Hallo Elli,
Zitat von Elli18:mit der letzten Nachricht wollte ich Dir nicht zu nahe treten.
Nein, tust Du nicht, kein Problem.
Zitat von Elli18:sie hat es mir aber immer vorgeworfen, ich würde meistens nur nach mir selber schauen. Ich habe dem dann immer entgegengehalten, dass ich nur für mich sorgen wolle. Sie hat mir das dann als Egoismus ausgelegt. vielleicht verschwimmen auch die Grenzen zwischem gesunder Selbstfürsorge und Egoismus? vielleicht besaß sie eine solch gesunde Selbstfürsorge für sich selbst nicht und musste das Fehlende dann von der Partnerin einfordern?! Sie sagte bei der Trennung:Mein Egoismus kommt zum Schluss. Also ist Egoism.für sie etwas Problembehaftetes, wie es scheint.
Es ist gut möglich, dass Du von dem zu viel hattest, wovon sie zu wenig hatte, und umgekehrt. Es ist sicher auch nicht gesund, nur wenig nach sich selbst zu sehen und viel nach den Bedürfnissen des anderen. Das deutet auch darauf hin, dass man in seiner Kindheit und eventuell auch während der Vergangenheit in der Jugend und im Erwachsenenalter ungute Muster entwickelt hat, nämlich dass man immer etwas für den anderen tun muss, um geliebt zu werden, und nicht um seiner selbst willen geliebt wird - nur, wie ich auch mit meiner Psychologin durchgehechelt habe: Solange das keine pathologischen Ausmaße annimmt, ist man mit *dieser* Art Persönlichkeitsstörung durchaus beziehungsfähig, denn dem anderen geht es damit im Allgemeinen sehr gut, und wenn sich beide so verhalten, dann auch beiden.
Zitat von Elli18:Natürlich kann eine bekundete Einsicht in die eigenen Fehler und eine Entschuldigung nichts wieder gutmachen/reparieren.
Nein, ich weiß, die Einsicht ist der erste Schritt, an sich selbst zu arbeiten, und das ist sehr ehrenwert. Nur wird es Dir in dieser gerade beendeten Beziehung wahrscheinlich nichts mehr nützen, denn wenn sich erst einmal der andere zu dem riesigen Schritt durchgerungen hat, das Ganze zu beenden, dann sind die Verwundungen meist so tief, dass sie nicht mehr geheilt werden können. Aber in kommenden Beziehungen kann es sicher nützen.
Zitat von Elli18:Warum muss man als stärkerer Part (der Du ja anscheinend warst. Wobei zu definieren ist was Stärke und Schwäche ist) zu solchen Mitteln greifen?
Nein, im Gegenteil, ich war eindeutig der schwächere Part, der immer auf sie eingegangen ist und immer zurückgesteckt hat. Zu so starken, also radikalen Mitteln wie sie hätte ich nie im Umgang mit jemand anderem gegriffen. Bei uns war es letztenendes so, dass wir sozusagen beide miteinander Schluss gemacht haben, aber für mich ist leider die einzige Möglichkeit, mich aus meiner emotionalen Abhängigkeit von ihr zu lösen, sie komplett aus meinem Leben herauszuwerfen.
Zitat von Elli18:Warum muss man so im Schlechten auseinandergehen und es sich gegenseitig heimzahlen? Wie Du mir, so ich Dir. Bleibt man so nicht eher in Verletzung und Hass (Selbsthass?) stecken.
Ich glaube, das Heimzahlen ist nur ein Nebeneffekt, der nicht wirklich beabsichtigt ist. Diese Idee des Heimzahlens kommt mir auch nur an dem einzigen Punkt, wenn sie erkennbar macht, dass sie diesen totalen Kontaktverlust nicht will. Und auch dann ist es kein wirkliches Heimzahlen, sondern ich finde es einfach egoistisch, egozentrisch und unangemessen, wenn sie nach dieser Art des Umgangs mit mir der Meinung ist, dass sie irgendwie das Recht hat, eine Freundschaft erwarten zu können und darunter leiden zu dürfen, wenn sie die nicht bekommt. Wenn das irgendwie verständlich ist...?
Zitat von Elli18:Suggerierst Du ihr damit nicht, dass Du Dich nur noch mit Kontaktabbruch vor ihr schützen kannst. Ich finde es passiv aggressiv.
