Hallo zusammen. Kurz etwas zu mir, ich bin 30, Alleinerziehend mit 2 Kids und mache nebenbei eine Ausbildung. Seit ca. 1.5 Jahren bin ich in einer Beziehung mit einem tollen Mann, den ich liebe und schätze. Wir wohnen nicht zusammen, da wir beide unseren Freiraum mögen.
Der Text wird etwas lang, denn ich kann mit niemandem sonst darüber sprechen und muss jetzt doch mal alles zu der Situation loswerden. Ich bin in einer echten Zwickmühle.
Ich habe vor einigen Monaten bei einem neuen Hobby einen anderen Mann kennengelernt. Zuerst haben wir uns nur betreffs des Hobbys geschrieben. Da er eigentlich nicht so mein Typ ist und ich in meiner Beziehung glücklich bin, habe ich mir auch überhaupt keine weiteren Gedanken dazu gemacht. Als er dann mal in der Nähe unterwegs war vereinbarten wir spontan ein Treffen zum Kaffee, um uns noch weiter über das Hobby auszutauschen. Ich bin absoluter Neuling in dem Hobby wohingegen er schon ein paar Jahrzehnte Erfahrung hat. Das Treffen war total locker und ungezwungen. Er hat mit viel Leidenschaft und Enthusiasmus über das Hobby geredet und sich auch mit den Kids beschäftigt. In den Tagen nach dem Treffen haben wir ähnlich wie vorher weiter geschrieben. Das Gefühl war aber ganz anders, sein Lachen gieng mir nicht mehr aus dem Kopf, ich fühlte mich total chribbelig, dachte sehr oft an ihn und hatte keinen Appetit mehr. Zuerst dachte ich, ich hätte mich einfach von seinem Enthusiasmus anstecken lassen. Aber nach ein paar Wochen dämmerte es mir, dass ich mich wohl ganz unerwartet verknallt hatte. Nüchtern betrachtet ist das ziemlich absurd, denn mir fehlt in meiner Beziehung nichts. Er ist ebenfalls in einer Beziehung und wohnt mit der Frau zusammen. Und obwohl ich beim Alter recht offen bin, ist der Altersunterschied von über 25 Jahren doch etwas gross. Von einigen kleinen dezenten Kommentaren während der Schreiberei glaubte ich herauslesen zu können, dass unser Treffen auch bei ihm etwas ausgelöst hatte. Wir wollten ein weiteres Treffen vereinbaren, diesmal zum gemeinsamen ausüben des (zeitaufwändigen) Hobbys. Dies gestaltete sich von meiner Seite her schwierig, da ich neben Kids und Schule kaum freie Zeit habe. Er erwähnte im Zuge dessen, dass er regelmässig einen 2-Tageausflug für das Hobby unternimmt, da sich der Aufwand dann mehr lohnt. Schliesslich fanden wir also 2 passende Tage an denen wir gemeinsam wegfuhren. Wir verbrachten zwei intensive Tage mit unserem Hobby, bei denen ich viel von ihm lernen konnte. Nach dem Essen unterhielten wir uns bis spät in die Nacht, bei einem Glas Wein, über Gott und die Welt und einige persönlichere Themen. Bis wir uns dann, jeder auf sein Zimmer, verabschiedeten. Am Ende unseres Ausflugs schenkte er mir ein Andenken und einiges an Ausrüstung fürs Hobby. Nach dem Treffen waren meine Gefühle unverändert. Ich reflektierte sein Verhalten mir gegenüber. Seine Augen sprachen Bände und er hatte mehrmals unverfänglich Körperkontakt gesucht. Ausserdem investierte er ziemlich viel Zeit und Mühe darin mir beim Start des Hobbys zu helfen und das obwohl er beruflich ziemlich eingespannt ist. Die Schreiberei blieb unverfänglich. Einen Monat später unternahmen wir dann erneut einen 2-tägigen Ausflug zusammen. Den Tag durch beim Hobbs harmonierte wir wie schon beim ersten Mal. Am Abend unterhielten wir uns wieder bei Wein und recherchierten danach noch gemeinsam auf seinem Hotelzimmer am Computer. Es wurde wieder sehr spät, da keiner von uns den Abend beenden wollte. Er wagte irgendwann einen Schritt und streichelte meinen Rücken, was ich genoss und zuliess. Er haderte zwischendurch mit seinem Gewissen und zog die Hand weg als ob er sich verbrannt hätte und sprang auf mit den Worten: Nein, ich sollte nicht. Kam jedoch jedes mal wieder zurück. Irgendwann verabschiedeten wir uns dann doch und ich gieng auf mein Zimmer. Ich wäre gerne bei ihm geblieben, aber das wäre unvernünftig gewesen. Ich vermisste ihn sehr. Ich haderte sehr mit meinen Gefühlen, denn wir sind ja beide nicht frei und ausserdem hatte ich ihn ja erst 3 Mal getroffen, sprich ich kannte ihn gar nicht richtig. Das Gefühl war aber so, als ob ich ihn kenne. die Chemie stimmte einfach. Ich bin jemand, der nicht leicht neue Bekanntschaften macht, da ich eher zurückhaltend und misstrauisch bin. Mit ihm fühlte ich mich aber von Anfang an wohl. Am Morgen