Hallo liebe Fornemitglieder,
Ich (39, w) bin seit 12 Jahren in einer Beziehung. Wir wohnen zusammen, haben leider keine Kinder, reisen gerne und verbringen den Großteil unserer gemeinsamen Freizeit in der Natur oder unserem kleinen Garten. Ich fühle mich wirklich wohl in unserer Beziehung, fühlte mich bis zuletzt auch sicher und geborgen.
Vor ein paar Wochen trat mein Freund eine Reha an. Die Vorstellung, ihn eventuell 3 Wochen lang nicht sehen zu können hat mir etwas Angst gemacht. Wir haben uns seit 12 Jahren Tag und Nacht gesehen, bis auf den ein oder anderen kurzen Urlaub, den ich auch mal mit einer Freundin verbracht habe. Den Großteil unserer Freizeit haben wir aber immer zusammen verbracht.
Für die Zeit in der Reha haben wir vereinbart, dass wir täglich einmal abends telefonieren. Sonntags wäre zudem sogar ein Treffen möglich. Der erste Abend allein daheim war merkwürdig, Silvester mussten wir getrennt voneinander verbringen, aber ich habe mir auch so einiges auf den Zettel geschrieben, was ich in dieser Zeit auch mal für mich tun wollte.
Nach nur 4 Tagen haben wir uns Sonntags in einem für beide gleich schnell zu erreichenden Ort verabredet und haben ein paar schöne Stunden verbracht indem wir spazieren und Kaffee trinken waren. Dass er sich sehr gefreut hat konnte ich ihm auch ansehen.
In den folgenden Tagen erzählte er vermehrt von einer anderen Frau, die ebenfalls dort zur Kur war. Dass er hin und wieder nach dem Essen mal einen Kaffe mit ihr trinken geht, sie ein schlimmes Schicksal hat, wohl nie wieder gesund wird, und und und. Sie täte ihm total leid, es sei eine ganz nette. Jetzt weiß ich, dass er sich prinzipiell besser mit Frauen unterhalten kann mit Männern und wollte meine negativen Gedanken beiseite schieben. Aber auch bei jedem Telefonat musste er sie erwähnen und das hat mich schon ganz schön genervt irgendwann.
Zu Beginn der Reha hatten wir beinahe eine Standleitung per Whatsapp, mit den Tagen wurde die Kommunikation dann weniger.
Dann wurde ich krank und konnte am folgenden Sonntag kein Treffen realisieren. Wir haben uns dann erst nach fast 2 Wochen wiedergesehen, an einem Donnerstag. Bei dem Treffen empfand ich ihn distanziert, ich fand das Treffen nicht sehr schön, er wirkte niedergeschlagen, distanziert und verändert. Ich wusste aber, dass er wieder Schmerzen hatte und die Reha scheinbar nicht den gewünschten Erfolg brachte.
Am folgenden Sonntag ein erneutes Treffen, hier fand ich ihn wieder etwas fröhlicher vor.
Als er wieder zu Hause war war er an sich ganz der alte. Uneigentlich aber auch nicht. Er war leicht gereizt, reagierte oft zickig. Nach 4 Tagen fragte ich ihn, was denn eigentlich los sei. Es wäre nichts (dabei sah er weg). Irgendwann meinte er, na gut, dann wolle er mir mal was sagen, ich hätte doch sicher auch gemerkt, dass unsere Beziehung nicht mehr das ist, was sie mal war. Es lief doch nichts mehr. Da wäre keine Leidenschaft mehr. Ich war wie vor den Kopf gestoßen und dachte, das kann doch alles gerade nicht so passieren. Er ist ein Mensch, der überhaupt nicht gerne redet. Nun plötzlich konnte er es. Ich bin dann spazieren gegangen und als ich wieder kam war er weg. Er schrieb mir er sei mit dem Auto unterwegs, ne Runde drehen. Zurück kam er erst nach Mitternacht und schlief auf der Couch.
Am nächsten Tag schrieb er mir als ich auf Arbeit war und frage wie es mir geht. Ich gestand ihm, dass ich immerzu nur am weinen bin. Ja, so ginge es ihm auch.
