Hallo ihr Lieben
Ich mache zurzeit (wie viele hier) gerade eine Trennung durch und würde gerne mal alles niederschreiben. Vielleicht komme ich dabei zu einer Erkenntnis, oder jemand von euch kann mich auf etwas hinweisen, dass ich bisher übersehen habe. Das wird wahrscheinlich ein etwas längerer Text.
Vorgeschichte:
Ich war mit meiner Freundin 1.5 Jahre zusammen (ich 24 berufstätig, sie 22 studentin). Für uns beide war das die erste Beziehung die so lange hielt, hatten beide bereits Erfahrung aber noch nicht in dieser Länge.
Nach ca. einem Jahr begannen bei ihr die Krisen. Das waren Momenten in denen Sie sich nicht sicher war was sie will; (Bin ich bereit für so eine Beziehung? Fühlt sich so Liebe an? etc.). Sie hat mir das auch gesagt und wir haben oft darüber gesprochen, sie hatte auch eine Phase in der ich ihr ziemlich auf die Nerven ging und war sich nicht sicher ob das in einer Beziehung sein darf, beruhigte sich dann aber wieder als ich ihr sagte, dass ich vor Monaten eine ähnliche Phase durchmachte. Durch ständige Verunsicherung wurde ich ziemlich sensibel gegenüber jeglichen Signalen und begann ständig Dinge zu interpretieren (Warum schreibt sie jetzt wieder ständig ohne Smiley? Warum Kuschelt sie jetzt nicht mit mir? etc.), dadurch getraute ich mich auch nicht mehr meine Bedürfnisse einzufordern, aus Angst irgendwas falsch zu machen und in ihr wieder Zweifel hervorzurufen.
Sie hat oft gesagt, dass sie sich manchmal mies fühle, weil sie sich nicht sicher ist und mir so keine Sicherheit in der Beziehung geben kann (die mir eigentlich ziemlich wichtig ist). Ich habe dann geantwortet, dass es zurzeit für mich funktioniere, ich aber auch nicht wisse, wann der Punkt kommt an dem mir die Kraft dafür fehlt.
Sie hat dann auch oft kleine Hinweise gemacht (Unsere Hände passen nicht wirklich in einander. wir reden kaum beim essen etc.), hat also oft nach negativen Dingen gesucht und mich dadurch noch mehr verunsichert. Wir konnten aber mit Gesprächen immer wieder auf einen gemeinsamen Nenner finden.
Dann kamen unser Urlaub (unser 3. Urlaub zusammen), das war vor ca. einem Monat. Anfangs ging alles gut, irgendwann beschwerte sie sich massiv darüber, alles organisieren zu müssen und das ich kein Interesse an der Organisation der Ausflüge etc. hätte, ich habe mich da tatsächlich etwas raus gehalten, da es bei ihr so war, dass wenn etwas von mir geplant war, gerne mal Bemerkungen kamen was jetzt besser gewesen wäre etc. ich wollte halt, dass es für sie passt. jedenfalls habe ich recht patzig reagiert (Asche auf mein Haupt), wir hatten immer mal gute Zeiten und dann wieder Zoff. War recht abwechslungsreich.
In einer Nacht träumte ich, dass sie mit mir Schluss mache. Als ich aufwachte und realisierte, dass es nur ein Traum war, war ich natürlich froh, aber erst da kam mir der Gedanke, dass sie evtl. Schluss machen möchte.
Da wir ein gutes Verhältnis zu den Hotelinhaber hatten, luden sie uns ein, auf den traditionellen Markt einzukaufen, danach an einer Familienzeremonie und an einem Essen teilzunehmen. Ich wusste, dass solche Dinge meine Ex sehr interessieren, war aber so tief in meinen Gedanken, dass ich sagte sie solle doch mitgehen, ich würde mal einen Tag im Hotel bleiben. Ich war mir aus irgendeinem Grund plötzlich sicher, dass sie nach den Ferien schluss machen würde und wollte, dass sie auch ein paar Erinnerungen ohne mich an Bali hat, da sie immer davon sprach mal wieder zurückzukommen.
Als sie am Abend zurückkam, fragte ich sie, ob sie Schluss machen möchte. Sie meinte, sie hätte auch schon daran gedacht aber den Gedanken noch nie wirklich weiterverfolgt. Sie fragte dann, was das Gespräch jetzt bedeute, ob ich denn Schluss machen wolle; und ich meinte, dass ich der Überzeugung wäre für Beziehungen auch mal kämpfen zu müssen. Danach war wieder gut.
