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Fühle mich ausgebrannt

K
Ich lese schon seit fast 3 Jahren hier mit. Mein Leben hat 2013 eine ziemliche Wende genommen. Eigentlich ist es die übliche Geschichte. Nach fast 30 Jahren Beziehung mit 2 Kindern, habe ich mich Hals über Kopf in einen anderen Mann verliebt. Nach ca. 3 Monaten kräftezehrender Heimlichtuerei habe ich meinem damaligen Mann alles offenbart. Mittlerweile sind wir geschieden und in gutem Kontakt. Mein Geliebter hat nie erfahren, dass er der Grund für diese Trennung war. Er hat seinerseits seine Beziehung noch über 2 Jahre weiter geführt, bevor er sich getrennt hat. Aber Fakt ist, wir haben es in diesen Jahren nie geschafft, echte Nähe zuzulassen. Er hat auch immer klar kommuniziert, dass das mit uns keine Zukunft hat. Ich habe aus Angst vor Verletzung nie über meine Bedürfnisse gesprochen und alles mit mir selbst ausgemacht. In den Jahren als Schattenfrau war ich immer verfügbar, habe mich der unsäglichen Situation komplett angepasst. Er hat mich so oft verletzt, durch spontane Absagen, Unzuverlässigkeit usw. Ich will mich nicht beschweren, denn ich habe das ja alles in vollem Bewusstsein zugelassen. Nur gesagt habe ich nie etwas. Das Ding ist, es entspricht überhaupt nicht meinem Charakter so mit mir umzugehen. Eigentlich hat mich mein Instinkt vor so viel Unterordnung bewahrt. Ich war in meiner früheren Beziehung immer sehr stark und dominant. Jetzt bin ich grandios auf die Fr....geflogen und hänge trotzdem sehr an dem Mann. Wenn wir uns sehen, ist es wunderbar. Aber es gibt immer diesen Schmerz und die Sehnsucht am nächsten Tag. Jede/r der eine Affäre oder lockere Beziehung hat, kennt das ja. Irgendwann überwiegt die Traurigkeit und man muss sich wieder aufrichten- der ständige Liebeskummer raubt die Lebensfreude und Energie. Im Grunde kann ich froh sein, dass er mir nie vorgemacht hat, dass wir zusammen in den Sonnenuntergang reiten. So habe ich mir mein eigenes Leben weitgehend erhalten. Gerade geht es mir richtig mies. Ach ja- wir sind beide über 50. Er kommt aus einem anderen Land und wird bald wieder in seine Heimat zurück kehren. Danke fürs Lesen.

25.03.2016 18:04 • #1


encada
Hallo Korrekturen, es ist bei dir wie bei fast allen Affairen - du hast wirklich geliebt - er hat seine Defizite und Beduerfnisse befriedigt, ohne Verantwortung fuer und in eurer Beziehung zu uebernehmen. Und auch, wenn er dir diesbezueglich keine Hoffnungen gemacht hat, tut es dir natuerlich trotzdem weh, denn du musstest nun deine Liebe endgueltig aufgeben, ohne die Hoffnung, wenigstens ab und zu schoene Zeit mit ihm zu verbringen. Du schreibst ja selbst, dass dich der Dauerzustand des Liebeskummers an deine Grenzen gebracht hat, dass du dich verbogen hast, um mit ihm zusammen sein zu koennen. Jetzt, wo es vorbei ist, bleibt dein Kummer. Dein Weg wird sein, wieder zu dir selbst zu finden, zu deiner alten Staerke. Ich moechte dir, falls du es noch nicht kennst, das Buch 'Die Geliebte' von Maja Langsdorff empfehlen. Du wirst dort mit Sicherheit deine Geschichte wiedererkennen.
Versuche ihn so realistisch wie moeglich zu sehen. Auch das wird dir helfen, wieder zu dir selbst zu finden. Alles Gute

25.03.2016 18:47 • x 1 #2


A


Fühle mich ausgebrannt

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K
Vielen lieben Dank! Du hast völlig recht. Das Problem ist, dass diese Unerreichbarkeit und Unlebbarkeit eine Affäre zu der einzig wahren, grossen Liebe verklärt. Vom Typ her ist er sicher kein Traum. Er war in seinem ganzen Leben noch nie treu- seine Worte. Das würde er auch bei mir nicht sein. Und das schafft natürlich ein Ungleichgewicht. Manchmal glaube ich, ich brauche dieses Drama. Eine zeitlang fühlt man sich lebendig, aber dann..

