Du vernachlässigst einfach die immense Bedeutung des Sozialen, der Bindung @Erneut und pochst auf das bloße physische Leben. Auch wenn es einige Glückspilze gäbe, die sich nicht durch das Wissen, dass sie nur aus Zwang ausgetragen wurden, traumatisiert fühlten und das Glück hätten, in eine gute Adoptionsfamilie zu kommen und nicht mit dem Thema ihrer Herkunft ringen, so käme bei so einem Zwangsgesetz auch für die Kinder (und Mütter) großes Leid. Einfach weil der Mensch ein Bindungstier ist. Ich lernte wirklich nie ein einziges Geim-oder Adoptionskind kennen, für das das nicht ein riesen Thema war.
Genau so bei den Kindern, die nicht gewollt sind, aber behalten wurden weil ein SS Abbruch eben Zwang ist.
Hauptsache leben, egal unter welchen Umständen, ist halt nicht jedermanns Motto.
Man ist nicht automatisch kein Opfer, nur weil man geboren wird. Es gibt zahllose Kinder, die Opfer ihrer Eltern oder der Umstände sind. Warum setzt Du Dich nicht für sie ein?
Oder, da Du die Narzizeit erwähnt hast: KZ`s gibt es noch und zwar für Tiere.
Da leben und sterben die Tiere elendig.
In diesem Artikel
https://www.berliner-zeitung.de/politik...ket-newtaberzählt eine Holocaustüberlebende und sie zitiert hier eine andere Überlebende, die sagte:
Ich bin hundertmal gestorben und habe einmal überlebt.
Führe Dir das mal wirklich zu Gemüte, was da bedeutet. Hundertmal gestorben und einmal physisch überlebt.
Damit will ich keineswegs sagen, dass alle Kinder, die von ihren leiblichen Eltern weggenommen werden, so elendig leiden (einigen ginge es sicherlich sogar sehr gut), sondern mal den Fokus auf das (vermeintliche) Glück einfach nur physisch zu leben, wegzunehmen.
Wieso beißt Du Dich so einseitig an Leben oder nicht leben fest?
Wieso engagierst Du Dich nicht für lebende Kinder, die leiden?Für mich liest Du Dich wie ein halstarriger grauer und sicherlich idealistischer Theoretiker, der humanistisch denkt, aber doch recht pragmatisch an die Sache geht. Und da fehlt mir bei Dir eben die emotionale Ebene und auch der Realismus- oder auch Lebenserfahrung (Einbeziehung aller menschlicher Schwächen, Unreife, auch dass Lösungen nicht unbedingt immer einfache, schmerzfreie oder vollkommene sind, bzw. dass es manchmal im Leben auch einfach nur darum geht, schlimmeres abzuwenden oder sogar einfach nur zwischen Pest und Cholera zu entscheiden, statt eine ideale Lösung zu finden usw. usf.).
Heißt, dass es damit (mMn) nicht getan ist, Schwangere dazu zu verpflichten, das Kind auszutragen und es dann auf einem riesen Adoptionsmarkt frei zu geben.
Für mich ein idealistischer Gedanke, der schnell zur Grausamkeit entarten kann.
Denkt man Deinen Gedankengang weiter und ein SS Abbruch stünde unter Strafe und das werdende Leben ein Opfer (so nanntest Du es), dann müssten Deiner Logik zufolge ja auch Schwangere verklagt werden, die sich ungesund in der SS ernährten oder gar rauchten und tranken. Nach meinem Empfinden ist man da schnell in einer Diktatur.
Folgende Aussagen finde ich völlig verquer und mir scheint, dass Deine Verkopftheit die Ursache dafür ist und ich finde es immer sehr befremdlich, wenn jemand unter dem Stern des Ideals, hier des Humanismus, ohne jedes Gefühl argumentieren:
Zitat:Sollen Männer dann auch alleine darüber entscheiden, ob Vergewaltitung legal sein sollte, weil Frauen ja nur erahnen können, wie es ist, wenn man keinen so einfachen Zugang zu S. hat? Mein P. meine Wahl?
Sollen päd. alleine darüber entscheiden, ob man S. mit Kindern haben darf, weil nicht-pädophile nur erahnen können, wie es ist, von Kindern S. erregt zu werden?
Zitat:Außerdem denke ich auch an all die anderen Menschen, die von der Entscheidung betroffen sind. Zum Beispiel an einen Mann, dessen Kind gegen dessen Einwilligung abgetrieben wird. Denkst du so Jemand leidet weniger drunter, als eine Frau, die 9 Monate lang schwanger sein müsste?
ohne das Leid, das durchaus schlimm für einen Mann sein kann, beschönigen zu wollen, finde ich diese Frage absurd und beantworte sie mit Ja. Ja, ich meine, dass er weniger leidet. Und selbst wenn er mehr leidet, sollte keine Frau gezwungen sein, in ihrem Körper ein Kind wachsen zu lassen weil der Mann es will.
