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Für Abtreibung entschieden / meine Erfahrung

Minnie
Die alte Frage... wenn es in der Klinik brennt, schick ich die Feuerwehr dann in die Kinderstation um 25 Kinder zu retten, oder in den Bereich wo 10000 befruchtete Eizellen aufbewahrt werden?!
Sind ja alles Lebewesen...

24.01.2020 09:09 • x 1 #151


P
Zitat von BlueApple:
Tatsächlich war das bei meinem Wunschkind anders


Dass verstehe ich.

Ich habe mir schon immer 2 Töchter gewünscht. Ich war eben ein richtiges Mädel mit Baby Born und Glitzer und so nen Kram. Nun ich hatte Glück, ich habe bekommen was ich mir gewünscht habe.

Trotzdem hatte ich ( bei der ersten Tochter) erst Gefühle als sie geschlüpft war.

24.01.2020 09:13 • #152


A


Für Abtreibung entschieden / meine Erfahrung

x 3


BlueApple
Zitat von leilani:
Ich denke, dass es in vielen Fällen durchaus zumutbar ist ein von den biologischen Eltern nicht gewünschtes Kind, auszutragen und zur Adoption frei zu geben.
Das ist sicherlich eine große Belastung, gerade deswegen weil das Umfeld das ja mitbekommt. Wobei ich dafür den größten Respekt hätte. Man war unvorsichtig bei der Verhütung, ist dann aber auch bereit die Konsequenzen zu tragen.

Ich bin selber ein adoptiertes Kind. Ich finde es toll, dass eine solche Möglichkeit gibt und ich denke Adoptiveltern sind immer tolle Eltern, da sie es zu schätzen wissen ein Kind zu haben.
Und nun kommt das aber: ich als Adoptivkind habe mich jahrelang mit Identitätskrisen durchgeschlagen. Gerade als Kind / Jugendlicher war das grauenvoll.
Ein Kind auszutragen und zur Adoption freizugeben stellt für mich keine Alternative dar. Für mich gibt es nur die Möglichkeit behalten oder eben nicht austragen.
Und ja sicher, ich kann mit Kritik und anderen Meinungen umgehen, sonst hätte ich dies hier nicht gepostet. Und ich finde es gut, dass über das Thema gesprochen wird.
Aber für mich steht diese Entscheidung fest und lässt sich durch nichts mehr ändern.
Herzlichen Dank für deinen Beitrag

24.01.2020 09:14 • x 5 #153


L
Zitat von BlueApple:
Und nun kommt das aber: ich als Adoptivkind habe mich jahrelang mit Identitätskrisen durchgeschlagen. Gerade als Kind / Jugendlicher war das grauenvoll.


Bedeutet das für dich dann als Umkehrschluss, dass du lieber abgetrieben worden wärest?

Vor Traumata, Identitätskrisen, Scheidungen der Eltern, Tod der Eltern oder anderen vergleichbaren Härten kann man kein Kind schützen. Sie werden immer in irgendeiner Form mit dem Leben und seinen Schwierigkeiten konfrontiert.

Meine Mutter hat bspw. kurz bevor sie mit mir schwanger war 2x abgetrieben (obwohl es keinen wirklich driftigen Grund gab).

Das habe ich zufällig mit 12 Jahren mitbekommen.

Es war im Grunde nur ein Zufall, dass sie mich behalten hat. Das hat das Vertrauen zu meiner Mutter grundlegend angegriffen und schwierig gemacht.

Ein tolles Beispiel (allerdings ein Extremfall in die andere Richtung) ist das Beispiel von Angelo Kelly, einem der Musiker der Kelly Family.
Seine Mutter hat, kurz nachdem sie mit ihm schwanger war und bereits viele Kinder hatte, erfahren, dass sie lebensbedrohlich an Krebs erkrankt war und dass die Entscheidung für ihn höchstwahrscheinlich bedeutet, dass sie sterben wird.

Sie hat sich für die Schwangerschaft entschieden und ist leider kurz danach verstorben.

Das ist nun ein Extremfall und ich propagiere sicherlich nicht die Gefährdung des eigenen Lebens, um ein Kind auszutragen.

