Hallo an alle,
ich muss hier einfach mal meinen Frust abladen und vielleicht hat ja jemand ein paar Tipps oder Erfahrungen für mich.
Ich versuche das mal sortiert und nachvollziehbar aufzuschreiben.
Mein Mann und ich sind seit über 10 Jahren zusammen und fast 4 Jahre verheiratet, seit 3 Jahren wohnen wir im Eigenheim.
Insgesamt würde ich unsere Beziehung bis vor 2-3 Jahren als harmonisch und glücklich beschreiben.
Während des Hausbau fing es dann langsam an, dass ich mir etwas Sorgen machte, ob mein Mann mir Mann genug ist und seit letztem Jahr häufen sich die Fälle in denen ich das Gefühl habe, nicht ernstgenommen zu werden und mich nicht mehr wirklich geborgen zu fühlen.
Er ist ein sanfter, schüchterner, ruhiger Mensch. Ich selber bin auch eher schüchtern und introvertiert, und das hat eigentlich immer gut so für mich gepasst.
Während des Hausbaus hat es mich dann des Öfteren genervt, dass er sich häufig davor gedrückt hat Telefonate mit Handwerkern etc. zu führen um Sachen zu klären, weil er es hasst zu telefonieren. Er wollte dann lieber das ich das übernehme, obwohl ich vieles nicht wirklich verstanden habe, was er da genau wissen wollte von denen. Da ich mich da aber auch schwer tue mit fremden Menschen zu telefonieren, ihn daher verstehe, habe ich ihm das dann meist abgenommen, um keinen Streit zu provozieren.
Das alleine wäre auch nicht so schlimm gewesen.
ABER das nächste viel größere Problem wurde dann Schwiegermutter, die sich extrem in den Hausbau eingemischt hatte. Wollte bei allen wichtigen Terminen dabei sein, wollte sich in die Bemusterung einmischen etc. Meinem Mann war das auch nicht recht, aber er hat es geduldet, weil er nicht mit seiner Mutter streiten wollte und sie es ja nur gut meine. Und wenn wir sie tatsächlich mal nicht eingebunden hatten, war sie wirklich so eingeschnappt, dass sie uns eine Zeit wie Luft behandelte. Ich hätte damit leben können, für meinen Mann aber war das kaum auszuhalten, er hat also immer versucht es ihr Recht zu machen.
Mein Mann und ich sind beide leider sehr konfliktscheu, sodass wir uns darüber nie ernsthaft auseinander gesetzt hatten. Generell streiten wir sehr wenig bis gar nicht.
Anfang letztes Jahr wurde ich dann krank, wie sich später rausstellte eine Autoimmunerkrankung. War 2x in dem Jahr im Krankenhaus, beim ersten Mal nur zur Einstellung mit Medikamenten, beim 2. Mal mit OP.
In diesem gesamten Jahr ist mir entweder dann erst so richtig bewusst geworden, was mir eigentlich alles in unserer Beziehung fehlt, oder ich und meine Bedürfnisse haben sich aufgrund der Erkrankung verändert. Das hat so an mir genagt, dass ich ernsthaft angefangen habe über eine vorrübergehende räumliche Trennung nachzudenken, um mit etwas Abstand alles überdenken zu können. So weit bin ich aber nicht gegangen das auszusprechen. Mein Mann merkte aber wohl schon, dass etwas in mir vorging, sprach es aber nicht an.
Im März diesen Jahres habe ich dann all meinen Mut zusammengenommen und versucht mit ihm zu reden. Mein Hauptanliegen war dabei in erster Linie Schwiegermutter, die mehrmals wöchentlich auf der Matte steht, ewig bleibt und erwartet, dass ich alles stehen und liegen lasse, wenn sie kommt, um dann zu dritt Kaffee zu trinken und zuletzt auch noch frech wurde, als ich da nicht mehr mitmachen wollte und mich öfter mal zurückzog, wenn sie kam.
Der 2. Punkt und damit auch eng verknüpft war das Thema, dass mein Mann sie immer gewähren lässt, obwohl er auch gestresst wirkte und weder unsere gemeinsame Zeit, wenn sie z.b. nur kurz was klären wollte obwohl sie genau wusste, dass wir auf dem Sprung wo anders hin waren, noch mich verteidigte, wenn dann freche Sprüche an mich gewand kamen.
