Zitat von finita:
Steht dahinter nicht einfach der Wunsch, keiner möge sich mehr auf einen gebundenen Menschen einlassen?
Oder der Wunsch, die Affäre möge von nun an komplett von der Bildfläche verschwinden?
Ich denke, genau darauf läuft es hinaus. Es ist die - meiner Ansicht nach irrationale - Vorstellung: Hätte es diese Frau nicht gegeben, hätte sie sich nicht auf eine Affäre mit meinem Mann eingelassen, dann wäre jetzt mit meiner Ehe alles gut. Dann müsste ich jetzt nicht so leiden.
Das ist verständlich, aber eben irrational. Weil sie sozusagen den Boten köpfen wollen, der aber mit der schlechten Nachricht an sich gar nichts zu tun hat. Und die schlechte Nachricht ist: Es ist der eigene Mann, der irgendwie unzufrieden war, der irgendwelche Bedürfnisse hatte und der es dafür in Kauf genommen hat, seine Partnerin übel zu verletzen und ihr Vertrauen zu missbrauchen. Immer in der Hoffnung, dass es soweit nicht kommt, dass sie es nicht merkt. Immer in der Hoffnung, nicht einmal dafür geradestehen zu müssen.
Und den Boten köpfen hat eine uralte Tradition. Scheint irgendwie menschlich zu sein. Man glaubt, die eigene Hilflosigkeit besser ertragen zu können.
Man glaubt, die schreckliche Wahrheit, die man nicht mehr ändern kann, auf diese Weise besser ertragen zu können.
Und die Wahrheit ist: Man hat einen Partner, der einen belogen, betrogen und hintergangen hat. Der mit einer fremden Frau im Bett war und sich dann nachts ins Ehebett gelegt hat. Der einer anderen Frau darüberhinaus gesagt hat, dass er sie liebt und braucht. Der in manchen Fällen geheult hat und verzweifelt gefleht, diese andere Frau möge ihn doch bitte nicht verlassen, weil er sie so sehr braucht. Und das obwohl er mit einer anderen zusammenlebt.
Und - was vielleicht das Schlimmste ist - dieser anderen Frau gegenüber schlecht über die eigene Partnerin geredet hat. Wie wenig diese ihn versteht. Wie schlecht der S. mit ihr ist. Und so weiter.
Letzteres wäre für mich persönlich der schlimmste Verrat. Selbst dann, wenn es nicht wahr oder stark übertrieben wäre.
Und kurz noch zum Thema Verantwortung. Alle AFs, die hier schreiben, müssen selbstverständlich Verantwortung übernehmen. Sie müssen die Scherben in sich aufkehren, die diese Geschichte in ihnen hinterlassen hat. Denn so wie eine EF aus naheliegenden Gründen schwere psychische Probleme bekommen kann, ist das bei einer AF oft nicht anders.
Wie viele hier sind in medikamentöser, psychologischer oder gar stationärer Behandlung, weil sie kaum noch zurecht kommen? Oft nach Monaten oder Jahren noch nicht?
Jetzt kann man sagen, eine AF wusste - im Unterschied zur Ehefrau - worauf sie sich einlässt. Und das stimmt. Aber nur bedingt. Die Gründe, warum man trotzdem in eine solche Geschichte hineingerät, wurden so oft genannt, dass ich sie nicht wiederholen will.
Mancher Am stellt sein eigenes schweres Schicksal so tragisch dar, dass die Af regelrecht das Gefühl bekommt, ihn retten zu müssen. Dazu die eigenen Sehnsüchte und nicht zuletzt das Verliebtsein.
Das ist wahrscheinlich total naiv. Aber für Naivität und mangelnde Abgebrühtheit sollte man nicht gesteinigt werden.
Bei denjenigen, die wirklich abgebrüht und eiskalt handeln, aus Berechnung, sieht die Sache nochmal anders aus. Auch die gibt es sicherlich.
Da möge jede mit sich selbst ins Gericht gehen, wie weit das für sie zutrifft.
Ansonsten macht das Karma vermutlich seinen Job.
Nur mal am Rande: Ich habe nie einen meiner Partner betrogen. Ich habe mich auch nie in harmlose Chats oder anderen platonische ErsatzDro. gerettet, die ja für viele fast schon normal zu sein scheinen.
Wenn ich auch nur anfing, mich in kurzen Träumereien oder Phantasien über andere Männer zu verlieren, während ich noch gebunden war, war das für mich ein grelles Alarmsignal. dass mit meiner Beziehung etwas nicht stimmt. Die Konsequenz war dann für mich, diese Beziehung zu verändern oder zu verlassen. BEVOR ich jemanden betrüge.
Auch wenn es wehtut. Auch wenn es schwer ist, weil ich z.B. ein Kind habe. Oder durch die Trennung gravierende finanzielle Verluste erleide.
Und genau das tun Affärenführer leider nicht. Oft über Monate und Jahre nicht. Und oft mit wechselnden Affärenpartnerinnen.