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Gefühle weg bei ihr - Trennung - 2 Kinder

S
Hallo!

Wie fange ich an?
Meine Frau (34) und ich (37) sind seit 16,5 Jahren zusammen, haben vor 8,5 Jahren geheiratet, haben zwei Töchter (4 5 Jahre) und wohnen gemeinsam in einer Eigentumswohnung.
Probleme tauchten schon immer auf (in welcher Beziehung nicht?), aber es war nie wirklich schlimm - dachte ich zumindest. Vor etwa einem halben Jahr sagte meine Frau mir, das es sehr schlecht um ihre Gefühle steht, weil ich ihr das Zusammenleben nicht einfach machte. Ich half zu wenig im Haushalt, Unternehmungen am Wochenende musste sie planen, ich war sehr unselbstständig, oft auch sehr launisch.
(Bevor die Frage kommt: Ein anderer Mann ist nicht im Spiel. Das hat Sie mir selber gesagt, ich glaube ihr das auch, weil wir uns in der Hinsicht immer vertrauen konnten.)

Daraufhin besuchten wir eine Eheberatung, ich arbeitete an mir, änderte mein Verhalten, tat alles, um es wieder besser zu machen - aber am 2.1. dieses Jahr sagte sie in der Beratungsstunde, daß es keinen Sinn mehr hätte. Ihre Gefühle für mich wären komplett weg, wir würden zwar als Familie mit den Kindern funktionieren, aber es war in ihren Augen nur noch wie eine WG, sie könne so nicht mehr weiter machen und wollte die Trennung. Für mich brach eine Welt zusammen, auch weil mir mehrere Leute schon gesagt haben, man würde bei mir tatsächlich schon eine Veränderungen bemerken.
Ein Beispiel ist die Hilfe im Haushalt, hier jetzt speziell Spülmaschine ein-/ausräumen. Wenn ich das früher gemacht habe und sie saß im Wohnzimmer auf dem Sofa, habe ich immer gedacht Na toll, ich muß hier arbeiten und sie sitzt bequem auf dem Sofa. Heute denke ich in der gleichen Situation Cool, ich nehme ihr hier die Arbeit ab und sie kann sich ausruhen. Nur ein kleines Beispiel, aber um zu zeigen, das ich wirklich an mir arbeite.

Deshalb kam die Trennung jetzt doch sehr überraschend. Anfangs war ich sehr niedergeschlagen und brach immer wieder in Tränen aus, obwohl ich wusste, dass ich Sie damit nur noch weiter von mir entferne. Inzwischen ist der erste Schock überwunden und man funktioniert wieder nach aussen.
Sie hat derzeit (Zitat) Null Gefühle für mich und kann sich ein weiteres Zusammenleben absolut nicht vorstellen, möchte aber auch erstmal abwarten, wie sich das dann bei einer räumlichen Trennung entwickelt.
Andererseits sehe ich jetzt bereits die ersten positiven Aspekte der Zukunft (eigene Wohnung, eigenes Auto, mehr Freiheiten, mehr Zeit für mich,...), wobei trotzdem auch noch der Kummer und die Schmerzen immer wieder hervorbrechen (Kinder weniger sehen, meine Frau weniger sehen, ich ´verliere´ die ganze Familie meiner Frau, etc.)
Positiv derzeit ist, das wir sehr respektvoll und ruhig miteinander umgehen, es gibt z.B. keine Probleme wegen der Kinder, unserer Wohnung oder bei der Aufteilung der Finanzen, auch wie es mit der bisher gemeinsam abgezahlten Wohnung weiter laufen soll. Ich habe selber gesagt, dass sie mit den Kindern in der Wohnung bleibt, weil ich einen Vollzeitjob habe und das mit Kindern schwer zu händeln ist (Kindergartenzeiten etc...). Wir haben auch schon einen Plan, wer wann die Kinder bekommt, ich hätte sie dann jeden Dienstag nachmittag über nacht und würde sie am nächsten Morgen zum Kiga bringen, weil meine Frau Dienstag nachmittags bis 20.00 arbeitet. Ausserdem hätte ich sie jeden Freitag ab mittags bei mir, jedes zweites Wochende dann komplett bis Sonntag nachmittag/abends. Relativ faire Lösung unter den Vorgaben.
Die Eigentumswohnung gehört uns beiden (sind beide eingetragen), sie bleibt jetzt bis zum Ende der derzeitigen Finanzierung (ca. Ende 2018) dort drin, dann wird die Wohnung verkauft und der Erlös wird 50/50 geteilt. So weiß ich wenigstens, wo mein Unterhalt bleibt...

