Ich bin völlig verblüfft, was ich hier zu lesen bekomme! Diese Parallelen zu meiner, jetzt beendeten Ehe, erschrecken und beruhigen mich gleichzeitig!
Nach 4 Jahren Beziehung davon 2,5 Jahren Ehe, fühle ich mich völlig am Ende. Ausgesaugt, emotional leer, unendlich traurig.
Als ich meinen Mann kennen lernte, hatte ich meinen Traummann vor mir! Intelligent, aufmerksam, interessiert an mir und meinem Leben, sensibel und gut aussehend. Wir verlebten 8 sehr harmonische streitlose Monate voller Zuneigung und Ausgeglichenheit.
Dann habe ich mich über sein Verhalten während einer Geschäftsreise etwas geärgert. Er meldete sich lediglich mit einer sehr kurzen nichtssagenden SMS und dann gar nicht mehr. Das sagte ich ihm, zugegeben, etwas beleidigt, nach seiner Rückkehr und dann der Schock: Er rastete völlig aus! Er wurde laut, aggressiv und ließ mich überhaupt nicht mehr zu Wort kommen. Kein Argument kam an, er sagte, ich würde ihn abwerten. Eine Aussage die ich später mehrfach wöchentlich, manchmal mehrfach täglich, zu hören bekam.
Dieser erste Streit brachte mit sich, dass ich mich schuldig fühlte, die Sache überhaupt angesprochen zu haben. Unsere Harmonie gestört zu haben. Die Manipulation meiner Person hatte hervorragend funktioniert. Ich schluckte vieles, wurde aber gleichzeitig viel aufmerksamer und bemerkte, dass er mich manchmal wegen Nichtigkeiten belog. Sprach ich es mal an, rastete er wieder aus. Ich beruhige mich nach Streits in kurzer Zeit, er brauchte viele Tage. Also schluckte ich wieder und Harmonie machte sich breit. Aufgrund seiner vielen wundervollen Seiten freute ich mich riesig, als er mir einen Heiratsantrag machte. Alles war geplant, wir hatten harmonische Wochen, die Hochzeitsreise war geplant, da fand ich 2 Wodka-Flaschen in seiner Sporttasche. Ich zinkte die Etiketten und beobachtete den Flaschenwechsel.... ca. 2 Flaschen Wodk. pro Woche. In dieser Tasche, an anderen Plätzen vielleicht noch mehr? Ich sprach ihn an, nach kurzem Abstreiten, aufgrund meiner längeren Beobachtung halfen ihm die Lügen nicht, gab er zu, dass das seit ca. 20 Jahren so geht (wir sind beide Anfang 40). Er trinkt sich das Leben leicht und schön. Ganz punktuell, nie so viel, dass etwas zu spüren wäre. Er versprach mir, eine Therapie zu machen. Das war ca. 1 Woche vor der geplanten Heirat. Ich rang schwer mit mir, konnte ich ihm glauben, konnte ich ihn hängen lassen ? Wir heirateten. Direkt nach der Hochzeitsreise begann er eine ambulante Therapie. Ich bezweifle heute aber, dass er der Therapeutin tatsächlich vom Alk. erzählte. Er ließ sich wegen einer Angststörung behandeln. Nebenbei begann er mit Selbsthypnose, las viele Bücher von Psychologen, hörte täglich entsprechende Hörbücher. Ich erkannte meinen Mann immer weniger wieder. Diese Beschäftigung mit Psychologie außerhalb der Therapie brachte seine unerträglichen Seiten immer mehr in den Vordergrund. Die kleinste Kritik von mir ließ ihn immer schlimmer ausrasten, er hatte ja jetzt eine Erklärung: er müsse sich schützen, sich um sich kümmern, ich würde ihn abwerten....usw. Die Ansätze der Therapeutin erzählte er mir häufig, sie klangen für mich sinnvoll und nachvollziehbar, aber er stellte sie negativ dar und konzentrierte sich immer mehr auf sein Selbststudium mit Hypnose, Suggestion, Klopfen u.ä. Und nun begann er von mir zu verlangen, mich mitzubehandeln. Es gäbe doch sicher auch für mich Ängste, die ich bekämpfen müsse. Deshalb würde ich ihn ja auch kritisieren. Er verlangte, dass ich eine Therapie mache, meine Kindheit wäre doch auch schwierig....etc.