Ich suggeriere ihr das nicht nur, sondern ich habe ihr das genauso gesagt: Ich will keinerlei Kontakt mit Dir, weil ich mich nur so vor Dir schützen kann. Mag sein, dass das als eine Art Kollateralschaden passiv-aggressiv ihr gegenüber ist, aber ich muss mich endlich mal selber retten und mich um mich kümmern und nicht um ihre Probleme. Denn vergessen wir nicht: Ohne ihr Verhalten wäre es zu dieser Misere gar nicht erst gekommen, und sie hat sich nie darum geschert, wie es mir geht. Da sehe ich jetzt beim besten Willen keine Lösung, bei der auch noch ihr Wohlbefinden vollkommen sichergestellt ist.
Zitat von Elli18:Und ich frage mich: Wieso konntest Du Dich nicht in einer Beziehung vor ihr schützen/eine Grenze ziehen?
Genau, damit sprichst Du den Kern der Sache auf meiner Seite an: *DAS* ist das eigentliche Problem, das ich aufarbeiten muss. Das ist eine komplizierte Sache.
Wieso also? Zuerst einmal muss man dazu sagen: Es war sehr schnell klar, dass Grenzen setzen sofort bedeutet hätte, dass sie die Beziehung beendet - denn es musste alles so laufen, wie sie es wollte. Also können wir die Frage etwas umformulieren: Warum konnte ich mich so lange nicht schützen, indem ich diese Beziehung beendet habe?
Die Wahl, die ich hatte, war also ziemlich radikal: Zu ihren Bedingungen bleiben - oder gehen.
Warum bin ich also so lange nicht gegangen? Das Erste ist zunächst einmal, dass ich in dieser Beziehung die ganze Zeit dachte, dass ich irgendwie im falschen Film bin. Ihr ganzes Verhalten war für mich (und auch für andere, mit denen ich darüber reden konnte) so dermaßen absurd, dass man immer dachte: Das muss sich doch klären lassen, das muss ein vernünftiger Mensch doch verstehen, dass es nicht so geht, wenn man ihm das in Ruhe erklärt, und sein Verhalten dann ändern!
Und also das Klärenwollen nichts half, dachte ich immer: Das muss doch mal irgendwie aufhören, so kann man sich doch einfach nicht verhalten! Und meine Schlussfolgerung: Ich muss mich einfach noch ein bisschen mehr anstrengen, dann muss sie doch einfach verstehen, dass ich sie wirklich will und es ernst meine! (Das abzustreiten und mir Illoyalität, Unredlichkeit und ähnliches mehr in dieser Richtung vorzuwerfen, waren Kernmethoden, mit denen sie den Rest des narzisstischen Höllenritts begründete.)
Und es hat eine ganze Weile gedauert, bis bei mir erstmal der Groschen bei mir fiel: Es lag nicht an mir, sondern an ihr, die ganzen Probleme waren nichts als ihre eigene Kopfgeburt. Und dann hat es noch eine ganze Weile gedauert, bis ich endgültig kapiert hatte: Gegen diese Kopfgeburten komme ich nicht an. Das ist irrational, das sind Verhaltensmuster, um die tief in ihr steckende Angst zu besiegen, verraten. verlassen und als minderwertig angesehen zu werden.
Und danach blieben schließlich noch meine eigenen Kindheitsmuster, die offenbar sehr tief stecken - siehe oben -, die mich am Gehen gehindert haben.
Nur: It always takes two to tango, und so ist sie mindestens zu 50% mit Schuld. Denn: Abgesehen davon, dass ich früher hätte Grenzen setzen müssen, sprich: hätte gehen müssen, habe ich meines Erachtens nichts falsch gemacht (das denke ich auch nach längerem Nachdenken und gründlicher Aufarbeitung mit meiner Psychologin), und es bleibt einfach: Sie hätte sich auch normal verhalten können. Nicht ich war der Aggressive usw., sondern sie. Nicht ich habe mich nicht um ihre Bedürfnisse gekümmert, sondern ihr waren meine immer sch.gal.
Meine Muster waren auch in bisherigen Beziehungen dieselben, aber so etwas ist mir vorher noch nie passiert. Insofern war diese Beziehung eine Pest, aber auch ein Segen, denn sie ermöglicht mir, Muster zu erkennen, die mich wehrlos machen, wenn ich nur den richtigen Menschen begegne, die diese Muster triggern, und ich kann jetzt diese Muster aufarbeiten - für den Fall, dass ich wieder an jemanden gerate, der ständig nur sich selbst sieht und für den ich nur Mittel zur Befriedigung der eigenen Bedürfnisse bin. Allerdings hätte ich auf diese Erkenntnis auch gern verzichtet, muss ich zugeben.