Ich habe seit dem 1.2. eine eigene Wohnung, kann aber erst ab Mittwoch komplett dort bleiben, habe derzeit noch keine Schlafmöglichkeit dort. Ist eine an und für sich hübsche Wohnung, Dachgeschoß, 67qm, mit viel Platz auch für die Kinder, die ja auch bei mir bleiben sollen. Sehr nah an Kindergarten und Grundschule, jeweils keine 5 Minuten zu Fuß. Unsere Kinder haben die Geschichte im ersten Moment recht ruhig aufgefasst (am 17. haben wir ihnen das gesagt, als ich die Wohnung sicher hatte), in den letzten zwei, drei Tagen kommen aber öfters Fragen wie Warum kann Papa nicht hierbleiben?, wir haben denen zwar nicht gesagt, das nur meine Frau die Trennung wollte (Mama und Papa haben sich nicht mehr lieb.), aber irgendwie bekommen Kinder das mit, vor allem die Große ist da recht schnell.
Wir unterstützen uns jetzt auch in dieser Phase, ich berate sie z.B. bei neu anzuschaffenden technischen Geräten, sie hilft mir dafür in Einrichtungsdingen (z.B. gemeinsamer Groß-Einkauf bei IKEA), es läuft alles schon irgendwie harmonisch ab, wobei wir beide hoffen, dass es niemals in Streit umschlägt.

Warum ich aber eigentlich hier schreibe:
Ich hänge sehr an meiner Frau und liebe sie über alles und will sie einfach nicht aufgeben. Ich möchte ihr beweisen, das ich mich nicht nur für 3 Monate ändern kann, sondern tatsächlich langfristig und nachhaltig. Habe mir deshalb auch vorgenommen, Sport zu treiben und abzunehmen (wiege derzeit 124 kg bei 1,80m...) um mich auch so wieder attraktiv für sie zu machen. Ich möchte wieder freundlicher zu meinem Umfeld werden, insgesamt aktiver und selbstständiger. Ich habe wirklich einiges vor und habe es diesmal auch wirklich kapiert, das merke ich diesmal. Allerdings gibt es einige Sachen, vor denen ich derzeit extreme Angst habe:
- Die Unsicherheit, ob das alles ausreicht, ihre Zweifel an mir zu vertreiben. Ich bin bereit, alles dafür zu tun, das wir wieder miteinander glücklich werden, aber derzeit sieht es bei ihr eben so extrem schlecht aus.
- Was mache ich, wenn Sie endgültig nein sagt? Im Moment habe ich bei dem Gedanken an diese Zukunft (Scheidung) die schlimmsten Vorstellungen von meiner Reaktion (Tabletten, Auto, Seil, etc...)
- Was passiert, wenn sie irgendwann mal doch einen anderen kennenlernt? Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen werde...

Ich möchte ihr, sobald ich endlich in meiner Wohnung bin, auch erstmal Freiraum geben (Kontaksperre), da man sich aber schon durch die Kinder immer wieder sieht, wird das nicht so einfach. Und dann ist da diese Zwickmühle:
Gebe ich ihr den Freiraum, sagt sie vielleicht Oh, ohne ihn ist ja super, also geht es auch komplett ohne ihn.
Wenn ich mich aber immer wieder zeige/präsentiere, gehe ich ihr damit auf die Nerven und sie zieht sich endgültig zurück.

Wie soll ich die Zukunft nur angehen?

03.02.2014 13:50 • #1


A
Die Zeit heilt (fast) alle Wunden. Du bist im passenden Alter, hast 'ne schicke neue Wohnung, kannst neu durchstarten, prima Teilzeitdad sein. Gefühle kommen m.E. im Regelfall nicht wieder - oder schlimmeres. Stell dir vor, ihr rauft euch jetzt zusammen und habt in drei Jahren den gleichen schei. wie heute - die drei Jahre gibt dir dann keiner wieder.

Gefühl weg bei Frauen ist doch recht häufig eine endgültige Kiste... und wenn ihr jetzt Funkstille habt, sie aber vielleicht bald mal einen neuen Typen, dann willst/wirst Du sie vermutlich auch danach nicht mehr zurückhaben wollen...

