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Ganz plötzlich verlassen und total verzweifelt

A
Hallo an alle!

Habe hier in den letzten Tagen viel mitgelesen (manchmal hilft das ja schon) und möchte jetzt, da es gefühlt immer schlimmer wird, meine Geschichte erzählen.

Meine Freundin hat mit mir vor 2 Wochen aus heiterem Himmel per Mail Schluss gemacht. Wir waren ziemlich genau 9 Monate zusammen. Ich weiß was einige von Euch jetzt vielleicht denken: Per Mail Schluss machen geht ja mal gar nicht! Ich muss aber sagen, dass ich das gar nicht soooo schlimm finde. In einer solchen Form kann man die Dinge vielleicht sogar klarer benennen und erklären als wenn man sich in die Augen schaut und tränenerstickt kein Wort rausbekommt. Außerdem konnte sie mich wahrscheinlich nicht (mehr) anschauen, weil sie eh eher ein Fluchttier ist.

Zum Hintergrund: Wir kannten uns seit Mitte Juni letzten Jahres und hatten - jedenfalls gefühlt für mich - eine wirklich schöne gemeinsame Zeit. Seit Anfang/Mitte Februar war sie etwas distanzierter und gab an, mehr Zeit für sich zu benötigen. Sie führte das auf ihren beruflichen Stress zurück, was mir einleuchtet(e). Sie hat jobmäßig nie besonders viel Glück gehabt und ist seit heute wieder arbeitslos. Daher war sie niedergeschlagen und hatte auch keine Lust mehr auf S. (dieser hatte uns bis dahin beide stets sehr erfüllt). Mitte Februar hatten wir aber noch einen sehr schönen Valentinstag (ich hatte ihr ein Dinner in the Dark geschenkt, was sie total klasse fand).

Wir wohnen knapp 50 Km auseinander, haben uns zuletzt aber dennoch fast täglich gesehen. Mir hat die Pendelei auch nie etwas ausgemacht, da ich echte Fernbeziehungen von teils 200 Km Plus hinter mir habe.

Jetzt zum Drama: Wir haben uns sonntags noch mit Kuss und Umarmung voneinander verabschiedet, und ich bin zu mir nach Hause gefahren. Als ihre 17jährige Tochter fragte, wann ich wieder käme, sagte meine Freundin - noch bevor ich antworten konnte - spätestens Freitag zum Essen mit Karin (lange feststehender Essenstermin mit einer engeren Freundin von ihr). So weit so gut...es folgten Sonntag und Montag Abend 2 kurze und von ihrer Seite recht unterkühlte Skypegespräche, dann 2 Tage Funkstille und Mittwoch eine lange Mail, die mich brutal hart getroffen hat. Sie habe sich viele Gedanken gemacht und könne so nicht weitermachen. Das Pendeln (ich war insgesamt gesehen deutlich häufiger bei ihr als umgekehrt), das Leben aus dem Köfferchen, wenn sie bei mir war...im übrigen fühle sie sich in meiner Wohnung nicht wohl und in ihrer Wohnung fühle sie sich nicht mehr wohl, wenn ich da sei - das hat gesessen! Als ich nachfragte, was das denn jetzt genau bedeutet, schrieb sie mir am nächsten Tag dann, dass sie sich entliebt habe bzw. im Moment wohl einfach nicht beziehungsfähig sei. Sie bedanke sich für jeden schönen Moment und schreibe dies unter Tränen. Ich hätte mich stets korrekt verhalten und sie jederzeit total unterstützt.

Ja, das war nun vor ziemlich genau 2 Wochen ihre letzte Nachricht. Ich kann dann wohl auch mal mit der Mär aufräumen, dass Frauen ja reichlich Signale senden, die der unsensible Mann einfach ignoriert. Ich war derjenige, der eher das Gespräch gesucht hat als sie. Ich hab auch mal dezent nachgefragt, ob ihre schlechte Stimmung etwas mit mir zu tun habe oder ich etwas falsch gemacht habe. Dies hat sie stets verneint. Wenn´s ihr nicht gut ging, hat sie sich immer zurückgezogen und ins Bett gelegt.

