Hallo ihr Lieben
Ich habe das unglaublich dringende Bedürfnis, über meine Situation zu sprechen mit Leuten, die «unbefangen» sind und mir einen Blick von Aussen gewähren könnten. Eigentlich fühlt sich das hier in diesem Forum recht seltsam an aber ich wäre so wahnsinnig dankbar für nur das kleinste Quäntchen Klarheit in meiner Sache.
Ich bin 36 Jahre alt und habe 14 Jahre lang eine Beziehung mit meinem Partner geführt, unverheiratet und kinderlos. Als ich nach der Ausbildung zu ihm zog, war ich auch in seinem Freundeskreis sehr integriert und wir führten lang eine sehr tiefe, respektvolle Beziehung. Wir waren immer auf einer Wellenlänge, nennt es kitschig, aber wir beide waren ein wirklich tolles Team. Ich empfand das als extrem erfüllend, er wurde für mich zum Fels in der Brandung, meine Konstante, das festigte sich mit den Jahren immer mehr. Ja, wo Licht ist, ist auch Schatten, und den gab es auch bei uns denn im Nachhinein weiss ich: meinen eigenen Freundeskreis habe ich im Nachhinein sehr vernachlässigt. Doch damals vermisste ich das nicht, ich habe mich treiben lassen, und er ebenso. Hin und wieder kam noch das S-Thema zum Zug, weil ich tendenziell weniger das Bedürfnis danach hatte bzw. häufig hat er den ersten Schritt dorthin gemacht. Er hatte sich mehr Initiative von mir gewünscht. Es ist nicht so, dass es komplett ausgeklammert wurde in unserer Beziehung, es wurde bloss irgendwie «träger».
Und diese Trägheit breitete sich aus denn wir merkten beidenach etwa 12 Jahren, irgendwie schlief die Beziehung zwischen uns ein obgleich sich meine Gefühle für ihn nicht verändert hatten, im Gegenteil: das zu ihm war wie Felsgestein für mich. Absolut unkaputtbar. Doch irgendwie wussten wir nicht, wie wir mit dieser eingeschlafenen Situation umgehen sollten. Ich fragte mich, ob ich einem Verein beitreten oder eine neue Sprache lernen sollte. Etwas eigenes initiieren. Ich fand den Gedanken damals aber absurd, denn was sollten 12 Abende schon gross an unserer Beziehung ändern. Wir veränderten beide nichts. Er redete nicht offen und klar. Unser erster grosser Fehler.
An einem Fest lernte er eine Frau kennen. Ich war dabei und spürte sofort, da ist etwas seltsam. Kennt das jemand? Ich weiss nicht, wie ich es nennen soll, aber mein Bauchgefühl schlug grad Alarm. Das durchzuckt einen wie ein Blitzschlag. Und ich habe da gestanden und zugesehen. Denn: das war schliesslich mein Partner. Rational gesehen unterhält er sich da bloss nett mit einer Bekanntschaft. Ich war nie der Mensch, der loszog und grundlos seinen Partner zur Rede stellte, das war überhaupt nicht mein Ding. Denn vom Kopf her: was war schon dabei? Aber ich habe das irgendwie gespürt.
Er schrieb mit ihr. Versuchte es mir gegenüber recht plump zu verheimlichen, und nun hatte ich einen Grund. Ich konfrontierte ihn damit, er reagierte peinlich berührt und es war ihm unangenehm. Ich kann euch leider garnicht mehr sagen, was er mir als Grund für seine Heimlichtuerei nannte. Jedenfalls spielte er es runter, und ich vertraute ihm. Wirklich bedingungslos.
Doch es passierte etwas bei ihm er ging auf Distanz, klebte förmlich an seinem Handy. Wir verbrachten einen gemeinsamen Urlaub so, und ganz viel Zeit verging, immer mit diesem riesigen Unbehagen im Bauch. Er sagte doch, da wäre nichts, und was blieb mir anderes übrig als zu vertrauen? Nennt mich naiv, aber ich hatte in 13 Jahren nie einen Grund an seinem Wort zu zweifeln. Ich wollte, das unsere Beziehung auf gegenseitigem Vertrauen fusst, und das hatte lange gut funktioniert. Doch diese Kluft zwischen uns wurde grösser und ich entschied, für einen Monat auszuziehen. Abstand zu nehmen. Zum Klar werden. Mein Freund war unsicher, ob das sinnvoll ist aber ich musste irgendwas tun, die Situation machte mich verrückt.
Als ich heimkehrte, hoffte ich inständig, dass er sich freut mich wieder bei sich zu haben stattdessen verkündete er mir, dass er sich trennen wolle. Das riss mir den Boden unter den Füssen weg. Ihn hatte die ganze Situation jedoch auch ziemlich überfordert, denn sich in der Theorie zu trennen und die Trennung dann effektiv zu vollziehen, das hatte auch ihn ziemlich aus der Bahn geworfent. Er hat also eingelenkt. Und am gleichen Tag erklärte er mir auch, dass die Dame vom Fest eben doch ziemlich heftig Thema war er hatte sich sogar mal heimlich mit ihr getroffen (doch da ist scheinbar nichts passiert). Und das, meine Lieben, hat einen gewaltigen Riss in meinem sonst so stabilen Beziehungsfundament gefordert. Sich bewusst zu werden, was in unserer Beziehung möglich war, nämlich seinen Partner zu belügen und monatelang im Dunkeln zu lassen. Das war heftig aber im Hinterkopf hatte ich immer den liebevollen, tollen Menschen von einst, und den liebte ich nach wie vor noch ganz wahnsinnig.