Und was meinst Du, was all die Frauen für auch seelische Qualen durchleiden würden weil es eben so etwas wie einen Mutterinstinkt gibt und es keine Frau kalt lassen würde, ein Kind nur wie eine Maschiene auszutragen und es dann fortzugeben.
All das zu ignorieren mit dem Schrei nach Leben und alles andere auszublenden, empfinde ich persönlich schon etwas unmenschlich.
Und was geschähe, wenn Dein Ideal Gesetz würde? Unzählige Frauen würden selbst Hand anlegen, wie zu früheren Zeiten. Die Folge tote Kinder, Mütter, verstümmelte Kinder usw.
Und das ist es wohl, was Du nicht akzeptieren kannst: der Mensch ist auch unvollkommen, schwach und ist auch in anderen Lebensbereichen so oft mit dem eigenem Überleben beschäftigt, dass es eben dazu kommt, dass es Ungerechtigkeit gibt, alles andere als idealistische Lösungen usw.
Komm mal von der Theorie weg und denke es alles konkret zuende, wie es in der Realität ist: da hat vielleicht eine Schülerin von 16 Jahren unbedacht Säggs, oder ein Ehepaar, dessen Ehe nicht rosig ist, die vielleicht wenig Kohle haben und schon drei Kinder, die im Alltag ganz einfach mit tausend Dingen kämpfen. Oder auch eine sagen wir mal 45 jährige Frau, die sich viel zu alt dafür fühlt, ein Kind auszutragen, oder eine schwer Depressive. Oder wie bei mir tief unglückliche leidende und psychisch sehr kranke Eltern, die bei der Trennung vö geln, um nur wenige Bsp. zu nennen.
Klar kannst Du dann sagen: dann hätten sie aber verhüten müssen! (mal abgesehen von SS trotz Verhütung), doch das ändert einfach nichts an der menschlichen Realität: es werden Menschen in bestimmten Situationen immer so irrational sein und ohne Verhütung vö geln.
Jetzt antwortest Du wahrscheinlich: ja, aber dann müssen sie die Konsequenzen tragen und das Kind muss geboren werden!
In der gefühlten, nicht nur gedachten Realität sind viele Menschen aber nunmal so, dass all die aufgezählten beispielhaften ungünstigen oder schweren Lebenssituationen von vielen gewichtiger empfunden werden, als die Frage, ob Leben oder nicht. Und danach wird auch gehandelt. Und hier fehlt mir bei Dir eben Realismus und Lebenserfahrung. So idealistisch Du klingst, und so sehr Du Dir wünschst, dass das Recht des ungeborenen Menschen 1. Priorität ist- ist sie in der gefühlten Realität eben oft nicht und ich verstehe das gut. Dazu muss man vielleicht aber auch erstmal gewisse Dinge im Leben erlebt haben.
Stelle Dir das alles mal vor: sagen wir mal in der Family, die schon 3 Kinder hat, muss die Frau dann nun das Kind austragen und weggeben. Das könnte auch für die anderen 3 Kinder eine harte und traumatisierende Zeit werden.
Du wirst den Menschen auch unter Zwang niemals dahin bringen, dass er in jeder Minute völlig rational und verantwortungsbewusst handelt. So z.B. nie wieder ungeschützten Säggs hat, wenn er kein Kind will.
Schau Dir die ganzen Eltern an, die ihren Kindern kleines oder großes Unrecht tun und es oft später bereuen und besser gewusst hätten.
Glaubst Du auch hier per Gesetzesbeschluss eine gerechtere Welt herstellen zu können?
Übrigens wird ein gewolltes und ausgetragenes Kind ebenso vorher nicht gefragt, ob es da so Bock drauf hat. Ja, wohl oder übel entscheiden erstmal die Eltern, ob es leben darf, oder nicht, bzw. ob es leben muss.
Ich habe nicht selten auch Menschen sagen gehört, dass sie es nicht sooo prickelnd finden, in diese Welt gesetzt worden zu sein. Dann aber treibt uns in den meisten Fällen der natürliche Lebenstrieb an und die schönen Ereignisse binden ans Leben, oder auch die sozialen Bindungen (wer will seinen Liebsten schon einen Suizid zumuten?). Und es macht einen Unterschied, gar nicht erst geboren worden zu sein, oder, erstmal am Leben, es wieder auszulöschen. Letzteres ist ein gewaltiger Akt.
Ich bin vor einigen Monaten mal mit einer Frage im Umfeld hausieren gegangen: wenn es eine Wiedergeburt gibt, würdet ihr wieder auf die Welt kommen wollen?
Zu meiner Überraschung hörte ich viele Neins und das waren keine depressiven Nihilisten, die das sagten. Heißt, ich denke nicht, dass alle immer unbedingt leben wollen.
Und ja, es bleibt keine ideale Lösung. Menschen, die später vielleicht das Leben wundervoll fänden, dürfen nicht leben, oder willige Väter müssen verzichten uvm., aber welche Lösung man auch wählt, es gibt keine, die Leid verhindert.