03.02.2014 14:17 • #2


A


Gefühle weg bei ihr - Trennung - 2 Kinder

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Sturm
So weit bin ich noch nicht, dass ich sie einfach aufgeben möchte. Ich will ja um sie kämpfen,
alles tun, dass sie mich wieder interessant findet. Ich glaube an die Beziehung und werde alles
dafür tun.

Die letzten ein, zwei Tage geht´s mir wieder schlechter, weil mein Auszug jetzt in greifbarer Nähe ist,
und ich sie und die Kinder jetzt schon vermisse, obwohl ich die drei ja immer wieder sehen werde.
Aber ab morgen in meiner Wohnung zu sitzen und die Kinder erst am Samstag wieder bei mir zu haben...

Ich weiß auch nicht, wie das mit der Kontaktsperre laufen soll. Ich weiß, das soll helfen, dem anderen den Freiraum zu geben,
den er/sie jetzt benötigt. Etliche löschen den/die Ex ja sogar komplett aus dem Handy.
Das kann ich aber nicht machen, wir müssen doch alleine schon wegen der Kinder immer wieder mal was abklären oder
besprechen. Auch so haben wir noch ein paar Sachen zu klären, Bankgeschäfte etc., da ist der Kontakt ja notwendig.
Wie soll da eine Kontaktsperre aussehen?

04.02.2014 06:42 • #3


N
Hallo Sturm,

zu erst einmal möchte ich dir sagen, dass es mir für dich leid tut, dass deine Ehe nicht so verläuft, wie du es dir vorgestellt und gewünscht hast.
Du befindest dich hier in bester Gesellschaft.

Wenn die Gefühle eines Partners für den anderen verschwinden, hat das immer eine Ursache und dazu hat nicht nur einer, sondern (ob bewusst oder unbewusst) beide beigetragen.
Konnte dir deine Frau denn für dich befriedigend erklären, warum sie nichts mehr für dich empfindet? Denn, wenn du den wahren Grund nicht kennst, kannst du auch nicht daran arbeiten.

Zum anderen möchte ich dir meine Bewunderung aussprechen, dass ihr beide offensichtlich alles friedlich regeln könnt. Das funktioniert leider nur in wenigen Fällen. Eine einmal gelebte Liebe muss sich nicht in Verachtung und Hass umwandeln, damit man getrennte Wege geht! Und ihr macht das sehr gut.
Vor allem lebt ihr euren Kindern vor, dass man nicht immer einer Meinung sein muss, sich nicht in allem einig sein muss und trotzdem respektvoll miteinander umgehen kann.
Ihr habt vernünftige Regelungen finden können, auch mit Sicht auf die Kinder und ich wünsche euch, dass ihr auch alles weitere so friedlich, rücksichtsvoll und taktvoll regeln könnt.

Du fängst jetzt an, ein eigenes Leben aufzubauen. Und das solltest du in jedem Fall, ungeachtet dessen, ob es einen Neustart mit deiner Frau geben wird oder nicht. Denn nichts ist unattraktiver für Frauen als unselbständige, unbeholfene, unsichere Männer.
Aber du weißt ganz offensichtlich, was du willst und hast auch einen Plan davon, wie du es umsetzen könntest (Bsp.Sport).
Halt an deinen Plänen fest und setze sie um!
Zeig deiner Frau, dass du ein eigenständiger Mensch bist, allein lebensfähig, dein Leben im Griff hast und auf ihre Hilfe nicht angewiesen bist! Frauen wollen nämlich nicht als besserer Babysitter für Männer gelten!
Kümmere dich in erster Linie um dich selbst. Achte auf deine Gesundheit, deinen Körper, dein Wohlergehen! Lass dich nicht hängen und treiben, sondern unternimm etwas! Gestalte deine Freizeit mit Dingen, die dir Spaß bereiten! Lebe!


Zitat von Sturm:

Ich weiß auch nicht, wie das mit der Kontaktsperre laufen soll. Ich weiß, das soll helfen, dem anderen den Freiraum zu geben,
den er/sie jetzt benötigt. Etliche löschen den/die Ex ja sogar komplett aus dem Handy.
Das kann ich aber nicht machen, wir müssen doch alleine schon wegen der Kinder immer wieder mal was abklären oder
besprechen. Auch so haben wir noch ein paar Sachen zu klären, Bankgeschäfte etc., da ist der Kontakt ja notwendig.
Wie soll da eine Kontaktsperre aussehen?


