversicht zu schöpfen. Zuversicht, doch noch eines Tages den richtigen, oder eher den passenden, Partner zu finden.

Ich bin aber weiterhin skeptisch. Die Partnersuche macht mürbe. So sehr ich die Geborgenheit und Wärme einer Beziehung schätze, der Weg dorthin scheint so unendlich lang und steinig, gepflastert mit vielen Enttäuschungen.

Dating im 21. Jahrhundert ist seltsam, besonders in Großstädten. Die große Auswahl, Schnelllebigkeit und Bindungsunfähigkeit machen es kompliziert, was eigentlich Spaß machen sollte.

04.01.2020 00:08 • x 1 #9


A


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