Hallo zusammen und sorry schon mal für den langen Text,
ich werde hier jetzt einfach mal alles niederschreiben, was mich so beschäftigt.
Mein Mann und ich (32 und 35 Jahre) haben uns vergangenen Mai getrennt, wir haben zwei gemeinsame Kinder (2 u. 4 Jahre). Die Trennung an sich lief meiner Meinung nach einvernehmlich, da wir schon seit längerem nur noch aneinander vorbei gelebt haben. Er behauptet jedoch bis heute ich hätte mich getrennt (was es ihm denke ich leichter macht in einer Art Opferrolle zu verharren). Wir haben dann noch ca. 3 Monate zusammengelebt bis ich final ausgezogen bin (es ist sein Haus). Die Kinder sind größtenteils bei mir, sehen ihren Papa jedoch viel. Er hatte auch bereits nach einer Woche (nach Trennung) eine neue Freundin, die auch bereits bei uns geschlafen hat, als ich offiziell noch dort gewohnt habe (fand ich nicht so toll, über Nacht war ich mit den Kindern da aber bereits in der neuen Wohnung).
Das Verhältnis zwischen meinem noch Ehemann und mir ist wirklich schlimm seit ich über einen Anwalt Unterhaltszahlungen geltend gemacht habe. Der Grund warum ich hierfür Rechtshilfe in Anspruch genommen habe ist, da mein Mann mich zuvor massiv unter Druck gesetzt hat, mir falsche Dinge über unsere Finanzen auftischen wollte, ect. und ich entsprechend kein Vertrauen mehr hatte was diese Dinge angeht. Ich denke jedoch ich komme ganz gut damit klar, wie es zwischen uns ist. Vor den Kindern schaffen wir es uns zusammen zu reißen und die Themen der Kinder können wir beim Jugendamt auch gut gemeinsam besprechen (ich möchte nicht mit ihm alleine sprechen, da er mich sonst anschreit, teilweise beleidigt, ect.). So haben wir denke ich eine einigermaßen gute Lösung gefunden.
Was bei der Trennung wesentlich härter zu verkrafte war, war wie unser Freundeskreis damit umgegangen ist (wir waren insgesamt 11 Jahre zusammen). Seine Freunde haben von Sekunde 1 jeden Kontakt mit mir abgebrochen, was wirklich hart für mich war. Von ihm weiß ich auch, dass sie Aussagen wie die hat hier nichts mehr zu suchen, ect. gesagt haben. Als es beispielsweise darum ging, dass der Mann eines befreundeteten Pärchens mich nicht zu dem Überraschungsgeburtstag seiner Frau, die eigentlich bis dahin immer mehr meine Freundin war, eingeladen hat.
Mindestens genauso schlimm war jedoch, was mein Freundeskreis aus der Sache gemacht hat. Wir sind so ziemlich das 1. Paar, dass sich scheiden lässt. Leider haben meine Bekannten und Freunde wohl kein Gespürt dafür, wie schlimm die Sache für mich ist. Ein ganzes Lebensmodell all meine Wünsche und Träume, die damit verbunden waren, eine glückliche Familie, ect. das ist ja alles mit weg. Es geht nicht nur um den Mann, den Verlust stecke ich gut weg. Das führt leider dazu, dass alles, was ich erzähle offensichtlich weitererzählt wurde. Woher ich das weiß? Ganz einfach, mein Mann hat mir selbst alle einschlägigen Geschichten, die ich so erzählt habe an den Kopf geworfen. Oft waren sie auch noch ein wenig verändert, so, dass mein Mann noch schlechter dastand, als ich es erzählt habe. Verstehe also, dass ihn das wütend gemacht hat. Wir konnten es allerdings gut ausräumen, da einige Sachen gar keinen Sinn ergeben und er ja eigentlich weiß, dass ich kein Drama mag und niemals eine Geschichte bewusst verfälschen würde.
Das ändert jedoch nichts daran, dass ich mein ganzes Vertrauen in die Menschen um mich herum verloren habe. Klar, ich habe noch meine Eltern und meine Schwester und sie hören mir auch zu, aber ich möchte sie auch nicht zu sehr belasten.
Seitdem leide ich unter massiven Schlafstörungen und meistens drehen sich meine Gedanken nachts im Kreis. Ich denke darüber nach wie belanglos mein Leben geworden ist und dass es immer so bleiben wird. Und dass ich mich, ohne es zu merken, in eine Sackgasse manövriert habe.
Ich arbeite zum Beispiel seit der Geburt unseres ersten Kindes Teilzeit bzw. phasenweise natürlich gar nicht. Ich habe nie groß darüber nachgedacht, wie stark ich mich von meinem Mann damit finanziell abhängig mache. Ich war mir ja auch sicher, dass es die ganz große Liebe ist und wir uns niemals trennen. Heute seh ich die Sache natürlich etwas anders. Vollzeit arbeiten ist für mich in den nächsten Jahren jedoch auch keine Überlegung wert. Ich weiß, dass die Zeit mit meinen kleinen Kindern endlich ist und ich genieße es sehr, dass ich eben noch nach 40 Stunden Arbeit noch gestresst die Wäsche machen muss, während ich die Kinder vorm TV parke. Finanziell geht es sich aktuell auch einigermaßen aus (ich bin gut ausgebildet). Obwohl das Thema Altersarmut natürlich immer im Hinterkopf ist. Meine Karriere für die nächsten Jahre ist also eine Sackgasse.
Dann zum nächsten Thema, dem Lieblingsthema meiner redseligen Freundinen: Einen neuen Mann kennenlernen. Es gibt in meinem näheren Umfeld gar keine Single-Männer, die mir gefallen könnten. Online-Dating ist wirklich nichts für mich. Und auch wenn ich extrem viel Sport mache, lerne ich dort auch niemanden kennen. Was vielleicht aber auch am Kernproblem liegt: Ich kann mir wirklich nicht vorstellen jemals wieder einem Menschen so wirklich zu vertrauen. Ich habe das Gefühl, dass alles, was dieser Mensch mir geben könnte, mir auch wieder weggenommen werden wird. Und dass sich das 10x so schlimm anfühlen wird, wie es mir eben gut getan hat.
Ich habe gelesen, dass wir Menschen negative Erfahrungen auch im sozialen Kontext stark überbewerten, das heißt für jede negative Sache, die einem zustößt müssen einem eben x-mal so viele positive Sachen passieren.
Jetzt habe ich das Gefühl, dass ich einen Overload in negativen Erfahrungen im letzten Jahr gemacht habe und eben weil ich deshalb keinem mehr vertrauen will, nie genug positive Erfahrungen sammeln werde.
Am liebsten würde ich einfach lernen, wie ich alleine sein kann, ohne mich einsam zu fühlen. Hat jemand vielleicht Tipps oder Erfahrungen, die er mit mir teilen möchte?
Danke fürs Zuhören
Liebe Grüße
Livve
20.03.2024 05:12 •
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