Nach ganz kurzen Phasen, in denen ich es einigermaßen aushalten konnte, hab ich das Gefühl, dass es jetzt immer schlimmer wird. Seit Donnerstag morgen ist mein Leidensdruck kaum mehr zu ertragen und ich weiß nicht mehr weiter. Ich hab zwar Freunde, aber die wohnen z.T. weiter weg und haben mit sich selbst genug zu tun. Besonders am Wochenende fühle ich mich schrecklich allein und erinnere mich an die schöne gemeinsame Zeit. Wir haben uns übrigens kein einziges Mal gestritten.

Trotz häufig geäußerter Empfehlung einer Kontaktsperre habe ich ihr - allerdings erst 10 Tage nach der Trennung - einen Brief geschrieben, in dem ich ihr meine Sicht der Dinge schildere und sie frage, ob sie wirklich alles wegwerfen möchte. Das war mein einziges Statement, ich mache mich ansonsten nicht durch ständige Anrufe oder SMS zum Affen.

Ich kann auch noch kurz erklären, warum ich diesen Brief geschrieben habe. Zum einen wollte ich meine Sicht der Dinge schildern, das war ich mir selbst schuldig. Zum anderen wollte ich sie etwas wachrütteln, da ich (genauso wie einige gemeinsame Bekannte) die Vermutung habe, dass sie durch die Jobsituation wieder in eine depressive Phase gerutscht ist. Sie hat seit vielen Jahren damit zu tun, und in kritischen Situationen rutscht sie schnell wieder rein. Ich habe ihr - wenn dem so sein sollte - meine Geduld und Unterstützung zugesagt.

Darüber hinaus glaube ich, dass sie nicht mit intensiven Gefühlen umgehen kann und vielleicht deshalb die Flucht ergreift. Sie hat als Kind keine Liebe erfahren und kommt aus 2 ziemlich kaputten Beziehungen mit aggressiven und saufenden Partnern. Sie konnte oft gar nicht damit umgehen, wenn ich gut zu ihr war und ihr Komplimente gemacht habe.

Ich weiß, dass diese Spekulationen und Vermutungen mich nicht wirklich weiterbringen. Ich wollte es nur schreiben, damit Ihr einen tieferen Einblick habt.

Zum Schluss möchte ich noch ein Wort über meine tiefsten Ängste verlieren, weil es einfach dazugehört:

Ich habe eine nervlich-muskuläre Erkrankung, die mich motorisch schon recht stark einschränkt. Deshalb habe ich in Beziehungen bislang nicht viel Glück gehabt. Die meisten potentiellen Partnerinnen sortieren mich recht schnell aus. Ich bin jetzt 41 und hatte zum ersten Mal das Gefühl, dass es wirklich passt. Sie hat das Handicap nie thematisiert, was ich in dieser Form so noch nie erlebt habe. Sie kommt aber auch aus dem Betreuungsbereich behinderter Menschen. Ich glaube einfach nicht mehr daran, nochmal so eine Partnerin zu finden, die mich so akzeptiert wie ich bin, zumal die Erkrankung zum Teil in Schüben verläuft. Ich habe so eine grausame Angst, für immer allein bleiben zu müssen.

Sorry für diesen elend langen Text. Ich musste mir das jetzt einfach mal von der Seele schreiben...

Vielen Dank an alle, die bereit sind, sich hier durchzukämpfen.

Liebe Grüße
abhope

01.04.2017 01:02 • #1


Skorpionlady
Habe gerade Deinen Text gelesen...meiner Meinung nach hast du alles richtig gemacht...tut mir leid ...sie geht sehr unsensibel mit dir um und macht es sich sehr einfach...wünsche dir ganz viel Kraft

01.04.2017 01:48 • #2


A


Ganz plötzlich verlassen und total verzweifelt

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K
Hey @abhope

Zuerst einmal möchte ich dir sagen, dass du deine Krankheit nicht nehmen solltest, um zu wissen, dass du alleine bleiben wirst. Das ist einfach zu negativ gedacht. Wenn man liebt, liebt man. Ich selber habe Multiple Sklerose

Du hast alles richtig gemacht und sollst nicht an dir selber zweifeln.
Ich schätze dich als einen sehr liebevollen Partner ein und darauf sollst du auch stolz sein.

