Ich möchte einfach mal meine Geschichte loswerden und habe die Hoffnung, dass mir vielleicht jemand eine Rat geben kann. Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Habe schon jeden Psychologen angeschrieben im weiten Umkreis aber es ist kein Termin zu bekommen. Ich habe auch einfach niemanden mit dem ich reden könnte.
Ich heisse Simon und bin 43 Jahre alt. Ich bin seit 23 Jahren mit meiner Jugendliebe verheiratet. Vor 8 Jahren haben wir eine kleine Tochter bekommen und im selben Jahr unser Haus fertig gebaut.
In den letzten Jahren hatte ich einige schwere Schicksalsschläge. Meine Mutter hatte Krebs, mein Vater hatte Krebs, beide waren sehr krank und haben es leider nicht geschafft. Meine über alles geliebte Großmutter ist noch vor den beiden gestorben. Das alles innerhalb von 2 Jahren. Meine Eltern waren von jetzt auf gleich völlig hilflos durch die Krankheit und sind dann kurz hintereinander verstorben.
Meine Frau und ich hatten es nie wirklich leicht. Wir haben mit 20 geheiratet und sind zusammengezogen. Sie wurde arbeitslos und ich habe studiert mit mehreren Jobs nebenbei aber wir haben alles hinbekommen. Mit 30 war ich dann fertig und es folgten wirklich schöne Jahre mit Urlauben und wir hatten endlich genug Geld, ich habe gut verdient, sie hatte auch wieder einen Job gefunden, der ihr auch Spaß gemacht hat. Dann wurde unsere Tochter geboren und ich liebe sie abgöttisch.
Leider ging es mit unserer Beziehung dann einfach bergab. Es gab keinerlei Zeit mehr für uns und ich hatte zunehmend das Gefühl, dass es meiner Frau nichts ausmacht. Sie ist total in der Mutterrolle aufgegangen. Es war sehr schwer für uns, dass sie schwanger wurde und es gab Zeiten wo wir uns damit abgefunden hatten, dass wir keine Kinder haben würden. Irgendwann war sie dann schwanger. Ab dem Tag der Geburt ging es gefühlt nur noch um unsere Tochter. Es war immer sehr schwer sie zum Schlafen zu bringen. Sie war nach 10 Minuten einfach wieder wach und dann ging der Kampf erneut los. Wenn wir sie in ihr Beistellbett gelegt haben und mit zu Bett gegangen sind hat sie sofort geschlafen. Also haben wir das dann auch einfach gemacht. Es gab daher auch keine Paarzeit, keinen Feierabend. Meine Frau hat immer gesagt, dass es ja besser würde wenn das Kind einfach älter würde.
Dann kam Kindergarten und Schule und wirklich besser ist nichts geworden. Ich möchte hier auch eigentlich nicht mehr genauer werden aber ich habe unter der Situation sehr gelitten und es mehrfach deutlichst gesagt. Unsere Tochter ist jetzt 8 Jahre alt und es geht immer noch nur alles um sie. Ich liebe sie abgöttisch vom ersten Tag ab an. Meine Frau hat vor einigen Jahren ihren Job gekündigt um sich besser um sie kümmern zu können und das tut sie auch fantastisch. Von Sprachtherapie über Schwimmkurs über Kindersport und wenn nichts anliegt sind irgendwelche Kinder zum spielen da. Sie verausgabt sich da total, nimmt sich alles an, hat Energie und eine Engelsgeduld.
Für Paarzeit oder meine Wünsche, Bedürfnisse, Träume ist keinerlei Platz. Ich habe soviele endlose Gespräche geführt und erklärt was mir fehlt, was ich brauche, was ich mir Wünsche. Ich habe sie auch gefragt was sie sich wünscht, was sie gerne möchte. Sie ist zufrieden so wie es ist, sie ist glücklich. Dann kommt irgendwann, dass sie keine Zeit für sich hätte und ich muss meinen Kiefer mit einer Schraubklemme wieder befestigen. Sie ist den ganzen Tag zu Hause. Sie macht den Haushalt, kümmert sich ums Kind und macht das auch alles sehr gut. Sage ich ihr auch oft damit sie eine Bestätigung hat. Aber sie ist auch sehr oft mit Freundinnen frühstücken oder Kaffee trinken oder was auch immer. Gerade gestern hat sie sich mit ihrer Schwester und ihrer Mutter einen schönen Frühstücksvormittag gegönnt. Kann sie gerne machen! Aber dann zu sagen, sie hätte nie Zeit für sich und direkt im Anschluß dann, sie sei glücklich.
Als meine Mutter gestorben ist hat sie mir sehr geholfen mit der ganzen Bürokratie und Wohnungsauflösung wofür ich ihr sehr dankbar bin. Aber gefragt wie es mir geht hat sie nicht ein einziges Mal. Sie meint das nicht böse, sie ist einfach so. Ich kann im Grunde gar nicht mehr mit ihr reden. Es fehlt mir gegenüber vollständig an Empathie und bei all den Gesprächen kommt auch nichts raus. Ich kann es nich so deutlich sagen und ich kann auch sagen, dass ich unglücklich bin. Es ändert sich einfach nichts.
