Ich wäre fast wütend geworden heute abend, aber letztlich fühle ich mich jetzt zu müde dafür.
Zitat von Forenleitung: Der Hauptgrund, warum wir das Thema zugelassen haben ist, dass politische Inhalte aufgrund der medialen Präsenz in vielen kleinen Themen aufgeflammt sind. Sich davor dann zu schützen ist unheimlich schwer. Daher fanden wir es besser, wenn die politischen Inhalte nur in einem Thema vorhanden sind, welches man dann gezielt ausblenden kann.
Danke liebe FL, dieses Motiv war mir nicht bewußt, aber die Logik dahinter leuchtet auch mir ein.
Ich selbst habe in besagtem Thread nur einen Beitrag abgesetzt, mich dann gleich wieder ausgeklinkt und ihn anschließend für mich deaktiviert. Als ich das letzte Mal ins OT-Forum blickte, schreckte mich schon seine hohe Seitenzahl von weiterem Mitlesen ab. Deshalb habe ich auch keine Ahnung, was inzwischen en detail in seinen Beiträgen steht.
Böse machen mich aber die teils echt vehementen Beschwerden, dass besagter Thread
überhaupt in diesen Forum
existieren darf
. Solange die Beiträge darin nicht gegen geltendes Recht verstoßen, ist das gefälligst genauso auszuhalten wie andere im Fremdgehforum einen zivilisierten Umgang mit Affairenführern zu pflegen haben.
Ja
was denn
sonst?
Ein paar grundsätzliche Gedanken:
Die Menschen sind nun mal nicht so, wie man sie gerne hätte. Wir alle haben unterschiedliche Seiten. Je näher man einander rückt und je vollständiger man die alle kennenlernt, desto mehr beeinflussen diese Eindrücke das Bild, das wir uns voneinander machen.
Es ist letztlich nicht viel anders als im Realleben auch: Man begegnet jemandem; es entsteht beiderseitiges Interesse, den anderen näher kennenzulernen. Also verabredet man sich auf einen Kaffee, führt Gespräche, erfährt allmählich mehr. Manchmal wird dabei aus Interesse immer mehr Sympathie und mit der Zeit entsteht eine Freundschaft. Womöglich offenbaren sich mit der Zeit aber auch Charakterzüge oder Seiten die einem so sehr missfallen, dass man den Kontakt nicht länger fortsetzen mag. Also lässt man ihn einschlafen oder beendet ihn ganz offen (je nach Anlass) und die Sache hat sich.
Ob eine politische, religiöse oder kulturell bedingte Weltanschauung Grund genug ist, einen Kontakt zu beenden, muss jeder für sich selbst wissen. Der eine umgibt sich gern mit Gleichdenkenden, der andere empfindet
gerade Konversation mit
Andersdenkenden als besonders interessante Herausforderung, solange beide Seiten sportlich genug damit umzugehen wissen. Frei nach dem Prinzip: „Jeder nach seiner Fasson“.
Unter engen Freunden sollte man sich relativ weit öffnen können, was weltanschauliche Themen betrifft. Das heißt nicht, daß sie meine oder ich ihre Anschauungen übernehmen muß. Aber wir sollten sie jeweils tolerieren und einander dennnoch mögen können. Ansonsten bleibt man besser bei einer lockeren Bekanntschaft mit Small talk only oder läßt es gleich ganz sein.
Im Berufsleben wird das schon schwieriger, da man sich seine KollegInnen meist nicht selbst ausgesucht hat. Dennoch müssen Teams funktionieren – ob ihre Mitglieder einander nun authentisch mögen oder auch nicht. Meines Erachtens ist man gut beraten, gewisse Themen im Beruf schlicht zu meiden und sich ganz auf Arbeitsinhalte zu konzentrieren. Wie konsequent man das durchzieht, sollte jeder für sich selbst entscheiden.
Dieses Forum hier dient der Hilfe und dem Austausch von Menschen, die unter Beziehungsproblemen oder Trennungen leiden oder gelitten haben. Wie auch aus meinem Profil ersichtlich, ist dieser Austausch der Grund für mein Hiersein – im Mai werden es übrigens 10 Jahre. Es gab Monate und auch volle Jahre, da war ich hier schlicht nicht aktiv. Aber wenn ich es nutze, dann für diese Thematik. Denn ich empfinde seine Qualität verglichen zu anderen Plattformen nach wie vor als hoch. Außerdem schätze ich die Art, wie es moderiert wird: nämlich so liberal wie möglich; aber sehr wohl präsent, sofern erforderlich.
Ein Pluspunkt von Onlineforen ist ihre schon technisch gegebene Offenheit: Jeder kann sich hier anmelden, mitlesen und aktiv beteiligen – ob groß oder klein; dick oder dünn; männlich, weiblich, divers; dunkler oder heller Hautfarbe; egal von wo man sich gerade aufhält. Kosten tut die Teilnahme nicht zwingend etwas, also besteht auch sozial keine Barriere. Inklusiver geht es nicht mehr und das schätze ich sehr. Denn schon so wird Raum für einen besonders vielfältigen Austausch gelassen.
