Hier kann man aber auch als Gast dieser Seite schreiben, was ich gut finde, das geht in dem anderen Thread nicht.
Danke Mel für diese Möglichkeit.
Frust habe ich keinen, ich würde es tatsächlich Kummer nennen, auch wenn dieser mein Leben und Alltag nicht sehr beeinflusst.
In meinem Fall geht es um jemanden, den ich im Zuge der Arbeit kennenlernte.
Er war damals, vor 12 Jahren, in den Endzügen seines Psychologiestudiums, ich am Ende meiner Ausbildung zur Schwester.
Die Sympathie zueinander war da doch wir haben es nie darauf angelegt miteinander zu flirten.
Über sein Hobby, sein Projekt, die Musik, haben wir leicht vertieften Kontakt zueinander aufgenommen, allerdings eher sporadisch alle paar Wochen mal.
Ich würde sagen, wir waren Bekannte welche sich mögen.
Der Kontakt verlief ausschließlich über emails, lange emails.
Damals las ich grad das Buch Gut gegen Nordwind. Und der Plot dieser Story erinnerte mich sehr an das, was zwischen ihm und mir stattfand.
Irgendwann riss der Kontakt ab und wir lasen fast 10 Jahre nichts voneinander.
Wenn wir uns sahen, was selten, aber doch passierte da wir in einer Stadt leben, versuchten wir uns aus dem Weg zu gehen, bis auf ein kurzes Hallo war da nichts aus uns rauszuholen.
Ich hatte ihn irgendwann vergessen ohne dass es schmerzte.
Vorletztes Jahr im Oktober war ich auf dem Weg zu einem Festival und hörte während der Fahrt unter anderem auch Musik von ihm.
Da schickte ich ihm kurzerhand via email einen kleinen Gruß an die alte Emailadresse ohne dass ich mit einer Antwort rechnete. Einfach ein kurzes schriftliches Winken in den Äther des Netzes, in einen stummen Briefkasten.
8 Wochen später hatte ich überraschend eine Mail in meinem Postfach.
Und aus diesem neuerlichen Kontakt entspann sich eine behutsame Emailromanze ohne fragwürdigen Inhalt, jedoch geprägt von großen, freundlichem Interesse beiderseits an dem Menschen. Wir waren jeweils wie ein lebendiges Tagebuch das antwortet.
Beide waren nicht sehr angetan von den Gefühlen welche plötzlich entstanden und uns beiden war das Hintergrundrauschen eher unangenehm. Wir hatten Angst vor dieser Nähe.
Im Kino lief grad der Film Gut gegen Nordwind .
Wir haben uns nach 4 Wochen darauf geeinigt den Kontakt abzubrechen und taten dies beide bis heute, 8 Monate später, rigoros und ohne Kompromisse.
Wir beide haben Familie, beide lieben ihre Partner und Familien, ihr Leben, und wir spürten, dass dieser Kontakt zwischen uns Gefahren in sich birgt.
Er fehlt mir, dieser Mensch. Sehr sogar.
Der Kummer frisst mich nicht auf und belastet mich nicht.
Doch er fehlt mir und ich bin traurig darüber, dass unsere angenehme Nähe zueinander dazu führt dass die Distanz unüberwindbar wird.
Er fehlt mir.
Sehr.
06.07.2020 01:03 •
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