Allerdings empfinde ich diesen Mann als unglaublich lebensbejahend und positiv. Er hat selbst früh geheiratet, viele Kinder bekommen mit der selben Frau und wirkt ausgeglichen und glücklich.

Und ich denke, dass diese Haltung zu einem großen Teil daher kommt, dass er erfahren hat so sehr gewollt worden zu sein, dass seine Mutter bereit war selbst ihr Leben zu opfern.

24.01.2020 09:29 • x 1 #154


A
Zitat von PuMa:
Eigentlich finde ich deine Sicht der Dinge sehr gut und nachvollziehbar. Da gibt es nur eines was ich strange finde. Und zwar Charaktereigenschaften.

Kann nur von meinen Beobachtungen sprechen. Mein erstes Kind war schon gleich nach der Geburt ein sehr ruhiges , ausgeglichenes Baby und diese Charaktereigenschaft hat sich bis jetzt erhalten .
Das zweite Kind war das Gegenteil , es hat sein Recht energisch eingefordert . Könnte hier noch einige grundlegende Eigenschaften aufzählen , die schon gleich nach der Geburt vorhanden waren .
Natürlich formt sich der Charakter im Laufe des Lebens weiter , die Grundzüge sind aber schon in das Kind gelegt .

24.01.2020 09:31 • x 2 #155


T
Zitat von leilani:

Bedeutet das für dich dann als Umkehrschluss, dass du lieber abgetrieben worden wärest?

Vor Traumata, Identitätskrisen, Scheidungen der Eltern, Tod der Eltern oder anderen vergleichbaren Härten kann man kein Kind schützen. Sie werden immer in irgendeiner Form mit dem Leben und seinen Schwierigkeiten konfrontiert.

Meine Mutter hat bspw. kurz bevor sie mit mir schwanger war 2x abgetrieben (obwohl es keinen wirklich driftigen Grund gab).

Das habe ich zufällig mit 12 Jahren mitbekommen.

Es war im Grunde nur ein Zufall, dass sie mich behalten hat. Das hat das Vertrauen zu meiner Mutter grundlegend angegriffen und schwierig gemacht.

Ein tolles Beispiel (allerdings ein Extremfall in die andere Richtung) ist das Beispiel von Angelo Kelly, einem der Musiker der Kelly Family.
Seine Mutter hat, kurz nachdem sie mit ihm schwanger war und bereits viele Kinder hatte, erfahren, dass sie lebensbedrohlich an Krebs erkrankt war und dass die Entscheidung für ihn höchstwahrscheinlich bedeutet, dass sie sterben wird.

Sie hat sich für die Schwangerschaft entschieden und ist leider kurz danach verstorben.

Das ist nun ein Extremfall und ich propagiere sicherlich nicht die Gefährdung des eigenen Lebens, um ein Kind auszutragen.

Allerdings empfinde ich diesen Mann als unglaublich lebensbejahend und positiv. Er hat selbst früh geheiratet, viele Kinder bekommen mit der selben Frau und wirkt ausgeglichen und glücklich.

Und ich denke, dass diese Haltung zu einem großen Teil daher kommt, dass er erfahren hat so sehr gewollt worden zu sein, dass seine Mutter bereit war selbst ihr Leben zu opfern.


Weisst Du überhaupt wie Adoptierte, Zwangsadoptierte und Heimkinder gelitten haben, bis sie in eine eventuell glückliche Familie vermittelt wurden? Und wenn sie dann später erfahren, wie die eigentlichen Umstände waren, die dazu geführt haben?

Ein Kind auszutragen, es zur Adoption freizugeben käme für mich aus diesem Grund erst recht nicht infrage.

24.01.2020 09:39 • x 2 #156


L
Zitat von tina1955:
Weisst Du überhaupt wie Adoptierte, Zwangsadoptierte und Heimkinder gelitten haben, bis sie in eine eventuell glückliche Familie vermittelt wurden? Und wenn sie dann später erfahren, wie die eigentlichen Umstände waren, die dazu geführt haben?

Ein Kind auszutragen, es zur Adoption freizugeben käme für mich aus diesem Grund erst recht nicht infrage.