Eine Kontaktsperre einzurichten, wenn Kinder involviert sind, ist sehr schwierig.
Das, was du tun kannst, ist, sie in Ruhe zu lassen. Hafte nicht an ihr wie eine Klette! Kontaktiere sie nicht ständig, denn das nervt nur und treibt sie weiter von dir weg! Besprich mit ihr das Nötige und ansonsten gib ihr die Zeit, sich über ihre Entscheidung klar zu werden (wobei ich denke, dass sie diesbezüglich schon klar denkend ist).
Wenn sich beide den nötigen Freiraum geben, nicht klammern, weiterhin respektvoll miteinander umgehen und den anderen so sein lassen wie er ist, dann könnte ein Neustart passieren.
Allerdings solltest du dich diesen Hoffnungen nicht vorbehaltlos hingeben, sonst sind die Enttäuschungen noch größer.


Ich wünsche dir für die nächste Zeit ganz viel Kraft und Durchhaltevermögen!

04.02.2014 10:12 • #4


Sturm
Hallo Neja,

danke erstmal für deine netten Zeilen.

Zitat:
Wenn die Gefühle eines Partners für den anderen verschwinden, hat das immer eine Ursache und dazu hat nicht nur einer, sondern (ob bewusst oder unbewusst) beide beigetragen.
Konnte dir deine Frau denn für dich befriedigend erklären, warum sie nichts mehr für dich empfindet? Denn, wenn du den wahren Grund nicht kennst, kannst du auch nicht daran arbeiten.

Ja, hat sie mir erklärt. es waren halt viele kleine Sachen, die sich über die Jahre angesammelt haben.

- Es ging los mit mangelnder Unterstützung bei den Kindern, bei der Großen z.B. steckte ich zum Zeitpunkt der Geburt gerade in der Abschlussprüfungsphase zum Technikerschein, ich machte
damals neben dem Job noch dreimal die Woche Abendschule und war deshalb relativ wenig zuhause. Das Kind war damals dementsprechend stark auf meine Frau fixiert und fing recht schnell
immer an zu weinen, sobald meine Frau das Zimmer verliess und liess sich auch kaum beruhigen, was die Sache für mich nicht einfach machte. Trotzdem hätte ich damals mehr Zeit investieren müssen, damit die Kleine mich als Vater kennt (Heute sind wir ein Herz und eine Seele, kein Problem mehr).
- Dann war da meine...ich nenne es mal Bewegungsunlust, selbst Spaziergänge oder Familienbesuche waren mir schon zu viel. Nicht wegen fehlender Ausdauer, sondern weil ich einfach auf dem Sofa liegen wollte.
- Zu wenig Unterstützung im Haushalt, ich war immer froh, wenn ich Feierabend hatte, ohne mal darüber nachzudenken, das sie auch mal einen Feierabend vertragen könnte.
- Am Wochenende musste sie immer entscheiden, was wir unternehmen. Ich habe mich da viel zu wenig eingebracht.
- Ich war oft sehr launisch. Wenn wir von Familienbesuchen nach hause fuhren, wurde bei den Dagebliebenen oft als erstes über meine Laune geredet (Heute ging´s ja mal mit ihm oder War der heute wieder mies drauf), auch auf Familienfeiern (Hochzeiten etc.) habe ich mich oft zurückgezogen.

Sie sagte selber, das jeder der Punkte für sich jetzt nicht sooooo tragisch wäre, aber eben die Summe aller Punkte über mehrere Jahre sie immer weiter von mir entfernt haben.
Ich habe das auch schon total verinnerlicht und kann alle Punkte voll und ganz nachvollziehen. Ich habe z.B. jetzt schon eine Liste mit Unternehmungen zusammen, die ich mit den Kindern
machen will, wenn ich sie bei mir habe, und alles ist draussen an der frischen Luft...
Ich hatte ja auch schon mit leichtem Jogging angefangen (naja, eher Nordic Walking ohne Stöcke...), wollte aber aufgrund meines BMIs von 30 doch erstmal mit meinem Arzt reden, was er mir empfiehlt. Meine Ernährung habe ich auch schon umgestellt, und bis jetzt sind die ersten drei Kilo runter. Nicht viel, aber es ist ein Anfang.
Meinen Charakter möchte ich zum positiven wenden, auch wenn die Phase derzeit eher schlecht dafür ist, versuche ich (auch wenn es manchmal schwer fällt) die positiven Aspekte hervorzuheben. Habe mir z.B. einen VW Passat geholt (1. Kommentar meiner Frau: Hätte nicht was Kleineres gereicht?. Später, als sie mich dann mit dem Wagen gesehen hat: Hast Recht, der passt viel besser zu dir als ein Kleinwagen oder als unser Renault Scenic Familienvan.) und habe dann durch ein VW-Passat-Forum das erste Mal an einem Stammtisch mit anderen Passatfahrern teilgenommen, ich unternehme also was Neues und lerne neue Leute kennen.

