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Gedankenkreise durchbrechen und endlich frei werden

M
Moin zusammen,

ich habe kürzlich ein Gespräch mit einem User hier aus dem Forum gehabt, an dem ich euch teilhaben lassen will.

Oft verfällt man nach einer Trennung, vor allem, wenn man getrennt wurde, in ein Grübeln. Man stellt sich Tausende Fragen, was man falsch gemacht hat, wann man hätte erkennen müssen, dass das kommt, ob man es hätte überhaupt kommen sehen können, ob man noch etwas retten kann, man fühlt sich schlecht, man betrauert den Verlust und man ist mit ganz vielen eigenen Bedürfnissen konfrontiert, die nicht erfüllt werden, vielleicht auch schon lange nicht mehr erfüllt wurden und eine Vielzahl an Gefühlen kommt in einem auf und wechselt sich miteinander ab.

Dieser Zustand frisst unheimlich viel Energie. Wir alle, die wird das schon einmal erlebt haben, wissen auch, dass dieses Kreisen nicht gut tut. Es hilft uns überhaupt nicht weiter, manche Antworten werden wir niemals finden oder erhalten, und dennoch stellen wir uns immer wieder dieselben Fragen.

Es ist wichtig, dass wir eines erkennen:

Das Grübeln ist wie ein Feuer und so lange wir Holz nachlegen, hört dieses Feuer nicht auf, es verbrennt uns langsam von innen.

Das Grübeln kann also nur aufhören, wenn wir dem Feuer immer weniger Nahrung zuführen, wenn wir es kontrollieren. Es ist ok, das Feuer in der Anfangszeit, also in den ersten Wochen, kontrolliert zu nähren, aber ständig neues Holz nachzulegen und es am Lodern zu erhalten, wird uns irgendwann verbrennen. Vernarben. Zerfressen.

Übertragen gesprochen bedeutet das, dass wir dem Grübeln nach und nach immer weniger Raum geben dürfen. Wir müssen uns Zeiten einteilen, in denen wir nachdenken. Wenn wir merken, dass wir um immer dieselben Themen kreisen, müssen wir es irgendwann strikt sein lassen.
Dann müssen wir Themenkomplexe unbeantwortet einfach stehen lassen.

Wir denken zwar, dass wir damit nicht klarkommen, aber das stimmt nicht. Denn das Feuer geht in der Folge an dieser Stelle irgendwann einfach aus, und meistens dauert es bis dahin nicht lange.

Hast Du Angst davor, die Kontrolle über Deine Situation abzugeben, wenn Du aufhörst, nachzudenken? Du kannst Dir vornehmen, später, in ein paar Tagen oder Wochen, nochmal über manche Komplexe nachzudenken, wenn das der Fall ist. So wird der schrittweise Denkstopp, der ein Entzug ist, weniger bedrohlich für Dich.

Das Grübeln ist etwas, das in Dir stattfindet und an der Situation für niemand etwas ändert - nur für Dich. Zum Negativen.

Das musst Du ändern. Schrittweise, aber entschlossen.

Nur so erhältst Du Deine Energie zurück und kannst auch heilen. Nur so kannst wir frei werden.

Denn nichts anderes bedeutet Lösen: dass man frei wird.

Frei für sein eigenes Leben. Für seine Träume. Für seine Überzeugungen. Ohne einen Menschen, der das Leben mit uns nicht mehr wollte und sich dagegen entschieden hat.

26.02.2022 06:07 • x 7 #1


E
Zitat von m2707:
Das Grübeln ist etwas, das in Dir stattfindet und an der Situation für niemand etwas ändert - nur für Dich. Zum Negativen.


Oh ja! Ich bin die ungekrönte Königin des Grübelns, egal wie sinnfrei es ist.
Mein Nachtschlaf leidet darunter, es macht nichts besser und ändert letztlich nichts.

Zitat von m2707:

Hast Du Angst davor, die Kontrolle über Deine Situation abzugeben, wenn Du aufhörst, nachzudenken? Du kannst Dir vornehmen, später, in ein paar Tagen oder Wochen, nochmal über manche Komplexe nachzudenken, wenn das der Fall ist. So wird der schrittweise Denkstopp, der ein Entzug ist, weniger bedrohlich für Dich.


Danke.

26.02.2022 07:25 • x 1 #2


A


Gedankenkreise durchbrechen und endlich frei werden

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Modest8
Auch ich weiß genau wovon du schreibst.
Ich hoffe ich kann es bald abstellen um nicht zu verbrennen.

