Ich gehe eine Weile schon zu einer Verhaltenstherapie.
Im Rahmen dieser bekam ich die Aufgabe meine jeweilige Stimmung richtig einzuordnen. Mit einem Gefühl.
Erst durch die Therapie und die daraus resultierenden Gespräche und Denkanstöße, fiel auf, dass ich Schwierigkeiten hatte, mein jeweiliges Befinden klar zu formulieren.
So habe ich auf die Frage Wie geht es Ihnen? Häufig mit einem gesellschaftlich konformen Danke, ganz gut geantwortet und im Laufe des Termins stellte sich beim erzählen dann raus, dass dem nicht so war.
Oder auch eine meiner Standardantworten war müde
Müde und gut
Um mich gedanklich nicht mit den eigentlichen Themen und Stimmungen auseinander zu setzen, um nicht mit meinem Gegenüber über evtl Probleme oder negative Dinge zu sprechen, um mir selbst ein Gefühl der (falschen) Kontrolle zu geben.
Und müde stimmte eigentlich auch fast immer. So war es sowohl eine universale Antwort, auch eine in der sich mein Gegenüber auch wieder finden kann (sind wir nicht alle ständig müde, gestresst und gesellschaftlich gehetzt kaputt?) Und somit hat man automatisch einerseits Verständnis und ein Gefühl der Gemeinsamkeit und man weiß auch es gibt nichts weiter nachzufragen.
Aber müde ist im Prinzip nur ein Ersatz und ein Lückenfüller.
Ich habe kein Problem mit dem Fühlen. Ich bin sehr feinfühlig, ich spüre die Schwingungen um mich herum und ich habe auch viel Gefühl in mir.
Aber ich bin ein kopfmensch.
Ich denke sehr viel nach, ich mache mir viele Gedanken und hinterfrage nahezu alles.
Auch mit der Sprache, mit Worten und der Wortgewandtheit habe ich keine Probleme. Ich liebe die deutsche Sprache und ich liebe es, wenn Menschen sich gut ausdrücken können.
Jedich ist es irgendwann passiert, dass mein Kopf die Führung übernommen hat. Ich habe ein Gefühl in mir und einen Haufen Gedanken, aber ich tue mich sehr schwer, es konkret zu benennen.
Es hat sich mit ok und müde auch ein Automatismus eingeschlichen.
Ich fühle viel, kann aber nicht konkretisieren (noch nicht einmal unbedingt für Andere, sondern in erster Linie für mich selbst) was es ist.
Ich bekam in meiner Therapie einen DINA 4 Bogen, auf dem alphabetisch sämtliche Gefühle/Emotionen aufgelistet sind.
Meine Aufgabe besteht darin, mich jeden Abend für einen bestimmten Zeitraum zu fragen, wie ich mich fühle.
Ehrlich und offen zu mir selbst.
Es erweitert zum Einen meinen Wortschatz im Alltag, weil es einfach Worte gibt, die ich wunderschön finde, sie aber in meinem Sprachgebrauch einfach nicht stattfinden (vergnügt, melancholisch) und zum Anderen soll es mir ein Feingefühl der Differenzierung geben.
Hinter müde steckt meist etwas anderes. Ein eher negatives Gefühl.
Ich finde 5 auf Anhieb auf der Liste, die es ersetzen könnten, aber es darf gern noch weiter herunter gebrochen werden.
Meine Therapeutin sagt, somit ist sowohl mein Verstand mit etwas Sinnvollem beschäftigt, als auch ich einen besseren Zugang zu meinen Emotionen bekommen kann und daraus ableiten kann, was daraus für evtl Bedürfnisse resultieren (das wäre dann der nächste Schritt, ich bin aber noch for beginners )
Ich habe mir gedacht, in einem Trennungsschmerzforum mit so vielen Menschen, die aus den unterschiedlichsten Gründen und Emotionen hier sind, könnten wir etwas Gemeinsames daraus machen.
Mit nur einem treffenden Wort des aktuellen bzw zuende gehenden Tages, das heruntergebrochen beschreibt, wie man sich gefühlt hat.
Vielleicht hilft es neben mir ja noch anderen, sich zu ordnen und ich würde mich freuen, wenn ihr euch beteiligt.
Wenn ihr mögt, könnt ihr gern noch ergänzen, warum ihr euch so fühlt, bzw was diesen Tag zu diesem Gefühl gebracht hat.
Ich mache den Anfang heute.
Mein Gefühl des Tages lautet: Unzulänglich
02.08.2024 22:15 •
x 28 #1