waren wir beide wach bevor es Frühstück gab, also beschäftigten wir uns wieder gemeinsam am Computer, was aber eigentlich eine reine Alibiübung war. Wir kuschelten mehr als das wir uns konzentrieren konnten. Es dauerte aber nicht lange und danach liessen wir brav den ganzen Tag die Finger voneinander. Nach unsere Ausflug schrieb ich ihm, bedankte mich für die Zeit und liess emotional ein wenig die Hosen runter als ich ihm sagte ich fände ihn liebenswert. Er erwiederte die Nachricht im gleichen Stil. Danach gieng die Schreiberei wieder unverfänglich jedoch intensiver weiter. Wir schrieben uns jetzt mindestens täglich und deuteten nur selten und vage mehr an. Wieder einen Monat später verabredeten wir erneut 2 gemeinsame Tage, diesmal buchten wir statt den gewohnten Einzelzimmer 2 Doppelzimmer. Wir sprachen es nicht aus, doch die Absicht war klar. Und so kam es, dass wir nach dem Abendessen und obligatorischen Wein, gemeinsam in einem Zimmer landeten und nur Augen füreinander hatten. Wir tauschten Zärtlichkeiten aus, die Atmosphäre wurde immer geladener und als er den letzten Schritt gehen wollte stoppte ich ihn mit den Worten das dürfen wir nicht. Er respektierte das und so verbrachten wir viele Stunden mit Knutschen, Fummeln und Gesprächen, bis wir frühmorgens doch noch ein wenig Schlaf fanden. Am nächsten Tag widmeten wir uns dem Hobby, waren aber im Umgang miteinander viel vertrauter und körperlicher als bisher. Es war, als ob ein Damm gebrochen war. Der Abschied fiel uns sehr schwer, wir versprachen uns aber uns wieder zu sehen. Danach schrieben wir uns mehrmals täglich, nicht nur aber hauptsächlich, Liebesnachrichten. Ich hatte aber jedoch mehr und mehr ein schlechtes Gewissen meinem Partner gegenüber. Er wusste zwar von den Treffen, jedoch natürlich nicht davon, dass es inzwischen über Fraundschaft hinausgegangen war. Auch machten ein paar Bekannte und Freunde von mir Kommentare darüber, dass ich schon fast regelmässig mit einem anderen Mann weg bin und das sogar über Nacht. Ich fragte meinen Partner ob er Bedenken habe, seine Antwort: Gar nicht. Denn selbst wenn was wäre, könnte ich es nicht ändern.
Wie ich diese Antwort interpretieren soll, weiss ich nicht. Ich möchte meinen Partner auf keinen Fall verlieren. Ehrlich gesagt bin das so gar nicht ich. Ehrlichkeit und Treue sind mir extrem wichtig. Das sind für mich nicht nur Floskeln, denn in der Vergangenheit wurde ich in Beziehungen schon öfters belogen, was mich nur darin bestärkt hat nie so werden zu wollen und nie jemandem den ich liebe so etwas anzutun. Ich schwanke immer wieder zwischen Kontakt abbrechen oder nicht. Jedoch kann ich auch den Anderen nicht aufgeben. Das Gefühlschaos habe ich mit dem Anderen geteilt. Er kann mich verstehen, denn ihm geht es genau gleich. Zwischendurch schreibt er Dinge wie: es wäre vernünftig nicht mehr zu schreiben oder Wenn ich ein guter Mann wäre würde ich dich nicht mehr treffen. Aber selbst wenn er mit seiner Frau etwas unternimmt denkt er an mich und schreibt mir. Es ist jetzt über einen Monat her, dass wir zusammen weg waren. Wir wollen uns baldmöglichst wiedersehen aber mein Terminkalender ist die nächsten Wochen übervoll. Es ist die reinste Qual jemanden im Leben zu haben, mit dem man unbedingt Zeit verbringen will, es aber nicht kann. Er war noch einmal kurz auf einen Kaffee bei mir, da meine Kids zu Hause waren ist natürlich nichts passiert aber die Spannung konnte man mit den Händen greifen. Wir waren beide ganz chribelig und aufgeregt. Das schlechte Gewissen kommt und geht. Im Moment habe ich kein schlechtes Gewissen. Teilweise auch weil die Affäre meine Beziehung und Gefühle zu meinem Partner überhaupt nicht negativ beeinflusst hat. Zum andern, weil die Gefühle für den Andern immer stärker werden und es mir unmöglich erscheint ihn loszulassen. Ich kann meine Gefühle nicht einfach ausschalten. .von Anfang an war ein Verständnis, eine Verbundenheit zwischen uns, die ich gar nicht in Worte fassen kann. Es ist aber auch ziemlich klar, dass es beim nächsten Treffen keine Zurückhaltung mehr geben wird. Dann werden wir auch noch die letzte Grenze zu einer handfesten Affäre überschreiten und einfacher wird das Chaos dann auch nicht.
Vielleicht hat jemand eine andere Perspektive auf das Dilemma.
31.08.2020 23:44 •
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