Ich glaube eines der schwersten Aufgaben in und nach einer Trennung ist es, sich einzugestehen, dass man unwiederbringlich sein gewohntes Leben verloren hat. Selbst, wenn die Beziehung einen Neu-Start erfährt, ist die Leichtigkeit und Unberührtheit der Zeit vor der Affäre/Trennung nicht wiederzubekommen. Ein Bruch bleibt. - Ob man diesen Bruch aushält, wie Vegetari, oder ihn als final sieht, ist in jeder Geschichte anders.
Wir sind Menschen, auch unsere Partner, und wir sind nicht perfekt. Wir sind mit unseren Partnern auch keine perfekt passenden Puzzlestücke. Wir sind zwei, zwar verbundene, aber autarke Systeme, die sich stetig verändern. Manche Veränderungen machen wir gemeinsam durch, andere nur einer von uns. Oft bemerken wir langsame Veränderungen nicht, oder wollen sie nicht bemerken, weil unser eigenes Leben so ganz gut und auch bequem ist. Wir reagieren nicht auf die kleinen Impulse, die wir am Anfang unserer Beziehung genau spüren konnten. Wir haben im Laufe der Zeit gemerkt, dass die Beziehung auch hält, wenn wir weniger aufmerksam, fröhlich und liebevoll sind. Wir glauben dann, dass unsere Partnerschaft sich gefestigt hat. Gefestigt hat sich aber nur unsere Vorstellung ein Paar zu sein.
Dann trifft der Partner, treffen wir auf einen Menschen, der die kleinen Impulse von uns wieder bemerkt. Wir fühlen uns verstanden und verlieben uns vielleicht. Gerade Männer brauchen die Bestätigung, dass sie ihre Frau glücklich machen. Aber wie oft sagen und meinen wir das?
Es macht keinen Sinn um einen Partner zu werben, nachdem er gegangen ist, wenn er nicht mit Tränen in den Augen auf unserer Türschwelle kampiert und sich die Schuld gibt für den Fehltritt. Dieses: Ich hab Schuld, aber du auch ist wieder die rationale Bearbeitung der Liebe. Sie ersetzt aber nicht die Schmetterlinge im Bauch und die Sternchen inn den Augen. - Bestimmt kann man in die Mediation gehen und therapeutisch als Paar Hilfe suchen. In den seltensten Fällen aber stellt sich das Wunschgefühl bei beiden wieder ein und kann der betrogene Partner ganz vergeben.
Ich denke, die Trauer um das was war ist natürlich. Die Trauer um das was hätte sein können, kann jedoch zu einer lebenslangen Gedankenspirale werden, die uns vom Leben freihält. Hotzenplotz schreibt, dass sie bereits vor der Trennung seelisch angeschlagen war und sie ein Leben lang mit wenig Selbstachtung zu kämpfen hatte. Das ist eine Sache, die sie von dem Ende ihrer Beziehung trennen muss. Beides wird einander bedingt haben, sind aber zwei Baustellen. Es ist nicht gesagt, dass ihr Mann bei ihr geblieben wäre, wenn sie fit und vor Selbstvertrauen gestrotzt hätte. Mischka hat ihre Baustellen erkannt und stellt sich den Forderungen, die das Leben jetzt an sie stellt. Das zieht jetzt zwar unendlich viel Kraft, in einer Zeit, in der sie sich bestimmt oft einfach unter die Decke verkrochen hätte, gleichzeitig aber geben ihr ihre neuen Schritte Kraft und Freiheit.
Mischkas Mann liegt nicht weinend auf der Veranda und schickt jeden Tag 50 Rosen und einen Brief, in dem er bittet zurückzukehren. Wie groß ist deshalb die Chance, dass er das Leben wie es war zurückhaben möchte? Mischka liegt nicht weinend bei ihm vor Tür und gibt seinen Avancen nach. Wahrscheinlich auch, Weill sie ihn so wie er wahr nicht zurückhaben möchte. Vielleicht begegnen sie sich in einem Jahr als neue Mischka und geläuterter NM und sie verlieben sich erneut. Mit Schmetterlingen im Bauch und Sternchen. Vielleicht trifft Mischka aber auch jemand anderen, der viel besser zu ihrem neuen Leben passt. In jedem Fall liegt das Glück in der Zukunft und nicht im Blick auf das was war und was-eventuell- hätte sein können.
Ich wünsche euch allen viel Kraft
20.02.2019 19:53 •
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