Ist ja vollkommen ok. Da muss jeder für sich entscheiden wie er mit dem Thema umgeht.

Aber so pauschal aufzurechnen welches Leid größer ist, also das adoptiert worden zu sein versus abgetrieben worden zu sein, finde ich schwierig.

Es gibt auch unzählige Beispiele für Menschen die trotz eines schwierigen Starts sehr glücklich geworden sind.

24.01.2020 09:46 • #157


T
Ich kann jede Frau verstehen, deren Entscheidung zur Abtreibung gefestigt ist.
Von den Frauen dann noch zu verlangen, sich eventuellen gesundheitlichen und emotionalen Risiken auszusetzen, wenn sie eine Schwangerschaft zum Zwecke der Adoption austrägt....
Keine Frau würde freiwillig produzieren um andere Paare glücklich zu machen. Natürlich gibt es auch hier leider Frauen, die es aus finanziellen Gründen tun, was Gott sei Dank bei uns illegal ist.

24.01.2020 09:56 • x 4 #158


T
Zitat von leilani:

Ist ja vollkommen ok. Da muss jeder für sich entscheiden wie er mit dem Thema umgeht.

Aber so pauschal aufzurechnen welches Leid größer ist, also das adoptiert worden zu sein versus abgetrieben worden zu sein, finde ich schwierig.

Es gibt auch unzählige Beispiele für Menschen die trotz eines schwierigen Starts sehr glücklich geworden sind.



Ein Kind, was abgetrieben wurde, kann nicht mehr befragt werden.

.... Und Hunderttausende ehemalige Heimkinder und zwangsadoptierte gingen 2012 auf die Straße, kämpfen noch heute um ihre Rechte und ihre Identität.

Die Dunkelziffer liegt noch bedeutend höher.

24.01.2020 10:01 • x 1 #159


L
Zitat von tina1955:
.... Und Hunderttausende ehemalige Heimkinder und zwangsadoptierte gingen 2012 auf die Straße, kämpfen noch heute um ihre Rechte und ihre Identität.


Was die abgetriebenen gar nicht können, denn die wurden ja entschieden.

Ich weiß, dass die ganze Diskussion unglaublich emotional aufgeladen ist und es kaum möglich ist das sachlich zu diskutieren.

Beleuchtet man alle möglichen Aspekte, finde ich die Lösung in Deutschland tatsächlich die Beste.

Allerdings gibt es ja zusehends Bestrebungen die Hürden hinsichtlich einer Abtreibung noch weitaus niedriger zu gestalten.

Was ich darüber hinaus mitbekomme sind es ja gerade die Abtreibungsbefürworter im großen Stil, die solchen Dingen wie Leihmutterschaft, Eizellspende usw. sehr offen und positiv gegenüber stehen.

Es ist einfach ein super schwieriges Thema.

24.01.2020 10:12 • #160


BlueApple
Ich erzähle euch mal von meiner Adoption und wie ich davon erfahren habe:
Meine Eltern sahen nie aus wie ich. Das habe ich schon im frühsten Kindesalter hinterfragt und es wurde immer gesagt.... Doch, doch, du bist unser Kind.
Als mein Vater starb, da war ich 14, kam es zu einem teeniemäßigen Streit. Da sagte meine Mutter.... Nur weil du nicht mein leibliches Kind bist musst du nicht so mit mir umgehen.... Sie dachte jemand hätte mir gesagt, dass ich adoptiert bin. Ich wusste es aber nicht. Wie es mir von da an ging, kann man sich vorstellen.
Ich bin durchs Leben gelaufen und habe gedacht, dass theoretisch gesehen jeder mein Vater oder meine Mutter sein kann.
Es war grauenvoll. Mit 32 habe ich dann meine leibliche Mutter sowie meine 3 Brüder kennengelernt. Alle saßen bereits im Knast. Auch das war ein Schock für mich.
Mein leiblicher Vater ist/war Türke und wollte mich damals meiner Mutter wegnehmen und in die Türkei verschleppen.
Aber ich war dankbar, dass meine Eltern mich damals so liebevoll aufgenommen haben nur war es wirklich schwer. Ich habe quasi 2 Identitäten.