Ich selber kann dir nur raten, falls sie nicht mehr zurückkommt, an dich zu glauben.
Hast du EU-Rente und arbeitest in einer Werkstatt für kranke Menschen? Oder kannst du noch aufm 1. Arbeitsmarkt arbeiten?

Ich selber hab zwar ne sehr schwierige Beziehung, bin aber wenn ich alleine bin auf meinen eigenen Füssen. Habe meine Rente + eben die Werkstatt. Ich bin froh, trotz Krankheit überhaupt wo arbeiten zu können, auch wenn man ganz wenig dabei verdient. Meine Werkstatt ist meine zweite Familie quasi.

Kopf hoch und Krone richten

01.04.2017 04:53 • x 1 #3


Gwenwhyfar
Hallo Hope, ach mönsch, was für eine blöde Geschichte

Ein paar Gedanken möchte ich Dir hier lassen:

Es ist schwierig, jemanden mit so einer Vorgeschichte als Partner zu wählen. Geliebt wird sie sich nur in diesen Strukturen fühlen, weil sie eben nichts anderes kennt und das im Endeffekt Liebe für sie bedeutet. Wenn Du da so ganz anders bist, wird sie das emotional nicht tangieren. So kommt schnell eine Art gefühlte Langeweile auf.

Dazu vermute ich, dass Du irgendwie womöglich abstrahlst, dass Du Angst hast, dass es nicht hält wegen Deiner Erkrankung. Du scheinst mir aus Deinen Zeilen ein sehr sympathischer und reflektierter Mann zu sein. Gibt es eine Möglichkeit, wie Du da mehr Selbstvertrauen entwickeln kannst?

Dann ihre Arbeitslosigkeit und Depression.
Da war das Fass dann voll.

Weisst Du, es entscheidet sich zeitlich genau in dieser Phase, ob es eine beständige Beziehung wird. Sie hat dagegen entschieden. War wohl auch tatsächlich etwas viel. Vielleicht wird es später noch etwas, wenn sie wieder Arbeit haben sollte und sich beruhigt hat. Aber hoffe nicht darauf.

Besorg Dir zur Not vielleicht Antidepressiva, um aus diesem Loch raus zu kommen und geh raus in die Sonne. Ich weiss, wie das ist, wenn man auf nichts mehr Lust hat. Zwing Dich, danach geht es einem meist doch besser.

Schreib ihr doch einfach noch mal in ein paar Wochen, ob es alles wieder gut läuft bei ihr und schau, wie sie darauf reagiert.

Von Herzen alles Gute für Dich!

01.04.2017 05:13 • x 1 #4


E
Du kannst jetzt Grunde suchen ohne ende. ZB arbeit entfernung Kindheit. Die Wahrheit ist: sie liebt dich nicht richtig und das weiss sie.
Wahrscheinlich habt ihr euch super verstanden deswegen kein Streit und am Anfang passt das auch bis man eben merkt dass es nicht reicht. So was in der Art hat sie dir ja gesagt. Dass sie sich korrekt verhalten hat. Alles andere sind vorgeschobene Gründe.
Du klingst bedurftig. Z b Angst vor allein sein. Dass kann einen unglaublich unattraktiv machen.
Ich würde sagen sie war fair. Lass sie Ziehen. Da wird nicht mehr kommen.

01.04.2017 06:57 • #5


K
Als jemand, der selbst von Depressionen betroffen ist, kann ich Dir von meinem individuellen Empfinden schreiben, wenn akute Phasen habe. Ausdrücklich möchte ich asage, dass es andere Erkrankten anders gehen mag und das Ganze noch weitaus mehr Facetten als die unten beschriebenen hat.

Wenn ich in diesem depressiven Loch stecke, ist jedes Feld, dass ich bedienen will oder muss zu viel. Das geht über eine Überforderung, wie sie die meisten von uns bereits empfunden haben, weit hinaus.