Jede Kleinigkeit, die ich äußerte und ihm missfiel, wurde zum Staatsdrama. Nur mal ein Beispiel: Ich bat ihn, sich doch bitte auch mal an den täglichen Aufgaben zu beteiligen, die über das gängige Einkaufen, Wäsche waschen hinausgehen. Z.B. etwas Kaputtes ersetzen oder reparieren zu lassen, den Stromstand durchgeben o.ä....: Sofortiges Ausrasten, er zog aus dem Schlafzimmer aus und schlief ca. 2 Wochen auf der Couch, da ich ihn so abgewertet habe. Ich solle ihm klare Aufträge erteilen, die würde er umsetzen. Diese müsse ich als Ich-Botschaften formulieren oder mind. als Bitte. Ich hatte ihn aber ja darum gebeten. Nein, es wäre eine Kritik gewesen.
Dazwischen hatten wir immer wieder den Himmel auf Erden. Ich habe mit ihm die schönsten Zeiten meines Lebens verbracht, bis zum nächsten plötzlichen Schock. Im Streit begann er mich anzuschreien, auch vor meiner Tochter, mit dem Fuß aufzustampfen, Türen zu knallen, Wochen zu seiner Schwester zu ziehen, mich nachzuäffen. Und was machte ich immer öfter? Auf ihn zugehen, mich entschuldigen, die Fehler bei mir suchen. Ich habe sogar eine Therapeutin aufgesucht. Aber in klaren Momenten war mir völlig bewußt, dass mein Mann psychisch krank ist. Ich weiß nicht, ob er ein Borderliner ist, Parallelen habe ich hier einige gefunden. Vielleicht ist es auch eine narzisstische Störung. Niemand aus seiner Herkunftsfamilie oder seinem Freundeskreis durfte von seinem Alk. und der Therapie erfahren. Es gibt Anzeichen dafür, dass er ihnen erzählte, dass ich psychisch krank bin, in einer Lügenwelt lebe etc. Schon um vorzubauen, falls ich seinen Freunden/der Familie vom Alk. und der Therapie erzähle. Er MUSS nach außen als der ruhige Fels in der Brandung dastehen, eine weiße Weste tragen, sonst rastet er zuhause aus.
Vor 3,5 Monaten ist er auf meinen Wunsch ausgezogen. Mein Leid ist immer noch riesig. Ständig kommen die Erinnerungen an die schönsten Momente in meinem Leben mit ihm hoch. Ich schwenke meinen Focus dann bewußt auf die schrecklichen Momente der Auseinandersetzungen. Die letzten waren furchtbar. Auch ich ließ mich irgendwann dazu hinreißen, laut und gemein zu werden. Die Selbstzweifel wuchsen dann sofort.
Der Schmerz will nicht wirklich nachlassen. Die Phasen der Besinnung auf mich werden etwas länger, die Phasen der totalen Trauer, des plötzlichen Weinens etwas kürzer. Aber es dauert scheinbar furchtbar lange. Und immer mal wieder keimt die Hoffnung auf, dass er endlich erkennt, dass seine Arbeit an sich selbst gut gemeint, aber eine falsche Richtung angenommen hat. Die Hoffnung, der Mann, den ich kennenlernte, steht an der Tür, will einfach nicht ganz sterben.
Ich kann mir nicht vorstellen, jemals wieder so viel Liebe zuzulassen. Das macht so unendlich verletzbar. Ich fühle mich leer und verbraucht und war immer eine starke, selbstbewußte, beruflich erfolgreiche Frau. Eine Masochistin ist aus mir geworden. Es interessieren sich immer mal wieder Männer für mich. Die machen mir nur noch Angst. Vor neuem Leid, neuer Enttäuschung.
Es tut sehr gut, hier von Euch zu lesen, dass auch andere in diesen Strudel geraten sind. Das mildert die Selbstzweifel etwas.
Wenn es mich mal wieder überkommt, dass ich am liebsten meinem Mann schreiben wollte, oder ihn anrufen, werde ich nun immer hier reinschauen. Und lesen, dass es anderen ähnlich geht.
Ich wünsche Euch ganz viel Kraft und Durchhaltevermögen. Diese Wunden heilen scheinbar sehr langsam. Ich habe noch kein Patentrezept gefunden. Sport und Spaziergänge helfen oft, aber nicht immer. Einen schwierigen Partner zu haben, bedeutet oft, Feundschaften zu vernachlässigen. Das spüre ich nun auch. Ich müsste mir einen neuen Freundeskreis aufbauen. Aber ich bekomme den A.... schwer hoch....
Ganz liebe Grüße