Hallo Ma39,
vielen Dank für Deine Nachricht. Habe mich sehr über eine Rückmeldung gefreut, denn geteiltes Leid ist eben doch manchmal halbes Leid.
Ja, was sehe ich, wenn ich die rosa Brille abnehme: Dass der Alltag trotz starker Gefühle am Schluss nicht mehr funktioniert hat. Wenn wir beide nur nach unseren Gefühlen gehen würden müssten wir uns für den Rest unseres Lebens keine Gedanken mehr machen, denn von Beginn an hatten wir eine sehr feste Verbindung, die auch am Ende noch da war.
Beide wurden mit der Zeit aber immer unzufriedener.
Ich hatte dann gesundheitliche Einbussen, weil ich (was ich gerade erst lerne zu ändern) nicht an mich, sondern zuerst an andere gedacht und meine Kräfte ständig verausgabt habe. Er hatte seinen Job verloren und fiel in depressive Phasen. Das nur als grobe Kurzfassung. Keiner war in der Lage den anderen aufzubauen. Ich habe aber immer mehr gegeben als er - das merke ich rückblickend kann auch erdrückend wirken und hat ihn sehr in die Defensive gebracht, weil er nie die Chance hatte, mir das gleiche zurückzugeben.
Wir hatten wirklich schöne Jahre miteinander, voller Humor, Liebe, Gemeinsamkeit. Doch auch mit häufigeren Streitereien und noch schöneren Versöhnungen Aber wenn es immer um die gleichen Themen / Ansichten geht ist das schon zermürbend. Er ist eher der liebenswerte Chaot und ich die ordnungsliebende Person, die Vernünftigere von beiden. Das hat oft Reibungspunkte bei uns gegeben.
Letztenendes hat er gesagt, dass er nicht mehr kann, ich konnte aber auch nicht mehr und so stehen wir jetzt da. Und mir wird immer klarer, dass es kein WIR mehr gibt FURCHTBAR! Es war doch immer mein Traum....
Und ich hätte ihn so gern zurück, nur eben nach einem gewissen Abstand, so dass wir beide uns über die eigenen Fehler und die des anderen klarer geworden sind. Ich habe aber so eine Angst, dass einer von uns nicht mehr kann und der andere am Boden zerstört zurückbleibt. Ich möchte ihn als Mensch in meinem Leben nicht verlieren, denn er war nicht nur mein Partner sondern auch mein bester Freund! Mit niemand anderem habe ich lieber meine Zeit verbracht. Und nach 10 Jahren einen so harten Schnitt zu haben, ich verkrafte es einfach noch immer nicht!
Ja, ich habe zum Glück ein paar Freundinnen, die mir helfen und zur Seite stehen. Zum Glück redet auch keiner in die Partnerschaft rein. OK, ein paar Stimmen kamen, so nach dem Motto, sei doch froh, dass Du ihn los bist (er war gerade auch am Schluss nicht immer einfach), aber so etwas will ich nicht hören. Ich bin doch ich und muss für mich beurteilen können, was ich möchte! Eine sehr gute Freundin hat zu mir gesagt, dass sie uns immer als super Team gesehen hat. Alle sagen aber, dass der Abstand und die komplette Funkstille für beide Seiten jetzt das beste sind.
Tja, ich kenne das Gefühl, wenn ein Traum in Zeitlupe platzt. Ich will auch eine Familie gründen und das dauert, bis man sich wieder auf einen neuen Partner (den ich ja nicht will) einlässt und alles wieder neu aufbaut.
Deine Tips weiss ich sehr zu schätzen, insbesondere weil Du Dich in der gleichen Situation befindest und die Trennung noch frischer ist als bei mir. Aber ich mache auch jeden Tag nur ganz kleine Schritte vorwärts, besonders die Feiertage haben mich nochmal um Längen zurückgeworfen. Ich habe aber erkannt, dass ich die Situation jetzt so akzeptieren und annehmen MUSS, was soll sich sonst ändern? Wenn ich immer so verharre und sage: Ich will aber, dass es so und so ist? Man kann nichts erzwingen, man muss in der Lage leben...
Ich habe ihn jetzt seit 2 Monaten nicht gesehen /gehört usw. Er fehlt mir TOTAL. Du kennst das sicher auch. Aber ich denke, dass so eine Funkstille auf beiden Seiten Klarheit bringt. Man kommt ja sonst immer wieder ins alte Fahrwasser. Ich weiss, dass Heulen hilft und hoffe, dass ich über diese Phase bald hinweg bin. Ich heule auch lieber im stillen Kämmerlein als vor Freunden etc. Das ganz klar. Und da ich sowieso ein Frischluft-Typ bin tut mir das Rausgehen auch ganz gut. Obwohl gerade ist es nicht ganz so schön draussen...
Und auch habe ich schon diese Dankbarkeit in mir, dass wir diese Zeit hatten. Das ist ein kl. Trost. Jede Krise ist auch eine Chance, man entwickelt sich weiter und lernt dazu.
Wie geht es Dir denn mittlwerweile? Ich kann mir vorstellen, dass es nicht immer einfach ist, mit dem Partner zusammenzuarbeiten oder eben nur im gleichen Unternehmen zu sein. Dass es aber auch funktionieren kann habe ich in meiner Firma schon häufiger erlebt. Also: Es gibt nichts, was es nicht gibt. Ich finde, man muss sich eben auch zusammen setzen und sich mit dem Menschen auseinader setzen.
Bei uns war es leider so, dass er am Schluss dicht gemacht hat, weil er von seinen eigenen Sorgen derart belastet war. Er sagte wortwörtlich, dass er z Zt eben gar keine Freundin haben kann.
Das Leben geht immer irgendwie weiter...
Alles Gute wünscht Dir Birdy
05.01.2012 14:04 •
#6