Das könnte ich nicht machen. Ich könnte nie mein Kind anderen Eltern überlassen, auch wenn sie es noch so lieben. Und auch für das Kind ist dieses definitiv mit Problemen verbunden.

24.01.2020 10:25 • x 6 #161


L
Zitat von BlueApple:
Das könnte ich nicht machen. Ich könnte nie mein Kind anderen Eltern überlassen, auch wenn sie es noch so lieben. Und auch für das Kind ist dieses definitiv mit Problemen verbunden.


Genau. DU könntest das nicht. Aber auch an der Stelle entscheidest du über das Schicksal eines anderen, der wohlmöglich die Sachlage ganz anders sieht.

Und ich würde mir selbst die Frage stellen, ob ich tatsächlich lieber nicht geboren worden wäre, als ein Leben zu leben, das nicht perfekt ist.

Weißt du, ich denke eben nicht, dass du mit deiner Entscheidung wirklich glücklich bist. Sonst würdest du dir sicherlich nicht, auch nicht indirekt, Hilfe in einem Forum suchen.

Egal wie du dich entscheidest und wen du fragst, wirst du sowohl Menschen finden, die dich unterstützen, als auch Leute, die das kritisch sehen.

Es bleibt leider eine einsame Entscheidung, die niemals perfekt sein kann. Und jeder muss für sich entscheiden, welchen Dämonen er sich für den Rest seines Lebens stellt.

24.01.2020 10:33 • x 3 #162


T
Zitat von BlueApple:
Ich erzähle euch mal von meiner Adoption und wie ich davon erfahren habe: Meine Eltern sahen nie aus wie ich. Das habe ich schon im frühsten Kindesalter hinterfragt und es wurde immer gesagt.... Doch, doch, du bist unser Kind. Als mein Vater starb, da war ich 14, kam es zu einem teeniemäßigen Streit. Da sagte meine Mutter.... Nur weil du nicht mein leibliches Kind bist musst du nicht so mit mir umgehen.... Sie dachte jemand hätte mir gesagt, dass ich adoptiert bin. Ich wusste es aber nicht. Wie es mir von da an ging, kann man ...


... und so empfindet jedes Kind, wenn es erfährt, dass es adoptiert wurde.
Das Leid und die innere Unruhe, bis es die Wurzeln kennt ist nicht zu beschreiben. Dann kommt mitunter der nächste Einbruch, wenn man verstehen will, warum man zur Adoption frei gegeben wurde oder vom Jugendamt aus der Familie heraus genommen wurde.
......

Du hast richtig entschieden, Dir Deinen Entschluss nicht leicht gemacht und Dich mit der Situation bestens beschäftigt.

24.01.2020 10:34 • x 2 #163


T
Nein Leilani, BlueApple entscheidet nicht für jemand Anderen, sondern nur für sich selbst, was für sie das Richtige ist.

24.01.2020 10:47 • x 8 #164


BlueApple
Zitat von leilani:
Weißt du, ich denke eben nicht, dass du mit deiner Entscheidung wirklich glücklich bist. Sonst würdest du dir sicherlich nicht, auch nicht indirekt, Hilfe in einem Forum suchen

Natürlich bin ich nicht glücklich. Mit der Situation an sich. Sie war weder gewollt, noch von mir absichtlich provoziert. Und glücklich einen Abbruch vorzunehmen kann man meines Erachtens nicht sein. Für mich ist es eine rein rationale Entscheidung und für mich die richtige. Aber von Glück kann man tatsächlich nicht sprechen.
Würde ich an meiner Entscheidung zweifeln hätte ich konkrete Hilfestellung erbeten. Das habe ich aber nicht.
Trotzdem muss ich meine Gedanken und Ängste irgendwo loswerden. Das mache ich zwar auch bei meinem Partner, trotzdem ist es aber wohl irgendwie menschlich, dass man sich auch irgendwie noch anderen mitteilen möchte. Da dies in meinem privaten Umfeld derzeit nicht möglich und von mir nicht gewünscht ist, muss halt das Forum herhalten. Es ist ja auch niemand gezwungen mich mit mir und meinem Thread auseinanderzusetzen.

24.01.2020 10:47 • x 6 #165


A


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