Die Trennung:
Danach begann für sie auch wieder die Uni + hat sie neu eine Teilzeit- Arbeitsstelle angenommen, lief deswegen ständig etwas am Limit und hatte auch weniger Zeit. War mir eigentlich nicht unrecht, da ich auch mal meine Gedanken ordnen musste. Vorletzte Woche war sie mit der Familie im Urlaub. Sie fragte mich wann ich den Zeit hätte was zu unternehmen und ob wir das schöne Wetter am See genießen wollen. Mittwochs trafen wir uns. Wir gingen den See entlang und erzählten uns von der letzten Woche. Ich hatte ständig das Gefühl, dass sie mir was sagen will, es aber nicht kann. Ich wollte aber nicht schon wieder derjenige sein der Nachfragt was los wäre und wollte den Gesprächsbeginn mal ihr überlassen. Als es kälter wurde stiegen wir in mein Auto. Kurz vor dem losfahren wollte sie etwas sagen, entschied sich dann aber doch dagegen.
Als wir dann bei mir zuhause waren sprach sie es an (nachdem sie mit ihrer Freundin geschrieben hatte).
Was machst du? - Versuche meine Gefühle zu ordnen.
Und los ging es. Sie meinte, dass sie überhaupt nicht wisse ob sie für eine Beziehung bereit wäre, was sie für Gefühle hat und das sie denke, sie müsse sich selbst finden können (was auch immer das heisst. ), wir standen schlussendlich beide heulend voreinander in meiner Küche. Sie sagte dann plötzlich:
Und jetzt bin ich mit der Überzeugung hierhergekommen Schluss zu machen, aber kann es doch nicht!
Ich habe mir vorgenommen, sollten wir das nächste Mal in eine Krise rutschen, würde ich ihr die Entscheidung abnehmen und sie gehen lassen. Ich sagte ihr das, und schaffte es auch nicht Schluss zu machen.
Dann haben wir lange geredet. Irgendwann sagte sie; und jetzt keimt langsam wieder die Hoffnung auf, nicht?
Wir waren beide der Meinung, dass wir uns jetzt entscheiden müssen: Ja, wir akzeptieren, dass es bergauf und bergab geht aber stehen das durch oder Nein, wir lassen es bleiben. Und wir entschieden uns für ersteres, auch wenn wir noch nicht genau wussten wie wir es anstellen sollten. Danach aßen wir etwas, schauten eine Folge unserer Serie und gingen Schlafen.
Am nächsten Morgen; der Wecker läutet, ich sage: Ich hätte jetzt echt das Bedürfnis, einfach nur im Bett liegen zu bleiben und zu kuscheln. sie antwortet: Ich weiss, ich mache jetzt die Stimmung kaputt, aber ich weiss nicht ob ich für das alles nochmal die Kraft habe. Faust ins Gesicht quasi. Ich musste aber schnell zur Arbeit wegen einer wichtigen Besprechung und konnte nicht bleiben. Als ich am Mittag nachhause kam, schrieb sie mir ob ich den Morgen überstanden hätte und wie die Arbeit war. Ich antwortete ihr und fragte sie dann ob es jetzt endgültig für sie wäre, sie rief mich dann an.
Am Telefon fragte sie mich ob wir uns Samstags nicht treffen wollen um zu reden. Ich habe ihr gesagt, wenn sie jetzt Schluss machen will, dann könne sie das auch jetzt tun, das würde ja auch nichts mehr ändern. (Wenn wir wieder voreinander gestanden wären, hätten wir es wohl wieder nicht hinbekommen), sie sagte: Aber so ist das doch nicht richtig Ich meinte daraufhin, es gäbe in dieser Situation keine optimale Art. und geredet hatten wir ja schon viel. Darauf war dann stille.
Irgendwann sagte ich: Dann wars das wohl. Sie sagte noch, wenn ich reden wolle, soll ich mich unbedingt bei ihr melden!(natürlich beide heulend wie die Schlosshunde) durch das Schluchzen sagten wir uns noch leise Machs gut. pass auf dich auf. tschüss (Ich schreibe das hier so ausführlich weil mir genau diese Worte so unheimlichweh tun. so endgültig.)
Ich war daraufhin unglaublich fertig, habe den ganzen Nachmittag (ging nicht mehr zur Arbeit) habe nur geheult (ja, auch als Mann) und gekotzt. Konnte das ganze absolut nicht realisieren. Ging am Abend mit meinem besten Freund in die Kletterhalle und nachher noch ein Bierchen trinken, war kurz abgelenkt (wenn auch nur sehr spärlich) und konnte mit ihm gut reden. War aber trotzdem down wie nie zuvor. Am nächsten Tag wieder Arbeit, da ich am Morgen nicht fehlen konnte, Nachmittags war ich wieder weg, der Chef hatte absolutes Verständnis und hätte mich beinahe umarmt, so dreckig schaute ich aus der Wäsche.