Als ich von der Arbeit nach Hause kam stand der im Flur und wir fingen beide an zu weinen. Er nahm mich in den Arm und meinte er will keine Trennung, er liebt mich doch so sehr. Ich dachte, jetzt wird alles wieder gut, wir können und müssen darüber reden wem was fehlt. Wo es Dinge gibt, die bei uns wieder besser laufen können. Irgendwann im Laufe des Abends saß er dennoch wieder recht geknickt auf der Couch. Plötzlich meinte er mir noch etwas sagen zu müssen. Er hat mir gebeichtet, dass er diese Frau an ihrem Abreisetag geküsst hat. Er empfand es leidenschaftlich, aufregend und prickelnd. Mittlerweile befand ich mich in einem Horrortrip. Ich bin ruhig geblieben, habe versucht zu verkraften was er da sagt. Als er den Tag über geweint hat, hat er unter anderem wohl auch wegen ihr geweint, weil er sich entschlossen hat, den Kontakt zu ihr für mich abzubrechen. Er will mit MIR zusammen sein, aber er bräuchte ein paar Tage, um über sie hinweg zu kommen!
Jetzt das Bitterste an der ganzen Sache:
Am nächsten Tag folgte nämlich das nächste Detail. Er war zwei Tage zuvor zwar mit dem Auto weg, wollte aber zu ihr fahren (da er sich ja von mir getrennt hatte. und nicht wusste wohin) Er wollte wohl zu ihr, kannte lediglich den Ortsteil und schrieb ihr. Da muss sie wohl Panik bekommen haben dass ihr da jemand auflauert und er hat ihre Adresse nie erfahren. Ist er also nur zurück weil er nicht zu ihr konnte? Das ist der Punkt an dem ich gerade innerlich zerrissen werde. Ich könnte einen dämlichen Kuss, des "Prickelns" wegen wirklich verzeihen, aber das hier geht tiefer.
Ich habe ihm vorgeschlagen, erstmal ein paar Tage bei seiner Familie zu verbringen, die leben am anderen Ende Deutschlands. Das hat er gemacht. Damit er mal den Kopf frei bekommt.
Gleich am ersten Abend bei seinen Eltern schrieb er mir einen langen Entschuldigungstext, er habe einen riesen Fehler gemacht, er liebt mich, er könne das nie wieder gut machen und bittet dennoch um eine zweite Chance. Er könnte sein Handeln selbst nicht erklären und schämt sich dafür. Er hätte große Angst mich zu verlieren. Er gibt zu, dass er vor wenigen Tagen noch ständig an SIE denken musste, aber als er nun gesehen hat, was er angerichtet hat, was er verliert, bekam er große Angst und seitdem rückt sie nach und nach in den Schatten.
Ich will das gerne glauben, tue das auch, habe aber dennoch große Angst, laufe seit Tagen nur noch nervös und unruhig durch die Gegend, kann kaum essen. Er schrieb mir jeden Tag, ich habe oft nur kurz geantwortet, wollte nicht zu sehr meine Bereitschaft zeigen. Er ist jetzt seit einer Woche weg und in den letzten 2 Tagen hat die Kommunikation etwas nachgelassen. Seitdem geht es mir noch schlechter. Ich vermisse ihn so sehr und hab das Gefühl, seine Liebesbekundungen nun jeden Tag neu hören zu müssen um ihm zu glauben. Versteht das einer? Leider hat er nun auch wieder starke Schmerzen und möglicherweise ist es auch bloß diesem Zustand geschuldet. Ich habe ihn gefragt ob er noch zu dem steht was er letzte Woche gesagt hat und er sagte ja, das will er, ob ich es denn auch will? Ja. Dennoch macht mich der banale Smalltalk fertig, ich komme mit dieser Distanz irgendwie gar nicht klar. Ich muss das sehen fühlen, um es besser einschätzen zu können.
Heute habe ich bisher noch nichts gehört, wie gesagt, in den ersten Tagen hat er mir immer gleich einen guten Morgen gewünscht.
Morgen wird er wieder nach Hause kommen, darauf hatten wir uns am Sonntag geeinigt…
03.02.2022 11:20 •
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