26.02.2022 08:19 • x 1 #3


th1980
Moin m2707,
schön geschrieben

Zitat von m2707:
Übertragen gesprochen bedeutet das, dass wir dem Grübeln nach und nach immer weniger Raum geben dürfen. Wir müssen uns Zeiten einteilen, in denen wir nachdenken. Wenn wir merken, dass wir um immer dieselben Themen kreisen, müssen wir es irgendwann strikt sein lassen.
Dann müssen wir Themenkomplexe unbeantwortet einfach stehen lassen.


Wem das gelingt, den bewundere ich: Grübeln durch mentale Stopps zu durchbrechen erfordert Können und Kraft. Daher fällt vielen das Grübeln leichter - es ist ja eh da.

Zitat von m2707:
Hast Du Angst davor, die Kontrolle über Deine Situation abzugeben, wenn Du aufhörst, nachzudenken?

Das finde ich spannend: du denkst, dass das Grübeln den Sinn hat, die Kontrolle zu wahren? Ich hatte für mich eher das Gefühl, dass ich "verstehen" muss. Meine Trennung ist nun "rund" für mich, das hat zu weitaus weniger Grübeleien geführt. Was bleibt, sind Trauer und Verlust und dagegen helfen nur die Zeit und eigene Rituale.

Vielen Dank für deine Ausführungen, man hört immer wieder, man solle sich Zeit geben - da hilft die Sichtweise definitiv weiter, auch mal einen Cut zu machen und nach vorne zu leben.

26.02.2022 09:47 • #4


M
Zitat von th1980:
Ich hatte für mich eher das Gefühl, dass ich verstehen muss.

Verstehen ist Kontrolle.

Zitat von th1980:
Daher fällt vielen das Grübeln leichter - es ist ja eh da.

Es ist destruktiv. Es zerstört. Man denkt, man gewinnt dadurch etwas: Klarheit. In Wirklichkeit bindet es an das Problem.
(Du kannst den mentalen Stopp. Ich weiß es.)

Zitat von th1980:
Was bleibt, sind Trauer und Verlust und dagegen helfen nur die Zeit und eigene Rituale.


Ich wünsche Dir viel Kraft.

26.02.2022 09:49 • x 1 #5


M
Vielleicht sollte man noch klarstellen, dass Grübeln nicht mit Nachdenken gleichzusetzen ist. Grübeln ist das Kreisen um Themen oder Probleme, ohne eine Lösung zu finden.

Mit Verstehenwollen oder Verstehenkönnen hat das Grübeln daher nichts zu tun. Es ist einfach ein zwanghaftes Vorgehen, das durchaus auch im pathologischen Sinn einen Zwangscharakter aufweisen kann, wenn man sich vor Augen hält, wie viele Stunden am Tag man sich damit befasst und dass man mitunter auch andere Aufgaben (das Arbeiten z. B.) dafür vernachlässigt.

Darum geht es in diesem Beitrag: um das Grübeln, das nicht zu Erkenntnissen verhilft, sondern das darin besteht, dass man kreist: um immer dieselben Fragen, die man wieder und wieder hochzieht, um immer dieselben Erkenntnisse zu erlangen und doch nicht von der Stelle zu kommen. Denn das Grübeln verhilft einem nicht dazu, sich weiterzubewegen.

Auch nicht die immer gleichen Erkenntnisse, die man daraus vermeintlich zieht. Denn sonst würde man sich ja nicht immer wieder doch die gleichen Fragen stellen, wenn man die Antworten schon kennt. Weiterkommen bedeutet doch gerade, dass man etwas abschließt und weitergeht. Ohne dieselbe Last mitzuschleifen und sich nach wenigen Metern wieder hinzusetzen, um darüber nachzugrübeln. Über immer dasselbe.

Vielleicht hatte man mal in einigen Momenten oder durch Gespräche mit anderen Menschen Phasen, in denen man nicht gegrübelt hat, sondern sich austauschen konnte, neue Aspekte und Perspektiven ins Spiel kamen, die einem neue Sichtweisen zugänglich gemacht haben. Das ist nicht Grübeln.

Und etwas verstehen zu wollen, damit einen das Problem an sich nicht mehr so tief verletzt und es einem besser geht, man sich leichter fühlt, ist nichts anders als das Ausüben von Kontrolle über seine Gefühle, indem man seine Gefühle zu Gedanken macht und sie seziert, sodass man nicht mehr fühlt, sondern die Ratio (kontrollierend) einschreitet. Im Endeffekt ist das übrigens nicht selten auch die Vorgehensweise gegen Ängste (vor dem Alleinsein, etwas falsch gemacht zu haben, nicht gut genug gewesen zu sein etc. pp.).

26.02.2022 10:08 • x 1 #6




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