Und es gilt dann leider auch für die Lebenesfelder (wie z.B. Beziehung oder Hobby), die i.d.R. positv besetzt sind, weil sie vollkommen unstrittig mein Leben außerhalb der Depression bereichern.

Ich funkitoniere in einer akuten Phase nur noch. Das sieht man mir von außen nicht an, denn Depressive sind Meister darin, den Schein zu wahren. Das hat viele Gründe, u.a. den, dass man sich für eine Zumutung hält und auch nach wie vor in der Gesellschaft - zum Glück nachlassend - Bewertungen darüber ausgesetzt ist, ob man ein Recht darauf hat, depressiv zu sein.

Denn schließlich hat man doch eine tolle Beziehung, Freunde, einen guten Job, kreative Hobbies usw. Und hey, Mann, wenn dann mal irgendetwas nicht funktioniert, muss man ja nicht gleich durchdrehen (findet ein Großteil der Gesellschaft).

Aber darum schert eine Depression sihc nicht. Der ist es vollkommen egal, ob ich gerade im glücklichsten Moment meines Lebens zum Traualtar schreite oder ein Kind bekomme. Einem Depressiven kann gerade sein größter Wunsch in Erfüllung gehen und trotzdem wird er gleichzeitig in ein tiefes schwarzes Loch gezogen.

Ich konnte meinen letzten Freund mit dem Wissen um meine Gefühle für ihn und darum, wie glücklich er mich macht, ansehen und unsere Beziehung bedienen und trotzdem gleichtzeitig auf einer anderen Ebene todunglücklich sein.

In diesen Phasen funktioniere ich nach außen normal, aber in mir erforderte das Funktionieren einen unfassbaren Kraftaufwand aus einem leeren Topf, in dem keine Kraft mehr ist. Also muss ich zum Druckabbau schauen, wo ich mir Entlastung schaffen kann.

Natürlich weiß ich, dass es viel zu kurzfristig gedacht ist, aber ich neige dann auch dazu, jeden Faden zu den Lebensfeldern zu kappen, die am entbehrlichsten sind, weil es immer auch noch andere Felder gibt, die ich bestücken MUSS, ob ich will oder nicht (wie z.B den Lebensunterhalt zu verdienen).

Es ist schwer zu vermitteln, aber in solchen Phasen können auch positive Inseln Belastungen werden, denn von dort gehen auch Erwartungen aus. .. und wenn es eben die Erwartung ist, dass ich doch bitte verstehen möge, dass der andere für mich da ist. Ich glaube, das ist ganz wichtig zu wissen. Jede Erwartung ist eine Erwartung zu viel. In einer Depression ist jeder Gedanke ein Gedanke zu viel. Aus purer Verzweiflung entledigt man sich aller entbehrlichen Gedanken.

Leider habe ich keine Lösung dafür, wie man es als Partner von Depressiven richig macht. Du hast jedoch an normalen Maßstäben gemessen auf jeden Fall nichts falsch gemacht.

Konkret:

wenn ich in einer depressiven Phase so einen Brief bekommen hätte, wie Du ihn geschrieben hast, hätten Kopf und Herz gesagt Danke, was für einen tollen Mann habe ich an meiner Seite. Aber die in diesem Moment viel stärkere Depression hätte gesagt Boah, das jetzt nicht auch noch. Das brauche ich nicht zum Überleben. Das muss weg.

Die Lösung liegt im Depressiven und seinen Vermeidungsstrategien gegen akute Phasen und in der Frage, ob er in der Lage ist, so weit zu abstrahieren, dass der Vertand die Kontrolle über Entscheidungen übernimmt und die Depression zu Boden ringen kann.

Weil eine Depression so tief in einem verschlossen und nach außen nicht vermittelbar ist, kann man als Betroffener eben auch nicht vermitteln, dass man das Dasein des Anderen zwar aus tiefstem Herzen zu schätzen weiß, aber dass man auch eben das wieder als Druck und Belastung empfindet.

