Frisch verlassen, direkt neue Freundin

Guten Abend ihr Lieben,

ich habe gerade gesehen, dass mein Ex eine neue Freundin hat. Gut, dass das irgendwann passiert ist wohl klar - allerdings hat er heute vor genau zwei Wochen von heute auf morgen die Beziehung beendet und vor einer Woche den Schlüssel zu unserer gemeinsamen Wohnung abgegeben.
Ich bin noch jung und die Beziehung hielt nur 1 1/2 Jahre, ich weiß auch dass das, wo ich momentan durchgehe ganz normal ist ... Aber nur weil man weiß, dass etwas normal ist, muss einem das ja nicht direkt weiter helfen. Ich weiß jedenfalls gerade einfach absolut nicht weiter und wollte mir deswegen die Geschichte mal von der Seele schreiben, in der Hoffnung hier auf das ein oder andere offene Ohr zu treffen. Ich weiß, dass das ultra lang wird und ich bedanke mich bei JEDEM direkt vorher, der sich die Zeit nimmt mein Geheule durchzulesen.

Wie gesagt, ich bin noch jung und jetzt 20 Jahre alt. Er war mein erster Freund, also auch der, mit dem ich alle ersten Dinge erlebt habe. Wir sind recht früh zusammen gezogen (nach 6 Monaten), weil die Wohnung meiner Eltern frei wurde und sie spontan gefragt haben, ob ich nicht einziehen möchte. Ich, mit meinen jungen 19 Jahren, hab gedacht klar, kann man ja mal versuchen - aber nicht alleine. Also bin ich mit meinem Freund recht schnell dort eingezogen, habe das selber als eine Art Experiment angesehen. Es ging dann recht schnell bergab, mein Freund hat viel gezockt und mich ständig wegen dummen Kleinigkeiten (z.b. Lebensmittel die ich mir gekauft habe waren einfach weg und er hat geleugnet sie genommen zu haben) angelogen, was sich dann auch durch die gesamte Beziehung gezogen hat. Zudem war er ein Quatschkopf, der immer viel erzählt aber im Endeffekt nichts getan hat. Und ja, mir waren diese Dinge alle bewusst, aber er war trotzdem so gut zu mir, dass ich dachte darüber hinweg sehen zu können.
Konnte ich aber nicht - die ganze Sache hat sich immer mehr verfahren, ich habe ihm ständig Vorwürfe gemacht und auch irgendwann sämtliche Zärtlichkeiten und Nähe eingestellt. Über längere Zeit. Jetzt im Nachhinein ist es ein Wunder, dass er überhaupt so lange bei mir geblieben ist. Ich weiß, dass ich viele Fehler gemacht habe, ihn oft nicht ernst genommen und seine Probleme nieder geredet habe. Er hat nämlich laut eigener Aussage eine bipolare Störung mit manisch depressiven Phasen. Ich konnte ihn aber wirklich selten ernst nehmen, weil er eben immer aus dem nichts heraus damit ankam, dass es ihm nicht gut geht und er aber ein paar Minuten später wieder pfeifend durch die Gegend rannte. Und weil mein Misstrauen durch die ganzen Geschichten eh groß war, hab ich ihm da nie die nötige Hilfe entgegen gebracht. Ja, ich beiße mir mittlerweile ganz böse in den Hintern dafür. Mir ist bewusst dass ich ihn nicht retten kann, aber ich hätte einfach oft anders reagieren müssen.
Nun gut. Jetzt ist die Beziehung aber vorbei. Nicht ganz von heute auf morgen, weil es schon lange nicht gut lief ... Aber dann irgendwie doch sehr plötzlich. Er hat mir ein paar Minuten vorher noch versprochen, dass wir zwei Tage später mein Zimmer renovieren - kurz darauf war ich single. Und sobald er die Wohnung verlassen hatte, kam auch nichts mehr. Er holte innerhalb einer Woche seine Möbel mit seiner Mutter ab und gab mir keine Chance mehr, nochmal mit ihm zu sprechen. Er sagte, dass das alles nicht meine Schuld ist und er erstmal mit seinem Leben klar kommen muss und jetzt keine Beziehung führen kann. Dass ich das aber schon schaffen werde. Er hat auch gesagt, dass wir nochmal ein klärendes Abschlussgespräch führen können, sobald Gras über die Sache gewachsen ist.
Nun gut, die erste Woche habe ich gelitten wie sonst was, der Sonntag wo die Schlüssel kamen waren dann der absolute Tiefpunkt. Seitdem ging es aber. Ich hab insgeheim natürlich immer die Hoffnung gehabt, dass er wieder kommt, mal schreibt oder sonstwas. Habe gedacht ich werde die Hoffnung einfach solange haben, bis ich darüber hinweg bin - die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Damit bin ich diese Woche dann auch ganz gut gefahren. Vorhin habe ich dann aber in Whatsapp gesehen, dass er ein Bild mit dem Mädchen drin hat, wo ich tatsächlich vermutet habe, dass sie auch was damit zutun haben könnte. Die kennt er nämlich schon länger, weil es die Freundin eines ehemaligen Freundes von ihm ist. Die hatten jetzt aber Stress in der Beziehung und ihr ging es nicht gut und weil ich so gutgläubig bin, habe ich natürlich erlaubt, dass er ihr hilft. Nachdem er Schluss gemacht hat, habe ich aber irgendwie geahnt, dass da was ist. Er hat immer betont Ich habe dich nie betrogen - ja, er hat schließlich rechtzeitig Schluss gemacht.
Habe ihn dann vorhin, verzweifelt natürlich, angerufen und gesagt, dass ich eigentlich nichts anderes von ihm wollte, als dass wir wie erwachsene Menschen auseinander und dann auch miteinander umgehen können. Darunter fällt auch, dass er mir sowas sagt, anstatt einfach ein Foto als Profilbild zu nehmen, gleich in mehreren Netzwerken und auf Whatsapp (was er bei mir übrigens immer nur widerwillig und nur für kurze Zeit getan hat [ich weiß, diese Gedanken bringen nichts, aber es tut einfach so weh]). Sein Argument war Ich habe dich und deine Freunde überall gelöscht und blockiert, damit ihr genau sowas nicht sehen könnt. Du hättest das eigentlich gar nicht sehen dürfen! und im gleichen Gespräch kamen dann auch die Vorwürfe, dass ich ihn nie ernst genommen habe etc (dessen war ich mir längst bewusst, aber anfangs hieß es ja netterweise noch ich wäre nicht Schuld). Habe dann, als ich merkte dass es absolut keinen Sinn hat, noch ein paar böse Dinge gesagt und aufgelegt.

