Ich glaube nicht, dass ich allein mit diesen Wünschen war. Natürlich hat man am Anfang der Beziehung irgendwann mal darüber gesprochen... Kinderwunsch, Großstadt oder Dorf, Leben als Familie (Vorstellungen davon) und in diesen Gesprächen waren wir uns oft einig gewesen. Das meiste wurde von vornherein von ihr gesagt und war eben umso fröhlicher, dass es gepasst hat. Ich für meinen Teil wollte eine ruhige Beziehung und langsam in ein reiferes Leben treten. Regelmäßige Arbeit, Wochenendaktivitäten, Jahresurlaub, Familienplanung und familiäres Leben. Ich dachte, sie hat genau das gleiche gewollt...
Bei meinen Depressionen ist es eher so, dass es sehr gute Tage gibt und eben auch eher weniger gute Tage. Aber die Wechseln nicht mit einem Fingerschnipsen, meist merke ich langsam, dass sich mein Gemüt ändert und ich aktiv etwas unternehmen muss. Das Verhältnis ist dabei so etwa 6 gute Tage gefolgt von 2 schlechten Tagen. So richtige Ausbrüche sind meist durch Panikanfälle entstanden, welche ich nicht ganz so gut verkraften konnte. Oder eben, dass etwas in der Beziehung nicht so gut lief, was selten vorkam. Und wie du schon bemerkt hast: ich habe alles so gut wie möglich im Griff, aber kann eben nicht immer nur lächelnd durch die Welt rennen. Und die schlechten Tage sind eben da, die gehen auch wieder. Je mehr ich mich an die schlechten Tage klammer, desto länger bleiben sie. So oder so ähnlich zumindest verfahre ich damit, was ich in der Beziehung auch mehrmals deutlich machte. Ich meinte oft Wenn es mir eben mal nicht gut geht, dann ist das so. Ich bin weiter derselbe Mensch mit einem eher traurigen Gesamtgemüt. Aber die Tage werden einfach wieder gehen, wenn wir denen keine Beachtung schenken. Das ist meine erste Beziehung, welche ich seit Beginn der Depressionen habe. War dies der richtige Ansatz? Ich habe ihr sogar einen Ratgeber für Betroffene gegeben zum Lesen, um sich damit bekannt zu machen.
Natürlich hat sie diese Tage, an denen es schlecht war, gemerkt. Sie wollte helfen, aber da hilft meist eben nur das Überstehen. Eine Aktivität kann hilfreich sein, ist aber nicht immer schnell geplant. Ein Gespräch war meist belanglos, da es ihr immer um den Grund geht. Aber es kommt meist eben ohne Grund, einfach so. Und ich weiß dann auch nicht, warum die Depression ein bisschen aufflammt.
Ich bin Seit Frühling 2019 ohne Therapeut, da die Therapie beendet werden musste. Die Kasse hat nicht mehr für meine Sitzungen gezahlt. Der Therapeut hat ganze arbeit in der Zeit geleistet, man hat progressiv erkannt, welche Fortschritte ich machte. Jedoch würde ich mir im Moment eben auch einen Therapeuten wünschen, auch wenn es nur um das Erzählen geht. Ich erinner mich noch an meine letzte Sitzung, in welcher ich von ihr erzählte (frisch zusammengekommen). Ich meinte, sie wäre toll und würde mir gut tun. Ich wäre aktiver im Leben und ausgeglichener. Nach der Sitzung erzählte er mir, dass er diese Sitzung für den perfekten Abschluss halten würde: er hat sein Ziel erreicht, mich in eine neue Liebe zu bringen, da er der Ansicht war, das wäre das einzige, was mir im Leben noch fehlen würde für eine emotionale Stabilität. Ich habe ihn angerufen, vielleicht kann ich ja mal mit ihm reden.
Sonst gibt es vom heutigen Tage nichts spannendes zu berichten. Habe ihre Sachen gepackt, welche noch bei mir waren. Habe viele Geschenke mit rein gepackt, welche mich einfach zu sehr daran erinnern. Habe einen Brief geschrieben, nicht viel. Nur meine Gefühle kurz beschrieben. Bin dadurch sehr wehmütig geworden. Fühle mich im allgemein sehr allein, wenn niemand da ist. Vorher konnte ich gut und gerne allein meine Tage verbringen und habe das genossen.
Trennungsgefühlsskala: 7/10 (Einsamkeit, Trauer, Zweifel)
19.08.2020 01:55 •
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