Liebe Hope!
Ich danke wirklich dem Himmel, dass ich eine Gesprächspartnerin hier fand, die
fast die gleichen Erfahrungen gemacht hat, wie ich.
Und die ebenfalls damit zu kämpfen hat, ob der Schlusstrich nun sein soll und richtig ist,
oder eben nicht.
Auch ich mache mir ständig Gedanken, was für meinen Freund und auch mich das beste wäre.
Da er sich nun isoliert hat, ich seit einer Woche nichts mehr von ihm hörte, fühle ich
mich als die Verlassene.
Wenn ich ganz objektiv darüber nachdenke, mit den wenigen Infos über seine Krankheit,
dann glaube ich, dass er momentan vollauf mit sich beschäftigt ist und nichts reinlassen kann/will.
Das heisst, ich kann nichts tun. Ich glaube, dass ich nichts tun kann - höchstens seine Gleichgültigkeit zu spüren bekomme!?
Ich kenne ihn erst seit Juni voriges Jahres und ich weiss nicht, ob er je wieder der werden kann, der er am Anfang war?
Als wir unser erstes Date hatten, war er voller Selbstvertrauen, machte Witze und hatte sehr viel
Charme. Nach nur 20 Minuten machte er eine Riesenliebeserklärung, die ich natürlich nach so kurzer Zeit des Beisammenseins nicht ernst nehmen konnte.
Dann folgten einige Monate, in denen er immer höflich, hilfsbereit und liebevoll war. Eigentlich.
Aber es passierten schon dann und wann kleine komische Dinge, die ich nicht einordnen konnte.
Wie auch das seltsame Verhalten, dass nach jedem Kompliment über angenehme, schöne Dinge, die er tat, dieselben aufhörten! Ich verstehe es ja auch heute noch nicht. Weil es ja auch schwer ist, sich in diese Störung hineinzuversetzen.
Im Herbst fing alles mit Müdigkeit an. Es war nichts alarmierendes. Dann verhielt er sich wie ein
depressiver Mensch. Und dann fing es an, dass er glaubte, sein Körper funktioniere nicht mehr.
Zuerst das Knie - später sollte er mich zum ersten mal anschreien, es sei mein Fehler, da er zu oft meine Einkaufstüten getragen hatte.
Als nächstes war es dann MS. Er ware lahm und könnte sich nicht bewegen. Er Ar. keine
knusperigen, härteren Sachen, denn seine Zähne könnten ausfallen.
Er fing an, persische Selbstgespräche zu führen. War sich dessen aber bewusst, sagte, er müsse es tun, da er Stress hätte.
Er war allerdings immer und zu jedem Zeitpunkt voll ansprechbar!
Und in einem der letzten Gespräche sagte er, dass er kälter geworden sei.
Nun bin ich so war immer seine Devise.
Ja, ich hatte mich an seinen Hals geworfen, geweint und gesagt, ich würde ihn lieben und ihn nicht verlieren wollen!
Auch, wenn er mich umarmte und etwas wie ok murmelte, fühlte ich, dass er war nicht bei der Sache war.
Es war ihm nicht wichtig. Nicht mehr. Die ganze erste Zeit hat er gefragt und gebohrt, ob ich ihn
lieben würde. Immer sagte ich: noch nicht. Warte noch, sowas muss wachsen.
Als ich es endlich sagte, war es wohl zu spät?
Nichts passiert. Im Café ist er noch nicht wieder aufgetaucht.
Ich weiss nicht, was ich tun könnte! Ich habe auch Angst vor Zurückweisung.
Gerade bekam ich einen Anruf von einer Bekannten und erfuhr, dass mein Freund auf eigenen Wunsch in eine Klinik eingewiesen wurde! Er braucht einfach Hilfe. Seine Ängste müssen gedämpft werden, um wieder etwas am Leben teilnehmen zu können.
Bitte, Hope, denke nicht, ich sei immer so aufdringlich. Ich möchte Dir aber meinen Skype name: accedo98 hinterlassen, für den Fall, dass Du mit mir sprechen möchtest.
Ich respektiere natürlich, wenn Du lieber nicht möchtest. Es ist nur ein spontaner Gedanke!:)
Noch ein paar Gedanken zu Deiner Frage: Du möchtest wissen, ob es richtig oder falsch war, Deinen geliebten Freund zu verlassen?
Wenn man ganz genau hinschaut, so merkt man, dass alle Erwartungen, gesunde Erwartungen deinerseits, wahrscheinlich nicht erfüllbar sind, da seine Krankheit es nicht zulässt.
Die Liebe, diese reine Liebe, die Du für ihn empfindest, die braucht nicht wirklich sterben. Schicke ruhige, wärmende Gedanken an ihn. Vielleicht übertragen die sich?
Fazit: wer kann sagen, ob es für Dich richtig oder falsch war, ihn zu verlassen?
Ist man Aussenstehender, so ist es sehr einfach zu beantworten.
Es ist wichtig, wie es in Dir aussieht. Es wäre (wie bei mir) wahrscheinlich ein Leben ohne Erfüllung? Es wird immer auf und ab gehen. Wenn man einen deal mit sich macht und sich sagt:
Okay, ich geniesse die Nähe meines Freundes, wenn er sie zulässt. Ansonsten versuche ich, ihm aus dem Weg zu gehen.
Und ich weiss auch, dass der endgültige Entschluss von mir kommen muss.
So denke ich, wenn ich an meine eigene Situation denke.
Kann ich ihm geben, was er braucht und sucht? Kommt es an? Kann er mir geben, was ich suche?
Er konnte es zuerst - aber ich weiss nicht, ob ich ihn wiedersehe (nach seinem Krankenhausaufenthalt) und welche Person er dann ist?
Wie ist Deine Erfahrung? Wechseln sich die Phasen ab, so dass man die Änderungen immer wieder erkennt? Ich kenne bis jetzt nur die erste, die schöne - und dann ging es bergab.
Liebe Grüsse,
Mysty