Jemandem, der nicht selber darunter leidet, ist das im tatsächlchen Ausmaß nicht vermittelbar. Das hat nichts mit dem Intellekt des Gegenübers zu tun. Es ist nur einfach nicht bis in die tatsächlichen Dimensionen vermittelbar. Das ist ein Fakt, mit dem beide Seiten leben müssen. Darum graust es mir auch immer, wenn ich so etwas lese wie 10 Dinge, die Sie über Depressive wissen müssen. In der Regel sind 5 Dinge davon *beep* und mind. 3 weitere treffen auf mich persönlich nicht zu, weil das Empfinden eben individuell ist und es eben kein allegemien gültiges Handbuch für den Umgang mit Depressiven gibt.

Ich kann beim Kappen von Fäden (Beziehungen, Zugang zu Hobbies etc.) zwar traurig darüber sein, dass ich etwas Gutes von mir stoßen muss, aber diese Traurigkeit ist etwas ganz Anderes als die Depression. Letztere geht viel mehr an die Substanz. Mit dieser im Nacken atmet man nämlich ein kleines bisschen auf, wenm man einen Lebensbereich weniger hat, in dem man Erwartungen erfüllen muss.

Also meine Vermutung ist: Deiner ehemaligen Freundin ist alles zu viel. Ihr sind auch die nach normalen Maßstäben gemessenen positiven Dinge, die Du ihr angedeihen lässt zu viel, weil sie zwar aktiv vielleicht nichts tun muss, aber weil dennoch unabdingbar mind. die Erwartung daran geknüpft ist, dass sie sich diese angedeihen lässt. Wenn sie sich trennt, ist ihr depressives und leider dominantes Empfinden erlöst von mind. einer Erwartung an sie. D.h. nicht, dass sie nicht auf anderer Ebene unfassbar traurig über diese Entscheidung sein kann. Es widerspricht sich nicht. Aber die Depression hat mehr Gewalt über sie.

Tja, und mit dieser Annahme muss ich Dich nun stehen lassen, denn ich weiß für Dich keine Lösung.

Umso mehr hoffe ich, dass es Dir bald besser geht und dass ich vielleicht ein wenig zur Verständnisseigerung beitragen kann.

01.04.2017 08:51 • x 2 #6


A
Zitat von Katzenmosaik:
Hey @abhope

Zuerst einmal möchte ich dir sagen, dass du deine Krankheit nicht nehmen solltest, um zu wissen, dass du alleine bleiben wirst. Das ist einfach zu negativ gedacht. Wenn man liebt, liebt man. Ich selber habe Multiple Sklerose

Du hast alles richtig gemacht und sollst nicht an dir selber zweifeln.
Ich schätze dich als einen sehr liebevollen Partner ein und darauf sollst du auch stolz sein.

Ich selber kann dir nur raten, falls sie nicht mehr zurückkommt, an dich zu glauben.
Hast du EU-Rente und arbeitest in einer Werkstatt für kranke Menschen? Oder kannst du noch aufm 1. Arbeitsmarkt arbeiten?

Ich selber hab zwar ne sehr schwierige Beziehung, bin aber wenn ich alleine bin auf meinen eigenen Füssen. Habe meine Rente + eben die Werkstatt. Ich bin froh, trotz Krankheit überhaupt wo arbeiten zu können, auch wenn man ganz wenig dabei verdient. Meine Werkstatt ist meine zweite Familie quasi.

Kopf hoch und Krone richten


Erstmal vielen Dank für Deine Antwort!

Ich zweifle eigentlich nicht daran, irgendwann wieder jemanden kennenzulernen. Ich zweifle halt daran, dass das Ganze Zukunft hat und ich jemals richtig ankomme. Wenn ich ein Date habe, gibt es immer die gleichen Szenarien: Entweder ich werde sofort aussortiert im Sinne von Bist ein toller Kerl, aber eine Beziehung mit Dir kann ich mir leider nicht vorstellen oder die Frau verknallt sich in mich. Durch meinen Beitrag hier könnte man annehmen ich sei ein gebrochener kranker Mann, den man nicht begehren könnte. So ist das aber nicht. Ich hab ein ganz ansehnliches Gesicht, bin charmant, gebildet. Wenn es mir gut geht, kann ich Menschen auch gut zum Lachen bringen. Ich galt immer als Sonnenschein, der Menschen mit seiner Persönlichkeit für sich gewinnt.

