Für den Partner umziehen?

Zitat von thegirlnextdoor:

Das blöde ist halt, dass man diese Dinge nicht zu 100% sicher sagen und wissen kann.

ich bin da wahrscheinlich bei meinen Empfehlungen davon beeinflusst, dass ich meinen Vater zum Teil an so einem Umzug aufs Land unglücklich werden sah.

Er war immer der Lebemann, gerne ein bisschen Schicki, gerne mal ein Glas zu viel. Da saß er dann in einem 3000 Seelen Kaff und der H o t Spot der Society war der Kirchenwirt. Verheiratet mit einer Frau die in ihrem ländlichen Umfeld aufblühte und neben der 2 Kinder noch einen halben Hobby-Bauernhof hochzog. Kam er von der Arbeit heim ging es um dreckige Windeln und Schafe.

Meine Eltern entfernten sich immer mehr voneinander, mein Vater trank und spielte Karten beim Kirchenwirt, irgendwann konnten die beiden nichts mehr miteinander anfangen. Die Ehe war sehr früh schon nicht mehr glücklich, hielt aber bis zu seinem Tod. Ich hatte schon als Kind das Gefühl, dass die beiden besser dran und glücklicher gewesen wären, wenn sie getrennte Wege gegangen wären.

Ich bin selbst nach Niedersachsen gezogen - tolle Gegend, mega Lebensqualität - aber du musst, wie überall, auch Anschluss finden können. Das geht nur wenn man will und offen ist, wird aber für manche Menschen, die vielleicht nicht so sehr aufs Land passen schwierig.

mal die praktischen Gedanken rund um die Kinder zur Seite geschoben: passt dein Partner überhaupt in deine Heimat? Sind dort Leute die so ticken wie er oder wäre er dort eine Orchidee? Hat er selbst ländliche Wurzeln und könnte sich daher besser integrieren oder wär da alles neu für ihn?

Ich denke es sind einige hier die gut wissen wie schwierig es am Dorf sein kann sich zu integrieren, vor allem wenn man vielleicht nicht ganz dem üblichen Typus entspricht.

Zitat von thegirlnextdoor:

Ich vermute offengestanden, dass wenn dieses Thema zu so extremer Uneinigkeit führt, da noch etwas anderes im Argen liegt. Denn wenn wirklich alles passt, findet man bei solchen Themen - zumindest solange man noch glücklich liiert ist - meist Kompromisse. Ich habe hier irgendwie kein gutes Gefühl.

Ja - das denke ich schon die ganze Zeit.

Zitat von Ayaka:

mal die praktischen Gedanken rund um die Kinder zur Seite geschoben: passt dein Partner überhaupt in deine Heimat? Sind dort Leute die so ticken wie er oder wäre er dort eine Orchidee? Hat er selbst ländliche Wurzeln und könnte sich daher besser integrieren oder wär da alles neu für ihn?

Auch ganz wichtig.

Zitat von thegirlnextdoor:

Passt die Beziehung zu 100% kann man praktisch überall glücklich sein. Nur, realistisch gesehen ist das selten so der Fall - und jeder braucht einfach noch Bereiche für sich selbst, und da ist es schwierig wenn man sich in dem jeweiligen Umfeld nicht wirklich wohl fühlt.

Klar, eine perfekte Beziehung, die einem alles gibt, was man im Leben braucht, gibt es nicht (und das wäre ja auch schlimm, man wäre total abhängig von ihr und bei einer Trennung würde alles wegbrechen).

Ich glaube aber, bei einer insgesamt gut laufenden, vertrauensvollen Beziehung auf Augenhöhe würde man einen Kompromiss in der Art, wie @kata_smiles vorschlägt, finden. Ein solcher kann in der beschriebenen Situation eigentlich auch die einzige Lösung sein. Der Ex und ich hatten aufgrund zahlreicher Arbeitsplatzwechsel und Umzüge mehrmals vergleichbare Diskussionen und konnten initial immer einen guten Kompromiss finden (also zu Zeiten, als die Beziehung noch gut lief). Beim letzten Umzug war das nicht mehr der Fall, da habe ich mich aus verschiedenen Gründen übervorteilt gefühlt. Im Nachhinein war das vielleicht schon ein bisschen der Anfang vom Ende.

Ich würde der TE also raten, genauer hinzuschauen, insbesondere sich die Frage zu stellen, ob einer von beiden (oder vielleicht auch beide) in der Beziehung irgendwie das Gefühl haben, zu kurz zu kommen.