Also ja, ich weiß, dass es für mich vermutlich besser ist, weil ich angelogen wurde, weil er krank ist (was er ja in den letzten zwei Wochen seiner Meinung nach aber überwunden hat) und weil er immer nur erzählt und nie getan hat ... und ehrlich gesagt hätte ich auch selber nicht gedacht, dass es mich so mitnimmt, weil ich so oft über ihn geflucht habe. Aber momentan fühlt sich das ein bisschen so an, als würde etwas in mir sterben und als könnte ich das nicht aushalten. Er war halt vor allem im letzten Jahr IMMER da, egal ob ich was wollte, was brauchte, reden wollte, etc. Er kennt mich mittlerweile besser als meine Freunde. Ich sitze jetzt hier in unserer ehemals gemeinsamen Wohnung, frage mich wie der Mensch, den ich dachte so gut zu kennen, mich so behandeln kann und wie ich das überstehen soll.

Hallo Jess,
Liebe ist zwischen euch nicht mehr.
Er lügt dich in der Beziehung an ( das mit der bipolaren Psychose war ein guter Witz )
und du bist seit langem von ihm genervt.
Er war dein erster Mann und das verbindet. Aber dass, was du jetzt spürst, ist das Alleinsein, es fehlt die Vertrautheit. Du wirst dich daran gewöhnen. Vielleicht suchst du dir einen neuen Mitbewohner/ - Bewohnerin ?

Liebe Jess,

das tut mir sehr leid, dass Du Trennungsschmerz durchmachen musst,
ich drücke Dich von Herzen.

Fühle Dich nicht schuldig,
wenn er mit dieser oder jener Erklärung geht,
wenn er sofort eine andere hat, ist er oberflächlich.

Schreibe und lies hier, das hilft Dir mit Sicherheit !

Freu Dich über Deine schöne eigene Wohnung !
Tu alles weg, was Dich zu sehr an ihn erinnert !

Alles Liebe ...

Vielen Dank an euch beide! Ich habe schon in der ersten Woche mit meinen Eltern sämtlichen Kram von ihm weggeschafft und wie es aussieht, hat sich heute auch tatsächlich die Möglichkeit für eine neue Mitbewohnerin ergeben. Das wäre super, es ist schon komisch hier so ganz alleine. Ein wenig frischer Wind kann da nicht schaden!

Momentan gehe ich mir leider selber ganz furchtbar auf den Keks. Ich nehme mir ständig vor, jetzt einfach nichts mehr auf ihn zu geben, weil ich auch selber weiß, dass es, vor allem nach der neuesten Aktion mit der neuen Freundin, besser für mich ist, dass ich ihn los bin. Aber dann kommt irgendein Moment, ein Gedanke oder sonst was, und das Gejammer ist wieder groß. Das Herzchen brauch mal wieder eine Weile länger als der Kopf ... Und dieses verdammte Foto schwirrt mir die ganze Zeit vor den Augen rum. Manno!

Na ja. Ich bedanke mich nochmal und werde hier nun ein bisschen rumstöbern, das hilft bestimmt. Und dann hoffe ich, diese Nacht etwas mehr schlafen zu können, als die Letzte.