Das Problem ist, dass es nach ein paar Monaten starker Verliebtheit bei meinen Partnerinnen dann immer schnell gekippt ist. Ich vermute, dass die Frauen meine Einschränkung in der Verliebtheitsphase ausblenden, es gar nicht sehen. Wenn dann der Alltag einsetzt, ist das eine Art Realitycheck. Dann stellt Frau fest, dass ich halt nicht soviel mithelfen kann. Letztlich bleibt vieles an meiner Partnerin hängen, und ich kann weiterhin nur auf meine bekannten Qualitäten setzen - Charme, Witz, Empathie, Solidarität, Treue. Im Alltag und hinsichtlich der Frage, ob man mit mir dauerhaft sein Leben teilen möchte, wird mir dann die rote Karte gezeigt. Eine Partnerin (3 Monate Beziehung oder so) sagte, dass sie sich nicht vorstellen könnte, mit mir alt zu werden. Sie war 5 Jahre älter als ich und hat sich die Frage gestellt, was denn wäre, wenn sie mal krank sei. Ich könne sie ja gar nicht unterstützen. Tja, da komme ich mit meiner Liebe und all meinen Fähigkeiten nicht weit. So läuft es eigentlich immer, und das tut so entsetzlich weh.

Ich hatte bei meiner jetzigen (Ex)Freundin das Gefühl, dass ich über diesen Punkt hinausgekommen bin. Sie hat mir nie auch nur annähernd signalisiert, dass sie mich verlassen würde - aus welchen Gründen auch immer. Deshalb hat es mich jetzt so brutal getroffen.

Ich persönlich thematisiere das Handicap übrigens so gut wie nie. Ich habe meine besagten Qualitäten und denke, dass ich ein guter Lebenspartner sein kann. Das Problem liegt auf der Seite der Partnerin, wenn nach anfänglicher Verliebtheit der Realitycheck folgt. Das ist leider meine immer wieder gemachte Erfahrung. Ob das auch bei ihr reingespielt hat, weiß ich nicht.

Zu Deiner Frage hinsichtlich meiner Arbeitsfähigkeit:

Das ist überhaupt kein Problem. Ich arbeite als Berater und bin hier sogar ziemlich erfolgreich. Ich verdiene dabei auch nicht schlecht, finanzielle Sorgen habe ich nicht. Sie hat auch schon Vorträge von mir angehört und bewundert, wie ich das mache, weil sie nicht so selbstbewusst ist.

Nochmals: Ich bin kein kranker, bedürftiger oder gebrochener Mann. Ich leide einfach fürchterlich unter dieser Trennung, die mich wie ein Donnerschlag getroffen hat. Mit meinen 41 Jahren hatte ich jetzt zum ersten Mal das Gefühl, in einer Beziehung angekommen zu sein. Sie hat mich als Mann begehrt und nicht nur als guten Freund gesehen wie ich das meistens erlebe. Ich war zum ersten Mal glücklich. Und jetzt stößt sie mich so den Abhang hinunter, das ist einfach so brutal.

01.04.2017 12:54 • x 1 #7


K
Na dann, es kann nur besser werden und eine Frau, die einen solchen Mann, wie du es bist, einfach sitzen lässt - sorry, hat dich dann nicht verdient!

Ich hoffe, sie kommt nicht mehr zurück und du bist auf nem guten Weg irgendwann ne neue Frau kennenlernen zu dürfen, die dich wertschätzt

01.04.2017 12:58 • x 1 #8


A
Zitat von Gwenwhyfar:
Hallo Hope, ach mönsch, was für eine blöde Geschichte

Ein paar Gedanken möchte ich Dir hier lassen:

Es ist schwierig, jemanden mit so einer Vorgeschichte als Partner zu wählen. Geliebt wird sie sich nur in diesen Strukturen fühlen, weil sie eben nichts anderes kennt und das im Endeffekt Liebe für sie bedeutet. Wenn Du da so ganz anders bist, wird sie das emotional nicht tangieren. So kommt schnell eine Art gefühlte Langeweile auf.