Da begann unsere Gratwanderung. Wir versuchten es erfolglos mit Paartherapie machten gemeinsam Wellness-Urlaub, versuchten uns wieder anzunähern. Aber da war so viel passiert und im Nachhinein denke ich mir auch, wie absurd das Ganze war. Denn der Scherbenhaufen war gigantisch. Und diese andere Frau die war immer noch in seinem Leben, weil sie ihm wichtig war. Ich bin in die Therapie gegangen. Konnte schlecht schlafen, er ebenso. Wir haben wie Zombies nebeneinanderher gelebt, beide mit der Situation komplett überfordert. Nach schlaflosen Nächten und endlosem Gedankengekreise hat mein Partner dann kapituliert. Eine Woche zuvor hatten wir uns noch eine Wohnung angesehen, als Gedanken zum Neustart, und wir hatten einen romantischen Abend, der sehr schön war. «Momentaufnahmen» nannte er solche Phasen.
Und dann zog er den Stecker. Ich wollte kämpfen, für das was wir hatten, und er gab auf. Ich hab das nie verstanden. Tue ich bis heute nicht.
Während der Zeit der Wohnungssuche und bis heute sind wir immer respektvoll gegenüber dem anderen gewesen. Ich liebte ihn noch immer sehr und ich trug neben der ganzen Ratlosigkeit auch immer noch ganz viel Hoffnung in mir. Auch dann, als ich die Umzugskartons aus unserer gemeinsamen Wohnung schleppte. Wenn ich das so reflektiere irgendwie absurd. Aber es war so: ich sehnte (und sehne) mich so sehr nach ihm. Denn solche kleinen, schönen «Momentaufnahmen» traten hin und wieder auch immernoch auf. Selbst meinen Kosenamen hatte er nochmal verwendet den hatte ich bereits begraben. Da blitzte immerwieder in kleinen Dingen mein Partner von vor einigen Jahren durch als noch alles okay war.
Ich lebe nun hier in meiner eigenen Wohnung, und in mir brennen Fragen. Warum hat er nicht gekämpft?! Er behält den Kontakt zu mir und ich geniesse das ja, aber warum? Warum gräbt er nach der Trennung meinen Kosenamen wieder aus, oder andere Situationen aus unserer damaligen Kennenlernzeit. SCHÖNE Situationen. Ab und zu sendet er mit ein Icon, es bedeutet quasi «Gute Nacht» also, er denkt an mich. Und an einem gemeinsamen Fest suchte er ständig Blickkontakt. Warum? Was will er noch von mir?
Ich sehne mich soo soo sehr nach ihm. Und mal gibt er sich distanziert, mal blitzen solche Vertrautheiten auf. Dann kämpfe ich aber gleichzeitig mit meinem emotionalen Chaos. Das ist ein Gefühl aus Wut, Enttäuschung, Liebe, Trauer und dem verdammten, immer wiederkehrenden «Warum?!». Ich fühle mich entwurzelt und leer, als wenn ich irgendwann implodieren würde. Und die quälenden Flashbacks ich sehe ihn dann dort mit ihr stehen, an dem besagten Abend, oder im Urlaub mit seinem Handy das ist Enttäuschung bis auf die Knochen und so wahnsinnig schmerzhaft. Ich will diese Flashbacks nicht, aber sie kommen doch immer wieder.
Noch ein Punkt ich rede sehr offen zu ihm. Wenn er mich also fragt, wie es mir geht, dann antworte ich ehrlich. Doch auf meine Emotionen reagiert er quasi garnicht. Es ist, als wenn er sie ausblendet. Er nimmt zu allem anderen Stellung aber nicht zu meinen Gefühlen. Das stiftet für mich immerwieder auch Verwirrung, denn redet er nicht offen, um mich nicht noch mehr zu verletzen? Oder ist er sich seiner Gefühle nicht sicher?
Wenn ich in einem Satz einen Abschluss definieren müsste, dann wäre es «Ich versteh das alles nicht.» Dieses massive Gefühl der Ratlosigkeit macht mich fertig. Aaber auch darüber weiss er Bescheid. Und er entschuldigte sich bereits, für alles. Aber ein entknoten, ein Klarheit gewähren, das lag nicht drin.
Ich weiss, dass es ihm irgendwann zu eng wurde. Er nahm eine Abzweigung auf unserem gemeinsamen Weg, und ich habe das verpasst oder nicht verstanden. Aber er hat mir auch nie klar kommuniziert, was ihm fehlte. Ich habe mich in unserer Zweisamkeit sehr wohl gefühlt, und dass es ihn massiv unglücklich machte, weil ihm Freiraum fehlte das habe ich schlichtweg nicht gewusst. Ich suchte den Fehler in anderen Dingen bei mir, fragte mich, was diese Frau hat, was ich nicht hatte, bretzelte mich auf und versuchte ihn hilflos irgendwie wieder für mich zu gewinnen.
Ich bin grad überfordert, mit allem, und weiss nicht weiter. In welchem Bezug er zu der anderen Frau steht ich weiss es nicht.
Noch etwas ist mir eben in den Sinn gekommen: er hasste es am Schluss, wenn ich uns als Team bezeichnete. «Wir waren doch ein Team», das fand er ganz schlimm.
Was zum Henker ist da mit uns passiert?!
27.01.2021 00:01 •
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