Ich arbeite in einem recht kleinen Betrieb. Eine Kollegin hatte, genau wie ich, eine privat recht schwere Zeit. Familiäre Probleme, Trennung von ihrem Freund, gesundheitlich angeschlagen. Angefangen hat es einfach damit, dass wir bei einer Mittagspause ins Reden gekommen sind. Wir haben uns gut verstanden und wir haben angefangen, die Mittagspausen täglich zusammen zu verbringen. Die Gespräche wurden privater und natürlich hatte sie vom Tod meiner Eltern gehört. Kleine Firma und jeder wusste es. Sie hat zugehört und ich habe mich verstanden und abgeholt gefühlt. Sie hat mir von Ihren Sorgen und Problemen erzählt, ich ihr von meinen. Das ging über mehrere Monate so. Dann wurden die Gespräche mehr. Wir sind dann abends mal was Essen gegangen oder einen Kaffee trinken und ich habe bei ihr das Gefühl gehabt verstanden und abgeholt zu werden was mir bei meine Frau total gefehlt hat. In einer Pause sagte sie mir dann, dass sie sich total in mich verliebt hätte. Mich hat das sehr irritiert und ich habe sie da deutlich abgewiesen. Aber von Gespräch zu Gespräch und Pause zu Pause habe ich einfach bemerkt, dass bei mir auch Gefühle im Spiel sind und das wurde nicht weniger. Ich habe dann versucht ihr aus dem Weg zu gehen was mir nicht gelungen ist. Mir haben die Gespräche und das Gefühl verstanden zu werden einfach zu sehr gefehlt. Irgendwann folgte dann ein Kuss und irgendwann sind wir dann auch im Bett gelandet und das war etwas was ich zu diesem Zeitpunkt bewusst wollte weil ich da schon sehr sehr starke Gefühle für sie hatte. Was dann folgte war eine klassische Affaire über nunmehr fast 1 Jahr. Natürlich macht sie zunehmend Druck, weil sie von einem Leben mit mir träumt. Wir verstehen uns einfach gegenseitig und sovieles passt einfach zusammen. Es sind fast 1,5 Jahre an Gesprächen und Pause ohne dass etwas gelaufen wäre und dazu ein Jahr als handfeste Affaire. Innerhalb des Jahres haben wir beide mehrfach versucht es zu beenden. Sie weil sie das Alleinesein und Vermissen nicht mehr erträgt und ich, weil ich eben eine Tochter habe. Aber egal wer versucht es zu beenden kommen wir nicht voneinander los.
Mein Herz sagt, dass ich starke Gefühle für sie habe und mein Kopf sagt: du kannst nicht gehen, du hast ein Kind was an dir hängt und was dich braucht.
Dazu kommt meine schwankende Gefühlslage meiner Frau gegenüber. Gespräche über Gespräche und es ändert sich nichts. Ich möchte doch nur mal, dass ich einmal von der Arbeit gekommen wäre, das Kind wäre nicht dagewesen und meine Frau hätte sich ein bisschen hübsch gemacht und gesag: heute haben wir mal Zeit für uns! Einmal wieder das Gefühl haben, dass wir ein Paar sind und nicht nur Eltern.
Das Schlimmste aber sind mein Kopf und mein Gewissen. Mein Gewissen kann man sich wohl denken.
Mein Kopf ändert seine Meinnung gefühlt um Stundentakt. Ich denke, dass ich mich nicht trennen kann, alleine wegen meiner Tochter und wegen der Vergangenheit und dem was wir aufgebaut haben und fasse für mich den Entschluss, die Affaire zu beenden. Eine Stunde später denke ich dann, dass ich ohne sie nicht leben kann und wo ich wohl ohne die ganzen Gespräche wäre. Dass ich auch nur ein Leben habeund so lange schon unglücklich bin. All die Diskussionen mit meiner Frau führen zu nichts und ich sehe auch nicht, dass sich das ändert. Dann geht der Kreislauf von vorne los.
Ich wirtschafte mich selber herunter. Mittlerweile habe ich neben Bluthochdruck und einem ernsten Herzklappenproblem Schlafstörungen, habe dauernd Entzündungen irgendwo. Ich schlafe praktisch keine Nacht. Ich schlage ein und schrecke hoch durch Träume und bin dann wach. Wenns richtig gut läuft komme ich auf 3-4 Stunden pro Nacht. Ich mache mich selber fertig weil ich so voll von Angst bin!
Ich möchte niemanden enttäuschen. Vor allem meine Tochter nicht. Sie hängt sehr an mir. Ich habe Angst vor einer Trennung, Angst einen Fehler zu machen, Angst die Gespräche nicht mehr zu habe und die Liebe meines Lebens zu verlieren.
Ich habe keine Affaire gewolltund doch bewusst die Entscheidung dafür getroffen weil es einen Punkt gab, an dem das Verlangen zu stark war.
Wenn ich mit meiner Frau darüber reden würde würde sie mich sofort verlassen, das ist sicher.
ich weiß überhaupt nicht weiter und das geht soweit, dass ich schon Suizidgedanken habe. Würde ich meiner Tochter niemals antun aber die Gedanken sind trotzdem da.
War jemand schon mal in so einer Situation oder findet sich wieder? Gleich auf welcher Seite und kann mit irgend einen Ratschlag geben? So geht es nicht weiter aber ich habe solche Angst einen Fehler zu machen.
28.09.2021 10:20 •
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