Ja also wenn es hier nicht um Kinder ginge,
könnte ich das alles nachvollziehen mit den unterschiedlichen Wünschen
und Vorstellungen bezüglich des Ortes,
an dem man leben möchte.
Aber im Zusammenhang mit Kindern trägt in der Regel
die Frau und zukünftige Mutter die größere Last. -Das fängt schon in der Schwangerschaft an,
und geht dann weiter über die Geburt,
was auch nicht bei jedem reibungslos verläuft !
In Bezug auf Schwangerschaft und Kinder würde ich als die Gebärende
einfach mehr Rücksicht und Verständnis von meinem Partner erwarten
und nicht umgekehrt !

Guten Tag zusammen,

entschuldigte bitte, dass ich mich länger nicht gemeldet habe. Ich war ein paar Tage im Urlaub und habe versucht, den Kopf von den emotionalen Diskussionen der letzten Wochen freizubekommen. Zur Info: Mein Partner stammt aus dem ländlichen Bereich.

Wir hatten noch einiges an Gesprächen, und er hat sich bereit erklärt, mittelfristig einen Umzug in Erwägung zu ziehen. Ein Faktor dabei ist, dass ich wahrscheinlich eine Immobilie erbe und er sich gut vorstellen könnte, diese mitzuübernehmen. Zudem hat er gesagt, wir sollen erst einmal die Familienplanung angehen und dann schauen wir, wie es passt - sind also offen für mehrere Lösungen, auch Umzug.

Eigentlich ist das ein großes Zugeständnis und ich war damit auch zunächst happy. Ich bin aber inzwischen wieder am Zweifeln - wer weiß, was in 10 Jahren ist und ob dann eine Versetzung, die auch Jahre dauern kann, so schnell geht?

Letztendlich werde ich in mich gehen und in den nächsten Monaten entscheiden; Frist bis Ende des Jahres ist gesetzt. Wie schon viele bemerkt haben, teile ich die Befürchtung, dass es mit Kind nicht einfacher wird und so ein Wurm sollte doch Eltern haben, die sich einig sind.

Wenn es etwas Neues gibt, melde ich mich.

Ich möchte mich zudem an dieser Stelle für die ganzen Perspektiven, Lösungsvorschläge und Meinungen bedanken, die ich hier als sehr konstruktiv empfinde und die mir ermöglichen, weitere Facetten meiner Situation zu beleuchten!

Zitat von Multiversum:

Ja also wenn es hier nicht um Kinder ginge, könnte ich das alles nachvollziehen mit den unterschiedlichen Wünschen und Vorstellungen bezüglich des ...

Ehrlich gesagt, teile ich diese Sichtweise. Zumindest für die ersten Lebensjahres des Kindes. Ich habe versucht, ihm zu erklären, dass ich eine Wohlfühlumgebung für eine so wichtige Veränderung brauche, aber er macht es sich leicht und geht davon aus, dass es wir es irgendwie hinkriegen. Deswegen habe ich das Gefühl, dass er mich nicht versteht. Das nagt, zugegeben, auch etwas an mir.

Zitat von Ella:

Danke für dein Update. Ich kriege irgendwie das Gefühl nicht los, dass du nicht 100%-ig hinter eure Beziehung stehst. Kann das sein? Dieser Eindruck entsteht bei mir aufgrund deines Verhaltens. Zum Beispiel jetzt, wo er dir zugesagt hat, mittelfristig aufs Land zu ziehen, hielt deine Freude nur kurz, danach kamen ...

Ich muss zugeben, dass dein Eindruck der Unschlüssigkeit von mir schon irgendwie zutreffend ist. Damals, beim Immobilienkauf, war ich mir eigentlich sicher: Die Wohnung ist schön, die will ich. Kurz nach dem Notartermin, wir konnten nicht sofort einziehen, kamen dann erste Zweifel. Die waren erst leise, wurden dann lauter und ich habe bemerkt, dass ich meine Freiheit aufgegeben habe. Nach vielen Diskussionen bereits zu diesem Zeitpunkt habe ich mir eine systemische Beratungsstelle gesucht. Dort wurde die vage Vermutung geäußert, die sich später bestätigt hat, dass ich ADHS habe. Mit ADHS neige ich zu extremen Grübeln und Gedanken, die sich im Kreis drehen. Zusätzlich bin ich nicht sonderlich geduldig und würde am liebsten Gestern alles erledigt haben.
Mit seinem Zugeständnis würde ich am liebsten heute planen, wie es in 5 Jahren weitergeht und kann mich nicht, wie es richtig wäre, einfach darüber freuen und alles zu seiner Zeit erledigen.
Zusammengefasst: Ich stehe hinter der Beziehung, sonst wäre ich schon längst weg, kann mich aber nicht damit abfinden, dass ich nun für immer bleiben soll (was ja längst nicht mehr der Fall ist) und noch darauf warten zu müssen.