Natürlich, sie hatte auch ihre Macken, aber die habe ich immer (mehr oder weniger) akzeptiert, denn frei von Macken ist nun mal niemand, aber ich konnte mit ihren leben.
Allerdings haben viele meiner Macken auch andere Leute getroffen (Launenhaftigkeit/Unlust z.B. haben meine Schwägerin und ihr Mann ein Haus gekauft und komplett renoviert, ich habe da kaum geholfen, weil ich lieber gemütlich zu Hause sitzen wollte) und da sehe ich ein, dass das ein absolutes No-Go ist und bin bereit, mich zu ändern. Nein, ich will mich (nicht nur) für meine Frau ändern, aber diese Änderungen können nur positiv für mich sein.

Ich hoffe nur, dass sie es auch so sieht und ich mich dadurch wieder für sie attraktiv und interessant machen kann.

04.02.2014 10:46 • #5


N
Zitat von Sturm:

...Trotzdem hätte ich damals mehr Zeit investieren müssen, damit die Kleine mich als Vater kennt (Heute sind wir ein Herz und eine Seele, kein Problem mehr).

Das ist Zeit, die unwiderbringlich verloren gegangen und durch nichts wieder wettzumachen ist.
Es ist ein Phänomen, das man leider oft beobachten kann: Es entscheiden sich beide für Nachwuchs, aber nur einer fühlt sich wirklich verantwortlich dafür, für ihn zu sorgen. Das ist schade, brauchen Kinder doch beide Eltern. Und gerade, wenn die Kinder noch klein sind, sind sie schon für kleine Dinge schnell zu begeistern.
Zitat:
Dann war da meine...ich nenne es mal Bewegungsunlust, selbst Spaziergänge oder Familienbesuche waren mir schon zu viel. Nicht wegen fehlender Ausdauer, sondern weil ich einfach auf dem Sofa liegen wollte.

Das kann ich sogar irgendwie nachvollziehen. Wenn man die ganze Woche arbeiten geht, kaum Zeit für sich selbst hat, aber nebenher noch eine Familie versorgen muss, dann möchte man die 2 Tage am WE am liebsten gar nichts tun und sich nur ausruhen. Nur hat das mit Familienleben,-sinn gar nichts zu tun. Dabei bleibt die Familie auf der Strecke, es entstehen keine gemeinsamen Erlebnisse, es gibt keine familiären Höhepunkte...
Und wenn etwas auf der Strecke bleibt, verhungert es irgendwann.
Zitat:
Zu wenig Unterstützung im Haushalt, ich war immer froh, wenn ich Feierabend hatte, ohne mal darüber nachzudenken, das sie auch mal einen Feierabend vertragen könnte.

Gerade wenn die Frau zu Hause ist, weil sie die Kindererziehung und den Haushalt schmeißt, vergessen viele, dass ihre Frauen eigentlich nie Feierabend haben, weil es immer was zu tun gibt. Viele Männer denken dann: Das ist schließlich ihre Aufgabe und ich gehe arbeiten. Übersehen dann aber, dass sie selbst zwar ihre Bestätigung im Job erhalten, aber woher bekommt es die Frau? Ihre Tätigkeit wird für selbstverständlich gehalten, wenig beachtet oder gar respektiert und für wichtig befunden. Geschweige denn, dass sie diese Anerkennung auch noch in verbaler Form erhält.
Oftmals wissen Männer ( es gibt natürlich auch die umgekehrte Variante- Frau arbeitet, Mann schmeißt Haushalt und hütet die Kinder) diese Tätigkeiten erst zu schätzen, wenn sie sie selbst ausführen müssen (auf Grund von Trennung u.ä.).
Zitat:
Am Wochenende musste sie immer entscheiden, was wir unternehmen. Ich habe mich da viel zu wenig eingebracht.

