Hallo
Meh
Zitat von Meh: Ich bin hingegen leider einfach Beziehungsgestört. Ich bin nicht eiskalt aber es fällt mir unglaublich schwer die richtige Nähe zu bieten. Ich bin sowas wie emotional introvertiert. Ohne Beziehungen fühle ich mich sehr verloren und nutzlos, mit denke ich aber nur daran was nicht alles falsch läuft und dass es ohnehin scheitern wird. Echte liebes Gefühle kommen dadurch fast nicht zu Stande
Beziehungsgestört ist nur ein anderer Ausdruck für eine Bindungsstörung.
Bindungsstörungen haben aber ihre Ursachen und die können vielfältig sein.
Da du auch keine richtige Nähe zulassen kannst, hast du sicher schon einmal die Erfahrung gemacht, dass dich eine wichtige Bindungsperson im Stich gelassen oder wahnsinnig enttäuscht hat, vielleicht sogar Schmerz zugefügt. Deshalb gehst du aus Selbstschutz auf Distanz.
Niemand wird mit einer Bindungsstörung geboren. Das Bedürfnis nach Bindungen ist ein Grundbedürfnis und das Stillen dessen eine Urerfahrung, für die es keine Umkehrung gibt.
Jedes Kind braucht für eine gute Entwicklung gesunde Bindungen, im Normalfall zu den Eltern, aber auch andere Personen können diese Rolle übernehmen (Großeltern, Adoptiv-oder Pflegeeltern...). Die Bindungsperson sorgt auch für das Stillen anderer Bedürfnisse wie dem Bedürfnis nach Nahrung, Schlaf, Sicherheit und Geborgenheit, Kommunikation, Anerkennung...
Wenn Kinder (insbesondere Säuglinge) ihre Grundbedürfnisse nicht befriedigt bekommen und erfahren müssen, dass kein Verlass auf die Bindungsperson ist, ja sogar vielleicht Todesängste ausstehen müssen (und bei Säuglingen reicht dann schon die Erfahrung, dass sie kein Fläschchen bekommen, egal wie laut und lange sie schreien und schließen dann innerlich mit ihrem Leben ab), dann lernen sie, dass es nur eine Person gibt, auf die sie sich verlassen können und in die sie Vertrauen setzen können-nämlich in sich selbst. Sie gehen emotional auf Distanz und lassen niemanden mehr nahe an sich heran, denn so minimieren sie die Möglichkeit, wieder enttäuscht und verletzt zu werden.
Das erschwert auch das Eingehen von Beziehungen.
Die potentielle neue Bindungs-/Bezugsperson ahnt nichts davon, kennt die Hintergründe nicht und kann sich nicht erklären, warum der Partner distanziert ist. Viele Partner halten dieses emotionale Verhungern nicht aus und sind es irgendwann leid, sich stetig zu bemühen und zu kämpfen.
Dir kommt nun dein Studium mit Psychologie-Anteil zu gute und lässt dich deine eigene Unzufriedenheit an der Situation erkennen. Damit bist du schon einen Schritt weiter.
Zitat:Bereits letztes Jahr habe ich eine Therapeutin aufgesucht, jedoch fiel es mir schwer über die Beziehungsstörung zu reden.
Der nächste Schritt wäre nun, dich gegenüber deiner Therapeutin zu öffnen, etwas, was dir sicherlich sehr schwerfällt, denn sich zu öffnen heißt auch, sich aus der Deckung zu begeben und die schützende Höhle zu verlassen, sich angreifbar und verletzlich zu machen.
Wenn du aber wirklich am Thema arbeiten und dein Leben verändern willst, gibt es nur diesen Weg.
Du leidest ja selbst schon darunter.
Zitat:Ohne Beziehungen fühle ich mich sehr verloren und nutzlos...
Schneide das Thema Bindungsstörung bei deiner Therapeutin nur an und sie weiß, welche Knöpfe sie drücken muss.
Überlege im Vorfeld selbst schon einmal, woraus deine Bindungsstörung resultiert. Wann, in welcher Situation und durch wen wurde dein Vertrauen derart missbraucht oder zerstört? Wer hat dir diese Verletzung zugefügt und wodurch?... Dann hat deine Therapeutin einen Ansatz und eine Arbeitsgrundlage.
Für jedes Verhalten gibt es eine Erklärung.
Vielleicht hättest du deiner Freundin reinen Wein einschenken sollen, damit sie weiß, auf was sie sich einlässt und damit sie dein Verhalten nicht persönlich nimmt, sondern es sich erklären kann. Allerdings bedarf es dafür wieder Vertrauen und du hast ja gelernt, dass es sich nicht lohnt, in eine andere Person Vertrauen zu setzen als in dich selbst. Ein Teufelskreis.
Durchbrich ihn endlich, sonst wirst du immer wieder aufs Neue vor den Scherben deiner Beziehung stehen und hier ein Dauergast werden.
Trau dich und übernimm Verantwortung für dich!
Es wird ein weiter Weg und ein hartes Stück Arbeit, aber im Endeffekt wird es sich lohnen.
Alles Gute!