Hallo Frank,
sind das eure gemeinsamen Kinder?
Ich denke auch: Aus dem Nichts kommt es nicht – aber es mag dir trotzdem so vorkommen. So erging es mir ja auch. Aus meiner Sicht war alles in bester Ordnung mit mir und meinem Mann und dann hat er sich verliebt! Wir sind wieder zusammen gekommen, aber aus seiner Sicht stimmte etliches halt doch nicht.
Ich finde, du hast ein Recht auf ein ehrliches Gespräch und ich fände es verdammt unfair, wenn deine Frau, die angeblich noch Gefühle für dich hat, dir das verweigert. Versuch noch einmal, mit ihr zu reden.
Unsere Kinder sind zwar erwachsen, aber sie haben trotzdem auch viel Stress (und natürlich auch viel Freude) in die Beziehung gebracht. Bei 6 Kindern stelle ich es mir sehr stressig vor und vermutlich habt Ihr sehr viele Routinen, um den Alltag zu wuppen. Gerade diese Routinen, ohne die es andererseits aber auch gar nicht geht, können auch Langeweile in eine Beziehung hinein bringen und ich könnte mir auch vorstellen, dass Ihr als Paar einfach zu kurz gekommen seid?
Also – ich spekuliere nur so herum..... aber ich könnte mir vorstellen: Dann taucht ein neuer Mann auf, der ist aufmerksam, der ist nett, der ist unbekannt, der hat keine Verantwortung und kann ganz flexibel in den Tag hinein leben oder morgens einfach lange ausschlafen.... Und plötzlich lebt man wieder und alles fühlt sich ganz, ganz leicht an. Könnte es so gewesen sein?
Wenn deine Frau den Mann erst seit Februar (2013?) kennt, dann befinden die sich noch voll in der Verliebtheitsphase. Wo alles nur schön und leicht ist – weil man es so und nicht anders sehen will. Wie alt sind eure Kinder? Und wie gehen sie damit um?
Zitat: Das klärende Gespräch möchte ich aber erst führen, wenn ich vor ihr nicht schon wieder losheule. Diesen Triumph gönne ich ihr nicht!
Warum soll sie nicht wissen, wie es dir geht?
Mein Mann z.B. hatte sich von mir nicht genug geliebt gefühlt. Er dachte, wir würden eigentlich wie gute Freunde zusammen leben. Als ich von seiner Beziehung erfuhr, war ich völlig fertig und hatte nur noch geheult. Das war kein Triumph für ihn, denn er wollte mir ja keines auswischen. Er war überrascht, bekam wohl auch Schuldgefühle, vor allen Dingen aber merkte er, dass ich ihn sehr lieb habe und dass er also hatte, was er eigentlich immer haben wollte.
Die Leichtigkeit des Verliebtseins war dann recht schnell vorbei. Wohl auch, weil unser Sohn sich sehr von ihm distanziert hatte und vielleicht auch, weil er sich mal vorgestellt hat, wie es real wohl weiter gehen könnte: Würde seine Geliebte sich jemals von ihrem Mann trennen? Und wenn ja – wäre er nicht dann für ihre Kinder der Mann, der ihnen den Vater genommen hat?
Mein Mann und ich sind übrigens wieder zusammen gekommen. Anfangs meinte er, er hätte noch Gefühle für mich, die würden aber nicht für eine Beziehung ausreichen. Aber sie kamen dann schnell wieder. Wie das bei deiner Frau ist, kann ich dir natürlich nicht sagen und Frauen sind häufig entschlossener und sich ihrer Gefühle sicherer.
Aber so ein klärendes Gespräch finde ich nicht nur wichtig, das ist sie dir meiner Meinung nach auch schuldig. Wichtig ist, dass du ihr dann zuhörst und versuchst, nicht zu streiten. Sondern dir einfach mal ihre Sicht der Dinge anhörst, egal, wie sehr die sich von deiner Sicht der Dinge unterscheidet.
Mein Mann hatte unsere Beziehung beispielsweise nicht als besonders harmonisch empfunden. Für mich waren es harmlose Differenzen, die man wirklich in jeder Beziehung hat – insbesondere, wenn es Kinder gibt. Er allerdings ist extrem konfliktscheu und kleineste Konflikte lösen bei ihm offenbar schon Trennungsängste aus. Das war mir in dem Ausmaß nicht klar, obwohl wir 20 Jahr lang zusammen waren. Ich finde manches ganz unfair, wie er es sieht und vor allen Dingen finde ich, dass es keine Entschuldigung für ein Fremdgehen ist.
Aber andererseits wollte ich ihn zurück haben und lieber nach einer Lösung suchen. Diese besteht darin, dass ich viel stärker als vorher meine liebevolle Seite zeige und ich bemühe mich auch in Konflikten, nicht gleich in eine wütende Verteidigungshaltung zu fallen. Und er bemüht sich, offen und ehrlich zu sagen, was er will und was nicht (hat er vorher nämlich nie getan – aber offenbar erwartet, dass ich es alles errate). Uns hat es geholfen.
Wenn deine Frau felsenfest zur Trennung entschlossen ist, dann musst du leider da durch und ich weiß, wie schlecht es dir geht. Es tut mir sehr leid. Ich dachte Ende November 2012 auch, mir rutscht dermaßen der Boden unter den Füßen weg. Ich habe nichts mehr so richtig auf die Reihe bekommen und die Trennung war das Thema, was mich von morgens bis abends beschäftigt hat. Warum? Wie wird es weiter gehen? All die quälenden Fragen.
Ich hatte mir das Buch „Wenn der Partner geht“ von Christa Wolff gekauft. Einer Freundin von mir hat es geholfen und ich glaube, so schmerzhaft es ist: Es bleibt einem nur, sich mit der Trennung abzufinden. Wenn ich mit dem Hund spazieren gegangen bin, habe ich mir gut zugeredet: „Du bist eine ganz tolle Frau und wenn er das nicht merkt, hat er dich nicht verdient“. Ich habe mich gezwungen, mich auch mit Freunden zu treffen und festgestellt, dass ich etliche Bekanntschaften über die Jahre auch einfach habe einschlafen lassen. Ich hatte den Austausch mit anderen Leuten in meiner Situation gesucht und versucht, mir einzureden, dass auch diese Krise mich am Ende nur stärker machen wird.
Aber der Schmerz brach immer wieder durch und oft habe ich nur geheult und wollte auch niemanden sehen. Habe dann gelebt von SMS zu SMS – den kleinen Zeichen meines Mannes. Oder von Email zu Email. Und dazwischen: Warten.
Ich fürchte, dem Schmerz kannst auch du nicht entkommen. Eines Tages wird er nachlassen und ich wünsche dir, dass deine Frau nicht 24 Jahre einfach weg wirft.
Viele Grüße
Zarifah