Es ist viel zu früh für Dich, etwas zu erkennen. Denn in der nächsten Zeit ist Trauern angesagt und das wird Dich die ersten Wochen gnadenlos strapazieren. Irgendwann vor allem durch die räumliche Distanz lernst Du ein wenig besser, damit zu leben und es als gegeben hinzunehmen. aber die Trauer wird Dich dennoch weiter verfolgen, aber wahrscheinlich insgesamt erträglicher werden
Du wirst wie jeder die vier Trauerphasen durchleben müssen, um das zu verarbeiten und das macht meistens keinen Spaß.
Aber irgendwann, wenn Du wirkliche Distanz aufgebaut hast, wird Dir vieles bewusst werden und Du wirst die Beziehung neutraler beurteilen können und auch den Ex. in einem neuen Licht sehen. Ich habe jetzt nicht die ganzen 5 Seiten gelesen, aber es scheint sich um einen schwächlichen und labilen Mann zu handeln, dessen Zuneigung und Liebe ausgerechnet durch einen Kurschatten (wie billig ist das denn?) zu bröckeln beginnen.
Sie hilft ihm eine Wohnung zu finden? Aha, also schafft es der kleine Bub nicht allein, sein neues Leben auf die Reihe zu bringen. Die wiird ihn noch bei ganz anderen Dingen unterstützen ...
Als ich das mit der Reha las, dachte ich mir bloß: wie immer und wie so oft, Kur und Kurschatten. Ja, da trifft man auf fremde Menschen, mit denen man dann eine eigenartige Vertrautheit aufbaut, obwohl man sie nicht kennt. Es ist eine Ausnahmesituation, eine Parallelwelt, die da geschaffen ist und die offenbar Verbindungen zu fremden Menschen des anderen Geschlechts befördert.
Was dann im real life davon übrig bleibt, ist abzuwarten, denn da geht es auch viel um Mitleid, um Selbstmitleid, um beider Krankheiten usw. Das schafft dann oft die Illusion von gegenseitigem Verständnis und von idealisierter Verbindung. Ob so was tragfähig ist, wage ich zu bezweifeln, ist für Dich im Moment aber egal.
Ich glaube, die Trennung ist auf längere Sicht eine Chance für Dich. Die Trennung und die Vorgeschichte haben Dir gezeigt, wo es bereits hakte und dann fehlte nur noch der berühmte Funke, der das Kartenhaus zum Einsturz brachte.
Er wollte damals zu ihr fahren und bekam ihre Adresse nicht. Natürlich wäre er dorthin gefahren, denn dort wäre er aufgefangen worden. Im Grund genommen hättest Du ihn damals schon abschreiben können. Auf der einen Seite Lippenbekenntisse und großes Drama und Weinen, das in erster Linie dem Selbstmitleid geschuldet ist und dann klinkt er sich doch wieder bei der anderen ein.
Ich glaube, Du wirst in einigen Monaten diese Geschichte ganz anders beurteilen als jetzt. Und vielleicht geht es Dir wie es mir vor einigen Jahren erging: die Trennung war das Beste, was mir passieren konnte, denn dadurch kam ich endlich mal bei mir selbst an und wusste, dass auch in mir vieles nicht stimmte, was geklärt werden musste.
So schlimm es jetzt ist, nimm Dir Zeit, die Trauer zu durchleben. Wahrscheinlich kommt auch noch eine Phase der Wut und des Zorns. Das ist normal und zeigt dann aber auch, dass sich die Trauer verändert und in eine energiereichere Phase übergeht. Nimm Dir Zeit rauszufinden, was Dir gut tut. Als ich die Beschreibung Euerer Beziehung las, dachte ich mir, das ist alles zu eng, zu symbiotisch. Da ist zu wenig Raum für Eigenständigkeit und Selbstständigkeit, die eine Beziehung mit einem guten Fundament nicht zwangsläufig in Frage stellen müssen, sondern sogar bereichern können.
Du siehst ja selbst, kaum geht er auf Kur, driftet er schon ab. So groß und so stabil war seine Liebe zu Dir dann doch nicht, wenn sie durch einen Kurschatten in Frage gestellt werden kann.
Glaub daran, dass das Leben Dir genau das schickt, was Du im Endeffekt auch brauchst. Krisen sind immer gute Wegweiser und Orientierungshilfen. Der Alltagssumpf sorgt für Stagnation und eine Beziehung wird oft durch viel Gewohnheit zusammengehalten, bis einer ausbricht.
Am besten in der nächsten Zeit jeglichen Kontakt unterbinden und nur auf das allernotwendigste, also auf organisatorisches beschränken. Keine vertrauten Worte, die ihm wohl noch helfen würden, sondern knallharte Distanz. Je weniger Kontakt, desto besser, denn umso schneller begreift auch Dein Gefühlsgedächtnis, das nach heiler Welt strebt, dass es ihn nicht mehr gibt.
Du musst jetzt sehr verbittert sein, aber das wird sich ändern. Und irgendwann erscheint dann ein kleiner heller Streifen am Horizont und Du weißt, dass Du auf dem richtigen Weg bist.