Das erweckt natürlich den Eindruck von völligem Desinteresse und ist weder auf partnerschaftlicher Ebene noch für den familiären Zusammenhalt förderlich.
Zitat:
Ich war oft sehr launisch. Wenn wir von Familienbesuchen nach hause fuhren, wurde bei den Dagebliebenen oft als erstes über meine Laune geredet (Heute ging´s ja mal mit ihm oder War der heute wieder mies drauf), auch auf Familienfeiern (Hochzeiten etc.) habe ich mich oft zurückgezogen.

Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Veränderung.

Zitat:
Nein, ich will mich (nicht nur) für meine Frau ändern, aber diese Änderungen können nur positiv für mich sein.

In erster Linie musst du dich für dich selbst verändern wollen! Du sollst es für dich tun und nicht für deine Frau, sonst könnte das wiederum falsch interpretiert werden. Nach dem Motto: Jetzt präsentiert er Veränderungen und wenn ich mich für einen Neuanfang entschlossen habe, wird er wieder bequem und fährt lieber auf eingefahrenen Wegen. Das darf natürlich nicht passieren!
Kurzfristige Veränderungen nützen gar nichts, sie müssen verinnerlicht und gelebt werden.

Zitat:
Ich hoffe nur, dass sie es auch so sieht und ich mich dadurch wieder für sie attraktiv und interessant machen kann.

Und ich hoffe für dich, dass dir dies gelingt.
Auf einem guten Weg bist du ja.
Weiter so!

04.02.2014 11:56 • #6


Sturm
Tja Neja, was soll ich sagen. Du hast jeden Punkt genau richtig analysiert und inzwischen
sehe ich das alles ganz genau so.

Nur zu zwei Sachen möchte ich noch was erklären, das ist irgendwie falsch rüber gekommen:
Zitat:
Am Wochenende musste sie immer entscheiden, was wir unternehmen. Ich habe mich da viel zu wenig eingebracht.

Das war nicht direkt Desinteresse. Mir fiel einfach zu wenig ein. An so profane Sachen wie Spaziergänge oder kleine Radtouren
habe ich nie gedacht, nicht gesehen, dass sowas für die Kinder schon mitunter total klasse war, auch wenn ich persönlich
dem nicht so viel abgewinnen konnte.

Zitat:
Nein, ich will mich (nicht nur) für meine Frau ändern, aber diese Änderungen können nur positiv für mich sein.

Natürlich sind die Änderungen, die ich an mir vorhabe, positiv für mich. Das sie quasi auch für meine Frau sind, ist ein willkommener Nebeneffekt.

04.02.2014 13:09 • #7


Sturm
So, die letzte Nacht war die erste Nacht in meiner neuen Wohnung.
Gestern abend war echt hart, alleine, ohne das gemeinsame Abendessen mit den Kindern,
fertigmachen fürs Bett und dann ins Bett bringen und gute Nacht sagen...

Aber dann die Überraschung: Plötzlich klingelt es an der Tür (Erster doofer Gedanke: Das ist sie!),
Kumpel von mir mit einem 6-Pack Radler und einer Tüte Chips.
Haben zwar nicht viel über die Trennung an sich geredet, aber das überhaupt jemand da war...

06.02.2014 08:58 • #8


Sturm
(Kann man Beiträge gar nicht editieren?)

Was mich derzeit am stärksten belastet, ist die Sehnsucht nach den Kindern. Habe die gestern morgen zum Kindergarten gebracht
und werde sie eigentlich erst am Samstag wiedersehen. Das macht mich wahnsinnig. Habe zum ersten Mal in der Arbeit Tränen in
den Augen und muss die immer wegblinzeln.
Dazu kommen dann immer wieder die Ängste über die Zukunft. Mir geht´s echt mies...

Auch die liebgemeinten Kommentare von Familie (auch von der meiner Frau) und Freunden wie z.B. Super Wohnung!
oder Tolles Auto hast du dir geholt! bringen mir immer nur einen Gedanken:
Ja, stimmt. Aber warum habe ich die Wohnung/das Auto? Doch nur wegen der Trennung...