25.03.2016 18:59 • x 2 #3


encada
Du hast ja schon sehr viel Reflektion betrieben und siehst das doch alles realistisch. Das wird dir helfen, das alles zu verarbeiten. Ich wuensche dir auf diesem Weg alles Gute. Ich denke, dass dir auch dieses Forum helfen kann.

25.03.2016 19:04 • #4


K
Das stimmt encada. Viel Zeit habe ich mit Reflektion verbracht. Ich habe ja nicht mit ihm darüber reden können- wozu auch. Es hätte ja sowieso nichts gebracht. Und eine kleine, unterbewusste Stimme hat mir immer gesagt, dass ich besser keine echte Beziehung zu ihm haben sollte. Vertrauen als Basis gab es ja nicht. Was über die Zeit schon an mir nagt, dass ich als Person so überhaupt nicht gewollt werde. Schlecht für den Selbstwert ist das allemal. Es war mir ja immer klar, dass unsere Geschichte zeitlich begrenzt ist. Spätestens, wenn er in seine Heimat zurückkehrt. Aber- wozu ihm das überlassen? Als ob ich handlungsunfähig wäre. Wenn ich heute die Zeit zurückdrehen könnte, hätte ich das alles niemals zugelassen- und würde jedem davon abraten. Affären und andere sinnlose Geschichten nehmen nur den inneren Halt. Es ist so mühsam und schmerzhaft wieder seinen Standort zu finden. Ich denke an Momente, die ich hätte mit Familie und Freunden hätte genießen sollen- und ständig dieser Stein im Magen und Gedanken an ihn. Ich will wieder frei sein.

25.03.2016 19:45 • x 1 #5


encada
Liebe Korrekturen, das wirst du auch wieder sein. Deine Gedanken gehen doch schon in die positive Richtung hin zu Freunden und Familie. Trotzdem ist es sicher auch richtig, die Zeit, die du mit ihm verbracht hast, fuer dich als eine Zeit mit schoenen Stunden anzunehmen. Du hast sie gelebt und wahrscheinlich auch genossen. Nimm diese Zeit als Teil von dir und deines Lebens positiv an - nimm DICH wieder an, nicht nur als Frau, sondern auch als Affairenfrau. Du musst dich nicht abwerten, nur weil er dir dein Selbstbild als Frau nicht zu bestaerken vermag. Du bist trotzdem WERT. Wenn du das alles fuer dich anerkennen magst, wird es dir auch besser gehen. Du bist eine starke Frau!

25.03.2016 19:56 • x 1 #6


K
Du findest wunderbare Worte- ich muss jetzt wirklich weinen. Aber es sind befreiende Tränen. Denn ich habe diese Zeit auch genossen, da hast du recht. Und sehr geliebt habe ich auch. Das gehört jetzt zu mir und ich möchte das als Erfahrung für mich nicht missen, aber- ich trauere schon sehr. Wiederholen werde ich so etwas sicher nicht. Teilweise hatte ich das Gefühl, ich ersticke an meinen Emotionen. Und oft war ich kurz vorm Erfrieren- so wenig Wärme konnte er schenken.

25.03.2016 20:10 • x 1 #7


encada
Du bist schon sehr weit, was Erkennen und Verarbeiten angeht. Natuerlich trauerst du. Du hast ja geliebt/liebst immer noch, bist verletzt, fuehlst dich vielleicht sogar ausgenutzt. Hast du eigentlich jemanden, der davon weiss? Eine gute Freundin, die dich auffangen kann, dich versteht?

25.03.2016 20:16 • x 1 #8


K
Ich werde schon ganz gut aufgefangen- aber ehrlich gesagt, rede ich nicht soviel über mich. Ich denke immer, dass ich das alles selbst zu verantworten habe. Und ich möchte mich auch nicht als Opfer sehen, dass ausgenutzt wird. Ich wusste doch von Anfang an, worauf ich mich da einlasse. Das ist ja vorprogrammiert bei Affären- so läuft es ja meistens. Selbst als er mit seiner Freundin Schluss gemacht hat, sind wir uns ja nicht näher gekommen.Es gibt keine Entwicklung- es bleibt immer auf diesem unverbindlichen Niveau. Wohl auch von mir aus, aus Selbstschutz. Ich möchte endlich damit aufhören, seine Äußerungen zu interpretieren. Was könnte er damit gemeint haben, was bedeutet das... Das ist das pure Gedankenkarussel und bringt mich ja nicht weiter. Ich muss viel mehr auf mich sehen und merke immer mehr, dass mir das Alles überhaupt nicht gut tut.

