Seit Wochen lese ich hier Thema für Thema durch und versuche für mich selbst Erkenntnisse zu finden.
Ich war 15 Jahre verheiratet, zwei Kinder heute 10 und 14, bevor ich in der Trennungsphase (Ehemann extrem cholerisch) meinen Lebensgefährten 2012 kennengelernt habe.
Ein sehr ruhiger Charakter im Gegensatz zu meinem damaligen jähzornigen Ehemann.
Ich war von Anfang an sehr verliebt in ihn und hatte aber durch die Trennungssituation Angst ihm zuviel zuzumuten.
Er selbst geschieden, hatte sich in den Folgejahren meiner Meinung nach etwas zum Frauenheld entwickelt.
Nach vielen holprigen Versuchen (damals hatte er viel Kontakt zu anderen Frauen) kamen wir dann vor 5 Jahren zusammen. Er lernte die Kinder kennen ( sie verstehen sich auf Anhieb gut), gab sich Mühe aber trat immer wieder den Rückzug an. Ich zeigte dafür meistens Verständnis, kämpfte um ihn und nach Trennungen waren wir dann meistens mit guten Vorsätzen wieder zusammen. Vor zwei Jahren haben wir gemeinsam ein Haus gekauft um damit den Beigeschmack des ehemaligen Familienhauses zu vergessen (ein Grund an dem es vielleicht liegen könnte, dass er sich nicht voll auf mich einlassen kann). Teilweise hatte ich das Gefühl, dass er sehr glücklich ist, dann sagte er aber immer wieder, dass ihn alles überfordere und er dann auch heimlich Alk. trinken würde. Der Familienalltag wäre nicht seine Erfüllung.
In diesen letzten drei Jahren hatte ich familiär zwei langwierige Pflegefälle, der letzte Todesfall ist nun sieben Wochen her.
Neben Arbeit, Kindern, Umbau und Haushalt habe ich mich komplett verausgabt. Habe immer versucht ihm alles recht zu machen, natürlich ging mir manchmal auch einfach die Kraft aus. Dazu muss ich sagen, dass ich eigentlich ein sehr positiver und treuer Mensch bin, sehr familiär eingestellt bin und ich nun aber komplett ohne Familie mit zwei Kindern dastehe.
Hintergrund ist, dass er sich heimlich März diesen Jahres eine Wohnung in der Nähe seiner Eltern (500km entfernt) gesucht hatte um dem Alltag zu entfliehen. Ich erfuhr es als Letzte und eigentlich war er direkt nach dem Umzug wieder bei uns und bereute die Entscheidung. Er ist generell konfliktscheu und spricht ungerne über Probleme.
Er ist beruflich sowieso viel unterwegs, meist unter der Woche manchmal auch länger. Er nahm sich immer wieder einige Wochenenden in seiner Wohnung, versprach mir aber diese bis September zu kündigen.
Im Sommer hatten wir einen kurzen aber schönen Urlaub und es war oft in der ganzen Sommerzeit wieder wie in der Anfangszeit. Dachte, wir hätten es nun endgültig geschafft.
Vor 5 Wochen war er wieder nach einer Arbeitswoche in seine Wohnung gefahren und es kam zu einem Streit, da ich mich nach dem Todesfall alleingelassen fühlte und sowieso die Verantwortung der letzten Jahre mich überrollte. Ich wollte nicht immer alles alleine bewältigen müssen.
Er sprach, nachdem ich nicht so verständnisvoll wie immer war und meine Enttäuschung äusserte die Trennung aus
und ich war so zusammengebrochen, dass ich ihn von mir aus drei Wochen nicht kontaktierte. Es war gefühlt die zehnte Trennung in diesen Jahren. Bei mir standen die Trauerfeier und noch einige wichtige beruflich Dinge und ich verbrachte die Zeit wie in Trance. Unfassbar dass er wieder das Handtusch warf, genau wie schon einmal kurz nach dem Tod meines Vaters.
In dieser Zeit kamen zwei Nachrichten, dass er an uns denkt und dass er hin- und hergerissen ist. Er brauch Freiraum für sich um flexibel planen zu können und anderseits fehlen wir ihm.
Ich habe das Gefühl in eine wirkliche depressive Stimmung gefallen zu sein, bemühe mich den Alltag aufrecht zu halten.
Seit zwei Wochen Annäherung durch Telefonate. Er verbringt sein Wochenenden mit schönen Aktivitäten mit ehemaligen Freunden, sagt, dass er mich vermisst. Es reiche aber nicht um zurückzukehren. Ich hingegen habe ich mich in diesem Jahr von so vielen zurückgezogen, da ich non stop beschäftigt war. Es fällt mir auch schwer mit anderen darüber zu sprechen, habe mich bisher nur zwei Freundinnen anvertraut. Zu dem Vater der Kinder besteht quasi kein Kontakt, habe von ihm seit er in einer neuen Beziehung lebt kein Unterstützung.
Mein Lebensgefährte hat mir seit unserer ersten Trennung vor einigen Jahren zu verstehen gegeben, dass er Bindungsangst hat. Das hat meine Verständnis wahrscheinlich immer wieder weich werden lassen und oftmals hatte ich auch das Gefühl, dass er sich damals sehr alleine gelassen fühlt.
Ich liebe ihn aus tiefstem Herzen und wäre einfach glücklich, wenn er bei mir wäre.
Wertvorstellungen passen sehr gut und auch menschlich ergänzen wir uns eigentlich, wie ich es mir nicht besser vorstellen könnte. Was mich sehr verletzt, dass er auch die Kinder fünf Wochen nicht gesprochen hat und ich wirklich alle Kraft aufbringen muss um sie zu unterstützen. Habe riesige Angst, dass für sie eine Welt zusammenbricht und sie vielleicht auch einmal bindungsunfähig werden.
Bin hilflos und ratlos, sehne mich nach ihm. Ich habe Angst nie wieder jemandem zu begegnen, wo so vieles passt.
Freue mich auf Antworten, die mich das alles mal aus einem anderem Blickwinkel betrachten lassen.
21.10.2019 14:25 •
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