06.02.2014 09:50 • #9


Sturm
So, ich hab´s gestern nicht mehr ausgehalten und habe meine Kinder besucht,
natürlich nicht ohne meine Frau vorher zu fragen, ob das okay ist, wenn ich
vorbeikomme (sie fand auch sehr gut, das ich nicht einfach meinen Schlüssel
benutze, sondern klingel. Ist einfach ein Ding der Höflichkeit.)
Habe mich auch nur auf die Kinder konzentriert, mit meiner Frau nur das
nötigste geredet, die ist eh schon im Renovierungsstress (Schlafzimmer wird
komplett neu tapeziert, hätten wir eh dieses Jahr vorgehabt...).
Diese Stunde mit den Kindern tat mir echt gut, die haben sich auch super
gefreut, mich zu sehen. Danach ging´s mir deutlich besser.

Meine Frau meinte, das es völlig in Ordnung ist, wenn ich auch so mal
zwischendurch vorbeikomme, um mit den Kindern zu spielen. Vor allem jetzt
am Anfang, sie hat mir als ich reinkam direkt angesehen, wie sehr ich die
beiden vermisse und wie ich mich dann gefreut habe.
Ich habe darauf erwidert, das ich, wenn ich vorbeikommen möchte, vorher
immer fragen werde, weil ich sie ja eigentlich im Moment nicht mehr mit
meiner Nähe belasten will. Darauf meinte sie aber, das wäre okay, es geht ja
schliesslich dabei um die Kinder.

Ich werde jetzt nicht jeden Tag dahinfahren, aber ich denke, wenn mir die
Zeit ohne sie zu lang wird, werde ich die Möglichkeit nutzen. Ich habe sie z.B.
alle zwei Wochen nur Freitags nachmittags und dann erst wieder Dienstag
nachmittags. Dazwischen liegt schon eine recht lange Zeit...

Meine Frau werde ich dabei quasi ignorieren, um die Kontaktsperre aufrechtzuerhalten.
Ich sehe diese Kontaktsperre eher als Kontaktminderung. Ich werde mich nur noch bei ihr
melden, wenn es um die Kinder oder eben (gerade jetzt am Anfang) um irgendwelche
Verwaltungssachen geht. Wenn sie sich bei mir meldet, okay. Aber ich werde ihr
keine Wie geht´s?-Meldungen oder sowas schicken...

07.02.2014 07:09 • #10


N
Hallo Sturm,

ich find es klasse, wie du das hin bekommst. Und vor allem, dass ihr respektvoll miteinander umgehen könnt, die Kinder nicht zu eurem Spielball macht und der eine mit dem anderen nicht irgendwelche Machtspielchen spielt. Die Kinder werden es euch sicher einmal danken. Ihr seid ihnen ein gutes Vorbild dafür, dass man sich trotzdem freundschaftlich begegnen und einen gewissen Anstand wahren kann, auch wenn man nicht mehr zusammen ist. So regeln Erwachsene das!
Außerdem vermittelt ihr euren Kindern so, dass eure Trennung mit ihnen nichts zu tun hat, ihr sie trotzdem uneingeschränkt liebt und nehmt ihnen damit Schuldgefühle, die Kinder fast automatisch entwickeln, wenn sich ihre Eltern trennen.

Ich kann mir gut vorstellen, dass die Tatsache, dass dir deine Frau die Möglichkeit gibt, deine Sehnsucht nach den Kindern zu stillen, wenn sie am größten ist, einen Stein vom Herzen plumpsen lässt und dir so wenigstens ein Problem abnimmt.

Zitat von Sturm:

Meine Frau werde ich dabei quasi ignorieren, um die Kontaktsperre aufrechtzuerhalten.
Ich sehe diese Kontaktsperre eher als Kontaktminderung.


Eine echte Kontaktsperre geht ja wegen der Kinder nicht. Da wird es immer wieder etwas zu regeln und abzusprechen geben.
Wichtig ist eben, dass du dich nicht aufdrängst, dass du ihr klar signalisierst: Ich komme nur wegen der Kinder vorbei, nicht um mich bei dir in Erinnerung zu bringen, dir Gespräche aufzudrängen, dich zu kontrollieren o.ä.

Ihr seid auf einem guten Weg und ich bin mir sicher, dass ihr auch alles Weitere vernünftig geregelt bekommt.

07.02.2014 09:13 • #11


Sturm
Danke Neja, für deine aufbauenden Worte.

Im Moment (3. Tag der richtigen Trennung) läuft es den Umständen entsprechend gut, so wie es
wohl in so einer Situation im Grunde schon fast das Ideal wäre, ohne Streit, ohne Vorwürfe, mit
den Kindern auch alles toll (immer den Umständen entsprechend...)

