Liebe Hasenmaus,
es freut mich, dass Du dich hier mit ein paar Zeilen von Dir zurück meldest
Ich gehöre zu der Gruppe von Menschen hier im Forum, die verlassen wurde.
Meine Trennung liegt nun etwas mehr als 7 Monaten zurück. Ich habe in dieser Zeit, wie wohl alle hier, die Vergangenheit bis zum erbrechen analysiert, sehr viel nachgedacht, sehr viel reflektiert, viel gelesen, viel geschrieben – um bis heute folgenden Kern einer jeden Beziehung bzw. Trennung für mich verstanden zu haben:
Ich habe verstanden, dass nur zwei glückliche und zufriedene Seelen, auch Glück und Zufriedenheit in einer Beziehung teilen können. Nur wenn jeder Partner mit sich selbst im reinen ist, jeder Partner für sich selbst glücklich und zufrieden ist, kann eine Partnerschaft auch aus Geben und Nehmen bestehen.
Gerät ein Partner in einer Beziehung, aus welchen Gründen auch immer, mit sich selbst in eine Schieflage – betrifft es immer auch immer seinen Gegenpart! Verliert ein Partner seine Zufriedenheit, sein Glück und seine Träume, verliert ein Partner sein Lachen und seine Lebensfreude – dann wird auch Stück für Stück unser Gegenüber in der Partnerschaft, der uns am nächsten stehende Mensch, mit all diesen Gedanken und Gefühlen konfrontiert
Jeder reflektiert sich selbst, mit allem was er ist, mit seinen Gedanken und seinen Gefühlen, mit seinen Wünschen und seinen Bedürfnissen - stets auch auf den Partner.
Warum schreibe ich Dir diese Zeilen?
Mir ist es so ergangen! Ich war mit mir selbst nicht mehr glücklich. Ich war innerlich völlig unzufrieden und leer - und ich spare mir jetzt aufzuzählen warum es so war– weil es nicht entscheidend ist!
Entscheidend ist: Ich hatte mir selbst nichts mehr zu geben, war mit mir selbst nicht mehr glücklich - und habe genau das, wenn auch unbewusst, über viele viele Monate auf meine Partnerin reflektiert
Landläufig beschreibt man das wohl als Beziehungskrise.
Schafft es ein Partner trotz Krise des anderen, selbst glücklich und zufrieden zu bleiben, kann er seinen Gegenpart ausgleichen.
Die Fragen bleiben dabei immer die gleichen: Wie lange schafft es der eine, für den anderen stark zu sein? Wie lange hat der eine die Kraft, den anderen mit zu tragen?
Und letztlich, wann kommt der Partner, dem es nicht gut geht, wieder zurück zu eigener Zufriedenheit und eigenem Glücklichsein? Weil nur dann, kann die Schieflage wieder abnehmen! Und in einer Partnerschaft kann nur dann wieder ein Geben und Nehmen zurückkehren, wenn beide wieder etwas zu geben haben!
Letztlich hat sich meine ExPartnerin schweren Herzens und trotz inniger Liebe dazu entschlossen, mich zu verlassen. Die Kraft war dahin, die Akkus waren leer.
Und genau das ist einer dieser Momente im Leben, wie Du auch selbst schreibst, in denen man entscheiden muss, was für einen selbst richtig ist? Wenn man sich dann trotz inniger Liebe gegen den Partner und für sich selbst entscheidet, kostet das sehr viel Kraft und bedeutet auch Schmerz.
All das lese ich auch in deinen Zeilen!
Und ich kann Dir nur schreiben, aus der Sicht eines verlassenen, ich kann Entscheidungen wie Du sie hast treffen müssen, heute verstehen. Es hat bei mir allerdings einige Monate gebraucht um diese Objektivität zu bekommen.
Wie lange wäre ich selbst in dieser Beziehung geblieben, wenn es andersherum gewesen wäre? Wenn mich die Partnerschaft, trotz Liebe, über zu lange Zeit all meine Kraft gekostet hätte? Hätte ich nicht auch die Notbremse gezogen, wenn mein Partner sich so gar nicht aus seinem Tief bewegt?
Und die Antwort: Ich hätte! Ich hätte mich, mit dem Wissen das es für beide das Beste ist, auch getrennt. Und ich hätte mich getrennt, um selbst nicht ganz daran zu zerbrechen! Und genau das ist die Selbstliebe die jeder von uns haben muss und braucht um mit seinem Leben klar zu kommen! Ob nun als Verlasser oder als verlassener!
Liebe Hasenmaus, Du solltest Dir nur eines bewusst machen: Es ist alles vergangen und nun Vergangenheit!
Deine Trennung schmerzt Dich selbst noch heute! Du schreibst, dass Du noch ständig daran denken musst! Und es ging damals nicht anderes, das sei Dir bewusst.
Die Erkenntnis zu haben das es damals nicht anderes ging, ist völlig in Ordnung! Du hast also was die Vergangenheit angeht, die Gewissheit die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Du hast reflektiert und spürst, dass es richtig war. Gut so!
Die Frage heute ist aber doch: Was ist heute? Und was passiert in Zukunft?
Was ist möglicherweise auf der Seite deines Expartners passiert? Hat er die Gründe für seine Unzufriedenheit erkannt? Diese vielleicht sogar abgelegt?
Ist das ausgelassene Lachen und der Seelenfrieden, was Du beides deiner Liebe wünscht, vielleicht schon in der Gegenwart angekommen?
Du hast innige Liebe empfunden, das kann einer jeder hier aus deinen Zeilen lesen!
Du hast Dich getrennt und es schmerzt Dich noch heute. Du wünscht Dir Klarheit, Kraft und Motivation.
Ich beziehe mich auf deinen Eingangsthread und gehe mal davon aus, das ihr keinen oder kaum Kontakt habt?:
Schau Dir also an, ob es wirklich Sinn macht „nur“ Zeit vergehen zu lassen und den Schmerz damit letztlich „nur“ „auszusitzen“?
Oder, ob es nicht besser wäre, aktiv zu werden was deine gewünschte Klarheit angeht? Vielleicht wünscht sich auch dein Expartner noch Klarheit?
Komm bitte aus deiner vergangenen Hilflosigkeit in die Gegenwart und das Heute. Mach eine Inventur im Heute!
Dann tust Du auch HEUTE das Beste für euch beide!
Gandalf
30.06.2012 14:42 •
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