Punkt 3 war dann noch, dass ich mir in meiner akuten Krankheitsphase mehr Rückhalt seinerseits gewünscht hätte. Anfangs als ich noch keine Diagnose hatte ging es mir oft diffus schlecht, Übelkeit, schnell müde, Luftnot. das ich von Arzt zu Arzt war fand er überzogen. ihm ginge es auch oft nicht gut (er hat wahrscheinlich nen Reizmagen und sicher diagnostiziert einen Bandscheibenvorfall), da könne man sich auch dran gewöhnen. Dann als die Medikamente nicht so anschlugen wie gewünscht, kam das Thema OP auf. Alle meine behandelnden Ärzte haben diese als die einzige sinnvolle Option gesehen, ich auch, aber mein Mann war sauer, weil ich mir das einreden lassen würde, OPs viel zu oft unnötig gemacht würden und ich dann ja wieder eine Woche nicht Zuhause wäre. Ich solle mich erst weiter umhören. Nach der 4. gleichlautenden Zweitmeinung hat er dann zähneknirschend eingesehen, dass wohl nix drum herum ginge.
Er war nachher dann schon auch da, kam mich täglich im Krankenhaus besuchen, aber ich hätte mir gewünscht, dass er mir von vorneherein den Rücken gestärkt hätte. Vielleicht sehe ich das auch falsch?
Das Gespräch ging lange,war letztendlich eher ein Monolog meinerseits, mit vielen Tränen auf beiden Seiten. Er hätte schon gemerkt, dass was nicht mit mir stimme und er habe auch gemerkt, dass ich mit seiner Mutter nicht mehr so gut klar käme, aber hätte nicht gewusst wie er das hätte ansprechen sollen.
Er war geschockt über meine Überlegungen von Trennung. Ich wäre ihm das Wichtigste in seinem Leben, aber er wisse nicht wie er mir da helfen solle, er könne meine Probleme eigentlich nicht verstehen.
Ich hatte Paartherapie vorgeschlagen, damit wir lernen können besser miteinander zu kommunizieren. Das hatte er abgelehnt.
Waren dann so verblieben, dass er mit seiner Mutter spricht, dass sie erstmal nicht mehr kommen soll, sondern nur er sie besucht. Damit schonmal ein großer Stressfaktor für mich ausgeschaltet wird, was für mich auch schonmal ein wichtiger Schritt war, dass er zumindest gewillt ist, etwas zu tun.
Ich habe dann für mich selbst alleine mit Psychotherapie begonnen. Und hatte bisher 2 Sitzungen, die schonmal ganz gut getan haben. Es ging überwiegend darum herauszufinden, warum es mir so schwer fällt negative Dinge zu kommunizieren, hauptsächlich in Bezug auf meinen Mann aber auch allgemein.
Und in der Folge dann über die dort herausgefundene Tatsache, dass es mir sehr schwer fällt meine eigenen Bedürfnisse zu sehen und für sie einzustehen.
Mein Mann sieht in der Therapie eine tolle Möglichkeit, dass ich glücklicher sein lerne, damit er auch wieder glücklich sein kann, quasi ohne dass er viel dafür tun muss, weil ja an meinem Kopf gearbeitet wird.
Dass Dinge aufkamen, dass ich Hobbies vernachlässigt habe etc. und ein gesundes Maß an Zeit für mich alleine finden muss, fand er nicht gut. Das wäre total egoistisch.
Das war der erste tiefe Stich, der mich getroffen hat.
Es ist ihm angeblich wichtig, dass ich glücklich bin, aber es darf nicht seine Vorstellung von unserem Alltag betreffen. Der wäre nämlich: Arbeiten gehen, Haushalt und drumherum und dann die restliche Zeit soweit wie möglich zusammen verbringen. Aber auch nicht viel unterwegs sein, weil andere Menschen sind ja anstrengend (das ist seit corona und 2 Jahren Homeoffice bei ihm echt extrem geworden)
Alle weiteren Gespräche die ich/wir versucht haben zu führen sind sehr mühsam. Er ist für mich nicht klar in dem was er sagt. Mal ist seine Mutter Schuld, dass er so verkorkst ist (die 2 haben definitiv keine gesunde Beziehung, vermutet so auch meine Therapeutin) und auch für ihn vom Verhalten her schwierig, dann wieder ist alles in Ordnung und er findet alles ganz normal und versteht nicht, warum ich Probleme mit ihr habe.