Ich hoffe auch, das es nicht umschlägt, was man ja leider auch oft genug hört. Toi, toi, toi.
Erstmal 3 oder 4 Wochen so weiter machen, mal sehen, was dann an Signalen von meiner Frau
kommt, auch über Familie und Freunde.

Ich hoffe nur, wenn sie die Veränderungen und die Selbstständigkeit bei mir sieht, dass sie
dann auch den Willen hat, einen Neuanfang zu wagen.
Das sie Vertrauen findet in eine langfristige Änderung dieser Sachen.
Das da doch noch irgendwo Gefühle für mich vorhanden sind, die sie selbst im Moment nicht spürt, weil sie eine Mauer um sich herum gezogen hat.
Das sie nicht schon aus Stolz einen Neuanfang vermeiden will.

Was soll ich eigentlich eurer Meinung am Valentinstag (Jaja, Erfindung der Blumenhändler... ) machen?
Ich mein, dann sind wir gerade mal anderthalb Wochen richtig getrennt.
Eine einzelne kleine Blume, mit einer Karte mit harmlosem Text?
Oder ist der Moment noch zu früh und ich mache besser gar nichts?
(Ein riesen Strauß Rosen kommt natürlich nicht in Frage, wäre das völlig falsche Signal im Moment.)

07.02.2014 10:31 • #12


N
Zitat von Sturm:
Was soll ich eigentlich eurer Meinung am Valentinstag (Jaja, Erfindung der Blumenhändler... ) machen?
Ich mein, dann sind wir gerade mal anderthalb Wochen richtig getrennt.
Eine einzelne kleine Blume, mit einer Karte mit harmlosem Text?
Oder ist der Moment noch zu früh und ich mache besser gar nichts?
(Ein riesen Strauß Rosen kommt natürlich nicht in Frage, wäre das völlig falsche Signal im Moment.)


Tja, da gibt es wohl so viele Meinungen wie User hier.
Ich kenne ja beide Seiten, war die Verlassende und die Verlassene.
Als ich meinen Mann verließ, kam er auch mit einem Riesenstrauß an, wie ich ihn während meiner 25jährigen Ehe NIE bekommen habe.
Mir war das unangenehm und ich wollte ihn nicht. Er hat sich damit ganz schön erniedrigt und ich denke, er hofft insgeheim, dass ich diesen Vorfall vergessen habe.

Als Verlassene hätte ich einen Blumenstrauß oder was auch immer zum Valentinstag als falsches Signal verstanden. Vllt hätte ich mich sogar verhöhnt gefühlt.
Aber jede/r empfindet da anders.
Es gibt ja den Spruch: Lass Blumen sprechen!
Wenn du die Blume/n also benötigst, um deiner Stimme Ausdruck zu verleihen und sie zu verstärken, ihr zu zeigen, dass sie weiterhin einen Platz in deinem Herzen hat und du dabei ein gutes Gefühl hast, dann mach es!
Was sagt dir dein Bauch?

07.02.2014 10:51 • #13


Sturm
Mein Bauch sagt gerade: Hunger!
(Mein Humor war immer einer der Wesenzüge, die meine Frau besonders an mir gemocht/geliebt hat...)

Nein, im Ernst:
Vom Bauchgefühl würde ich zu der Version mit einer einzelnen Blume tendieren, nicht mal eine Rose.
Eine Rose wird immer mit Liebe gleichgesetzt, und das ich sie liebe, weiss sie ja.
Nein, irgendwas neutrales, Hauptsache, sie bekommt ein Signal, das sie aber nicht wieder zu stark einengt.

07.02.2014 10:56 • #14


N
Zitat von Sturm:
Mein Bauch sagt gerade: Hunger!

Während ich die Frage formulierte, was dir dein Bauch sagt, befürchtete ich schon, dass diese Antwort kommen könnte.

Zitat:
Nein, im Ernst:
Vom Bauchgefühl würde ich zu der Version mit einer einzelnen Blume tendieren, nicht mal eine Rose.
Eine Rose wird immer mit Liebe gleichgesetzt, und das ich sie liebe, weiss sie ja.
Nein, irgendwas neutrales, Hauptsache, sie bekommt ein Signal, das sie aber nicht wieder zu stark einengt.


Dann mach das!

07.02.2014 11:01 • #15


A


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