Am ging ich dann noch zu meinen Eltern. Samstags hatte ich dann plötzlich etwas weniger Mühe und konnte das Erste mal einigermassen klar denken. Fiel aber immer wieder ins Tief. Ging nochmals zu den Eltern und Abends mit guten Freunden fort. Wir haben viel geredet und konnte zwischendurch sogar lachen, hat gut getan.
Sonntag war wieder härter, war Abends bei den Eltern eingeladen und hatte einen totalen Zusammenbruch (habe mich dann aber wieder erholt).
Jetzt ist Montagabend. Den Arbeitstag habe ich relativ gut durchgestanden und auch jetzt fühle ich mich zum Glück gerade nicht sehr schlecht. Ich habe am Samstag die Sachen meiner Ex (Kosmetik, Bettsocken etc.) in eine Kiste gepackt und vorerst verstaut, vorher sah es so aus als käme sie jeden Moment wieder durch die Tür.
Ich bin aber momentan extrem verwirrt. Einerseits habe ich das typische Gefühls-Auf-und-Ab, mal kann ichs akzeptieren, dann wieder nicht, mal gehts mir einigermassen gut, dann wieder miserabel. Was mich aber mehr verwirrt sind meine Gedanken; ich habe unsere Beziehung, ihr und mein Verhalten reflektiert:
Mir hat es sehr geholfen einzusehen, was mir an ihr alles nicht gepasst hat und das mir diese ständige Verunsicherung doch mehr weh tat als ich selbst wahrnahm (habe ich wohl verdrängt oder unterdrückt). Trotzdem sehne ich mich ständig nach ihr und denke den ganzen Tag an unsere Zeit und wie schön es wäre mit ihr reden und halten zu können.
Dann habe ich wiederum Momente in denen ich denke: Doch, es ist wohl besser das wir uns trennen. wir haben in gewissen Dingen nicht zusammen gepasst. In anderen wiederum dann wieder sehr gut.
Und plötzlich wieder der Gedanke: Wenn sie mir jetzt schreiben würde ob wir reden könnten, mir sagt, dass es ein Fehler war und sie jetzt sehe was wir hatten, hätten wir evtl. ne Chance es doch hinzubekommen? Wenn wir nur wirklich wollen?
Warum sucht mein Kopf ständig nach irgendwelchen Erinnerungen die mir möglichst schmerzen?
Warum habe ich ein schlechtes Gewissen wenn es mir mal nicht hundsmiserabel geht?
Denkt sie auch an mich?
Hat sie auch so Mühe?
Soll ich ihr schreiben?
Ich glaube, ich verstehe jetzt wie es ihr in der Beziehung ging, sie hatte auch ständig dies wechselnden Gedanken. Mal voller Überzeugung Beziehung JA! Dann plötzlich oder doch nicht?
Das ständige hin und her ist recht mühsam. Zumal ich mir eigentlich gar keine Hoffnung machen will, Erfahrungsgemäss schmerzt das umso mehr. Naja, und doch.
Ich habe immernoch die Schachtel mit ihren Sachen und habe vor, ihr die per Post zu senden.
Da wir während der Beziehung immer Fotos gemacht haben von unseren Unternehmungen, die aber immerwieder vergessen haben auszutauschen, habe ich ihr alle auf einen Stick geladen und diesen dann auch in die Kiste gelegt, mit einem Zettel: Vielleicht möchtest du die Bilder noch gerne haben.
Tue ich das in der Hoffnung, dass sie mich dann vermisst?
Tue ich das um ihr Weh zu tun?
Oder wirklich nur weil ich ihr noch die Bilder geben will?
Ich stelle mir ständig diese Fragen und weiss einfach nicht weiter. Einerseits vermisse ich sie sehr und möchte nichts mehr als sie zu sehen und mit ihr zu sprechen.
Andererseits möchte ich nicht die Wunden ständig aufgerissen haben.
Dazu kommt: Ich will mich eigentlich nicht als erster Melden. Sie soll Zeit haben mich zu vermissen und zu reflektieren, nachzudenken. Aber eigentlich hat ja sie Schluss gemacht. ich würde es mir wünschen, dass dann auch sie sich bei mir meldet, sonst bin ich wieder derjenige der hinterherläuft.
Ich weiss auch nicht genau was ich mir von dem Text erhoffe, hat aber nur schonmal gut getan hier alles aufzuschreiben. Danke an diejenigen die sich wirklich die Zeit genommen haben, es durchzulesen.
23.10.2017 18:23 •
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