Dazu vermute ich, dass Du irgendwie womöglich abstrahlst, dass Du Angst hast, dass es nicht hält wegen Deiner Erkrankung. Du scheinst mir aus Deinen Zeilen ein sehr sympathischer und reflektierter Mann zu sein. Gibt es eine Möglichkeit, wie Du da mehr Selbstvertrauen entwickeln kannst?


Von Herzen alles Gute für Dich!


Auch Dir lieben Dank für Deine Nachricht, der ich in weiten Teilen zustimme!

Also dass ich aufgrund meines Handicaps Verlustängste ausstrahle, kann ich mir nicht vorstellen. Ich gelte im normalen Leben als recht selbstbewusst, stehe beruflich meinen Mann und bin eigentlich immer der Starke (also nicht auf meine Körperkraft bezogen, sondern hinsichtlich Lösungsfindungen und einer positiven Lebenseinstellung). Ich war eher ihr Fels als umgekehrt, wobei das in einer Beziehung ja pendelt und man sich gegenseitig stärken sollte.

Womit Du wohl Recht hast, ist die These, dass sie diese kaputten Beziehungen braucht, weil sie nichts anderes kennt. Das ist für sie wohl ritualisiert. Eine gemeinsame Bekannte hat mich darauf gebracht. Das Ganze nennt sich wohl lieber bekanntes Unglück als unbekanntes Glück. Wie erwähnt: Sie konnte oft nicht damit umgehen, wenn ich ihr Komplimente gemacht habe oder es grade besonders gut lief. Dann hat sie - was ich eher als Sarkasmus angesehen habe - öfter mal gesagt Hm, wenn ich nur lange genug nachdenke, wird mir schon was Negatives einfallen. Das war wahrscheinlich gar kein Spaß.

Das hilft mir vielleicht etwas beim Verstehen des Ganzen, leichter macht´s das aber nicht. Ich werde also dafür bestraft, dass sie es gut bei mir hatte. Hätte ich sie schlecht behandelt, wären wir womöglich noch zusammen!? Das ist schwer zu begreifen.

Ich war gestern bei einem Psychologen, der sich das Ganze erstmal nur angehört, aber ansonsten nichts gesagt hat. Bin leider erst Ende April wieder da, weil er über Ostern nicht da ist. Über Antidepressiva haben wir gar nicht gesprochen. Ich könnte im Moment wahrscheinlich was gebrauchen, wenn es denn wirklich den Leidensdruck lindert!? Hab auch ein bisschen Respekt davor.

01.04.2017 13:48 • #9


A
Zitat von KBR:
Als jemand, der selbst von Depressionen betroffen ist, kann ich Dir von meinem individuellen Empfinden schreiben, wenn akute Phasen habe. Ausdrücklich möchte ich asage, dass es andere Erkrankten anders gehen mag und das Ganze noch weitaus mehr Facetten als die unten beschriebenen hat.

Wenn ich in diesem depressiven Loch stecke, ist jedes Feld, dass ich bedienen will oder muss zu viel. Das geht über eine Überforderung, wie sie die meisten von uns bereits empfunden haben, weit hinaus.

Und es gilt dann leider auch für die Lebenesfelder (wie z.B. Beziehung oder Hobby), die i.d.R. positv besetzt sind, weil sie vollkommen unstrittig mein Leben außerhalb der Depression bereichern.

Aber darum schert eine Depression sihc nicht. Der ist es vollkommen egal, ob ich gerade im glücklichsten Moment meines Lebens zum Traualtar schreite oder ein Kind bekomme. Einem Depressiven kann gerade sein größter Wunsch in Erfüllung gehen und trotzdem wird er gleichzeitig in ein tiefes schwarzes Loch gezogen.

Umso mehr hoffe ich, dass es Dir bald besser geht und dass ich vielleicht ein wenig zur Verständnisseigerung beitragen kann.


Ich danke Dir sehr für Deine so ausführliche Erklärung! Du hast Dir ja unglaubliche Mühe gegeben - total lieb!

Ja, so kann ich Dinge viel besser einordnen - wenn das denn der Hintergrund sein sollte. Genau weiß ich es ja nicht; es ist eine Vermutung.