Ein weiterer Vorteil ist, dass man einander anonym und damit auf rein gedanklicher Ebene begegnen kann und das ausschließlich zu einer bestimmten Thematik, über die man sich sonst alllenfalls Therapeuten gegenüber öffnet - aber vielleicht nicht mal bei engsten FreundInnen oder Verwandten.
Wobei mir dabei sonnenklar ist, wie wenig ich die anderen Forenteilnehmer kenne - nämlich gar nicht. Ihre Einstellung zu anderen Themen erfahre ich für gewöhnlich nicht. Das ist aber auch gar nicht erforderlich. Denn solange wir einen für Beziehungsthemen konstruktiven Austausch miteinander führen, ist mein Forenziel erreicht und ihres hoffentlich auch.
Um es auf die Spitze zu treiben:
Ich kann nicht mal wissen, ob ich mich hier mit einem verurteilten Terroristen austausche, der nach Jahrzehnten wieder auf freien Fuß gekommen ist. Außerhalb dieses Forums und wissentlich würde ich so jemand sicher meiden. Aber auch solche Leute führen schließlich Beziehungen und leiden vielleicht auch mal unter Trennungsschmerzen.Solange ihre Gedanken zu Beziehungsthemen mich ansprechen, ist das irrelevant. Jedes Wissen um ihre wahre Identität würde meine sachliche Unvoreingenommenheit beeinträchtigen und damit auch die Erreichung meines Forenziels. Das will ich nicht, also mag ich auch nicht mehr über die anderen Forenteilnehmer erfahren, als unbedingt nötig.
Wie wichtig die Anonymität ist, um das Forum für mich optimal zu nutzen, wurde mir auch in anderem Kontext vor Jahren bewusst. Ursprünglich hegte ich nämlich noch Ideen, mich an Forentreffen zu beteiligen. Eine kurze Zeit lang sogar die, selbst welche zu organisieren.
Doch dann dachte ich das nochmal gründlich zuende: Forenmitglieder erfahren hier doch einiges an persönlichen Details. Das ist eine Form von Nähe, die ich mir für reale Begegnungen mit wildfremden Menschen gerade anfangs so nicht wünsche. Auch umgekehrt wird ein Schuh daraus: Ich möchte das Forum nämlich noch lange nutzen und erwarte die weiter oben besagte sachliche Unvoreingenommenheit auch meinen eigenen Beiträgen gegenüber.
Am Ende habe ich mich daher entschlossen, Abstand von diesen Vorhaben zu nehmen. Weil mir der unbedarfte Austausch über die Hauptthematik schlicht wichtiger ist. Wer weiß, vielleicht habe ich hier sogar schon Beiträge von Leuten gelesen, die mit mir oder Menschen aus meinem Dunstkreis bekannt sind – ohne dass sie oder ich das jemals gewahr werden. Man muss nicht immer alles wissen und weniger ist manchmal mehr.
Seit mir das so deutlich bewusst geworden ist, schaue ich auch nur noch sporadisch im Unterforum „Offtopic“ vorbei. Allerdings käme ich nicht im Traum auf den Gedanken, der @Forenleitung offen mit Austritt zu „drohen“, weil mir ein Thema dort nicht passt. Zum einen sollte man die eigene Wichtigkeit fürs Forum nicht überschätzen. Zum anderen wäre es (m)ein ureigenes Resilienzproblem, wenn (mich) der bloße Anblick eines Threadtitels schon so triggern sollte, daß ich dieses Forum tatsächlich nicht mehr nutzen kann deswegen und sonst man gar nix.
Je geschlossener die Weltanschauung (egal welche), desto länger kann man mit ihren Vertretern diskutieren – überzeugen wird man sie eh nicht, aber vielleicht lernt man zumindest mehr über ihre Logik, so daß man besser einschätzen kann, warum
sie so sind wie
sie nun mal sind. So spannend das anfangs sein mag – irgendwann sind alle Argumente ausgetauscht. Ab da wird es öde und damit auch nervig. Also beendet man die Diskussion und wendet sich mit einem Let's agree to disagree anderen Dingen zu.
Allerdings sollte meines Erachtens jeder Mensch die Chance haben, diesen Punkt selbst für sich zu erreichen. Schon deshalb habe ich nichts gegen solche Threads. Nur weil ich selbst solche Diskussionen vor vielen Jahren bewusst hinter mir ließ, ist das doch kein Grund sie anderen Menschen heute prinzipiell nicht mehr zuzugestehen? Meine Güte, wenn jemand sich mit radikalen Haltungen meint auseinandersetzen zu müssen, dann soll er doch! Wird schon merken, was er / sie davon hat – so wie ich einst auch.
Und wenn jemand sich wirklich schon bei Anblick eines politischen Titels durch solche Themen getriggert fühlt, dann soll er das Offtopic-Unterforum halt komplett für sich ignorieren. Denn in den übrigen werden sie ja eh nicht geduldet, da offtopic by default. Aber sie deswegen rigoros komplett verbannen zu wollen, finde ich echt drüber.
Mehr habe ich dazu nicht mehr zu sagen, außer dies:
Mein Herr, ich teile Ihre Meinung nicht, aber ich würde mein Leben dafür einsetzen, daß Sie sie äußern dürfen.
―Voltaire