Liebe roterPanda,
deine Geschichte hat mich sehr berührt. Irgendwie scheinst du an einem Mann hängengeblieben zu sein, der eigentlich von vornherein kein wirklich geeigneter Partner für dich war. Ich glaube dir, dass du ihn aufrichtig geliebt hast, aber ich glaube, dies alles war letztlich nicht gut für deine Gesundheit und deine Lebensqualität. Du beschreibst ja auch sehr belastende Dinge und Phasen eurer Beziehung.
Du hast bereits im ersten Teil des Threads, noch vor eurer Trennung, gute und wichtige Hinweise bekommen auf die Dinge, die zwischen euch im Argen lagen. Noch kannst du es nicht so klar sehen, und jetzt in der akuten schlimmen Schmerz- und Trauersituation geht das auch noch nicht, aber ich denke mit etwas Abstand wird dir immer klarer werden, dass du hier mehr ein Aneinander-Festhalten zweier Menschen, die noch Nachreifungsbedarf in verschiedenen Lebensbereichen haben, als eine Partnerschaft auf Augenhöhe beschrieben hast. Das ist bitte von mir nicht als Kritik zu verstehen, sondern soll helfen Erkenntnis zu erlangen.
Zitat von Begonie: Und vielleicht geht es Dir wie es mir vor einigen Jahren erging: die Trennung war das Beste, was mir passieren konnte, denn dadurch kam ich endlich mal bei mir selbst an und wusste, dass auch in mir vieles nicht stimmte, was geklärt werden musste.
Das hier kann ich voll unterschreiben und entspricht auch meiner persönlichen Erfahrung.
Zitat von roterPanda: Die hat er selbst abbezahlt. Aber dafür hab ich unsere Wohnung mal den ein oder anderen Monat selbst getragen, habe ihm ein Auto gekauft als seins kaput ging, habe Urlaube zum größten Teil finanziert. Ach, die Urlaube hätte er nie gebraucht, kam gestern...
Es im Nachhinein abwerten, ein bekanntes Phänomen, sei froh, so entwickelst du schneller Wut und das hilft dabei, dich abzugrenzen, abzulösen und am Ende schneller zu heilen. Sehr gut auch, dass er sofort auszieht, da solltest du keinerlei Rückzieher oder Zugeständnisse machen.
Ich denke, dir ist auch klar, dass du natürlich indirekt seine Schulden mit abbezahlt hast, denn seine Miete, sein Auto und seine Urlaube hätte er sonst selbst bezahlt und du mit deinem Geld schöne Dinge für dich gemacht. Aber, du wolltest eben, dass es für euch beide schön wird, und du empfindest dich als loyalen Menschen der dann selbstverständlich teilt in einer Beziehung.
Liebe roterPanda, wenn dein Kummer dir irgendwann dafür Raum bietet, würde ich dir dringend raten, genau an dieser falsch verstandenen Loyalität anzusetzen. Du liest dich für mich hier wie eine (zu) liebe, (zu) kooperative, selbstunsichere Frau, die nicht um ihren Wert weiß und daher bereit ist, sich unter selbigem zu verkaufen. Wenn du etwas für dich mitnehmen kannst aus dieser Beziehungsendmisere, dann, dies in Zukunft nicht mehr zu tun.
Leider sind es oft sehr einfühlsame, verantwortungsbewusste und etwas bindungsunsichere (verlustängstliche) Menschen, die zu lange in Beziehungen verharren, in denen sie nicht wachsen und gedeihen können sondern in die sie mehr investieren müssen als sie dafür bekommen. Das ist, denke ich, oft schade um die eigenen Qualitäten, denn die werden von der Gegenseite oft angenommen, ohne sie wirklich würdigen zu können. Ändern kann man das nur, indem man erkennt, dass das, was man an sich selbst für eine Stärke hielt - die Fähigkeit, auszuhalten, zu geben, zu teilen, die Stärkere zu sein usw. - in Wahrheit auch (!) eine Schwäche ist, die sich gegen einen selbst richtet.
Mein Tipp wäre daher, dich mittelfristig (das könnte jetzt im Akutschmerz noch eine Überforderung sein) mit dem Themenkomplex Selbstwert, Auswahl geeigneter Beziehungspartner, Erkennen und Wahren eigener Grenzen und ähnlichem zu befassen. Auch könnte es erhellend für dich sein, dich mit den Merkmalen eines dependenten Persönlichkeitsstils zu befassen, um besser zu erkennen, ob davon etwas für dich zutrifft und wo du ansetzen könntest, um nicht wieder in einer Beziehung zu landen, in der du jahrelang eigentlich nur froh warst, überhaupt einen Spatz in der Hand zu haben, anstatt dir die Taube auf dem Dach zuzugestehen. Ein Kind, ein finanziell deinen Möglichkeiten angemessenes Leben, Schwiegereltern die sich auf dich freuen - warum solltest du das nicht verdient haben?
Und wo wir gerade von der Taube reden, Ich bin da auch sehr bei @Baumo die vermutete, dass du eigentlich mit einem emotional stabilen, männlicheren Mann - spricht, einem, der seine Finanzen, sein Leben und eure gemeinsamen Dinge geregelt kriegt und auch ein bisschen weiß wo es langgeht, der dich in entscheidenden Momenten führen kann statt selbstmitleidig herumzuhängen - deutlich besser zurecht kämst. Ich glaube, ein solcher Mann würde dich entlasten und dich aufblühen lassen, statt immer nur von dir zu zehren und dich dann hängen zu lassen.
Soll der Jetzige doch ruhig zu einer Neuen gehen, bei der er sich gerade in einem Licht sehen kann, welches aufgrund der Verliebtheit sehr unrealistisch ist. Das Bild, das beide gerade voneinander haben, entspricht ja nicht der Realität, wie du sie kennst. Wenn dich die Eifersucht packt und der Schmerz, denk an alles was dich immer schon an ihm gestört hat, und dass sie dieses Gesamtpaket nun bekommt, noch nicht wissend was sie erwartet. Überhaupt scheint mir deren Beziehungsbeginn ziemlich unreif und auf Sand gebaut. Gut möglich, dass er bald wieder bei dir anklopft, man kann dir nur wünschen, dass du ihn dann nicht zurückhaben willst.
Tut mir leid, dass ich für deinen Nochfreund/Exfreund keine wohlwollenderen Worte finde, ich bin sicher er hat auch seine sehr guten und liebenswerten Seiten, sonst hättest du ihn ja nicht geliebt. Aber, ich bin mir tatsächlich auch sehr sicher dass eine Frau wie du aus so einer Misere herauskommen wird wie ein Phoenix aus der Asche. Nur leider braucht dies seine Zeit und du stehst ganz am Anfang dieser Entwicklung. Trotzdem möchte ich dir sehr deutlich Mut machen, diesen neuen Weg zu gehen und daran zu glauben, dass diese Krise auch eine riesige Chance für dich ist.