25.03.2016 20:37 • #9


encada
Rein vom Kopf her siehst du das ja durchaus realistisch, aber dein Herz sagt etwas anderes. Und dieser Konflikt ist auch nicht einfach uebereinzubringen. Er war eben fuer dich nicht das gleiche oberflaechliche Erleben wie umgekehrt, sonst haettest du das schon laengst abgehakt. Noch ist es bei dir Herz ueber Kopf, aber es wird bald andersherum sein. Du bist doch auf einem sehr guten Weg.

25.03.2016 20:45 • #10


A
Fuer mich liest sich das sehr traurig
Schade eigentlich 30 Jahre Ehe , koennen nicht so falsch gewesen sein .
hoffentlich findest du bald jemand mit dem du dann auch alt werden kannst.
Es waere nicht schoen die naechsten Jahre damit zu verbringen, immer wieder neu zu beginnen.
Alles Gute

25.03.2016 20:53 • #11


K
Ich hoffe sehr, dass ich mir oft ins Gedächtnis rufen kann, wie schlecht ich mich oft habe behandeln lassen- alles unter dem Deckmantel der Unverbindlichkeit. Ich habe mir oft eingeredet, dass es besser ist als nichts. Aber das bin nicht ich. Ich habe immer das Gefühl, Vollgas mit angezogener Bremse zu geben. Von mir konnte ich so wenig einbringen- total reduziert. Das ist auf Dauer so anstrengend- es kehrt ja nie Ruhe ein. Man ist irgendwie dauerverliebt, das hält kein Mensch aus. Ich habe zum Glück meine tollen Kinder- schon ausser Haus- ,meine Mama, meinen Job, meinen Sport. Ich fühle mich von daher schon reich. Aber ich bin halt viel mit mir allein. Es ist ein Wendepunkt. Definitiv. Ich muss meinem Leben wieder eine Richtung geben. Ich erzähle jetzt nur von mir- in welcher Phase deines( Liebes-)Lebens befindest du dich? Du machst einen wunderbar, gefestigten Eindruck. Hast du deinen Kummer bewältigt?

25.03.2016 21:03 • #12


K
Das ist auch so ein Punkt, Abteilungmann. Ich habe noch überhaupt keine Zeit gehabt, das Ende meiner Ehe zu bearbeiten. Ich war immer nur im Dauerrausch. Ich habe meiner Familie auch viel zugemutet- das ist klar. Ich habe längst nicht so viel verloren wie mein Exmann. Er wurde konfrontiert und hatte die Konsequenzen zu tragen. Ich bin ihm schon sehr dankbar, dass er noch mein Freund ist. Heute geht es ihm wieder gut- er lebt wieder in einer schönen Beziehung. So kann es gehen.

25.03.2016 21:10 • x 1 #13


encada
Liebe Korrekturen, in Antwort auf deine Frage, was mich angeht.
Bei mir ist es etwas anders. Ich bin noch mitten in der Trauer- und Verarbeitungsphase nach einer 3 1/2 -jaehrigen Beziehung mit einem getrennt lebenden Mann. Wir haben auch zusammengelebt. Vor 2 Monaten hat er mich innerhalb von 2 Tagen verlassen, ohne dass ich bis heute den Grund dafuer weiss. Er ist weder zu seiner Familie zurueck, noch hat er eine Neue. Ich habe mich aber nach bisheriger Kontaktsperre entschlossen, mit ihm noch einmal ein Gespraech zur Klaerung seiner Gruende zu fuehren. An der Stelle drehe ich mich naemlich im Kreis, kann nicht abschliessen.
Mein Leben hat mich sehr oft in die Knie gezwungen. Ich habe in jungen Jahren deswegen auch eine lange Therapie gemacht. Ich habe viel gelernt, vor allem ueber mich selbst, aber auch viel ueber unser Menschsein, unsere Gefuehle, Motivationen und viel, wenn ich wieder mal keine Lust mehr auf das Leben/mein Leben hatte. Ich habe vor allem gelernt, dass alles einen Sinn hat, selbst wenn wir denken, dass es gerade voellig sinnlos ist, ob Schmerz, Trauer, Liebe , Glueck - es fuegt sich zur Ganzheit unseres Lebens. Das ist meine tiefste Ueberzeugung nach all meinen Erfahrungen. Deshalb bin ich fest ueberzeugt, dass ich es auch diesmal schaffen werde und ich auch diese Zeit als zu mir gehoerend ansehen kann.

25.03.2016 21:21 • #14


bleistift
Korrekturen,
was wünscht Du Dir für die Zukunft?

25.03.2016 21:24 • #15


A


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