Letztendlich konnten wir uns aber darauf verständigen, dass wir zumindest einen Termin bei der Therapeutin zusammen wahrnehmen. Dieser ist übermorgen, am Donnerstag. Ihm geht es dabei vorwiegend darum, wie wir seine Mutter beschwichtigen, die jedesmal wenn er sie besucht über mich herzieht, und immernoch wie ein kleines Kind bockt anstatt mal selbst zu reflektieren, dass erwachsene Kinder auch mal elternfreie Zeit brauchen und sie auch mal ein nein akzeptieren muss.
Der nächste riesige Stich kam letzte Woche.
Er war total down und als ich ihn drauf ansprach, sagte er, dass er die Situation mit seiner Mutter nicht mehr aushalte. Er wolle, dass wir uns vertragen, sie wieder zu uns kommen dürfe und sie dann nicht immer bei ihm über mich herziehen müsste, was auch immer schlimmer würde, und er nicht so extrem aufpassen müsse was er ihr sage, damit es keinen Streit zwischen den beiden gebe.
Als ich ihn fragte, was sie denn jetzt so schlimmes über mich sagt (bisher war es immer nur sowas wie ich wäre ja eine verwöhnte Prinzessin, undankbar. ), meinte er, dass sie an dem Tag meinte es wäre ja nur gut, dass ich zur Therapie ginge, ansonsten würde sie mich mal längst dahin empfehlen. Ich gehöre da hin. Da war ich echt angefressen, finde das äußerst unverschämt.
Schlimmer daran ist aber, dass mein Mann sich da nicht vor mich stellt und ihr Einhalt gebietet. Kann er ja nicht machen, weil dann hat sie ja auch mit ihm Streit. Würde einer meiner Elternteile so über meinen Mann sprechen, würde ich ihnen das untersagen und klar stellen wie respektlos ich das finde. Und dann wäre es mir auch egal, wenn sie dann ein paar Tage den Kontakt einstellen.
Für mich fühlt sich das an, als ob er überhaupt nicht hinter mir steht, ich fühle mich entsetzlich alleine gelassen und habe jegliches Gefühl von Geborgenheit verloren.
Er sagt, er liebt mich über alles, es wäre sein Untergang, wenn ich ihn verlassen würde. Aber ich fürchte langsam, dass er mich nicht wirklich liebt, sondern eher auf eine schräge, bedürftige Weise. Hauptsache es ist jemand da um seine Bedürfnisse zu erfüllen, ohne dass er sich bemühen muss.
Ich bin so traurig und habe große Angst was bei dem gemeinsamen Termin übermorgen herauskommt. Noch habe ich etwas Hoffnung, dass entweder
a) die Therapeutin mir sagt, dass ich übertreibe, und da mehr an mir arbeiten muss (dazu wäre ich dann gerne bereit) oder b) sie meinem Mann verständlich machen kann, warum er mit daran arbeiten muss, dass wir beide wieder ein funktionierendes, glückliches Team werden.
Bisher streitet er jegliche Beteiligung an meinem Problem ab. er wäre zwar schon ein kaputter Mensch, weil er soviel krank sei und keine Lust auf andere Menschen hat, aber daran will er nichts ändern (hat er mir in einen unserer Gespräche so gesagt), er wäre schon glücklich und zufrieden, wenn ich glücklich bin. joa. Gleiches mit seiner Mutter, am liebsten hätte er, dass wir das quasi unter uns Frauen ausmachen. Er will nicht zwischen die Fronten geraten, da würde er lieber weglaufen. hat er mir noch vorgestern wortwörtlich so gesagt.
Was meint ihr? Sehe ich zu schwarz, fühle ich mich zu unrecht ungeliebt?
Hat jemand vielleicht etwas ähnliches durchgemacht und kann mir Ratschläge geben?
Denn bei all den negativen Gedanken die ich aktuell habe, so habe ich dennoch immernoch zärtliche Gefühle meinem Mann gegenüber und mir schießen sofort die Tränen in die Augen, wenn ich intensiver darüber nachdenke, dass eine Trennung anstehen könnte.
Ich bin ja nicht ohne Grund so lange Zeit mit ihm zusammen. Ich wünschte ich könnte einfach die Augen verschließen, und unser Leben einfach so leben, wie er es gerne hätte, ohne mich unwohl zu fühlen *seufz*
Oh, das wurde jetzt doch extrem lang, obwohl ich gefühlt nur die Hälfte erzählt habe.
Ich danke schonmal im Voraus denjenigen dafür, die es sich ganz durchlesen.
28.06.2022 15:20 •
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