Es würde mir wahrscheinlich leichter fallen, Wut zu haben. Vielleicht gelingt mir das ja doch noch etwas. Wenn ich dran denke, dass sie selbst vielleicht ganz traurig ist und das aus einer Not heraus gemacht hat, wird mein Kummer nicht kleiner.

Wenn da nicht bloß die ganzen Erinnerungen wären...

01.04.2017 15:36 • #10


N
Die idee mit dem Brief war nicht gut. Damit zeigst du ihr, dass du ihr nachtrauerst. Deine Attraktivität für sie ist extrem gesunken. Mach nichts mehr.

Solche Frauen zerstören dich nur und ich denke sie wissen noch nicht mal wart. Das sind extreme Selbstwertstörungen. Ich mache das gerade selber durch. Gib das auf oder geh kaputt. Klingt hart ist aber so

01.04.2017 16:54 • #11


K
Zitat von abhope:

Ich danke Dir sehr für Deine so ausführliche Erklärung! Du hast Dir ja unglaubliche Mühe gegeben - total lieb!

Ja, so kann ich Dinge viel besser einordnen - wenn das denn der Hintergrund sein sollte. Genau weiß ich es ja nicht; es ist eine Vermutung.

Es würde mir wahrscheinlich leichter fallen, Wut zu haben. Vielleicht gelingt mir das ja doch noch etwas. Wenn ich dran denke, dass sie selbst vielleicht ganz traurig ist und das aus einer Not heraus gemacht hat, wird mein Kummer nicht kleiner.

Wenn da nicht bloß die ganzen Erinnerungen wären...


Versuch es doch anders zu sehen. Falls das der gesundheiltliche Hintergrund sein sollte, hat eine so junge Beziehung kaum eine Chance gegen diese Krankheit. Ähnlich wie Du eine Alk. oder eine Spielsüchtige nicht heilen könntest.

Das ist traurig. Aber es ist eben leider so, dass Liebe nicht alles lösen kann.

01.04.2017 16:57 • #12


A
Zitat von Nullchecker:
Die idee mit dem Brief war nicht gut. Damit zeigst du ihr, dass du ihr nachtrauerst. Deine Attraktivität für sie ist extrem gesunken. Mach nichts mehr.

Solche Frauen zerstören dich nur und ich denke sie wissen noch nicht mal wart. Das sind extreme Selbstwertstörungen. Ich mache das gerade selber durch. Gib das auf oder geh kaputt. Klingt hart ist aber so


Ach, weißt Du: Ich hab ja häufiger gelesen, dass man sich gar nicht melden soll. Und ich hab zuerst auch drüber nachgedacht, gar nicht zu reagieren. Eine gemeinsame Bekannte meinte dann, dass ich es doch versuchen sollte, um sie vielleicht wachzurütteln. Ich habe im Brief nicht gebettelt oder mich irgendwie zum Affen gemacht. Ich hab lediglich mein vollkommenes Unverständnis zum Ausdruck gebracht und gefragt, ob sie sich darüber im Klaren ist, was sie da wegwirft.

Wenn es für sie vollkommen klar ist, dann möchte ich nichts mehr von ihr hören, um damit abzuschließen. Wenn sie im Moment in einer Krise ist und etwas Zeit für sich braucht, bin ich für sie da. Das war mein Signal, und ich denke daran kann nicht soviel falsch sein.

Wenn man sich totstellt, bringt das mehr? Ein bisschen glaube ich sie schon zu kennen. Wenn ich mich nicht melde, würde von ihr gar nichts mehr kommen. Dafür ist sie zu ängstlich. So hab ich ihr ein Hintertürchen offen gelassen. Ich glaub zwar nicht, dass noch etwas von ihr kommt, aber eine Total-Kontaktsperre hätte mir auch nix genutzt.

Ansonsten gebe ich Dir vollkommen Recht. Ich werde kein weiteres Signal mehr senden.

Und Recht hast Du auch hinsichtlich der Selbstwertstörungen. Ich glaube das würde mich auf Dauer mitzerstören, ja. Dennoch vermisse ich die schönen gemeinsamen Momente so sehr - Herz gegen Kopf.

01.04.2017 19:05 • #13


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